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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 15 - Jahrgang 1930
1Sa 16,14-18 - „Wessen Sohn ist dieser Jüngling“
1Sam 16,14-18 - Wessen Sohn ist dieser Jüngling? (1)1Sam 16,14-18 - Wessen Sohn ist dieser Jüngling? (1)
Saul kannte David von zwei Seiten, aber es gab noch eine andere Seite, und von dieser kannte er David nicht. Von zwei Seiten kennen heute sehr viele Christus, (das große Gegenbild von David), aber die andere Seite, die wichtigste für jeden Menschen, kennen viele nicht. Du fragst: „Von welchen Seiten kannte Saul den David?“ Saul kannte David als einen, der ihm durch sein Harfenspiel, wenn er in mißmutiger Stimmung war, Erleichterung brachte; und weiter kannte er ihn als seinen Helfer, der ihm seine Waffen trug. Niemals aber hatte er ihn erkannt als seinen alleinigen Retter und Heiland. Wir wollen hierauf ein wenig näher eingehen und uns die prüfende Frage vorlegen: „In welchen dieser drei Eigenschaften kennen wir Christus?“
Am Schluß von 1Sam 16 finden wir Saul unter dem Druck seines Gewissens in Unruhe und Angst. Seine Knechte treten an ihn heran und sprechen: „Siehe doch, ein böser Geist von Gott ängstigt dich. Es befehle doch unser Herr deinen Knechten, die vor dir sind, daß sie einen Mann suchen, der des Lautenspieles kundig ist; ... es wird dir wohl werden.“ Saul nimmt den Rat an, und David wird geholt, um den Dienst zu übernehmen. „David kam zu Saul und stand vor ihm; und er liebte ihn sehr, und er wurde sein Waffenträger ... Und es geschah, wenn der Geist von Gott über Saul kam, so nahm David die Laute und spielte mit seiner Hand; und Saul fand Erleichterung, und es wurde ihm wohl, und der böse Geist wich von ihm.“ (1Sam 16,14-23) Dieser böse Geist kam von dem Herrn über Saul, d. h. der Herr gab ihn, zur Strafe für seinen Ungehorsam und trotzigen Eigenwillen, der Macht und Gewalt dieses Geistes preis, daß er ihn ängstigen sollte.
Und so, wie die Knechte ihm geraten, durch die Klänge der Musik seine Angst zu verscheuchen, so geschah es. Das herrliche Harfenspiel der geistlichen Lieder des gottbegnadeten Sängers brachte ihm Erleichterung; es wurde ihm danach wohl, und der böse Geist wich von ihm. Um dieser Erleichterung willen, die ihm durch David zuteil wurde, liebte er ihn sehr und erwies ihm seine Gunst, indem er ihn zu seinem Helfer und Waffenträger erhob.
Du fragst vielleicht: „Wie ist dieses auf uns anzuwenden?“ Nun, ist dies nicht das getreue Bild der heutigen Christenheit? Frage einmal den ernst blickenden Mann, wenn er zum sogenannten „Gottesdienst“ geht: „Freund, wohin gehst du heute morgen?“ „Ich gehe zum Gottesdienst. Ich kann dir sagen, eine bessere Musik und einen schöneren Gesang gibt es in der ganzen Stadt nicht. Nach den Mühen und Sorgen der Woche und all dem Gewirre der Zeit gibt es keine schönere Beruhigung und Erquickung, als diese geistliche Musik zu hören. Es wird einem danach so leicht - die bösen Gedanken weichen - man fühlt sich innerlich so wohl, und alle Unruhe im Gemüte schwindet. Diese gottgeweihten Lieder mit der herrlichen Musik sind wirklich köstlich. Ich liebe sie sehr!“ „Nun, lieber Freund, das ist sicher alles wahr. Aber wie steht es um die Errettung deiner Seele?“ „Hierauf kann ich dir nur sagen, daß ich mein Bestes, was nur in meiner Kraft steht, tue, um selig zu werden; und wo das nicht ausreichen sollte, da vertraue ich, daß Christus als mein „Helfer“ mir zur Seite stehen und mich nicht verlassen wird.“
