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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 7 -Jahrgang 1920
1Pet 4,7 - „Seid nüchtern zum Gebet“1Pet 4,7 - „Seid nüchtern zum Gebet“
Wir leben in ernster Zeit. Jedes Kind Gottes spürt die Macht der Finsternis, sieht, wie Satan die Welt regiert, fühlt, daß das Ende aller Dinge nahe gekommen ist, und dringender als je mahnt der Heilige Geist: „Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet!“ Und wie viel sind der Dinge, die uns heute zum Gebet mahnen! Haben wir nicht oftmals mit einem Amen im Herzen gesungen:
Ja, ich glaub‘, Gott hört Gebet;
Ja, ich weiß, Gott hört Gebet;
Ganz gewiß, Gott hört Gebet;
Ehre sei dem Herrn!
Ermuntert uns eine solche Gewißheit der Erhörung nicht zum Verharren im Gebet und zum Wachen in demselben mit Danksagung? (Kol 4,2).
Es ist ein göttlicher Grundsatz, der durch die ganze Schrift geht und der unsere Herzen tief bewegen sollte, daß Gott in allem, was Er tun will, Sein Volk mit Sich verbindet. Er offenbart Sich den Seinigen, und durch Seinen Geist leitet Er sie so, daß sie in Übereinstimmung mit Seinem Herzen und Willen sind, so daß sie bitten um das, was nach Seinem Rate ist und was Er Sich vorgesetzt hat zu tun. Die Ausführung Seines Willens dann ist für sie zugleich auch die Erhörung ihrer Gebete.
Laßt uns einige Beispiele hierfür in der Schrift betrachten!
Zunächst ein Beispiel aus dem Leben Abrahams (1. Mose 18): Ehe Gott etwas betreffs Sodoms tut, sagt Er: „Sollte Ich vor Abraham verbergen, was Ich tun will?“ Die Folge ist, daß eine der rührendsten Bitten, die je über Menschenlippen geflossen, über Abrahams Lippen kam. Wie wunderbar, Gott enthüllt Abraham Seine Absichten, damit Abraham für die gottlose Stadt im Blick auf die Rettung der Gerechten bitten mag. Dies ist das erste Gebet von einiger Länge, welches Gott in Seinem Worte hat aufzeichnen lassen. Und ist es nicht beachtenswert, daß dies erste Gebet ein Gebet ist um die Errettung und das Heil verlorener Menschen?
Ein anderes Beispiel: Wegen seiner Sünde will Gott das Volk in Seine Zucht nehmen. Aber nicht eher hält Er den Regen zurück, als bis Sein Knecht Elias darum gebeten hat. „Elias war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir; und er betete ernstlich, daß es nicht regnen möge, und es regnete nicht auf Erden drei Jahre und sechs Monate.“ Und als Gott Regen geben wollte, tat
Er es wiederum nicht ohne das Gebet Seines Knechtes: „Und wiederum betete er, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor.“ (Jak 5,17.18; 1Kön 18). Als Antwort Gottes auf Elias Gebet regnete es.
Diese Beispiele sind aus der Vergangenheit; laßt uns sehen, ob derselbe Grundsatz auch für die Zukunft gilt. Gott hat uns gesagt, daß ein Tag kommt, da der verachtete, zertretene Same Jakobs soll gesammelt und in das Land zurückgeführt werden. Auch dieses soll geschehen als eine Gebetsantwort. Wir lesen Jes 62,6.7: „Auf deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter bestellt; den ganzen Tag und die ganze Nacht werden sie keinen Augenblick schweigen. Ihr, die ihr Jehova erinnert, gönnt euch keine Ruhe und laßt Ihm keine Ruhe, bis Er Jerusalem befestigt und bis Er es zum Ruhme macht auf Erden!“ - Wie köstlich! Auch hier sehen wir wieder, daß Gott Seine Treuen so mit Sich in Seinen Plänen verbindet, daß die Ausführung Seiner Vorsätze zugleich auch die Antwort auf ihre Gebete ist. Es ist Seine Freude, Sein Volk im Gebet zu sehen, und Er ermutigt uns darin, um Seine Vorsätze auszuführen.
