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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 13 - Jahrgang 1928
Die Salbung des Herrn durch Maria
Mt 26,6-13; Mk 14,3-9; Joh 12,1-8 - Die Salbung des Herrn durch Maria (2)Mt 26,6-13; Mk 14,3-9; Joh 12,1-8 - Die Salbung des Herrn durch Maria (2)
(Fortsetzung).
Marthas Eifer, in ihrem Hause alles für der Herrn und Seine Jünger zuzubereiten, war sicher gut und recht, aber ihr Herz stand in diesem Dienst nicht recht. Es war erfüllt von Sorge und Arbeit und nicht von dem unbeschwerten Geiste des friedvollen Arbeitens für den Herrn . Sie war „besorgt um viele Dinge“, und so vermochte sie ungestüm sowohl den Herrn als auch ihre Schwester zu tadeln.
Marias Herz, erfüllt von dem Herrn , erfreute Ihn dagegen mit einer Tat der Liebe und Dankbarkeit, wie es ein Herz auf dieser Erde nur zu tun vermag, und sie erntete Sein Lob. Und warum wurde Er so durch Marias Handlung erfreut? Weil das, was sie tat, aus einem Herzen kam, welches Er ungeteilt besaß. Der geringste Dienst - und sei es ein Becher kalten Wassers, einem Jünger in Seinem Namen gegeben - ist Ihm angenehm, wenn er aus einem solchen Herzen kommt.
Ein Tag kommt, Geliebte, wo jeder Dienst, der nach unserem Urteil für den Herrn getan wurde, auf die Quelle hin, aus der er hervorging, geprüft werden wird. Christus allein muß die Quelle sein. So war es bei Maria, aber nicht bei Martha. Marias Tat zeigte, welchen Platz der Herr in ihrem Herzen hatte. Das, was der Herr unserem Herzen ist, das wird in unserem Dienste sichtbar, so wie es in dem Dienste der Martha und Maria sichtbar wurde. Maria empfing das Lob ihres Herrn : „Sie hat getan, was sie vermochte; sie hat zum voraus Meinen Leib zum Begräbnis gesalbt.“ (Mk 14,8).
Als die Jünger, unwillig über Maria, sie tadelten, tritt Er für sie ein: „Lasset sie; was machet ihr ihr Mühe? sie hat ein gutes Werk an Mir getan.“ (Mk 14,6). Keiner von den Jüngern vermochte den Dienst ihrer Liebe richtig zu beurteilen, aber Er, dem sie den Dienst tat, wußte ihn zu schätzen. Judas erblickte in ihm eine Verschwendung und ebenso auch die anderen Jünger (Mt 26,8.9). Maria aber erfreute das Herz des Herrn , und Seine Anerkennung war ihr genug.
Sind die Jünger in ihrem verkehrten Urteil nicht oft unser eigenes Bild? Wie demütigend ist dies für uns! Wenn Maria das, was sie für den Herrn hingab, für die Armen gegeben hätte, so wäre es nicht für Verschwendung gehalten worden; nun sie aber die kostbare Narde für Christus hingab, wurde es als Verschwendung getadelt. Und ist es nicht heute noch so? Die, welche ihre Habe zum Wohle der Menschheit verwenden, finden Anerkennung und Beifall, nicht aber die, welche ihre Habe oder ihre Kraft und Fähigkeiten für den Herrn und für Sein Werk hingeben. Aber das, was in den Augen der Welt Verschwendung ist, das ist kostbar für Gott. Gott hat diese Tat Marias und ebenso auch das verkehrte Urteil der Jünger in Sein Wort aufgenommen, damit wir daraus lernen möchten, das Ihm Wohlgefällige zu tun. Er sagt: „Die Armen habt ihr allezeit bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen wohltun; Mich aber habt ihr nicht allezeit.“ (Mk 14,7). Sicher ist es gut, der Armen zu gedenken, aber der Herr und das Werk Seines Namens darf nicht zurückstehen.
