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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 20 - Jahrgang 1935
1Chr 21,27 - Wo ist das Schwert?1Chr 21,27 - Wo ist das Schwert?
„Und Jehova sprach zu dem Engel, und er steckte sein Schwert wieder in seine Scheide.“ (1Chr 21,27)
Das wunderbare Zeitalter, in welchem wir uns jetzt befinden, wird „die Verwaltung der Gnade Gottes“ genannt (Eph 3,2). Das heißt das Zeitalter, in welchem Gnade herrscht oder in welchem das Schwert des Herrn in der Scheide ruht oder schläft.
Das Schwert des Herrn ist ein Symbol des gerechten Gerichtes Gottes über die schuldbeladene Welt. Diese Welt hat sich wider ihren Schöpfer und Gott empört, sie hat die Lüge des Teufels angenommen, sie hat auch Gottes geliebten Sohn zum Tode verurteilt, und bis zum heutigen Tage liebt sie die Finsternis mehr denn das Licht, weil ihre Werke böse sind. (Joh 3,19) Die Schrift erklärt, daß jeder Mund verstopft und die ganze Welt dem Gericht Gottes verfallen sei (Röm 3,19). Nun wollen wir fragen, wie es gekommen ist, daß das Urteil Gottes über diese Welt noch nicht vollstreckt ist. Es scheint, als ob die Menschen ungeniert sündigen dürfen; sie machen sich sogar lustig über ein kommendes Gericht, sie denken, daß sie niemals von Gott zur Rechenschaft gezogen werden! „Sie setzen in den Himmel ihren Mund, und ihre Zunge wandelt auf der Erde.“ (Ps 73,9) Wie kommt das nun? Auf diese Frage antworten wir, daß das Schwert des Herrn in diesem Zeitalter in der Scheide ruht; und aus der lehrreichen Begebenheit in 1Chr 21 und 2Sam 24 lernen wir Gottes Erklärung darüber.
Das Volk Israel unter dem König David hatte schwer gesündigt. Wohl wollen wir jetzt nicht untersuchen, was die Sünde war oder wie es dazu gekommen ist. Wenigstens ist eine ernste Strafe Gottes gekommen. Eine Pest raffte im Nu siebzigtausend Mann von Israel hinweg, und schon stand der Engel Gottes über Jerusalem mit dem in der Hand gezückten Schwerte, um es zu verderben. Gott aber hat immer in Seinem Herzen Liebe für die arme, schuldige Menschheit. So sagte Er zu dem Engel: „Genug! Ziehe jetzt deine Hand ab.“ Das Schwert war noch ausgestreckt, es war noch nicht in der Scheide! Das konnte noch nicht geschehen, weil die Gerechtigkeit Gottes noch nicht befriedigt war. Könnte nun etwas getan werden, um das Schwert in die Scheide zu bringen? David ist es ja merkwürdigerweise nicht eingefallen, das Richtige zu tun. Gott Selbst also mußte den Anfang machen, und Sein Engel „sprach zu Gab, dem Propheten, daß er zu David sage, David solle hinaufgehen, um Jehova einen Altar zu errichten auf der Tenne Ornans, des Jebusiters.“ (1. Chron. 21,18) Sicher ist nun dem König David ein Licht aufgegangen, denn es steht weiter geschrieben: „Und David baute daselbst Jehova einen Altar und opferte Brandopfer und Friedensopfer; und er rief zu Jehova, und Er antwortete ihm mit Feuer vom Himmel auf dem Altar des Brandopfers.“ (1Chr 21,26) Und dann erst sprach Jehova zu dem Engel, und er steckte sein Schwert wieder in seine Scheide.
In dieser Geschichte will Gott uns nun deutlich zeigen, wie es gekommen ist, daß in diesem Zeitalter zwischen der Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten und dem Kommen des Herrn für Seine bluterkaufte Gemeinde das Schwert des Gerichtes in der Scheide ruht und die Strafe auf die sich empörende Menschheit nicht fällt.
