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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 17 - Jahrgang 1932
Verbunden mit dem Herrn und getrennt von der WeltVerbunden mit dem Herrn und getrennt von der Welt
Unsere Stellungnahme in jeder Sache muß immer bestimmt sein durch die des Herrn . - Was Er anerkennt, muß uns erfreuen und verbinden - was Er verurteilt, von dem muß ein treuer Jünger des Herrn geschieden sein. Um das zu können, ist es nötig, den Herrn zu kennen und sich dessen bewußt zu sein, was Ihm und Seinem Willen entspricht. So wie wir jemand nur durch den nahen Umgang kennenlernen, so lernen wir auch den Herrn und das, was Seinem Wohlgefallen und Willen gemäß ist, nur in dem nahen Umgang mit Ihm und Seinem Worte kennen.
Keiner der Jünger war mit dem Herrn während Seines Erdenwandels so vertraut wie
Johannes.
Er bezeichnet sich in den letzten Kapiteln seines Evangeliums als den Jünger, den Jesus liebte. Dieser Jünger, der die Liebe, mit der er vom Herrn geliebt wurde, kannte und der in inniger Vertraut- und Verbundenheit an Jesu Brust ruhte, dieser Jünger war es, dem der Verräter offenbar gemacht wurde (Joh 13,23ff).. Und dieser Jünger wiederum war es, der im Dunkel des Morgengrauens den Herrn zuerst erkannte. (Joh 21,7)
Wie wichtig ist es gerade in unseren dunklen Tagen, beides, den Herrn und auch den Mann, der Ihn aufgibt, zu erkennen! In der Vertraut- und Verbundenheit mit dem Herrn und Seinem Wort leuchtet uns das Licht, die rechte Stellung in jeder Sache und zu jeder Zeit einzunehmen. Laßt uns darüber nachdenken, daß es der Jünger war, der an Jesu Brust im Genuß Seiner Liebe lag, der den Verräter und auch den Herrn erkannte! Und dieser Jünger war es dann auch, der in der dunkelsten Stunde der Verwerfung des Herrn treu an Seiner Seite unter dem Kreuze stand und der noch am Ende seiner Laufbahn als ein Mitgenosse in der Drangsal und dem Königtum und dem Ausharren Jesu die Verbannung nach der Insel Patmos um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu willen erduldete. (Off 1)
Dieser Platz an Jesu Brust steht jedem offen. Jeder von uns kann in solcher Verbundenheit mit dem Herrn stehen und so die Gnade finden, den uns umgebenden Einflüssen des laodicäischen Geistes der Selbstzufriedenheit, Weltförmigkeit und der Umgarnung böser Lehren zu entfliehen.
Wie groß ist gerade in unseren Tagen die Gefahr, daß Kinder Gottes durch
Verbindungen mit der Welt oder mit bösen Lehren sich den Segen des Herrn rauben lassen. Die Gleichgültigkeit solchen Verbindungen gegenüber, die man zuweilen bei Kindern Gottes findet, ist geradezu erschreckend. Die Scheidung, die Gott zwischen Licht und Finsternis, zwischen Christus und Belial, zwischen Gläubigen und Ungläubigen gesetzt hat, wird kaum noch von ihnen beachtet; und wieviel Unglück und Schmerz und Leid und Verlust an Segnungen ist schon dadurch über Kinder Gottes gekommen!
Man beklagt die Schäden - man erörtert, redet und zankt über die Mißerfolge, Nöte, Schwierigkeiten, aber man denkt kaum daran, daß die wirkliche Ursache, der Ausgangspunkt all des Elendes, das Aufgeben der Scheidung ist, die Gott zwischen Licht und Finsternis, zwischen Seinem Volk und Pharaos Volk gesetzt hat. Ja, so verstrickt können Kinder Gottes in falschen Lehren oder auch mit der Welt werden, daß ihnen eine Verbindung damit durchaus erlaubt erscheint - als ob eine Verbindung des Reiches Gottes und des Reiches Satans - des Lichtes und der Finsternis - des Gläubigen und des Ungläubigen möglich wäre. Jede unerlaubte Verbindung bringt Befleckung und schließt Segenseinbuße in sich.
