Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 20 - Jahrgang 1935
1Sam 17,58 - Sauls Frage1Sam 17,58 - Sauls Frage
„Wessen Sohn bist du, Jüngling?“ (1Sam 17,58).
Ist es nicht auffallend, daß der Heilige Geist ein scheinbar bedeutungsloses Gespräch zwischen dem König Saul und seinem Heerobersten Abner in der Heiligen Schrift aufbewahrt hat? Das Gespräch kommt uns so kleinlich und farblos vor, und manche haben sich daran gestoßen, daß Saul überhaupt Abner fragte, wessen Sohn der Jüngling sei, da David schon früher in dem Hause Sauls gewesen war und dieser ihn somit kennen mußte; hatte er doch sogar zu Isai, dem Vater Davids, mit der Bitte gesandt: „Laß doch David vor mir stehen, denn er hat Gnade gefunden in meinen Augen.“ (1Sam 16,22) Und nun fragte er, wessen Sohn er sei! Gar mancher findet viel an der Schrift auszusetzen, weil er von der inneren, geistlichen Bedeutung derselben keine Ahnung und kein Verständnis hat. Wir wollen auch heute nicht untersuchen, ob die Frage unvernünftig klingt oder nicht, noch wollen wir den Versuch machen, die angebliche Unstimmigkeit auszugleichen, sondern wollen sehen, ob der Heilige Geist auf etwas Besonderes unsere Herzen lenken will - ob Er uns mit dieser Frage sogar noch nach 3000 Jahren etwas zu sagen hat.
Wenn wir nun diese Frage Sauls mit der Frage des Herrn vergleichen, die Er den Pharisäern vorlegte: „Was dünkt euch von dem Christus? Wessen Sohn ist Er?“ (Mt 22,42), so geht uns schon ein Licht auf, und wir verstehen, daß der Heilige Geist die Augen unseres Herzens nicht auf David lenken noch uns mit der unaufrichtigen Frage, wessen Sohn David sei, beschäftigen will, sondern daß Er uns auf den hinweisen will, dessen treffliches Vorbild David war! Es ist in der Tat die Frage aller Fragen, sogar die Ewigkeitsfrage, die einen jeden persönlich angeht und wovon unser Seelenheil abhängt.
Als Saul dem Abner die Frage stellte, sah Abner einen schlichten Hirtenknaben, mit einem Stab und einer Schleuder in der Hand und einer Hirtentasche an seine Schulter gehängt, furchtlos dem Riesen der Philister entgegentreten. Abner wußte nur wenig von Hirtenknaben, denn er war ein FeldHerr und pflegte Umgang mit mächtigen Kriegern in glänzender Waffenrüstung zu haben - wie sollte er wissen, wessen Sohn ein solcher Jüngling sei. So antwortete er vielleicht geringschätzend: „So wahr deine Seele lebt, o König, ich weiß es nicht!“ Wir können uns kaum zurückhalten, dem stämmigen Abner zuzurufen: „Du weißt es nicht, Abner, und doch geht der Jüngling dem Riesen entgegen, um Israel zu befreien. Deine Unwissenheit ist unglaublich, ja, verderblich.“ Wundern wir uns, daß Jahre später, als Abner sein Leben verlor, David klagte: „Mußte, wie ein Tor stirbt, Abner sterben?“ (2Sam 3,33) Nein, er mußte nicht so sterben, trotzdem starb er so, denn er wußte nicht, wessen Sohn der war, der dem Riesen den Kopf zermalmte (1Mo 3,15). Und leider schien er auch gleichgültig darüber zu sein, ihm ging kein Licht auf, denn ein Mann des Glaubens war er nicht; er merkte nicht und nahm unter dem schlichten Hirtenrock des David nicht den gesalbten Gotteskönig Israels wahr. Wohl kam Abner so weit, zu erfahren, daß David der Sohn Isais sei, doch dort blieb die Sache stehen; er forschte nicht weiter, also blieb er in der Finsternis.
Wir sind überzeugt, daß dieses scheinbar bedeutungslose Gespräch zwischen Saul und Abner gerade deshalb von dem Heiligen Geist eingegeben ist, weil es die größte Bedeutung hat. Der Heilige Geist fragt heute nach jeden: „Was dünkt euch von dem Christus, ‚Wessen Sohn ist Er?‘ “ Eine erweckte Seele kann wohl mit Saulus von Tarsus weiter fragen: „Wer bist Du, HErr?“ und wird die Antwort erhalten: „Ich bin Jesus.“ (Apg 9,5)
Die Pharisäer, denen der Herr diese Frage vorlegte, wußten, daß der Christus Davids Sohn sei, weiter aber sind sie nicht gekommen, gerade wie Saul und Abner, obwohl der Herr tiefer in die Sache einging, um ihre Herzen zu erwecken. Sie fanden keine Antwort weiter, sie wußten nicht, wessen Sohn Er sei. Sie waren zu stolz, zu selbstgerecht, zu hochgestellt, den Herrn um Klarheit zu bitten. Das Resultat war das gleiche wie bei Saul und Abner, sie verwarfen und bekämpften Ihn und verurteilten Ihn sogar zum Tode. Viele von diesen Pharisäern kamen vielleicht um, als Jerusalem von den Römern eingenommen wurde, und das Dunkel der Finsternis ist ihr ewiges Teil. Sie erkannten nicht den Tag der Heimsuchung. Hinter dem Vorhang des Fleisches nahmen sie die Herrlichkeit eines Eingeborenen vom Vater nicht wahr (Joh 1,14). Wie herrlich ist es, wenn eine Seele durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes mit Johannes, dem Täufer, bezeugen kann: „Und ich habe gesehen und habe bezeugt, daß dieser der Sohn Gottes ist.“ (Joh 1,34)
Diese Frage wird beständig in der Schrift auf verschiedene Art und Weise gestellt, z. B.: „Und was der Name seines Sohnes, wenn du es weißt?“ (Spr 30,4) Gott will immer wieder die Aufmerksamkeit aller Menschen auf Seinen geliebten Sohn lenken, von dem alles abhängt. Sogar von der Herrlichkeit herab ruft Er, auf Seinen Sohn hinweisend: „Dieser ist Mein geliebter Sohn, an welchem Ich Wohlgefallen gefunden habe!“ (Mt 3,17; 2Pet 1,17.18) Doch die Welt, vom Teufel betrogen, kennt Ihn nicht (Joh 1,10). Auf die alte Frage: „Wessen Sohn ist dieser Jüngling?“ antwortet sie heute noch wie Abner damals: „Ich weiß es nicht.“ Darum kommt die Welt der Aufforderung des Geistes, den Sohn zu küssen, nicht nach. (Psalm 2,12). Sie macht Gott zum Lügner, weil sie an das Zeugnis nicht glaubt, welches Gott über Seinen Sohn gezeugt hat. (1Joh 5,10)
Saul und Abner gingen zugrunde; und so gehen alle verloren, die nicht wissen wollen, wer und wessen Sohn Er ist. Die Ihn aber kennen, vertrauen sich Ihm völlig an. (Joh 17,3)
F. Btch.
Erstellt: 20.05.2024 19:54, bearbeitet: 28.10.2024 14:33
Quelle: www.clv.de