Das Opfer Davids auf der Tenne Ornans, d. h. wirklich auf dem Berge Morija, wo Abraham seinen Sohn auf Gottes Gebot opfern wollte und wo später der König Salomo den herrlichen Tempel baute, stellte vorbildlich das wunderbare Opfer des Herrn Jesus auf dem Kreuz dar, wo Er Sich durch den ewigen Geist ohne Flecken Gott opferte (Heb 9,14), ja, wo Er einmal in der Vollendung der Zeitalter geoffenbart wurde zur Abschaffung der Sünde durch Sein Opfer und wo Er einmal geoffenbart worden ist, um vieler Sünden zu tragen (Heb 9,26-28). Damals fiel das Feuer des Gerichtes und verzehrte das Brandopfer Davids; jetzt aber in Wirklichkeit, als unser teurer Herr auf dem Kreuze schmachtete, ist das Gericht auf Ihn gefallen, das Schwert des Gerichtes ist nicht in das Herz eines gewöhnlichen Lammes gefahren, sondern es fiel auf Gottes Lamm, wie es geschrieben steht: „Schwert, erwache wider Meinen Hirten und wider den Mann, der Mein Genosse ist! spricht Jehova der Heerscharen; schlage den Hirten, und die Herde wird sich zerstreuen.“ (Sach 13,7) Ja, die gerechten Forderungen eines dreimal heiligen Gottes wurden völlig und auf ewig befriedigt; Gottes gerechter Zorn wurde für immer gestillt. Deswegen kann das Schwert des Herrn in diesem Zeitalter der Gnade, in welches unser Los gefallen ist, in der Scheide ruhen, denn jetzt herrscht die Gnade durch Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesum Christum, unseren Herrn. (Röm 5,21)
Diese wunderbare Gnadenzeit wird aber einmal ein Ende haben. Das Schwert des Herrn wird aus der Scheide gezogen werden und in Seiner Hand gezückt, denn es steht geschrieben: „Denn der Zorn Jehovas ergeht wider alle Nationen, und Sein Grimm wider all ihr Heer ... Denn trunken ist im Himmel Mein Schwert; ... Das Schwert Jehovas ist voll Blut ...“ (Jes 34,2.5.6) Man kann spotten, aber die Langmut Gottes hat einmal ein Ende, und bald sinkt die Sonne, und die Tür der Gnade wird auf ewig verschlossen.
Die ernste Lebensfrage nun ist, und zwar für jede Seele, die: Wie kann ich den besten Gebrauch von dieser Gnadenzeit machen, d. h. während das Schwert in der Scheide bleibt? Hier finden wir den Feind so fleißig, denn er hat religiöse Lügen aller Art, indem er auf diesem Gebiet die Menschen zu narkotisieren versucht, damit sie die Gnadenzeit versäumen, und also werden Millionen betrogen. Sie sind der Meinung, daß es genügt, wenn man zu irgendeiner Kirchenorganisation gehört, die biblische Geschichte ein wenig kennt und den äußeren christlichen Pflichten gewissermaßen nachgekommen ist. Ist das nicht ein großartiger Betrug? Denn ohne daß man wiedergeboren wird, kann man das Reich Gottes nicht sehen. Will man aber den richtigen Gebrauch von der Zeit machen, in welcher das Schwert in der Scheide steckt, so eilt man, so wie man ist, zu den Füßen des Herrn Jesus hin, indem man sein Vertrauen auf den Herrn Jesus und Sein vollbrachtes Werk setzt. Dann wird einem sicher Gnade zuteil, gerade wie der Apostel Petrus es verkündigte: „Diesem geben alle Propheten Zeugnis, daß jeder, der an Ihn glaubt, Vergebung der Sünden empfängt durch Seinen Namen.“ (Apg 10,43)
Also steckt das Schwert in der Scheide. Und was machen wir Gläubigen in dieser wunderbaren Zeitperiode? David rief aus, als das Schwert in die Scheide kam: „Dieses hier soll das Haus Jehovas Gottes sein, und dies der Altar zum Brandopfer für Israel.“ (1Chr 22,1) Und sofort fing er an, großartige Anstalten zu treffen, um den herrlichen Tempel zu bauen, und also steht es geschrieben: „So bereitete David Vorrat in Menge vor seinem Tode.“ (1Chr 22,5) Wir haben auch durch Gottes Gnade den richtigen Platz und die kostbare biblische Grundlage gefunden, auf der das geistliche Gotteshaus gegründet steht, gerade dort, wo das Opfer angenommen wurde und wo das Schwert auf Gottes Geheiß in die Scheide gesteckt wurde. Das ist der Fels, auf welchem der Herr Seine Gemeinde baut (Mt 16,18). „Denn einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ (1Kor 3,11) Ja, dieses geistliche Haus wird auf der Grundlage der Apostel und Propheten aufgebaut, „indem Jesus Christus Selbst Eckstein ist.“ (Eph 2,20) Die Kinder der Wegführung fanden diesen Grund wieder, als sie aus Babel nach Jerusalem heimkehrten, wenn auch unter Kehricht und Schutt; dort bauten sie in den Tagen der Drangsal das Haus wieder auf.
Ist es uns nun ein Hauptanliegen des Lebens, für dieses wunderbare Gotteshaus geistliches Baumaterial mit Fleiß zu sammeln, oder bringen wir nur ein wenig Stroh, Heu und Stoppeln lässig zusammen, damit es an dem Tage verbrannt werde? David sagte: „In meiner Mühsal habe ich für das Haus Jehovas hunderttausend Talente Gold und tausendmal tausend Talente Silber bereitet ...“ (1Chr 22,14) Wenn wir nun als kluge Gotteskinder die Zeit gut auskaufen wollen, so sammeln wir mit dem ganzen Herzen gutes Material; wir steigen auf das Gebirge, um das zu tun (Hag 1,8), denn bald geht die Zeit, in welcher das Schwert schläft, zu Ende, und die Nacht kommt, wo niemand wirken kann.
F. Btch.