In Johannes sehen wir das gesegnete Leben eines Jüngers, der verbunden mit dem Herrn „in dem Lichte wandelt“ (1Joh 1,7) und der seine Tür für jeden schließt, der nicht „die Lehre des Christus“ bringt (2Joh 9.10), der aber um seines treuen Zeugnisses willen von der Welt verbannt (Off 1,9) und von sich-selbst-suchenden Gläubigen nicht angenommen wird (3Joh 9), dem aber von seiten des Herrn um so größere Offenbarungen und Enthüllungen Seiner Herrlichkeit zuteil werden.
Eine weitere Illustration des Gesagten bietet uns das Leben des frommen Königs
Josaphat.
(1Kön 22; 2Chr 17-20) Auch hier treten uns die herrlichen Segnungen des Wandelns mit Gott und ebenso der Unsegen der Verbindungen mit der Welt in einer besonders deutlichen Weise vor Augen. Alles, was er nach Gottes Wort und Willen vornahm, war von Glück und Segen begleitet und diente zur Verherrlichung Gottes - was er aber in Verbindung mit der Welt (mit Ahab und Ahasja) unternahm, war von Unglück und Unsegen begleitet. Was uns die Welt auch an Gewinn und Annehmlichkeit in Aussicht stellen mag - Enttäuschung und Schaden wird das Ende sein!
Wenn wir auch nicht auf die ganze Geschichte seines Lebens eingehen können und wir auch die Segnungen des innigen Verbundenseins mit dem Herrn in dem bisher Gesagten schon betrachtet haben, so kann es doch nur heilsam für uns sein, wenn wir uns die Lebenserfahrungen zunutze machen, die Josaphat in seinen
Verbindungen mit der Welt machte. Gott hat uns auch diese zur Belehrung in Seinem Worte niederschreiben lassen, und wir wollen besonders einen Blick auf diese werfen.
Im ersten Buche der Könige finden wir am Schluß (Kap. 22,41-51) einen ganz kurzen Bericht seiner Regierung. Aber so kurz er auch ist, so kennzeichnend ist er.
Im 43. Verse wird uns gesagt, daß „er tat, was recht war in den Augen Jehovas“. Und die in der Schrift ausgezeichneten Berichte seiner Glaubenstaten dienen uns heute noch zur Ermunterung und Nachahmung. Dann aber folgt (V. 44) ein ernstes „Nur“, und dieses „Nur“ umfaßt zweierlei: 1. „Das Volk opferte und räucherte noch auf den Höhen.“ 2. „Und Josaphat hatte Frieden mit dem Könige von Israel.“ (V. 45) Das scheint an sich nichts Unrechtes zu sein, aber die weiteren Berichte dieses Friedensverhältnisses mit dem gottlosen, Jehova hassenden Ahab lassen uns dieses schmerzliche „Nur“ verstehen. Dieser Friede beruhte auf
Mangel an Treue seinem Gott gegenüber.
