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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 14 - Jahrgang 1929
Zehn Gesichtspunkte über die Apostelgeschichte
Zehn Gesichtspunkte über die Apostelgeschichte (5)Zehn Gesichtspunkte über die Apostelgeschichte (5)
Wir kommen nun zur Betrachtung von Punkt B 3! Ich nannte denselben: „Geschichte der Kraft des Namens Jesu (vgl. z. B. 3,16; 4,10 usw).“ Dieser Punkt ist so recht, und vielleicht mehr als andere, ein innerer Gesichtspunkt; er liegt nicht für jedermann klar auf der Hand und ist doch von allergrößter Wichtigkeit und Kostbarkeit. Es ist mein herzlichster Wunsch, daß er den teuren Lesern ähnlich groß werden möchte, wie er mir ist.
Bei der Untersuchung über diesen Punkt wird es uns klar werden, was die Bedeutung des Begriffs „Name“ in der Schrift ist. Ich habe schon bei anderen Gelegenheiten öfter darauf hingewiesen, daß die Namen in der Bibel nicht allein wie heutzutage zur einfachen Unterscheidung der verschiedenen Menschen usw. gebraucht werden, sondern daß in ihnen sehr oft Charaktereigenschaften oder Wesensmerkmale der Träger jener Namen zum Vorschein kommen, ja, daß häufig die Namen nur gleichsam als Symbole (Sinnbilder) des betreffenden Wesens und Charakters verwendet werden. Daher wird oft dem Namen eine Bedeutung und ein Wert zugeschrieben, den der ursprüngliche Träger an sich nicht besaß, nur daß etwas aus seinem Leben Beziehung hatte zu dem Namen und dessen übertragener Bedeutung (man vgl. hierzu die Entstehung, Bedeutung und Anwendung des Namens „Israel“ = „Gotteskämpfer“, also des neuen Namens, den Jakob, der „Fersenhalter“, nach seiner Bethel-Stunde [1. Mose 35] erhielt. Ferner denke ich hier unter anderem auch an Gal 4,21-31). In jedem Falle haben die biblischen Namen nahe Beziehungen zu den Personen, die sie tragen. Es ist nicht so, daß „Name nur Schall und Rauch“ ist, sondern der Bibelleser kann sich bei den Namen etwas vorstellen (zum Vergleich so, wie wenn bei uns einer, der „Schneider“ heißt, auch Schneider sein müßte, wobei natürlich nicht zu übersehen ist, daß ursprünglich auch unsere Namen zum Teil von der Tätigkeit ihrer Träger herstammen! Aber das ist alles verflüchtigt)!. Der fromme Jude etwa oder die Mutter, die Hebamme oder wer sonst, der seinem Kinde oder den Kindern des betreffenden Stammes diesen oder jenen Namen gab, tat es mit bestimmter Betonung, vorausgesetzt, daß überhaupt nicht auf besondere Ereignisse bei der Geburt Bezug genommen wurde. Man vgl. für diese und andere Fälle etwa die Namengebungen der Lea und Rahel (1. Mose 29 u. 30; u. 35,16-19; vgl. 38,28-30) und des Joseph (1. Mose 41,50-52), ferner aus der ungeheuren Fülle von Material noch Lk 1,13.59-63; 1Sam 1,20; 2. Mose 2,10!! 1. Mose 16,11(.13.14)!.15; 17,19(; 21,3) usw.
Und geradeso war es bei unserem geliebten Herrn ! Er wurde auch in dieser Sache „Seinen Brüdern gleich“ (Heb 2,17). Und wie Gott in tausend anderen Fällen darüber gewacht hat, daß die Träger der göttlichen Verheißungen sowie Seine späteren Boten oder auch Seine späteren Feinde24 usw. den richtigen Namen bekommen möchten, der ihr Wesen kennzeichnet, so hat Er in ganz besonderer Weise dafür gesorgt, daß Sein wahrer Knecht (gegenüber Israel! vgl. Jes 49,3; 42,1 usw). den richtigen schon in A. T. in Verheißungen und Vorbildern geoffenbarten Namen tragen möchten, den Namen, „der über alle Namen ist“: „Jesus Christus, der Immanuel Gottes“, der „Gott mit uns.“ (Mt 1,18-25; Lk 1,30ff). Dieser kostbare Name ist es, in dem allein das Heil, die Rettung zu finden ist! Es ist der einzige Name, der unter dem Himmel ist, der genügt, um ein gefallenes Adamsgeschlecht zu Gott zurückzubringen (Vgl. Apg 4,12). Wohlgemerkt: der einzige Name! So, wie während eines Krieges die Herzen der Menschen hängen an bestimmten Namen, weil durch die Träger dieser Namen der Sieg erhofft wird - und wie man weniger an die Personen selber denkt als an die Namen, in denen jene personifiziert sind -, so ist in der Person des Herrn Jesus alles, aber auch alles eingeschlossen, was zu unserer ewigen Rettung, zum Sieg über alle Mächte der Finsternis, zur Erreichung der himmlischen Ziele nötig ist. Der Name steht für die Person, die ihn trägt, und die Person selber verbürgt die Bedeutung, ja, die Kraft des Namens!
