Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 15 - Jahrgang 1930
1Mo 22,18 - „Ein bedeutsames „Darum dass ...““1Mo 22,18 - „Ein bedeutsames „Darum dass ...““
Was auch immer Jehovah dem Abraham verheißen hatte, wie auch immer Er nach und nach im Verlauf der dem 12. Kap. folgenden Kapitel von 1. Mose ihm Seine Verheißungen wiederholte, sie vertiefte und dadurch das gewaltige Wort vom Anfang: „Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein!“ (12,2) mit gottgemäßem Inhalt füllte - einerlei: die eigentliche Bestätigung jener köstlichen Verheißung erfuhr der Segensträger erst nach jener Handlung in seiner Lebensgeschichte, die ihn (und alle, die nachmals davon lasen und lesen) am tiefsten gebeugt, ja sein ganzes Sein aufgewühlt haben muß, wie nichts vorher und nachher: nach der - in Gottes Augen - tatsächlich ausgeführten Opferung - nicht Ismaels - sondern Isaaks, seines einzigen Sohnes, den er lieb hatte (22,2)!
Es wäre eine dankenswerte Aufgabe, einen Vergleich zu ziehen zwischen jener Austreibung des Sohnes nach dem Fleisch, Ismaels (Kap. 21), und der unendlich viel ernsteren, tieferen, ergreifenderen, aber auch in ihrer vorbildlichen und sonstigen Bedeutung kostbareren Opferung Isaaks (Kap. 22). Es wäre für uns sicher ein Gewinn, wenn wir uns in die Seele des Vaters versetzten, der seine beiden Söhne herzugeben bereit sein mußte, den einen, den Sohn der Magd Hagar mit derselben, den anderen, den Sohn der Sarah, ohne daß er wußte, wie Jehovah ihm Seinen Segen aufrechterhalten würde, wenn Er ihm den Isaak nähme - und er war doch mehr bereit, Ihm diesen zu geben, weil er im Glauben urteilte, daß Gott ihn ihm auch aus den Toten wieder zu erwecken vermöchte (von woher er ihn auch im Gleichnis empfing! Heb 11,17-19)!, als jenen, den er dem Fleische nach gern behalten hätte. Ich sage, es wäre dankenswert, sich näher hiermit zu beschäftigen, aber diese wenigen Bemerkungen mögen genügen, uns die Tragweite einer solchen Gegenüberstellung anzudeuten - was ich aber hier betonen möchte, ist ein anderes!
Je und dann mag Gott von uns - nicht nur unseren „Ismael“, sondern unseren „Isaak“ fordern; sind wir bereit, ihn zu geben? Wie dem auch sei, ob wir diese bildliche Sprache verstehen oder nicht, Segensmenschen werden wir nur auf dem gleichen Wege, auf dem Abraham es tatsächlich wurde! Die Verheißungen Gottes sind unbereubar, gewiß, und von Gottes Seite war kein Hindernis, um Abraham zu dem Segen zu machen, der er sein sollte für alle Nationen, ja, auch für uns, die wir als Gläubige „mit dem gläubigen Abraham gesegnet werden“ (Gal 3,9), aber diese göttliche Seite der Angelegenheit mußte ergänzt werden durch die menschliche, durch die Gott erst im Blick auf uns (gleichsam wie in Joh 11,42)! das Wort aussprechen konnte: „Denn nun weiß Ich, daß du Gott fürchtest ...“ (V. 12). Jetzt war der Glaube Abrahams erwiesen, ja - und „weil“ er dieses getan und seinen Sohn Ihm nicht vorenthalten hatte, deshalb ward ihm die Verheißung in herrlichstem Maße bestätigt (V. 13-17). Und dann folgt auch die Bestätigung jenes Wortes von dem Segen für die Nationen, und da sagt Gott jenes „Darum daß“! Wie sagt Er? „... darum daß du Meiner Stimme gehorcht hast!“ Also mit anderen Worten: Der Segen für die Nationen - obwohl längst in Gottes Ratschluß und längst dem Abraham verheißen - hing praktisch ab von Abrahams Gehorsam! Wie kostbar und auch tief bedeutsam ist das doch! Wer könnte den Ernst, aber auch die Kostbarkeit dieses „Darum daß“ übersehen!
Abrahams Gehorsam - die Quelle der Segnungen für die Nationen, bis auf uns hin! Welch ein erhabener Gedanke, Gottes würdig, der in Seiner Verheißung die Grundlage schuf, auf der ein Abraham seinem Gott so zu vertrauen lernte, daß er Ihm sein Liebstes dahingab und dafür sehen durfte, daß sein williger, unbedenklicher, schrankenloser Gehorsam von Gott nicht nur nicht übersehen wurde, sondern als erfüllte Vorbedingung für die Erfüllung der Verheißung gewertet ward! Wahrlich, unser Gott handelt stets Seiner Selbst würdig!4
Was sagt diese Sache uns, Geliebte? In voriger Lieferung schon wurde in dem Aufsatz „Verbindungen, die man vermeiden soll“ besonders am Schluß auf den Segen unbedingten Gehorsams hingewiesen. Und ich glaube das Gleiche hier tun zu sollen!