Im Anfang seiner Regierung stärkte er sich wider Israel (2Chr 17,1.2). Er erkannte die Gefahren, die ihm von einem Volke drohten, dessen König ein Ahab war, der „sich verkauft hatte, um zu tun, was böse ist in den Augen Jehovas.“
(1Kön 21,25) Und deshalb legte er in treuer Wachsamkeit Kriegsvolk in die festen Städte. Er, der „sein Herz darauf gerichtet hatte, Gott zu suchen“ (2Chr 19,3), wußte, daß er dem Manne, der sich hingegeben hatte, dem Baal - das ist dem Teufel - zu dienen, niemals ungewappnet gegenüberstehen dürfe. Wissen wir das? Haben wir die ganze Waffenrüstung Gottes angelegt? (Eph 6)
Welche Veranlassung hatte nun Josaphat, mit diesem Jehova hassenden Manne in ein Friedensverhältnis zu treten? Hatte nicht Jehova Seinen Schrecken auf alle Königreiche der Länder fallen lassen, die rings um Juda waren? (2Chr 17,10) War Jehovas Hand nicht stark genug, ihm auch bei einem Angriff Ahabs den Sieg zu geben? Josaphat war gewappnet gegen den Angriff Ahabs, aber nicht gegen seine List. Wohl sagte uns das Wort: „Wenn möglich, soviel an euch ist, lebet mit allen Menschen in Frieden“ (Röm 12,18); das heißt aber nicht, auf Kosten der Treue gegen den Herrn .
Das eingegangene Friedensverhältnis mit dem götzendienerischen Ahab ließ Josaphat immer weiter nach Ahabs Seite hinüberschwenken, so daß es selbst zu einer Verschwägerung, einer freundschaftlichen und verwandtschaftlichen Verbindung mit Ahab kam. Damit ist nicht gesagt, daß Josaphat mit seinem warmen Herzen für den Herrn sich etwa an dem götzendienerischen Treiben Ahabs beteiligt hätte. Es liegt viel näher, daß er Ahab sein Bedauern über seinen Abfall von dem Gott Israels ausdrückte; die Tatsache aber bleibt bestehen, „er verschwägerte sich mit Ahab“.
Ehe Gott uns dieses Geschehnis berichtet, sagt uns Sein Wort: „Und Josaphat hatte Reichtum und Ehre in Fülle!“ Es fehlte ihm nichts. Alles hatte Gottes Gnade ihm in Fülle dargereicht. Auf diese Feststellung folgt alsdann: „Und er verschwägerte sich mit Ahab.“ Wie schmerzlich, auf all den Segen das leichtfertige Eingehen einer gottwidrigen Verbindung - der Vermählung seines Sohnes Joram mit einer Isebels-Tochter (2Kön 8,18) - mit der Athalja, die später allen königlichen Samen vom Hause Juda umbrachte, um selbst den Thron in Besitz zu nehmen!
Welche traurigen Folgen gingen aus dieser Verbindung hervor! O daß alle Väter und Mütter die Warnung verstehen möchten, die Gott uns hier in der Geschichte Josaphats gibt! Wieviel Kummer, Elend und Schmerz in manchen Familien der Kinder Gottes sind auf solche unerlaubten Verbindungen zurückzuführen! Keine weitere Beschränkung legt die Schrift Kindern Gottes in bezug auf die Verheiratung auf als nur die eine, daß es „im Herrn “ geschehe.
Und was wurde aus Joram, dem Sohne Josaphats, an der Seite einer Tochter Ahabs und Isebels? Es währte nicht lange, da wandelte er in den gleichen Wegen Ahabs (2Kön 8,18). Diese Verbindung des Hauses Josaphats mit dem Hause Ahabs bestätigt uns wieder das Wort, daß wir ernten, was wir säen. Sein Sohn wurde ein Abtrünniger, und das Weib, welches er seinem Sohne gab, tötete, wie schon gesagt, den königlichen Samen vom Hause Juda (2Chr 22,10). Haben wir das Gleiche nicht oft erlebt, wie durch solche unerlaubten Verbindungen jedes göttliche Leben und Wirken bis in die späteren Generationen erstickt - getötet wurden!
Jahre gingen dahin. Dann, lesen wir, zog Josaphat „zu Ahab hinab“. Findet bei den Kindern Gottes keine Rückkehr zum Herrn statt, dann geht der Weg weiter „hinab“.
