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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 13 - Jahrgang 1928
Heb 10,25 - „Die Zusammenkünfte einer Gemeinde der Heiligen“Heb 10,25 - „Die Zusammenkünfte einer Gemeinde der Heiligen“
„Indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei etlichen Sitte ist.“ (Heb 10,25).
Eine Gemeinde der Heiligen ist beständig eine Gemeinde, obwohl sie sich nicht immer im versammelten Zustand befindet. Nur einige kurze Stunden in dere Woche kommt sie als Gemeinde zusammen, die meiste Zeit aber sind die einzelnen Heiligen der örtlichen Geneinde überall zerstreut in den Häusern, auf dem Felde, in den Werkstätten usw., und doch bilden diese Gläubigen immer eine Gemeinde des Herrn .
Der Apostel Paulus schrieb Briefe an sieben Gemeinden; und vom Heiligen Geist inspiriert und geleitet, behandelt er eine Fülle von Wahrheit und schreibt über fast alle Punkte des einmal den Heiligen überlieferten Glaubens; doch über das Zusammenkommen einer Gemeinde schreibt er ausführlich nur an eine Gemeinde, nämlich an die Gemeinde in Korinth, und zwar wegen der dort herrschenden Unordnung. In seinem ersten Briefe behandelt er diesen Gegenstand ganz eingehend. Wohl finden wir auch anderswo noch das Zusammenkommen der Gemeinde im Worte, z. B.: „Es geschah ihnen aber, daß sie ein ganzes Jahr in der Versammlung (Gemeinde) zusammenkamen und eine zahlreiche Menge lehrten.“ Apg 11,26). Oder: „Am ersten Tage der Woche, als wir versammelt waren, um Brot zu brechen ...“ (Apg 20,7). Doch werden uns in diesen Stellen keine
Richtlinien über den Gang der Zusammenkunft einer Gemeinde der Heiligen gegeben. In dem ersten Korintherbriefe aber finden wir in dem klar abgegrenzten Teile von Kap. 11,17 (wo wir die erste Erwähnung des Wortes „Zusammenkommen“ finden) bis Kap. 14,40 einen Abschnitt, der sich ausschließlich mit diesem Thema beschäftigt.
Der gottgewollte Gang eines solchen Zusammenkommens der Gemeinde ist im Laufe der Zeit gründlich geändert worden; heute nennt man das Zusammenkommen einen „Gottesdienst“, und dieser wird programmäßig geregelt nach dem Gutdünken irgend eines Kirchensystems, ohne daß man sich darum kümmert, ob die Schrift etwas darüber sagt oder nicht. In den meisten Fällen hat irgend ein Angestellter, der sich oft mit einem besonderen Gewande bekleidet, sei er Priester, Pfarrer oder Prediger, alles in der Hand, und er leitet das nach der herkömmlichen Weise vom Anfang bis zum letzten Amen, und man ist im allgemeinen zufrieden damit!
Wir betonen nochmals, daß die Ordnung einer Zusammenkunft einer Gemeinde des Herrn ausführlich in diesem genannten Abschnitt des ersten Briefes an die Korinther beschrieben wird. Wohl wissen wir, daß etwas über den Tisch des Herrn in Kapitel 10 geschrieben wird, aber in diesem Kapitel handelt es sich gar nicht um die Ordnung eines Zusammenkommens der Gemeinde. Auch im ersten Teil des 11. Kapitels ist etwas über das Beten und Weissagen geschrieben, doch behaupten wir, daß es sich auch hier nicht um eine Zusammenkunft der Gemeinde handelt, denn, wie wir schon erwähnt haben, kommt der Ausdruck „Zusammenkommen“ erst im Vers 17 des 11. Kapitels vor; und dieses Wort wird immer wiederholt bis zum Ende des 14. Kapitels. Wohl wird schon früher einmal, nämlich in Kapitel 5,4, von einem Versammeltsein der Gemeinde geredet, und zwar bei dem Ausschluß eines Bruders, der in Sünde lebte. Damit wird uns gezeigt, daß ein solches Hinaustun die Tat der Gemeinde sein muß, nicht aber, daß es notwendiger Weise eine besondere Zusammenkunft sein muß.
Die Schrift behandelt also zuerst, nachdem sie von dem Zusammenkommen der Gemeinde an einem Orte zu sprechen anfängt, die Frage über des Herrn Abendmahl. Das ist keineswegs Zufall. Das Wort setzt das Abendmahl des
Herrn in der Zusammenkunft einer Gemeinde an den ersten Platz; die Schrift gibt dem Mahl des Herrn niemals den letzten Platz am Ende oder nach dem Schlusse eines sogenannten Gottesdienstes.
