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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 18 - Jahrgang 1933
1Pet 3,15 - Seid aber jederzeit bereit ...! (1)1Pet 3,15 - Seid aber jederzeit bereit ...! (1)
Schlichte Worte zum Jahresanfang.
Paßt uns dies Wort zum Jahresbeginn, oder hätten wir lieber ein etwas „freundlicheres“? Nun, nehmen wir dieses als eine Mahnung vom Herrn, dann wird uns Seine Freundlichkeit, daß Er Sich so mit uns beschäftigt, köstlich sein, und wir werden uns bemühen, den Ernst der Aufforderung auf Herz und Gewissen wirken zu lassen; und darauf kommt es ja stets an, und so auch ganz bestimmt beim Anfang eines ganz besonders trübe vor uns liegenden neuen Jahres!
Das Wort ist nicht vollständig zitiert - absichtlich! Es scheint mir nämlich, als dürfte man es so wiedergeben, um dann zu ergänzen, was einem gerade das Wichtigste ist. Und so möchte ich es - als vor dem Herrn - auch zunächst angewandt wissen, wenngleich ich später auch noch (d. h., s. G. w., in der nächsten oder übernächsten Lieferung)! auf die eigentliche Fortsetzung der Stelle, wie sie in 1Pet 3,15 steht, eingehen will. „Seid aber ...!“ Ja, laßt uns im neuen Jahr mehr als seither Menschen des großen Gegensatzes sein, Menschen, die nicht vom Zeitgeist sich treiben lassen, mitschwimmen im Strom der öffentlichen Meinung, sondern die auf seiten Gottes stehen im Kampf der Geister und die bei allem fragen wie Paulus: „Herr, was willst Du, daß wir tun sollen?“ (nach Apg 22,10 [Luther]). „Aber-Menschen“ im rechten Sinne sind solche, die nicht ängstlich und zaghaft im Getriebe dieser Welt hin- und herschwanken, sondern die zielbewußt und stetig ihren Weg dahingehen, unbeschwert durch die Lasten, die sonst jedes Menschenherz bedrücken, Menschen, die, ohne nach links und rechts auf die hochgehenden Wogen der irrenden und verwirrenden Urteile der satanbeherrschten Welt zu schauen, voranschreiten, dem herrlichen Ziele ihrer Berufung nach oben entgegen (Phil 3). Seien wir solche rechten „Aber-Menschen“, nicht etwa solche, die bei jedem Worte, das der Herr ihnen sagt, ein „Aber“ (oder ein „Wenn“) dagegenzusetzen haben! Nein, solche Menschen des großen göttlichen „Abers“, wie wir es z. B. in Eph 2,4 u. a. finden!
Jederzeit bereit - wozu?
Nun, da gibt es manche Dinge, die uns beim Beginn eines neuen Zeitabschnittes vor Augen stehen könnten. Zum Beispiel:
1. Dazu, das Kommen des Herrn zu erwarten! In Lk 12,35.36 sagt Er uns: „Es seien eure Lenden umgürtet und eure Lampen brennend; und ihr, seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten ...!“ und Mk 13,37: „Was Ich aber euch sage, sage Ich allen: Wachet!“ Also auch uns heute, nicht nur dem gläubigen jüdischen Überrest, der das Kommen des Sohnes des Menschen erwartet zum Gericht über die Nationen, wird gesagt: „Wachet!“ „Seid bereit!“ Wir warten auf unseren Herrn, der versprochen hat wiederzukommen, um uns dorthin zu holen, wo Er die Stätte bereitet hat, damit wir allezeit bei Ihm seien (Joh 14,3; 1Thes 4,18) - aber wie warten wir? Sehnsüchtig, allezeit bereit? Oder mit Zittern und Zagen? Oder mit der geheimen Bitte, daß Er noch verziehen möchte, da dieser und jener unserer Verwandten noch nicht gerettet sei? (so daß also nicht Sein Kommen uns die Hauptsache ist)!, oder mit Zweifeln und biblischen oder gar wissenschaftlichen Bedenken? - Brüder, sind wir allezeit bereit auf Sein Wiederkommen? Wollen wir's nicht in diesem neuen Jahre sein und immer mehr werden, Ihm auch die überlassend, die von den Unseren noch nicht zu Ihm kommen wollten? Was ist uns Sein Kommen - um Seinetwillen - um unsertwillen? O daß wir alle geheiligten Ernst machten mit dem Ruf: „Amen, komm, Herr Jesus!“ (Off 22,20) „Seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten!“ „Seid aber jederzeit bereit“, d. i. „zubereitet“, abgesondert, geheiligt für Ihn, gelöst von der Welt! „Jederzeit bereit!“ Der Herr mache es uns wichtig!