Ist das Werk Christi in Seiner Weite noch nicht von uns erfaßt, dann sind unsere Gedanken noch mit uns selbst beschäftigt, und dann ist es kein Wunder, wenn unsere Herzen nicht in die Gedanken Gottes über Seinen Sohn einzugehen vermögen. Zu einer solchen Hingabe an den Herrn , wie wir sie bei Maria finden, sind wir nur fähig, wenn wir in Christo zur Ruhe gekommen sind. Dann wissen wir, daß unsere Sünden für immer hinweggetan und wir selbst gerichtet, verurteilt, gekreuzigt und, mit Christo begraben, als Menschen im Fleische für immer vor Gott unser Ende gefunden haben und daß jetzt „keine Verdammnis für die ist, welche in Christo Jesu sind“. (Röm 8,1).
Es ist eine glückliche Stunde, wenn die Seele zum ersten Male es im Glauben erfaßt, daß sie mit dem auferstandenen Christus untrennbar auf immerdar verbunden ist. Die Braut im Hohenliede ruft aus: „Mein Geliebter ist mein, und ich bin Sein!“ (Hld 2,16). Dies war die Freude ihrer Seele. Ihr erster Gedanke ist: „Er ist mein.“ Sie besaß Ihn; ihr Besitz stand im Vordergrund. Manche Kinder Gottes bleiben hier stehen und geben nicht weiter. Sie sind glücklich und zufrieden mit dem, was sie an Christus haben, und schreiten nicht fort in der Erkenntnis Seiner Person. Bei der Braut im Hohenliede bemerken wir den Fortschritt. In Kap. 6,3 finden wir wieder einen Ausspruch; aber nicht mehr steht das, was sie besitzt, im Vordergrund, sondern das, was Er besitzt. Ihr erster Gedanke ist jetzt: „Ich bin meines Geliebten.“ Und an zweiter Stelle folgt: „Mein Geliebter ist mein.“ In Kap. 7,10 aber finden wir, daß sie sich ganz zurückstellt und vergißt. Wohl beginnt sie mit „ich bin meines Geliebten“, aber dann fügt sie hinzu: „und nach mir ist Sein Verlangen.“ Über diese Seine Liebe, die nach ihr verlangt, vergißt sie sich selbst. Sie kennt jetzt Sein Herz, sie weiß, „Sein Verlangen ist nach mir“.12 Wie gesegnet ist es, wenn wir wissen, was wir für das Herz des Herrn sind! Dann vergessen wir uns selbst und lernen mit Tersteegen singen: „Ich will, anstatt an mich zu denken, ins Meer der Liebe mich versenken.“
Maria war in der Erkenntnis ihres Herrn gewachsen. Wollen wir hinter unserer Schwester zurückbleiben? So gesegnet es ist, zu wissen, daß Er unser ist, noch gesegneter aber ist es, den wunderbaren Platz zu kennen, den Er uns in Seinem Herzen eingeräumt hat. Und dies sollte uns zu einer tieferen Hingabe an Ihn führen, der uns so geliebt.
So finden wir es auch in der Erfahrung der Braut im Hohenliede; sie wird in Kap. 5,9 gefragt: „Was ist dein Geliebter vor einem anderen Geliebten?“ Sie antwortet: „Mein Geliebter ist weiß und rot, ausgezeichnet vor Zehntausenden“, und dann beginnt sie zu reden, nicht etwa von den Segnungen, die sie durch Ihn empfangen hat, noch von Seiner Liebe zu ihr, sondern von Seiner Herrlichkeit und Schönheit, um schließlich auszurufen: „Alles an Ihm ist lieblich!“ Möchten doch auch wir mehr in der Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes wachsen, daß auch wir aus der Erfahrung unserer Herzen ausrufen können: „Er ist ausgezeichnet vor Zehntausenden, alles an Ihm ist lieblich!“ Welche Gnade ist uns geschenkt, daß wir in der Erkenntnis Seiner Herrlichkeit Gemeinschaft mit dem Vater haben dürfen an der Freude über den Sohn Seiner Liebe!
(Schluß folgt, s. G. w).
T. (v. d. K).
Erstellt: 20.03.2024 14:05, bearbeitet: 23.10.2024 19:42