Der ersten ungöttlichen Verbindung folgen andere. Als er hinabzog, ahnte er nicht, wohin ihn dieser Weg führen würde. Gar manche Kinder Gottes glauben, überall hingehen zu können und doch zu bleiben, was sie sind. Man kann mit einem weißen Kleide wohl in eine Kohlengrube hinabsteigen, aber nicht unbefleckt wieder herauskommen! Wie mag Ahab sich gefreut haben, als er den frommen Josaphat zu sich hinabkommen sah! Josaphat wird nun der gefeierte Mann in Samaria. Ein großes Festessen wird ihm zu Ehren veranstaltet. Klein- und Rindvieh wird in Menge geschlachtet. Hinter dieser Ehrung aber stand im Herzen Ahabs das Ziel, Josaphat weiter und enger mit sich zu verbinden. Mit dieser Ehrung umgarnte er ihn. Konnte Josaphat ihm nach einer solchen Festfeier gleich einen Wunsch abschlagen? Die Schrift berichtet: „Und er verleitete ihn, wider Ramoth-Gilead hinaufzuziehen.“ (2Chr 18,2) Die Stunde der Ehre, der Freude und des Jubels war für den Gottlosen die geeignete Zeit, den Gläubigen durch Überredung für seine Pläne einzufangen.
Josaphat geht in das ihm gestellte Netz und spricht zu Ahab: „Ich (will sein) wie du!“ O wie tief ging er hinab. Ist es nicht zum Weinen, wenn ein Gläubiger, der sich durch das Wort Gottes leiten lassen sollte, von dem Worte der Gottlosen geleitet, den Weg mit der Welt geht? Berauscht von den ihm zuteil gewordenen Ehrungen, stellt er sich mit dem gottlosen Ahab auf die gleiche Stufe, macht sich ihm gleich mit den Worten: „Ich (will sein) wie du!“ Er sagt nicht: „Ahab, du bist wie ich.“ O nein, er hatte Ahab nicht zu seinem Glaubensstande hinaufgezogen; er ging zu Ahabs Stand hinab. Manche Gläubigen meinen, in den Sumpf der Ungläubigen hinabsteigen zu können, um sie aus demselben herausheben zu können. Zu spät lernen sie, daß sie solchen eine helfende Hand nur dann reichen können, wenn ihre Füße auf dem Felsen stehen bleiben, aber nicht, wenn sie selbst in den Sumpf hineingegangen sind. In dieser Ungehorsams-Stellung Gott gegenüber mußte Josaphat das schreckliche Wort aussprechen: „Ich (will sein) wie du.“
Vielleicht fragst du: „Wie war es möglich, daß Josaphat in eine solche Verbindung mit Ahab eintreten konnte?“ Nun, Ahab war klug genug, ihn nicht zur Teilnahme an einer sündigen, schlechten Sache aufzufordern; Josaphat würde sicher ein solches Ansinnen zurückgewiesen haben. Ramoth-Gilead aber, die alte von Mose errichtete Zufluchtsstadt für Totschläger, aus der Hand der Syrer zurückzuerobern, das war eine gute Sache, und mit dieser konnte er auf Josaphats Herz Eindruck machen. Diese Taktik übt der Feind heute noch aus, um Kinder Gottes mit den Ungläubigen und ihren Werken zu vereinigen. Er kommt nicht mit schlechten Dingen zu ihnen, sondern mit guten; aber nicht, damit sie diese dem Herrn , sondern mit und unter der Führung der Welt tun sollen. Und Welt bleibt Welt! Das Wort Jehus an Josaphat: „Hast du dem Gesetzlosen zu helfen und liebst du, die Jehova hassen?“, gilt uns heute noch.