Und diese Doppeltatsache kommt gerade in der Apostelgeschichte in dem Gebrauch des Wortes und Begriffes „Name“ ganz besonders zur Geltung, ähnlich wie in den Evangelien, z. B. in Mt 18,20 oder Joh. (8,25!)!; 14,13.14.26 usw. Der Name steht für die Bedeutung, den Wert, die Macht, die Kraft, die Autorität, den Willen und Befehl der Person selber. „Auf Grund des Glaubens an Seinen Namen hat Sein Name diesen, den ihr kennet und sehet, stark gemacht ...“ (Apg 3,16) Was für ein Wort! Was für eine Namensbedeutung und Namenskraft! Wahrlich, weit, unendlich weit geht diese Kraft der Bedeutung des Namens hinaus über alles das, was uns von alttestamentlichen Namen gesagt ist! Aber es ist ja auch ein einzigartiger Name, nicht der Name eines Angehörigen der Nachkommenschaft des ersten Menschen, sondern der Name des zweiten Menschen, der im Gegensatz zu dem „von der Erde“ „vom Himmel“ ist (1. Kor. 15,47)!. Er ist „der anders Geartete“, wie es wörtlich in Apg 8,34 für „von einem anderen“ heißt. Welch kostbarer Name, dieser Name Jesus! Welche Kraft und Bedeutung liegt in ihm!
Nach dieser umfänglichen Einleitung wird es, denke ich, keine Schwierigkeit machen, zu sehen, was ich mit diesem inneren Punkt B 3 meine: „Geschichte der Kraft des
Namens Jesu“. Wir haben, kurz gesagt, in der Apostelgeschichte in den, soweit ich weiß, 34 Stellen, in denen der Ausdruck „Sein Name“ oder „Name des Herrn Jesus Christus“ oder nur „Name“ u. a. in bezug auf Ihn vorkommt, gleichsam eine vollständige Darstellung dessen vor uns, was Sein Name in den Einzelheiten der Geschichte der Gläubigen und der Gemeinde bedeutet und bewirkt bezw. wirken möchte.
Eines jeden Geschichte z. B. beginnt mit der Rettung. Diese Rettung wird bewirkt wodurch? Durch Seinen Namen! (4,12), denn „wer den Namen des Herrn anruft, soll errettet werden!“ (2,21); und Sündenvergebung oder Sündenabwaschung gibt es durch Anrufung Seines Namens (10,43; 22,16)! Und unser Glaube - ist der Glaube an Seinen Namen (s. oben 3,16).
Zum Gläubiggewordensein gehört nach der Schrift, insonderheit der Apostelgeschichte, die Taufe! Was für eine? Die in oder auf Seinen Namen hin - nicht als Formel zu gebrauchen25, sondern es bedeutet „in der Autorität oder auf Grund der Autorität Seines Namens“. (Vgl. 2,38; 8,16; 10,48; 19,5).
Ist man errettet, so geht der Weg oft in große Leiden hinein! Davon ist sehr viel in der Apostelgeschichte berichtet, daß die Gläubigen Leiden aller Art um Seines Namens willen zu erdulden haben, z. B. 4,(7).17.18; 5,28.40.41; 9,14.16.21; 26,9. Auch in den Tod kann es gehen für Seinen Namen! (21,13 vgl. 15,26). Aber vorher darf man als Gläubiger damit rechnen, im Dienst des Herrn um Seines Namens willen gebraucht zu werden; oft ist davon die Rede, z. B (4,17;). 8,12; 9,15.27.28; 15,14 („Ein Volk für Seinen Namen!“ Wie kostbar, dazu zu gehören)!, ferner V. 26!
Dabei kann es auch zu Zeichen und Wundern in Seinem Namen kommen wie in 3,6.16; 4,7.10.30; 16,18.
Und über alles Seine Ehre! (19,17) Ich habe in Vorstehendem in großen Zügen die Geschichte der Gläubigen in den Einzelheiten zusammengesetzt, wie sie in der Apostelgeschichte mit Seinem Namen in Verbindung stehen. Es zeigt sich aber in der Apostelgeschichte auch, daß eine gewisse geschichtliche Steigerung der Äußerungen vorhanden ist, was die Verknüpfung der Dinge mit Seinem Namen anbelangt: Erst in der zweiten Hälfte des Buches ist von Herrlichkeit in Verbindung mit dem Namen die Rede: „der Name des Herrn Jesus wurde erhoben“ (19,17); erst in der zweiten Hälfte finden wir Heilung von Besessenheit und Geisteraustreibung in dem Namen Jesu (16,18; 19,13); erst in der zweiten Hälfte hören wir vom Sterben (der Bereitwilligkeit dazu) in dem Namen (15,26; 21,13). Auch darin, daß in der zweiten Hälfte (Paulus) der Ausdruck viel seltener vorkommt als in der ersten, zumal in deren Anfang, zeigt eine gewisse geschichtliche Steigerung, nicht der Vielheit nach, aber (vielleicht darf man sagen) der Kraft nach.
