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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 22 - Jahrgang 1937
1Kor 15,22 – Der Tag der Auferstehung1Kor 15,22 – Der Tag der Auferstehung
Der Tag der Auferstehung ist der Tag des Anfanges einer neuen Schöpfung. Als der Auferstandene ist Christus der zweite Mensch, der letzte Adam, das Haupt eines neuen Geschlechtes. „Denn gleichwie in dem Adam alle sterben, also werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden.“ (1Kor 15,22) Als der Herr Jesus starb und begraben wurde, da war das Ende alles Fleisches vor Gott gekommen und abgetan. In Ihm aber als dem Auferstandenen aus den Toten nahm ein Neues seinen Anfang - ein völlig Neues, das keine Verbindung mehr mit dem Menschen im Fleische hat. So wie Adam das Haupt eines Geschlechtes war, das von ihm gezeugt wurde, so ist Christus das Haupt eines neuen Geschlechtes, das sein Leben von Ihm hat. „Wie der von Staub ist, so sind auch die, welche von Staub sind; und wie der Himmlische, so sind auch die Himmlischen.“ (1Kor 15,48) Christus ist der Anfang einer neuen Schöpfung.
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. In sechs Tagen wurden der Himmel und die Erde, das Meer und alles, was in ihnen ist, gemacht. Und Gott ruhte am siebenten Tage (2Mo 20,11). Diese Reihe von sieben Tagen - eine Woche - bildeten in sich einen Zeitabschnitt, der Gottes Schöpfungswerk und auch Gottes Ruhe umschloß. Diese Ruhe wurde aber bald unterbrochen. Adam, das Haupt der Schöpfung, fiel in Sünde und wurde damit dem Tode unterworfen und in ihm seine ganze Nachkommenschaft. (1Kor 15,22)
In einer Welt, wo Sünde und Tod herrschen, kann Gott aber nicht ruhen. Als der Mensch fiel, begann Gottes Liebe wieder zu wirken. Der Herr Jesus sagt: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und Ich wirke.“ (Joh 5,17) In gar mannigfacher Weise konnte Gottes Wirken sowohl in den Wegen Seiner Gnade als auch Seiner Gerichte gesehen werden.
Als die Verdorbenheit und Unverbesserlichkeit des Menschen völlig erwiesen war, sandte Gott Seinen Sohn. Der zweite Mensch - der letzte Adam („letzte“, weil kein anderer nach ihm kommt) kam in die Welt und verherrlichte Gott da, wo der erste Mensch Ihn verunehrt hatte. Alsdann trug Er das Gericht, dem die ganze Welt infolge der Sünde verfallen war. (Röm 3,19) Das Kreuz Christi ist deshalb das Urteil über den ersten Menschen und das Ende alles Fleisches vor Gott.
Blicken wir noch einmal auf die Schöpfungswoche zurück, so sehen wir, daß Gott am sechsten Tage Sein größtes Werk: Die Erschaffung des Menschen in Seinem Bilde und Seinem Gleichnis, vollendete. „Und Gott sah alles an, was Er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ (1Mo 1,26-31)
So wie Gott am sechsten Tage der Schöpfungswoche das Werk vollendete, so vollendete auch der Herr Jesus Sein Werk am sechsten Tage der Woche. Am sechsten Tage trank Er den Kelch und vollbrachte alles, was zur Verherrlichung Gottes und zu unserer Sühnung getan werden mußte. Als Er rief: „Es ist vollbracht!“, war das Werk getan. Er neigte das Haupt und übergab den Geist. „Ich habe Dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe Ich vollbracht, welches Du Mir gegeben hast, daß Ich es tun sollte.“ (Joh 17,4) Dort, in dem Kreuze Christi, fand der Mensch, dessen Untauglichkeit völlig erwiesen war, sein Urteil und sein Ende.
Der siebente Tag war dann die Grabesruhe des Menschen, der im Tode sein Ende gefunden hatte.
Dann kam der „achte“ Tag, der unsere Gedanken zur Ewigkeit lenkt. Mit dem „achten“ Tage, dem ersten der Woche, beginnt ein neues Werk, eine neue Schöpfung, die das Kreuz zur Grundlage hat und deren Haupt der gekreuzigte, gestorbene, auferstandene und verherrlichte Christus ist. Das Alte war vergangen. Das Grab am siebenten Tage beendete die Geschichte Adams und der mit ihm verbundenen Schöpfung. Die neue Schöpfung aber hatte in Christo, dem Auferstandenen, ihren Anfang genommen.