Die
Entschuldigungen und Rechtfertigungen, die man für weltliche Verbindungen heute oft hört, hätte Josaphat auch vorbringen können; er hätte z. B. sagen können: „Ramoth-Gilead den Syrern entreißen, kann ich doch ohne Ahab nicht tun“, oder „es handelt sich um eine gute, edle Sache“, oder „ich kann dieses oder jenes mit gutem Gewissen tun40“. Oder man beruft sich auf die edlen und guten Beweggründe. So und ähnlich lauten die Entschuldigungsgründe. Wenn Gott sie aber nicht anerkennt, welchen Wert haben sie? Für Menschen sind sie gewichtig und ausreichend, Gott aber zürnte Josaphat dieserhalb. Tausende waren sicher entzückt, daß Josaphat mit Ahab Ramoth-Gilead zurückerkämpfen wollte, Gott aber ließ Josaphat sagen, daß der traurige Ausgang ihres vereinten Unternehmens die Folge seiner Verbindung mit Ahab sei. Was nützen alle Ausreden und Entschutdigungsgründe, wenn Gott sie abtut und mit den Worten straft: „Hast du dem Gesetzlosen zu helfen und liebst du, die Jehova hassen? Um deswillen ist der Zorn über dir von seiten Jehovas.“ (2Chr 19,2) Sind diese Worte mißzuverstehen? Können wir über die uns von Gott gestellten Grenzlinien hinweggehen und uns mit Ungläubigen verbinden? Wir sind angewiesen, unseren Stand als Kinder des Lichtes einzunehmen und nicht Mitgenossen der Söhne des Ungehorsams zu sein noch mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis Gemeinschaft zu haben. (Eph 5,7-11)
Wenn diese Ermahnung mehr beachtet würde, welche gesegneten Wirkungen
würden in der Gemeinde sichtbar werden, und wieviel Schmerz und Leid
würde den Gläubigen erspart bleiben, wenn sie sich von den „Gefäßen zur
Unehre“ hinwegreinigten! Gottes Wort weist uns einen sicheren Weg! Wenn
Gott sagt: „Seid nicht in einem ungleichen Joche mit Ungläubigen“ (
Durch diese Verbindung mit Ahab in der vermeinten guten Sache, Ramoth-Gilead zurückzugewinnen, gerät Josaphat immer mehr unter den Einfluß Ahabs und unter seine Führung. An seiner Seite macht er, der Gläubige, das dämonische Treiben der Baalspropheten mit (Kap. 18). Was mag bei diesem teuflischen Lügenspuk Josaphats Seele empfunden haben? Sein Gewissen redet; aber an der Seite des Mannes, dem er gesagt hat: „Ich will sein wie du“, wird alles erstickt. Nichts weiter kommt über seine Lippen als die bescheidene Frage: „Ist hier kein Prophet Jehovas mehr, daß wir durch ihn fragen?“ Ahab erwidert: „Ich hasse ihn.“ So fest ist Josaphat in der Umschnürung des Gottlosen, daß auch diese Antwort ihn noch nicht zur Besinnung bringt. Ja, noch mehr! Als Micha die Worte Jehovas redet, steht Josaphat dabei und sieht, wie der Prophet Gottes um seines Zeugnisses willen geschlagen und dann ins Gefängnis (bei Brot und Wasser) der Drangsal geworfen wird - und er findet kein Wort für Micha - er schweigt! Ach, daß er jetzt an die Seite des Propheten getreten wäre! Aber er findet nicht den Mut. Immer mehr unterstellt er sich jetzt der Führung des Gottlosen. Ahab erklärt ihm: „Ich will mich verstellen und in den Streit ziehen, du aber lege deine Kleider an.“ Und Josaphat folgt! Nun erlebt er sein leichtfertiges Wort: „Ich will sein wie du“ schrecklich an sich selbst: Er, der Gerechte, wird für den gottlosen Ahab gehalten und ist in der größten Gefahr, sein Leben zu verlieren. Von Stufe zu Stufe geht es abwärts, und dies kennzeichnet den Weg der Verbindung mit dem Bösen. O daß wir sie fliehen möchten! Die Anfänge solcher Verbindung sind oft so harmlos, so klein, aber sie fressen um sich wie der Krebs (2Tim 2,17). Nur ein wenig „achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen“ (1Tim 4,1), nur ein wenig die Ohren hinhalten nach den „ungöttlichen, eitlen Geschwätzen“ (2Tim 2,16), statt sie zu „vermeiden“, und gar bald wird man darin „verwickelt“ und „überwältigt“ sein. (2Pet 2,20)