Einerlei - die Geschichte des einzelnen Gläubigen wie der Gemeinde in ihren einzelnen Umständen und Ereignissen ist in der Apostelgeschichte (vielleicht in einem gewissen geschichtlichen Aufbau) Punkt für Punkt mit dem Namen des Herrn in Verbindung gebracht:
Rettung, und zwar 1. allgemein; 2. von Sünden; 3. vom Teufel; 4. der Nationen. Ferner:
Glaube, Taufe, Leiden aller Art, Dienst, Wunder, Sterben, Herrlichkeit - alles dieses ist hin und her mit Seinem Namen verbunden, und in ihrem eigenen Leben weisen somit die Gläubigen den Wert, die Kraft und Bedeutung des Namens Jesu Christi gleichsam geschichtlich nach. Von den Anfängen dieses Lebens (der Rettung) bis zum Ziel ist es Sein Name, das ist aber die Person dessen, der ihn trägt, der uns begleitet, stärkt, erhält, durchbringt, segnet, braucht und erfreut. Wie mannigfaltig wird z. B. der Dienst durch Seinen Namen beleuchtet: am Evangelium (8,12); vor Königen (9,15); freimütiges Sprechen (9,27.28); Sammlung eines Volks für Seinen Namen (15,14); Lehre (5,28)! Und so gäbe es noch manche Einzelheit zu beachten, woraus wir sehen könnten, was der Name des Herrn vermag. Aber es sei genug! Andere mögen weiterforschen!
Zum Schluß möchte ich, damit keine der Stellen, wo der Begriff „Name“ (des Herrn ) vorkommt, übersehen werde, diese alle der Kapitelfolge nach hier noch einmal im Zusammenhang aufzählen. Hoffentlich habe ich keine Stelle vergessen! Ich habe, wie oben schon gesagt, 34 gezählt. Hier die Stellen der Reihe nach:
2,21; 2,38; 3,6; 3,16 (zweimal); 4,7; 4,10; 4,12; 4,17; 4,18; 4,30; 5,28; 5,40; 5,41; 8,12; 8,16; 9,14; 9,15; 9,16; 9,21; 9,27; 9,28 (also sechsmal allein in dem Kapitel, das Paulus' Bekehrung enthält)!; 10,43; 10,48; 15,14; 15,17; 15,26; 16,18; 19,5; 19,13; 19,17; 21,13; 22,16; 26,9. Nachdem Paulus auf den Weg nach Rom gekommen ist, wird das Wort „Sein Name“ nicht mehr genannt. Wohl ist ganz am Schluß (28,31) von den „Dingen, welche den Herrn Jesus Christus betreffen“, gesprochen, aber nicht von „Seinem Namen“, wenngleich der Name selber vorkommt (28,23); aber sonst, - die gewissermaßen „intime“, das heißt nur in Verbindung mit den Seinen am rechten Platz befindliche Bezeichnung „Sein Name“ kommt da nicht vor, wo Paulus in der Hauptsache mit Heiden zu tun hat! Hier ist dafür in bemerkenswerten Stellen öfter die Rede von „Gott“ (z. B. 27,23-25.35 [28,15!]; 28,23.28.31)! Auch wird zum Schluß noch vom Heiligen Geist gesprochen (28,25). Doch kann ich hierauf nicht mehr eingehen.
Möchte der Herr Weisheit und Licht schenken, damit uns allen die Beschäftigung mit diesem kostbaren Gegenstand: „der Name des Herrn Jesus Christus“ in der Apostelgeschichte wichtiger werde, auf daß wir auch durch solche Beschäftigung „wachsen und zunehmen in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Ihm sei die Herrlichkeit, sowohl jetzt als auch auf den Tag der Ewigkeit! Amen.“ (2. Petr. 3,18)
F. K.
(Forts. folgt, s. G. w).
24 Vgl. hierfür Hiel in 1Kön 16,34 (Jos 6,26). „Hiel“ heißt: „Wer ist Gott?“ - gleichsam: „Wer hat mir etwas zu sagen?!“
(F. K).↩︎
25 Vgl. Br. v. d. K.s kleinen Artikel in Jahrbuch 13, Seite 30!
(F. K).↩︎