Die Unordnung in dieser heiligen Sache in Korinth wollen wir jetzt nicht betrachten. Wir bemerken nur, daß wenn die Schrift von dem Zusammenkommen einer Gemeinde an einem Orte berichtet, sie als erstes die Frage und die Ordnung des Abendmahles des Herrn sowie auch den geistlichen Zustand der Teilnehmer behandelt. Wenn nun die Schrift dem Abendmahl des Herrn den ersten Platz in einer Zusammenkunft der Gemeinde gibt (und aus der Apostelgeschichte lernen wir, daß die Jünger am ersten Tage der Woche zusammenkamen, um Brot zu brechen), so dürfen wir daraus schließen, daß wir nach dem Sinne des Geistes handeln, wenn wir am Anfang jeder neuen Woche des Herrn Abendmahl in der erstmöglichen Zusammenkunft der Gemeinde feiern; und das tatsächliche Essen desselben sollte auch früh, während der Zusammenkunft stattfinden. Unsere Erfahrung ist, daß Brüder oft so in Anspruch von ihrem Beten usw. genommen werden, daß sie fast vergessen, warum sie sich versammelt haben!
Nachher gibt die Schrift wichtige Belehrungen über die Erbauung der Gemeinde bei einer solchen Zusammenkunft, und sie fängt bei der Wurzel der Sache an. Hätte ein Mensch darüber zu schreiben, so würde er mit der theologischen Ausbildung junger passender Männer begonnen haben, damit sie andächtig einen sogenannten Gottesdienst leiten könnten. Aber die Schrift legt alles in die Hand des Geistes, und indem sie von verschiedenen Gnadengaben, Diensten, Wirkungen usw. spricht, sagt sie einfach und schlicht: „Alles dieses wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden austeilend, wie Er willl.“ (1Kor 12,11). Und wieder: „Gott hat etliche in der Gemeinde gesetzt.“ (V. 28). Sehr wichtig ist auch das Wort: „Einem jeden wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben.“ (V. 7). Wir lernen also, daß die Feier des Abendmahls zuerst behandelt wird, danach folgt die Belehrung über die Erbauung (obwohl wir kein Gesetz darüber aufzustellen haben). Diese Erbauung muß von Gott Selber kommen, denn Ihm allein kommt das Recht zu, irgend ein Glied am Leibe zu befähigen, den
übrigen Gliedern einen Dienst zu leisten. Das Werk eines Evangelisten kommt in diesem Schriftabschnitt gar nicht in Betracht. Dies ist auch ein Beweis, daß es sich hier um die Erbauung der Gemeinde bei einer ihrer Zusammenkünfte handelt.
Und jetzt haben wir eine äußerst wichtige Belehrung, nämlich, daß, bevor man nützlich und zur Erbauung die vom Geist verliehene Gnadengabe bei einem Zusammenkommen gebrauchen kann, man unbedingt in die echte Liebe Gottes eingetaucht sein muß, wie das so eindringlich in Kapitel 13 betont wird. O, wie viele, viele wirklich begabte Brüder dienen umsonst, weil sie kaum etwas von dieser Liebe Christi im Herzen für ihre Brüder und Schwestern haben! Ihr Dienst ist leider vielfach ein tönendes Erz und eine schallende Zimbel.
Wenn man den richtigen geistlichen Genuß vom Abendmahl des Herrn bekommen hat, indem das Herz sich in Seine Liebe gesenkt hat, so wird gewiß die oft schlummernde Liebe in unserem Herzen brennend werden, und dann wird man in der rechten Weise den Heiligen mit Ehrengerichten vom Tische unseres Josephs dienen können (1Mo 43,34). Wenn man aber dient, weil man sich selbst oder die eigene Stimme liebt, so ist das für die Gläubigen eine gar trockene Kost, und diese empfinden es gar deutlich.
Der Dienst des Wortes bei den Zusammenkünften der Heiligen soll zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung sein (1Kor 14,3). Die dienenden Brüder in Korinth aber sehnten sich leider mehr danach, zu glänzen oder den Übrigen zu imponieren, indem sie in Zungen zu reden begehrten, wovon man nichts hatte, denn man erhielt keine geistliche Unterweisung, und Geist und Seele blieben leer. Es kann sein, daß die seelischen Gefühle dadurch aufgepeitscht wurden, doch das ist nur eine Art geistlicher Ausschweifung.