Nachdem der Sabbat, der kein Licht und keinen Trost in sich barg, vergangen war, brach der erste Tag einer neuen Woche an und mit ihm ging die Sonne auf (Mk 16,2). Es war der Morgen eines neuen Tages, dessen Sonne nie untergeht. Es ist bedeutungsvoll, daß gerade Markus dieses sagt, der in seinem Anfangsbericht über den Dienst des Herrn den „Abend“ erwähnt, „als die Sonne unterging“. Jetzt war die Sonne des Auferstehungstages aufgegangen und hatte Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht durch Den, Der den Tod dadurch zunichte machte, daß Er starb. Ihn vermochte der Tod nicht zu halten. Der Fürst des Lebens, der Erstgeborene aus den Toten, der Anfang der Schöpfung Gottes, der Erstgeborene vieler Brüder, verließ das Grab.
Früh am Morgen des neuen Tages offenbart der Auferstandene Sich den einzelnen, die bedrückten und verzagten Herzens waren, und sendet den betrübten Jüngern die Botschaft von der neuen himmlischen Verwandtschaft: „Ich fahre auf zu Meinem Vater und eurem Vater und zu Meinem Gott und eurem Gott.“ (Joh 20,17) Mit diesen Worten verbindet der Herr die Jünger mit Sich in Seinem himmlischen Stande, den Er als der auferstandene Mensch bei dem Vater hat. Er sagt nicht: Zu unserem Vater und unserem Gott; Er bewahrt den besonderen Platz und Abstand, der allein Ihm gehört. Und doch verbindet Er die Jünger mit dem, was Sein ist. Er hatte teilgenommen an dem, was ihr Teil war, damit sie an dem teilhaben sollten, was Sein Teil ist. Gott ist Sein Vater, und deshalb, weil Er Sein Vater ist, ist Er jetzt auch ihr Vater.
Diese köstliche Botschaft der neuen Verwandtschaft führte damals und führt auch jetzt die Jünger des Herrn zusammen. Der Herr tritt in die Mitte der versammelten Jünger mit dem Gruß des Friedens. Schon vor Seinen Leiden sagte der HErr: „Frieden lasse Ich euch, Meinen Frieden gebe Ich euch.“ (Joh 14,27) In jener Stunde vermochten sie diese Worte nicht zu erfassen. Ihr Herz war bestürzt und furchtsam. Jetzt war Friede gemacht durch das Blut Seines Kreuzes. Der Feind war völlig überwunden. Es gab keinen Feind mehr, der diesen Frieden je wieder stören konnte. Aber auch jetzt noch waren sie unverständigen und trägen Herzens, zu glauben. Doch dann schwand das Dunkel ihrer Seele. Er zeigte ihnen Seine Hände und Seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen.
Wenn unser Glaubensauge den Herrn sieht, freut sich dann nicht auch unser Herz? Die Welt kann Ihn nicht sehen. Der Herr sagt: „Die Welt sieht Mich nicht mehr; ihr aber sehet Mich.“ (Joh 14,19) Wenn wir Paulus gefragt hätten, was sein Auge sehe, würde er nicht antworten: „Wir sehen Jesum ... mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt“? (Heb 2,9) Diese Freude fanden die Jünger, als sie den Herrn in ihrer Mitte sahen. Diese Freude finden wir auch heute nur in Seiner Gegenwart. Diese Freude hat nichts mit dieser Welt zu tun. In ihr hat der Herr keinen Platz und wir auch nicht. Die Jünger hatten die Türen vor der Welt und ihren Dingen verschlossen. „Ihr aber sehet Mich“, und weiter sagt der HErr: „Weil Ich lebe, werdet auch ihr leben.“ (Joh 14,19) Dieses „Schauen“ Christi und dieses „Leben“ in Christo liegt außerhalb der Welt. Christus ist unsere Quelle. Wir sehen Christus, und wir leben durch Ihn und mit Ihm. Möchten wir mehr von diesem Schauen und Leben wissen! Dieses Schauen und Leben ist dort, wo Christus ist, zur Rechten Gottes. Ist unser Leben nicht dort, so ist unser Leben überhaupt kein wahres Leben, denn um uns herum ist nur der Tod.
Welche Gnade und welch hohes Vorrecht ist es, am ersten Tage der Woche, dem Auferstehungstage, zusammenzukommen,
Sein zu gedenken und Seinen Tod zu verkündigen und Ihn Selbst in unserer Mitte zu haben! Möchte es nie mit einem kalten Herzen geschehen, sondern mit einem Herzen der Liebe, Ihm als ein heiliges Priestertum die Opfer des Lobes darzubringen, die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen, damit es so sei, wie es im Hohenliede heißt: „Mein Geliebter komme in Seinen Garten und esse die Ihm köstliche Frucht.“ (Hld 4,16)
Alb. v. d. Kammer.