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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 18 - Jahrgang 1933
Wohingehst Du? (2) - Hindernisse auf dem Wege zu ChristoWohingehst Du? (2) - Hindernisse auf dem Wege zu Christo
Jede für Gott gewonnene Menschenseele ist ein Verlust für den „Fürsten dieser Welt“ (Joh 12,31; 14,30; 16,11; Mt 4,8.9). Es ist daher erklärlich, daß Satan alle ihm nur möglichen Mittel anwendet, um zu verhindern, daß eine suchende Seele wahren Herzensfrieden findet. Fünf Haupthindernisse auf dem Wege zu Christo sollen hier besprochen werden.
1. Satan spricht: „Die Bekehrung hat Zeit bis zur Sterbestunde. Genieße nur erst dein Leben!“
Gott spricht: „Rühme dich nicht des morgenden Tages, denn du weißt nicht, was der Tag bringen wird.“ (Spr 27,1) „Freue dich, Jüngling, in deiner Jugend und laß dein Herz guter Dinge sein in den Tagen deiner Jugendzeit; wandle die Wege, zu denen dein Herz sich hingezogen fühlt, und gehe dem nach, was deine Augen lockt; doch wisse, daß Gott um dies alles Rechenschaft von dir fordern wird.“ (Pred 11,9) „Du Narr! Noch in dieser Nacht fordert man dir dein Leben ab.“ (Lk 12,20) „Jetzt ist die hochwillkommene Zeit, jetzt ist der Tag des Heils!“ (2Kor 6,2) „Heute, wenn ihr Seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!“ (Heb 3,7)
Wer weiß, wann seine Sterbestunde schlägt und ob er in ihr noch Zeit und Kraft haben wird, den Namen des Herrn anzurufen?
2. Satan spricht: „Du bist reich und hast Überfluß und brauchst keinen Heiland (Hosea 12,9; Off 3,17). Tue nur recht und scheue niemand. Dann wird der ‚liebe Gott‘ dir schon gnädig sein!“
Gott spricht: „Du bist elend, bemitleidenswert, arm, blind und bloß.“ (Off 3,17) „Was könnte es einem Menschen helfen, wenn er die ganze Welt gewönne, aber doch seine Seele einbüßte?“ (Mt 16,26a)
Vom sogenannten „lieben Gott“ steht nichts in der Schrift. Gott ist „Liebe“ (1Joh 4,8). Er ist aber auch Licht (1Joh 1,5), heilig (1Pet 1,15-19) und ein verzehrendes Feuer (Heb 12,29). Gott kann keine Sünde dulden; sonst hätte der Herr Jesus nicht zu sterben brauchen! (Heb 2,3) Licht und Liebe sind untrennbare Wesenseigenschaften Gottes. Der Herr hat Sühnung und Versöhnung durch Seinen Kreuzestod bewirkt. „Irret euch nicht: Gott läßt Sich nicht spotten! Denn was ein Mensch sät, das wird er auch ernten. Wer also auf sein Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten.“ (Gal 6,7.8) „Schrecklich ist es, dem lebendigen Gott in die Hände zu fallen.“ (Heb 10,31)
3. Satan spricht: „Deine Sünde ist zu groß, als daß sie dir vergeben werden kann.“ (1Mo 4,13, Luthertext)
Gott spricht: „So kommt denn her, wir wollen miteinander rechten! Wenn eure Sünden auch rot wie Scharlach sind, sollen sie doch weiß werden wie Schnee; und wären sie auch rot wie Purpur, sollen sie doch weiß wie Wolle werden.“ (Jes 1,18) „Wo aber das Maß der Sünde voll geworden, da ist die Gnade überfließend geworden.“ (Röm 5,20, Miniaturbibel) „Das Blut Seines Sohnes Jesus macht uns von aller Sünde rein.“ (1Joh 1,7) Auch die kleinste Sünde muß vergeben werden; auch die größte Sünde kann vergeben werden.
4. Satan spricht: „Du mußt erst auf beseligende Gefühle warten, ehe du glauben kannst, daß du errettet bist. Du bist noch viel zu kalt und empfindungslos. Sieh nur, wie strahlend andere Christen sind!“
Gott spricht: „Der Herr Jesus Selbst ist unser Friede.“ (Eph 2,14; Kol 1,20) Er ist „der Herr des Friedens“! (2Thes 3,16)
Ein Friede, der sich auf Gefühle gründet, ist ein falscher Friede. Wir sollen keine „Barometer-Christen“ sein. „Darin besteht die Liebe: Nicht daß wir Gott geliebt haben, sondern daß Er uns geliebt und Seinen Sohn zur Sühnung für unsere Sünden gesandt hat.“ (1Joh 4,10).