Gewiß ist keiner unter unseren gläubigen Lesern, dem es gleichgültig wäre, ob er zum Segen für andere ist (in kleinerem oder größerem Umfang) oder nicht! Ja, möchten wir aber wirklich anderen zum Segen sein? Wie werden wir es? O, die göttliche Verheißungsgrundlage ist ja auch uns gegeben, die wir durch Glauben „Abrahams Söhne“ sind (Gal 3,7[.9]), die wir Kinder Gottes sind, in Christo Jesu erwählt zum Fruchtbringen (Joh 16,16) usw. Jetzt kommt's nur noch darauf an, daß auch wir gehorsame Leute sind, Menschen, auf die das „Darum daß“ zu seiner Zeit sinngemäße Anwendung findet! Wenn Gott von uns im einzelnen praktischen Fall sagen kann: „... darum daß du Meiner Stimme gehorcht hast“, dann werden wir ganz sicher in dem betreffendem Einzelfall anderen nicht nur zum Segen sein können, sondern auch wirklich sein! Bedenken wir doch, Geschwister, von unserem Gehorsam - im Einzelfall! Isaaks Opferung war für Abraham auch ein „Einzelfall“, der gerade an jenem Tage, unter jenen Umständen, gerade nach dem Verlust Ismaels usw. geschehen mußte - von unserem Gehorsam hängt es ab, ob Menschen, denen wir vielleicht längst gern hatten zum Segen sein wollen, wirklich gesegnet werden oder nicht! Wir können ihnen geradezu zum Unsegen werden, wenn wir unserem Gott in irgendeinem Einzelfall nicht glauben und darum nicht rückhaltlos gehorchen! Wirklich! es ist ebenso kostbar wie ernst, daß von unserem „Darum daß“ soviel positiv oder negativ, im guten oder im schlimmen Sinne, abhängen kann! Es würde keinem von uns schaden, wenn wir jetzt unser Gewissen und unser geistliches Leben durchforschten und uns, vielmehr den Herrn , fragen, ob da ein Punkt ist, wo Er Gehorsam von uns erwartet hat, und wir hätten ihn noch nicht erfüllt. Wenn der Heilige Geist uns jetzt an irgendetwas erinnert - laßt uns, durch Seine genügende Gnade, die für uns da ist, eilen, den von Ihm erwarteten Gehorsam zu üben, nicht nur, weil es stets unser Bestreben sein sollte, unserem Gott Freude zu bereiten durch einen schnellen, kindlichen Gehorsam (vgl. das bereitwillige „Hier bin ich“ Abrahams in 1. Mose 22)!, sondern auch (im Zusammenhang unseres Textwortes) um solcher willen, die nur „darum daß“ wir auf des Herrn Stimme hören, gesegnet, vielleicht gar gerettet werden! Wieviel Unsegen geht von Gläubigen aus, die z. B. bezüglich einfacher, klarer Schriftworte zu sagen wagen: „Ach, das ist nicht so wichtig!“ (vgl. Jahrb. 7, S. 160), oder von solchen, die es nicht genau nehmen mit den Dingen des Alltags, mit den „kleinen Füchsen, die den Weinberg verderben!“ (Hld 2,15) Pauli Wort aus Apg 24,16: „Darum übe ich mich auch, allezeit zu haben ein Gewissen ohne Anstoß vor Gott und den Menschen“ kann und sollte uns hierin und in allen möglichen Dingen ein Leitstern sein, um uns im Gehorsam zu üben. Das wird nicht ohne Segen für uns und durch uns für andere sein!
Möchte darum auch über uns gewissermaßen gesagt werden können: „euer Gehorsam ist zur Kenntnis aller gelangt“ (Röm 16,19), oder möchte gleichsam ein treuer „Titus“ an „unser aller Gehorsam gedenken“ (2Kor 7,15), und möchten wir im „Gehorsam gegen die Wahrheit“ nach 1Pet 1,22 wandeln usw. - dann werden wir sicher „glückselige Leute“ sein wie die, welche beständig vor Salomo standen (1Kön 10,8, was die Königin von Scheba sagt)!, und wir werden auch gesegnete Leute sein, „darum daß“ wir auf des Herrn Stimme hören, nicht um sie als „vergeßliche Hörer“ nicht zu beachten, sondern um sie zu tun (Jak 1,22). Denn unser Gott hat an nichts mehr Gefallen als am Gehorsam. (1Sam 15,22)
Der Herr gebe uns durch Seinen Geist Licht und Weisheit, zu erkennen, „was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist“ (Röm 12,2), „darum daß“ wir ihn tun möchten zu Seiner Ehre, zu unserem Gewinn und zum Segen für andere!
F. K.
4 In vollkommener Weise sehen wir den Segen des Gehorsams bei unserem geliebten Herrn Selbst. „Er ward gehorsam ...“; „Er lernte Gehorsam ...“ (Phil 2,8; Heb 5,8), und Sein Gehorsam ist die Grundlage für unsere „Stellung“, wie uns das unvergleichliche Wort Röm 5,19 sagt. Gepriesen sei Er!
(Der Verf. F. K).↩︎