Und finden wir dieses alles auch heute auf uns angewandt? Was ist Sein Wille heute? Allgemein gesagt: Er will Menschen durch die Botschaft des Heils in Christo erretten von der Sünde, von der Macht Satans und vom kommenden Zorn (Wir wollen hier nicht weiter Seine Vorsätze über die, welche gerettet sind, berühren). 1Tim 2,1ff. werden wir ermahnt, „für alle Menschen“ zu beten. Warum? Weil „es gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott ist, welcher will, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“. Gott will jedem Menschen jetzt nicht als „Richter“, sondern als „Heiland-Gott“ begegnen. Deshalb verbindet Er durch Seinen Geist Seine Kinder mit Sich und Seinen Plänen und leitet sie zu beten für alle Menschen.
Lieber Leser, hast du dieses gesegnete Vorrecht verstanden? Du sollst in Gemeinschaft mit dem seligen Gott sein in der Rettung verlorener Seelen. Seit 1900 Jahren (ich spreche nur von dem gegenwärtigen Zeitalter) ist Gott damit beschäftigt. Wieviel bist du damit beschäftigt? Wie weit beschäftigt dich dies jeden Tag, den du lebst? Denkst du, Gott wird das doch vollführen und Menschen retten, ob du darum betest oder nicht? Vielleicht denkt jemand: Gott hat Seine Auserwählten, ich kann ihrer Zahl nicht einen hinzufügen; Er wird sie alle erretten; meine Gebete können darin keinen Unterschied machen. Wir vermögen nicht zu sagen, welchen Unterschied dein Gebet machen kann, wir können nur sagen, daß es Gottes Freude ist, daß „vor allen Dingen Flehen, Gebete ... getan werden für alle Menschen“ (1Tim 2,1) und daß niemand diese Seine Stimme mißachten kann, ohne großen Verlust für sich selbst zu haben, und es kann - wer weiß? - auch Verlust für andere sein. Eines aber wissen wir (schon aus Tatsachen und Erfahrungen), daß Gott Seelen rettet als Antwort auf das Gebet.
Und nicht nur sollen wir beten, daß Menschen errettet werden, sondern Gott will auch, daß sie „zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“, um abgesondert von der Welt und verbunden mit den Heiligen ihre Zugehörigkeit zu Seiner Gemeinde zu verwirklichen.
Und noch eine andere Seite. Wir leben heute in der Zeit der Erwartung der Wiederkunft des Herrn. Dies ist das nächste große Ereignis, das wir erwarten. Ein Ereignis von größter Tragweite sowohl für den Gläubigen als auch für die Welt. Ist das bedeutungslos für unser Gebetsleben? Kann unser Gebet nichts darin bewirken? Wenn Gott auf Daniels Gebet für Jerusalem antwortete und wenn als Gottes Antwort (auf das Gebet der Wächter) Jerusalem zum „Ruhme auf Erden“ gemacht werden wird, warum soll unser Gebet nicht das Kommen des Herrn beschleunigen? Wie lauten die letzten Worte der Schrift? Höre! „Der Geist und die Braut sagen: Komm! Und wer es hört, spreche: Komm!“ (Off 22,17). Dies ist das letzte Gebet in der Bibel. Das erste war für die Errettung der Menschen; das letzte ist: „Amen; komm, Herr Jesus.“ (Off 22,20, siehe auch Dan 9 u. 10).
In allen Zeitaltern, durch die ganze Schrift hindurch finden wir, daß, die dem Herrn angehörten, in dem sehnlichen Verlangen ihrer Herzen und dem Wirken ihres Lebens immer in Übereinstimmung mit den Plänen und Absichten Gottes gefunden wurden, und so in der Ausführung Seiner Vorsätze die Erhörung ihrer Gebete und Wünsche empfingen. Ob wir die Vergangenheit, die Gegenwart oder die Zukunft anschauen, es ist kein Unterschied. So war es, so ist es, und so wird es sein. Muß uns dies nicht tief berühren? Die Pläne Gottes in diesem Zeitalter, in dem wir leben, befassen sich mit der Errettung von Menschen zum Bau Seiner Gemeinde und der Wiederkunft des Herrn zu ihrer Entrückung; und dafür haben wir zu beten.