Josaphat hätte sein Leben durch diese Verbindung mit Ahab eingebüßt, wenn Gott Sich seiner nicht erbarmt und die Feinde von ihm abgelenkt hätte. In dieser schrecklichen Lage, umringt von den Obersten der Syrer, mußte er an sich erleben, was das bedeutete, Ahabs Platz einzunehmen - zu sein wie Ahab. In seiner höchsten Not schrie er zu Jehova, und
Gott hört den Schrei des geängstigten Herzens, und welche Gnade! - Er hilft ihm und lenkt die Feinde von ihm ab. „Wenn wir untreu sind - Er bleibt treu, denn Er kann Sich Selbst nicht verleugnen.“ (2Tim 2,13) Der Herr kann nichts von dem, was Er ist, aufgeben. In Seiner Gerechtigkeit muß Er uns die Folgen unserer Untreue und unseres Verleugnens erfahren lassen. Und so mußte auch Josaphat die Folgen seines Weges und des Zornes Gottes schmecken, zugleich aber erfährt er auch die errettende Kraft und Gnade seines Gottes, der ihn nicht im Irrtum darüber ließ, daß wegen seiner Verbindung mit Ahab alles Unheil über ihn gekommen sei. (2Chr 19,2)
Das köstliche Wort Hiobs (Kap. 12,16): „Bei Ihm ist Kraft und vollkommenes Wissen; Sein ist der Irrende und der Irreführende“, findet in dieser Geschichte eine herrliche Bestätigung. Den irrenden Josaphat befreit Gott - wenn auch auf schmerzlichem Wege, aus dem Netz des Gottlosen, und bringt ihn zu Sich zurück. Ja, „der Herr weiß die Gottseligen aus der Versuchung zu retten, die Ungerechten aber aufzubewahren auf den Tag des Gerichts“ (2Pet 2,9). Dieser Tag des Gerichtes brach auch für den irreführenden Ahab an. Um das Wort Michas, daß er nicht zurückkommen werde, hinfällig zu machen, verstellte er sich und zog nicht als König in den Kampf. So gut er sich auch verstellt haben mochte, er mußte erfahren, daß Gott ihn auch trotz seiner Verstellung zu finden und den Todespfeil aufs genaueste zwischen Fuge und Harnisch zu lenken vermochte. Auf dem Wege des Verderbens erreichte ihn sein schreckliches Ende, und so wie Gott geredet hatte, leckten die Hunde sein Blut.
Nun beginnt ein neuer Abschnitt im Leben Josaphats.
So groß auch seine Fehltritte waren, Gott fand noch Gutes an ihm, weil er die Ascheroth aus dem Lande hinweggeschafft und sein Herz darauf gerichtet hatte, Gott zu suchen (2Chr 19,3). Nachdem Josaphat selbst zurückgekehrt war, brachte er auch das Volk zurück, „zurück zu Jehova, dem Gott ihrer Väter“ (V. 4). Von jetzt an folgte ein Leben des Sieges in der Kraft des Herrn , so herrlich und so ermutigend für uns, daß es uns schwer wird, darauf hier nicht mehr eingehen zu können. Wie schon gesagt, möchten wir in diesem Aufsatz uns zunächst die bitteren Erfahrungen
Josaphats in seinen Verbindungen mit der Welt als eine Warnung zunutze machen. Wir bitten aber den Leser, diese köstlichen Berichte seines Glaubens-, Sieges- und Dankeslebens in 2Chr 19 und 20 mit Aufmerksamkeit zu lesen; es wird jedem reichen inneren Gewinn bringen.