5. Satan spricht: „Sei doch verständig! Du weißt ja bereits aus deiner Schulzeit, daß Jesus für dich starb. Dieses Wissen genügt vollständig. Man muß nicht überfromm werden!“
Gott spricht: „ Kommet her zu Mir alle, die ihr niedergedrückt und belastet seid! Ich will euch Ruhe schaffen!“ (Mt 11,28) „Wer zu Mir kommt, den werde Ich nicht von Mir stoßen.“ (Joh 6,37) Kopf- und Verstandesglaube reichen nicht aus; „Gib Mir, Mein Sohn, dein Herz!“ (Spr 23,26) „Der Weg zum Vaterherzen führt über Golgatha.“ Zum Kreuze jedoch leiten viele Wege hin. Gottes Geist wirkt nie schablonenhaft an den Menschenseelen. Wie es auf Erden nicht zwei völlig gleiche Charaktere gibt, so gibt es auch nicht zwei völlig gleiche Bekehrungen. Äußerlich ist jedes Gotteserlebnis verschieden, so mannigfach wie das Leben selbst. Innerlich aber hat es die gleiche Wirkung: „Frieden!“
Es gibt Frieden mit Gott (Röm 5,1), von Gott (Phil 4,7; Kol 3,15) und in Gott (Joh 16,33). Der erste Friede ist eine Frucht unseres Glaubens, der zweite unseres Gehorsams, der dritte unserer völligen vertrauenden Hingabe an den Herrn. Die Grenzen sind natürlich flüssig.
3. Die Grundlage der Erlösunug.
Unsere Erlösung beruht auf drei Faktoren, die sämtlich Ewigkeitsbestand haben:
1. auf der Person des Herrn Jesus Christus (Joh 17,5;
2. auf Seinem Werk (Heb 5,9; 7,25; 9,12; 10,14) und
3. auf Seinem Wort. (Ps 119,89; Jes 40,8; Mt 24,35; 1Pet 1,24)
Sie ist daher eine unbedingt gewisse. (1Joh 3,1.2; 5,13)
Es ist vollbracht! Es steht geschrieben!
Der Herr Jesus ist die sichtbare Verkörperung der dreieinigen
Gottheit (Joh 14,9). Er ist die zweite Person dieser Gottheit; wahrer
Gott (1Joh 5,20) und wahrer Mensch (Heb 4,15). Er ist das Ebenbild
Gottes des Vaters (2Kor 4,4; Kol 1,15; Heb 1,3), wir sind das Ebenbild
Gottes des Sohnes (Röm 8,29; Kol 3,10; 2Kor 3,18); Er ist der
Weltenschöpfer (Kol 1,16.17; Heb 1,2) und Weltenvernichter (2Pet 3,10),
der Weltenerlöser (Joh 1,29; 1Joh 2,2) und Weltenrichter (Joh 5,22). Er
ist der Allmächtige (Mt 28,18; Joh 10,28; Off 1,8), Allwissende (Joh 2,24.25), mit einer einzigen Ausnahme: Mk 13,32 und Allgegenwärtige
(Mt 18,20; 28,20). Er ist König (Mt 25,34; Joh 18,37;
Gott der Vater ist Geist (Joh 4,24) und für uns jetzt unsichtbar. (Joh 1,18; Kol 1,15; 1Tim 1,17; 6,16; 1Joh 4,12) Schon im Alten Testament handelt und erscheint daher immer Gott der Sohn, doch stets im Einvernehmen mit Gott dem Vater (1Mo 19,24). Er wählt immer eine der Sachlage angemessene Erscheinungsform. Mitunter hat die Schrift für Ihn bei einer Offenbarung Seiner Person verschiedene Bezeichnungen (2Mo 3,2-4). Er führt das Volk des Alten Bundes durch das Rote Meer und endlich in das verheißene Land. Er ist auch der Gesetzgeber vom Sinai. Und dann steht Jahve (2Mo 3,14.15; Joh 18,6) in Knechtsgestalt (Phil 2,5-11) unter den Menschen, die Er geschaffen hat, verkannt, verachtet, verhöhnt und verlassen. Ja, wahrlich: „Er, obgleich Er reich war, wurde um unsertwillen arm, damit wir durch Seine Armut reich würden!“ (2Kor 8,9) Nun verweilt Er als unser Fürsprecher (1Joh 1,2) zur Rechten des Vaters (Heb 4,15.16) und, „wenn unser Herz uns verurteilt, Er ist größer als unser Herz und weiß alles“ (1Joh 3,20). Wie wird uns sein, wenn wir bei Ihm sein werden allezeit! (1Thes 4,13-18; Phil 3,20.21; 1Joh 3,2)
Wir sollten Ihn in Wort und Lied niemals nur mit „Jesus“ anreden; Sein Name ist „Herr Jesus“ (1Kor 12,3). „Was bin ich, Herr, wenn's mich betrifft?
Ein Abgrund voller Sündengift!
Was bin ich, Lamm, in Deiner Pracht?