Jemand möchte sagen: „Kann denn ein Mensch noch mehr verlangen, als zu den heiligen Gottesdiensten, ihrer Musik und Gesängen, zu gehen und Erleichterung darin zu suchen, und im übrigen Christus als ‚Helfer‘ in dem Kampfe um die Errettung seiner Seele zu haben?“
Laßt uns das Gespräch noch etwas weiter fortsetzen und noch einige weitere Fragen stellen! „Nun, ich sehe, du bist erfreut und zufrieden mit einer Andacht, die dich beruhigt und erfrischt, in der du eine Hilfe findest in dem Kampfe um deine Errettung; aber laß mich dich fragen: Kennst du Jesum als deinen einzigen Retter? Hast du die Erlösung durch Sein Blut und die Vergebung deiner Sünden? Bist du mit Gott versöhnt? Kennst du Ihn als auferweckt aus den Toten für deine Rechtfertigung? Kennst du Ihn zur Rechten Gottes als deine Gerechtigkeit? Weißt du, daß du in Ihm ewiges Leben hast?“
Saul erkannte David wohl als seinen „Lautenspieler“ und „Waffenträger“, aber nicht als seinen „Erretter“, der ganz allein im Terebinthentale den Kampf gekämpft und gewonnen hatte. Hier liegt der große und folgenschwere Irrtum aller derer, die in Jesus ihren Helfer oder „Waffenträger“ statt ihren Heiland und Retter sehen.
Laßt uns noch ein wenig bei diesem geschichtlichen Vorbilde verweilen und dann den Herrn in Seinem Kampf und Sieg auf Golgatha betrachten! Wir lesen (1Sam 16,23): „David nahm die Laute und spielte mit seiner Hand; und Saul fand Erleichterung ...“ Aber wie verändert sich die ganze Szene, wenn wir zum 17. Kapitel kommen. Die Philister sammeln sich zum Kampf, der Feind stellt seine Streitmacht in dem breiten Terebinthentale auf. In diesem Schreckenstale des Riesen stand kein David als Waffenträger an Sauls Seite und keine Lautenklänge brachten ihm Erleichterung, nur das Hohnlachen des Feindes traf sein Ohr! Der schreckliche Goliath verhöhnte die Heere Israels. „Und Saul und ganz Israel hörten diese Worte des Philisters und erschraken und fürchteten sich sehr.“ (1Sam 17,11)
Wie furchtbar muß der Zustand einer Seele sein, die nur eine Religion besitzt, welche ihr am Sonntag Erleichterung bringt, und die Christus nur als Helfer und Waffenträger im Kampfe um die Seligkeit kennt. Wie furchtbar, wenn du dich bei der Rückkehr von einem solchen beruhigenden Abendgesang oder „Gottesdienst“ plötzlich dem Riesen in dem Tale des Todes gegenübersiehst! Du zitterst vor Schrecken und Furcht; die sanfte, geistliche Musik, der liebliche Klang der Orgel erleichtern dich und helfen dir im finsteren Tal des Todes nicht. Höhnend erscheint dir Satan als Ankläger. Das Heer deiner Sünden steht vor deinem Auge, und Ihn, den alleinigen Retter, kennst du nicht. Allein stehst du im finsteren Tal des Todes.
Und wenn alle bei dir ständen, die ebenso wie du, vom Satan betrogen, an dem Heiland vorübergegangen sind, nicht einer könnte dir helfen. Nicht ein einziger Mann in dem großen Heere Israels konnte sich mit dem Riesen von Gath messen. „Und alle Männer von Israel, als sie den Mann sahen, flohen vor ihm und fürchteten sich sehr.“ (1Sam 17,23.24) Keiner war da, der Saul in dem Kampfe helfen konnte. Wie furchtbar ist das Bild eines
Menschen im Tale des Todes, der Christus nur als Lautenspieler und Waffenträger, aber nicht als seinen Heiland und Retter kennt! Und dies Los wird eines Tages das Los aller sein, die Christus nur zur Erleichterung und Hilfe in Anspruch nahmen. Als Saul dem Riesen begegnen sollte, konnte er David weder als „Lautenspieler“ noch als „Waffenträger“ haben. Nein, Gottes Gesandter muß unser vollkommener Heiland sein, oder Er ist uns nichts.