Gern hätten wir hier unseren Artikel beendet, aber das Wort berichtet, daß nach all den herrlichen Glaubenserfahrungen in den genannten Kapiteln Josaphat noch einmal in den alten Fehltritt der Verbindung mit der Welt zurückfiel. Satan kennt die schwachen Seiten der Gläubigen, und Josaphat ist nicht der erste und auch nicht der letzte, dem der Feind in derselben Sache eine zweite Niederlage bereitete. Selbst ein Abraham gab in Gerar zum zweiten Male sein Weib Sarah als seine Schwester aus, und das zeigt uns, wie sehr wir über unsere Herzen Wache zu halten haben, um „nicht vom Satan übervorteilt zu werden“. (2Kor 2,11)
Nach dem Tode Ahabs kam dessen Sohn Ahasja auf den Thron, ein Mann, gottlos wie sein Vater. Freundschaftlich tritt er an Josaphat heran: „Laß meine Knechte mit deinen Knechten auf den Schiffen fahren.“ Es scheint, als ob Josaphat bei diesem Ansinnen die traurigen Erlebnisse seiner Verbindung mit Ahab vor Augen traten, denn wir lesen weiter: „Aber Josaphat wollte nicht.“ (1Kön 22,50) Der Gedanke aber, die Knechte Ahasjas an dieser Handelsexpedition teilnehmen zu lassen, ließ ihn nicht los. O wie gefährlich ist es, wenn das Herz anfängt, mit dem Gedanken einer Verbindung zu spielen! Wie leicht werden die Bedenken dann überwunden! Meinst du, daß der Feind ihm nicht einflüsterte, daß die Dinge jetzt ganz anders lägen als damals bei Ramoth-Gilead; dort sei es eine religiöse Sache gewesen, hier aber handle es sich um eine rein geschäftliche Sache, Gold zu holen?! - Kurz, Josaphats Bedenken wurden überwunden, und das Übereinkommen mit dem gesetzlosen Ahasja kam zustande.
Es scheint fast, daß Josaphat in dieser Verbindung sich eine gewisse Selbständigkeit, gewissermaßen die Führung, vorbehielt, denn wir lesen: „Josaphat baute Tarsis-Schiffe ... Damals sprach Ahasja ...: Laß meine Knechte mit deinen
Knechten auf den Schiffen fahren.“ (1Kön 22,49.50) Vielleicht wollte er die Mahnungen seines Gewissens damit beruhigen, daß er der Bauherr der Schiffe und es nur eine mit Ahasja gemeinsame See-Expedition zum Erwerb des Goldes sei. 2Chr 20,36 aber wird gesagt: „... und sie bauten Schiffe.“ Gott können wir nichts vormachen. Ahasja war daran beteiligt. Worin diese Beteiligung auch immer bestanden haben mag, für Gott war sie eine Verbindung Josaphats mit dem ungläubigen Ahasja.
Gott kommt dem irrenden Josaphat wieder durch
Seine strafende Hand zur Hilfe.