2. Aber wenn Er noch verzieht - verzieht aus Gründen wie 2Pet 3,9 -, dann werden vielleicht einige von uns noch vorher entkleidet werden (2Kor 5,1ff)., d. h. sie werden noch durch den leiblichen Tod zu gehen haben! Und wir wissen ja, wie diese Möglichkeit auch oft so plötzlich uns Gläubigen naht! Da ging im November vorigen Jahres ein geliebtes, treues Glied der Gemeinde in Dresden heim, ein Bruder, der vorbildliche Ältestendienste getan hatte und von uns dort sehr vermißt wird. Aber sein Heimgerufenwerden geschah ganz unerwartet, durch Herzschlag auf der Straße. Zwei Tage zuvor war er noch in der Versammlung in alter Treue tätig gewesen, seine Gebete waren ob ihrer Tiefe aufgefallen - er war wirklich zubereitet, und - plötzlich war er daheim! Sind wir bereit? Seid jederzeit bereit - zum Sterben! Paulus war bereit, er sehnte sich, hatte „ein sehnliches Verlangen“ (so wörtlich), „abzuscheiden und bei Christo zu sein“ (Phil 1,23), aber er mußte noch warten, doch dann, als es soweit war, daß er seinen Herrn durch den Märtyrertod verherrlichen sollte, da war er auch zubereitet und bereit, wie der 2. Timotheusbrief so köstlich zeigt (vgl. z. B. Kap. 4,6-8)! Sind wir bereit? Haben wir „den guten Kampf des Glaubens“ so gekämpft, daß wir freudig hinüberschauen und bereit sind hinüberzugehen, wenn Er uns ruft, „daheim“ zu sein? (2Kor 5,8) Welch ein Zeugnis von Seiner Macht und Gnade ist doch vor der Welt die Sterbensbereitschaft der wahren Gläubigen! Der Tod ist unser! „Alles ist euer“ - auch der Tod, das zeigt uns die Schrift 1Kor 3,22, denn er vermag uns „nicht zu scheiden von der Liebe Gottes in Christo Jesu, unserem Herrn!“ (Röm 3,39) Sind wir also bereit? Und wenn nicht - wollen wir nicht im neuen Jahre auch dazu uns mehr bereitmachen lassen, den Herrn, wenn Er es so will, durch den Tod, vielleicht gar einen Tod für Ihn, zu verherrlichen? „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende!“ aber dieses ist dann der Anfang neuer Herrlichkeit!
3. Doch es muß ja nicht gerade der Tod sein, zu dem Er uns für dies Jahr bestimmt hat! (D. h. wenn Er Selber noch verzieht)! Er kann ja beschlossen haben, uns in besonderer Weise in den Schmelztiegel auserlesener Leiden zu legen! Wohlgemerkt: nur „für eine kleine Zeit“ und „wenn es nötig ist“ (1Pet 1,6.7), aber es würde doch sicher sehr schmerzhaft sein, denn Er würde doch damit etwas mit uns erreichen wollen, was Er ohne solche Erziehungsliebeswege nicht erreichen könnte. (Heb 12,4ff.)! Vielleicht sind wir - stimmt's nicht? - zu nichts so schwer bereitzumachen wie zum Leiden, und gerade deshalb können sie uns nicht erspart werden, ob es sich nun um Straf- oder Bewahrungs- oder Bewährungs- oder Verherrlichungs- oder Erziehungsleiden handelt, und ob es Märtyrerleiden sind oder Krankheiten oder dergleichen - das ist auch noch ein gar großer Unterschied -, aber in allen Leiden liegt ein großer Segen verborgen (Heb 12,11; Jes 38,17 u. a)., und wir sollten uns darum gern bereitstellen und durch Gnade bereitmachen lassen zum Leiden, wenn Er es für gut hält. Denn wenn irgendwo, so ist hier das Wort am Platze: „Denen, die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Guten“ (Röm 8,28), und wenn wir die Dinge alle im Lichte der Ewigkeit sähen, wenn wir das Bild sähen, das Er in uns und an uns hervorbringen will - Sein Bild, und Er ist auch (erst) „durch Leiden vollkommen gemacht“ (Heb 2,10)! -, dann würden wir, wenn auch unter Tränen, sagen: „Ich brauch's, Herr, schlage zu!