Rufen wir das „Komm“ dem Herrn zu? Seit 1900 Jahren sagt der Geist: „Komm“, und die Braut in Übereinstimmung mit dem Geiste ruft: „Komm“! Lieber Leser, hörst du den Ruf des Geistes? Auch du sollst darin einstimmen! (Off 22,17). Ist dein Herz in dieser Bitte eingeschlossen? Weißt du, daß der Herr dieser Bitte entsprechen und kommen wird? Willst du abseits stehen und nicht von Herzen mitgerufen haben: „Komm, Herr Jesus!“?
Kam Er, als Er daß erste Mal herniederkam, nicht in Antwort auf das Gebet? Lies den Anfang des Lukas-Evangeliums. Eine betende Schar steht draußen vor dem Tempel, und der Engel Gabriel wird gesandt, die Geburt des Vorläufers zu verkünden. Ein Simeon, eine alte Hanna erwarten Ihn mit Sehnsucht, und ihr Verlangen wird erfüllt. Und wie war es Pfingsten? Der Herr hatte gesagt: „Ich werde den Vater bitten, und Er wird euch einen anderen Sachwalter geben“ (Joh 14,16), und die Gläubigen „verharrten einmütig im Gebet“ (Apg 1), und als Antwort auf ihr Gebet empfingen sie den Heiligen Geist.
Doch noch eins, ehe wir schließen. Ob wir beten um die Errettung Verlorener oder um das Wachstum der Gläubigen in der Erkenntnis des Geheimnisses, der Gemeinde, oder um das Kommen des Herrn, wir können nicht in Wahrheit darum beten, wenn wir selbst nicht treu und in dem rechten Zustande sind. Wenn wir wie Abraham um die Rettung anderer bitten wollen, so muß Gott auch von uns sagen können: „Ich habe ihn erkannt, daß er seinen Kindern befehle und seinem Hause nach ihm, daß sie den Weg Jehovas bewahren“ (1. Mose 18,19). Beten wir für die Zurückführung Seines Volkes zu den Anfangsgedanken des Herrn über Seine Gemeinde, und wir wollen, wie Elias, Antwort auf unser Gebet haben, so müssen wir auch gleich Elias abgesondert von den Dingen der Ungerechtigkeit vor dem Herrn stehen. Und wenn wir wie Daniel eingeführt werden möchten in die Gedanken des Herrn und in Seine Pläne und Ratschlüsse, so müssen wir rein sein wie Daniel von den Befleckungen Babels. „Das inbrünstige Gebet eines Gerechten vermag viel“ (Jak 5,16). Zu allen Zeiten hat Gott solche gehabt, die für Seine Rechte und die Ausführung Seiner Pläne betend eintraten. Wenn das Verderben überhand nahm, so daß Gott in Gericht eingreifen mußte, sei es in den Tagen Noahs, Lots, sei es mit Israel oder mit der Gemeinde, immer hatte Er einzelne, die sich heraus- und zurückführen ließen zu den Ursprungsgedanken Gottes. „Ihr, was ihr von Anfang gehört habt, bleibe in euch“ (1Joh 2,24). Gehörst du dazu, lieber Leser? Hast du dich zurückführen lassen zur Apostellehre, zu dem, was wir von Anfang an gehört haben?
Möchte auch heute, in den Schlußtagen Seiner Gemeinde, sich die Zahl solcher vermehren, die in Herz und Wandel so gelöst sind von der Welt und den religiösen Satzungen und Einrichtungen der Menschen, daß sie kämpfend eintreten können für die Heiligen Gottes und für die Wahrheit, und die da wartend rufen: „Komm, Herr Jesus“ und zugleich: „Wen da dürstet, der komme; und wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst!“
(E). - v. d. K.