Er zerschellt die Schiffe und bewahrt und errettet ihn damit aus dieser Handelsverbindung mit Ahasja. Wind und Wellen sind in Seiner Hand, und noch im Hafen von Ezjon-Geber, ehe die Schiffe ausfuhren, zerschlug Er sie. Und so wie Gott ihm einst sagen ließ, daß das ihn getroffene Unheil die Folge seiner Verbindung mit Ahab sei, so ließ ihm Gott auch jetzt sagen, daß die Zertrümmerung der Schiffe von Seiner Hand geschehen sei wegen seiner Verbindung mit Ahasja: „Weil du dich mit Ahasja verbunden hast, hat Jehova dein Werk zerstört.“ (2Chr 20,37)
Schiffe zu bauen und Gold zu holen war kein Unrecht; beides hätte Josaphat tun und Gottes segnende Hand darin haben können. Das Unrecht lag nur in der Verbindung mit dem gesetzlosen Ahasja. O wie manches Handelsgeschäft mag von Seiner strafenden Hand, durch von Ihm bestellte Stürme, zerschlagen sein, um Sein Kind aus ungöttlichen Verbindungen zu lösen! Ach, daß Josaphat, als Ahasja mit seinem Wunsch an ihn herantrat, ein entschiedenes Nein gehabt hätte! Wissen wir aber nicht aus eigener Erfahrung, wie schwer es auch uns oft fällt, das kleine entscheidende „Nein“ auszusprechen, besonders wenn es lieben und uns nahestehenden Menschen gegenüber ausgesprochen werden soll? Und doch ist es oft das Wort, welches gesagt werden muß, wenn es sich um Verbindung mit Ungläubigen oder um Gemeinschaft mit Lehren handelt, durch welche grundlegende Wahrheiten angefochten oder aufgegeben werden. Dann bedingt die Treue zum Herrn Absonderung und ein entschiedenes und klares Nein, um nicht teil an bösen Werken zu nehmen. (2Joh 11)
So wahr die Schrift unsere Absonderung von der Welt, Irrlehren und ihren Trägern fordert, ebenso wahr fordert sie uns auf, solche zu empfangen, die gesund im Glauben sind. Wie wir Schuld auf uns laden, solche nicht aufzunehmen, sehen wir aus dem Worte in 3Joh 8ff.: „Wir sind schuldig, solche aufzunehmen ...“ So unrecht, wie das eine ist, so unrecht ist auch das andere. Selbst die Schwachen im Glauben, sagt die Schrift, sollen wir aufnehmen. (Röm 14,1)
In diesen dunklen Tagen der Verwirrung und des Abfalles mögen manche sein, die in bezug auf die Person des Herrn , die Grundlagen der Erlösung usw. gesund im Glauben, die aber in Erkenntnisfragen mit uns nicht gleicher Meinung sind - sollen wir sie deshalb nicht aufnehmen? Auch hierin sind wir nicht auf uns selbst angewiesen. Die Schrift gibt uns auch in dieser Frage klare Anweisung. So wie sie uns sagt, daß wir uns von den „Gefäßen der Unehre“ wegreinigen sollen, ebenso deutlich sagt sie uns, daß wir nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden streben sollen - „mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen“. (2Tim 2,19-22)
Dieses „mit denen“ überläßt es nicht unserer Entscheidung, es tun zu wollen oder nicht. Wir sind ungehorsam und tun Unrecht, wenn wir dem nicht nachkommen und solche, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen, verweigern. In bezug auf diese entscheidet nicht das Maß der Erkenntnis oder des Lichtes, sondern die Frage: „Wie steht das Herz zum Herrn ?“ Das „reine Herz“ hängt auch nicht von dem Lichte und der Erkenntnis ab, sondern von der Treue zum Herrn . Wenn das Maß der Erkenntnis das Maß des reinen Herzens wäre, so hätten diejenigen, welche die größte Erkenntnis haben, auch das reinste Herz. Das Maß der Erkenntnis mag in Fragen der „Ungerechtigkeit“ (V. 19) Verschiedenheit bedingen, aber nicht in der Frage der Reinheit des Herzens.
Der Herr schenke uns allen Gnade, in so naher Verbundenheit mit Ihm zu leben, daß wir sowohl in dem Getrenntsein vom Bösen als auch in dem Verbundensein mit den Seinigen allezeit das Ihm Wohlgefällige tun!
A. v. d. K.
40 Paulus konnte vor dem Synedrium sagen, daß er mit allem guten Gewissen vor Gott gewandelt habe bis auf diesen Tag, und mit diesem guten Gewissen und Eifer für Gott verfolgte er die Gläubigen bis zum Tode. Was kann ein Mensch nicht alles mit einem vermeinten „guten Gewissen“ vollbringen! Das Gewissen ist kein sicherer Führer, wenn es nicht durch das göttliche Licht erleuchtet ist, ebensowenig wie unser Auge uns sicher leiten kann, wenn es ohne Licht ist.↩︎