Wie treffend ist das inspirierte Bild des Wortes! Der Vater Isai beschließt in seinem Herzen, seinen Sohn zu seinen Brüdern zu senden. Gottes ewiger Ratschluß war, Seinen Sohn zu unserer Rettung in das Tat der Sünde und des Todes zu senden.
Vierzig Tage zeigte sich Goliath. Diese 40 Tage erwiesen völlig, daß keiner ihm begegnen konnte. Alle waren ihm verfallen und verloren. Alsdann kam David, vom Vater gesandt, von den Bergen herab in das Terebinthental. Allein trat er dem Starken entgegen; allein schlug er den Verhöhner Israels, nahm ihm das Haupt und brachte es hinauf nach Jerusalem. Kein Zweifel war möglich - das Haupt des Riesen in seiner Hand bewies jedem, daß er der alleinige Retter Israels sei. - Und so wie David von den Bergen - so kam der Herr Jesus vom Vater gesandt von oben herab in diese Welt des Todes. Er trat für uns in den Riß. Er nahm dem Tode die Macht und stieg als Sieger hinauf zur Rechten Gottes in der Höhe. Kein Zweifel ist mehr möglich - Christus, aus den Toten auferweckt zur Rechten Gottes, ist der Sieger und unser alleiniger Retter.
Saul aber erkannte David nicht in dieser Eigenschaft, weder, als er ging, um dem Riesen zu begegnen, noch als er ihn erschlagen hatte. Und wie steht es um uns? Kennen wir Christus? „Als Saul David ausziehen sah, dem Philister entgegen, sprach er ...: Wessen Sohn ist doch der Jüngling, Abner?“ (1Sam 17,55) Wohl war ihm David gleich von Anfang als Sohn Isais bezeichnet worden (1Sam 16,18), aber was war ihm der unscheinbare Jüngling? Und was kümmert sich die Welt um Christus und Seine Herkunft? Was war Er den Juden, als Er mitten unter ihnen wandelte? Sie kannten Ihn nicht trotz aller Zeugnisse, die Gott durch die Weisen, durch die Hirten, durch Simeon und Anna, durch die Stimme vom Himmel usw. gegeben hatte. Die einen sagten dieses, die anderen jenes, wer Er sei (Lk 9,18.19). Und so kannte auch Saul David nicht. Überrascht und verwundert über Davids Sieg fragt er: „Wessen Sohn ist doch der Jüngling?“ Auch Abner kannte ihn nicht; er antwortet: „So wahr deine Seele lebt, o König, ich weiß es nicht!“ Wie viele Sauls und Abners würden heute dasselbe sagen in Hinblick auf den großen Sohn Davids! Wer ist der mächtige Retter, der vom Himmel gekommen ist, um allein den Kampf für unsere ewige Seligkeit aufzunehmen? Wenige sind es, die Ihn als den eingeborenen Sohn kennen, den Gott „in die Welt gesandt hat, auf daß wir durch Ihn leben möchten.“ (1Joh 4,9) „Als David vom Erschlagen des Philisters zurückkehrte, da nahm ihn Abner und brachte ihn vor Saul. Und das Haupt des Philisters war in seiner Hand.“ Erkannte Saul ihn jetzt als seinen Retter an? Durchaus nicht! „Saul sprach zu ihm: Wessen Sohn bist du, Jüngling?“ (1Sam 17,58) Kennst du Ihn, der am Kreuze starb, der hinabstieg in das Tal der Sünde und des Todes, der „durch den Tod den zunichte machte, der die Macht des Todes hatte, das ist den Teufel“, „der um unserer Sünde willen dahingegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt worden ist“ und jetzt, „nachdem Er durch Sich Selbst die Reinigung der Sünden gemacht, Sich gesetzt hat zur Rechten der Majestät in der Höhe“? Kennst du Ihn? Oder sagst du: „Wer ist Er, und was bedeutet das alles?“ Dann ist Christus dir noch ein Fremder - ein Rätsel, und du gehörst noch zu der Familie der Sauls und Abners.
(Schluß folgt, s. G. w).