“ Und es ist ja auch so, daß die Rebe, die Frucht tragen soll, gereinigt werden muß, und das Messer tut weh! Aber „das Feuer und das Messer“ sind beide in Seiner Hand (siehe 1Mo 22,6) - welche Beruhigung für uns! Seine Hand macht keinen falschen Schnitt, brennt auch nichts weg als das, was weg muß! Darum „Herr, mach uns im neuen Jahre bereit zum Leiden, wenn es Dein ‚guter, gnädiger und vollkommener Wille‘ so will! Ich will als echter ‚Aber- Mensch‘ jederzeit bereit sein zum Leiden, denn Deine Gnade wird auch dazu genug sein für mich!“ (2Kor 12,9)
4. Und noch eins finde uns jederzeit bereit: das Leben, das Dasein, der Lebenskampf! Ob dies nicht mit das Schwerste ist? Heutzutage besonders?! Heute in den verschiedenen Nöten und Notlagen?! Ist das äußere Leben nicht wirklich für die meisten von uns ein aufreibender, zermürbender Lebenskampf? Ja, aber! Ach so, ich soll ja ein „Aber-Mensch“ sein! Also: aber, aber nur für den ist es das, der noch nicht gelernt hat, sein Leben aufzufassen als einen Dienst für Gott! Wer nur für sich lebt - bestenfalls auch für seine Familie! -, der lebt gewiß nicht richtig, und eine unrichtige Lebensweise hat stets schmerzliche Folgen für den Betreffenden, so im Äußerlichen, so im Geistlichen! Wer sein Leben als irdischen Kampf auffaßt, der wird darin, wenn nicht zugrunde gehen, so doch schwere Schädigungen erleiden, da er auf die Welt blicken muß, um zu wissen, wie er's machen soll, und die Welt wird Kinder Gottes stets „übers Ohr hauen“; der Welt sind wir nicht gewachsen, „die Söhne dieser Welt sind klüger als die Söhne des Lichts bezüglich ihres eigenen Geschlechts“ (Lk 16,8). Mit dem Zeitgeist der Welt können wir nicht mit, schon deswegen nicht, weil wir als Gläubige uns nicht wie jene herauszuhelfen versuchen können durch Lügen und Unwahrhaftigkeiten. Es ist darum nichts törichter, als wenn wir Gläubige Weltgrundsätze zur Grundlage auch unseres Handelns machen wollen, wir werden dabei stets zu kurz kommen! Aber wenn wir unser Leben als für Ihn, unser Dasein als durch Ihn und Seine Gnade, unseren Lebenskampf als Glaubenskampf auffassen, dann braucht's wohl stets neuer Bereitschaft dazu, aber dann ist die Kraft dazu da, wie Paulus sagt Phil 4,13: „Ich vermag alles durch Den, der mir Kraft gibt: Christus.“ Wenn wir mit Kol 3,17.23.24 vollen Ernst machen, werden wir erfahren, daß der Herr den Ihm geschehenden Dienst unseres ganzen Lebens wohl zu werten und zu belohnen weiß, so daß wir sicher nicht zuschanden werden, sondern bei Ihm „Leben und volles Genüge“, „Leben im Überfluß haben“, d. h. je nachdem, wie Er, unser guter Hirte, es für gut für uns befindet (Joh 10,10). Darum laßt uns im neuen Jahre jederzeit bereit sein zum Leben, zum Dasein für Ihn, zu Seiner Ehre - und wir werden das Jahr, das so dunkel vor uns dräut, ein schönes, gesegnetes zu nennen bereit sein (wenn wir sein Ende haben erleben dürfen), denn „ein Leben für den Heiland, das ist der Mühe wert!“ und „Ich habe nur ein Leben, und das gehört dem Herrn - Ihm, der es mir gegeben, geb' ich es froh und gern.“ Und so sagt Sein Wort: „Sei es, daß wir leben, wir leben dem Herrn, sei es, daß wir sterben, wir sterben dem Herrn! Sei es nun, daß wir leben, sei es, daß wir sterben - wir sind des Herrn!“ - “Denn das Leben ist für mich Christus!“ (Röm 14,8; Phil 1,21) Gepriesen sei Sein Name! „Seid aber jederzeit bereit ...!“
F. K.
(Forts. folgt, s. G. w).