Ein Mensch, der Engel weichen macht!“
Ebenso wunderbar wie Seine Person ist auch Sein Werk. Gottes heilige Forderungen sind durch den Herrn Jesus restlos erfüllt (2Kor 5,21). Er hat den Vater durch Seinen Gehorsam verherrlicht (Joh 17,4), uns selbst dem Fleische nach, das heißt: den alten Menschen, und damit den Quell der Sünde, am Kreuze vernichtet (Gal 2,20; Röm 6,6.11) und auch unsere einzelnen Sünden hinweggetan (Kol 2,13-15). Nun reicht Er uns aus der Herrlichkeit die Hand zum Herzensbunde (Hos 2,21.22; 2Kor 11,2). „Ehre sei Gott in Himmelshöhen und Friede auf Erden in den Menschen des göttlichen Wohlgefallens!“ (Lk 2,14)
Der Herr und Sein ganzes Wort, wie es uns durch das wachende Walten des Heiligen Geistes abgeschlossen vorliegt, sind untrennbar (Heb 4,12.13). Für einen Christen ist die Bibel ein Gesamtbrief des himmlischen Vaters an Seine auf Erden als „Fremdlinge“ und „Pilgrime“ wandelnden Kinder (1Pet 2,11), und die alleinige Richtschnur für sein Verhalten in allen Dingen des praktischen Lebens bis zum Antritt seines unverlierbaren Erbes bei seiner Heimkehr ins Vaterhaus (Apg 20,23; Röm 8,17; Gal 3,29; 4,7; Eph 2,19; 1Pet 1,3.4). Gottes Wort ist als Ganzes vollkommen, gilt für alle Zeiten und berücksichtigt jede innere und äußere Lebenslage. Es ist „die Wahrheit“ (Joh 8,31.32; 17,17), für die wir Zeugnis ablegen (Ps 40,11; Joh 5,33; 8,45; 18,37; 2Kor 13,8; Gal 4,16; 2Tim 2,15). Darum „offenbart sich Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit von Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit unterdrücken“. (Röm 1,18)
Die Bibel zeigt uns, wer Gott ist, wer der Mensch ist und wie beide durch den einen Mittler, den wahren Gott und wahren Menschen, vereinigt werden können. Sie enthält sämtliche Offenbarungen Gottes bis in die fernste Zukunft hinein. Neue „Offenbarungen“ in „Gesichten“ stammen daher nicht von Gott. Wohl aber offenbart Sich Gott jedem einzelnen Seiner Kinder durch Seine wunderbare Führung ihres Lebens.
In Seinem Worte enthüllt Gott Seinen Heilsplan. „Er hat uns ja das Geheimnis Seines Willens geoffenbart; dahin ging nämlich Sein Ratschluß, dessen Ausführung Er Sich vorgenommen hatte, sobald die Zeit zum Vollmaß der von Ihm geordneten Entwicklung gelangt wäre: Er wollte in Christo als dem Haupte alles einheitlich zusammenfassen, was im Himmel und was auf der Erde ist.“ (Eph 1,9.10) „Wenn Ihm aber alles unterworfen ist, dann wird Sich auch der Sohn Selbst dem unterwerfen, der Ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles sei in allen.“ (1Kor 15,28)
Die Bibel ist das von Gott Selbst eingegebene Wort. (2Tim 3,16.17)
Daher stempelt sich jeder, der ihr etwas hinzufügt - sei es auch mit der
Begründung, sie nur „erklären“ oder „besser verständlich machen“, „der
Gegenwart anpassen“ zu wollen oder etwas von ihr abstreicht - sei es
durch Kritik oder Unterschlagung -, zum Sektierer im Sinne der Schrift
(5Mo 4,2; 13,1; 28,14; Spr 30,5.6; Jer 26,2; Mt 5,19.20;
Irrlehren entstehen meist dadurch, daß man einzelne Schriftstellen ihrem inneren Zusammenhange mit der gesamten Bibel entreißt und dann über ihnen ein menschliches Lehrsystem errichtet.
An der wörtlichen Eingebung der Schrift (Verbalinspiration) ist mit zwei Erwägungen festzuhalten:
1. Die Bibel haben Menschen aller Stände und verschiedenen Charakters geschrieben. Bei jedem Schreiber tritt daher auch seine Eigenart sowie Wesen und Umfang seiner Berufung zutage. (Röm 16,25.26)
2. Die mannigfachen Übersetzungen des Urtextes können diesem nicht unbedingt gleichgestellt werden. Auch haben sich beim Abschreiben des Grundtextes Fehler eingeschlichen, die aber im großen und ganzen unwesentlich sind.
Im übrigen kann nur der Heilige Geist Selbst uns rechtes Verständnis für Gottes Wort schenken. (Joh 16,13; Mt 11,25)
(Fortsetzung folgt, s. G. w.)!
H. J. M.