Der Apostel schrieb: „Also auch ihr, da ihr um geistliche Gaben eifert, so sucht, daß ihr überströmend seid zur Erbauung der Gemeinde.“ (1Kor 14,12). Paulus schreibt vom Weissagen. Damals hatte man nicht die ganze Heilige Schrift, und so gab Gott durch den Geist der Heiligen eine direkte Botschaft durch einen der dienenden Brüder, und zwar auf unmittelbare Weise. Doch auch damals waren die Geister der Propheten den Propheten untertan. Eigenwillige Behauptungen oder ein unbeugsames Dogmatisieren war gar nicht am Platze. Da wir nun das ganze Wort Gottes in der Hand haben, so gibt der Herr den Seinigen nicht unmittelbare Offenbarungen, sondern das Wort wird ihnen ausgelegt, wie Er es Selbst damals tat, als Er mit den zwei Jüngern nach Emmaus ging. (Lk 24,27.45.46).
Der Apostel schreibt: „Propheten aber laßt zwei oder drei reden“, und die Erfahrung bestätigt, wie weise eine solche Anordnung ist. Wenn vier oder fünf Brüder dienen, so ist das im allgemeinen zu viel, man kann nicht alles verdauen, und schließlich hat man nichts! Besser mit dem uns beschiedenen Brot gespeist zu werden (Spr 30,8), als mit einer Unmenge Sachen ausgestopft zu werden, die das Herz nur beschweren!
Die Anweisungen der Schrift über die Ordnung eines Zusammenkommens einer Gemeinde der Heiligen an einem Orte gelten für das ganze gegenwärtige Zeitalter. Die großen und kleinen Kirchen-Autoritäten haben das alles so gründlich verändert, daß man in solch einem menschlich geregelten sogenannten „Gottesdienst“ kaum noch etwas von der einfachen, ungekünstelten Art der Zusammenkunft einer Gemeinde des Herrn nach dem Worte findet. Die Schrift sagt darüber: „Wenn jemand sich dünkt, ein Prophet zu sein oder geistlich, so erkenne er, was ich euch schreibe, daß es ein Gebot des Herrn ist.“ (1Kor 14,37). Darum ist die biblische Belehrung in diesem Abschnitt über das Zusammenkommen der Gemeinde auch in unseren Tagen bindend, und da eigentlich nur ein Thema in dem ganzen Abschnitt behandelt wird (nämlich von 1Kor 11,17 bis 14,40), so gibt uns das Wort „bis Er kommt“ (Kap. 11,26) zu verstehen, daß die Gläubigen auf diese Weise sich versammeln sollen, zuerst, um Seinen Tod zu verkündigen in dem Brechen des Brotes, und dann, geistliche Speise zu geben oder zu empfangen, bis zur Ankunft des Herrn , und daß diese Ordnung bis dahin aufrecht bleiben soll!
Und wenn in einem solchen Zusammenkommen einer einen Psalm (ein Lied), eine Lehre, eine Sprache, eine Offenbarung oder eine Auslegung hat, so ist die Hauptsache, daß alles zur Erbauung geschehe (Kap. 14,26). Und wenn der Geist auf den Heiligen ruht, wie Er auf Ihm geruht hat, wie harmonisch wird alles fließen, denn Er ist „der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und Furcht Jehovas“ (Jes 11,2), und der Zerrissenheit wird vorgebeugt.
Einige Brüder würden wohl tun, das Wort in Pred 5,2 zu beherzigen: „Sei nicht vorschnell mit deinem Munde, und dein Herz eile nicht, ein Wort vor Gott hervorzubringen; denn Gott ist im Himmel, und du bist auf der Erde: darum seien deiner Worte wenige.“ Andererseits kann man zuweilen aber auch zu bescheidene Brüder finden, die schweigen, wenn doch der Geist will, daß sie den Mund auftun sollen.
Das Gebot des Herrn befiehlt den Weibern, in den Versammlungen zu schweigen; und alle Schwestern, welche dem Worte des Herrn untertan sein wollen, befolgen gern diese Anordnung, denn sie wissen, „die Rechte Jehovas sind Wahrheit ... und im Beobachten derselben ist großer Lohn." (Ps 19,9-11). Das Beten oder Weissagen der Weiber, wovon die Rede ist im ersten Teil des 11. Kapitels dieser Epistel, ist außerhalb eines Zusammenkommens der Gemeinde.
Diese göttliche Anweisung über das Zusammenkommen einer Gemeinde der Heiligen schließt mit dem schönen Worte: „Alles aber geschehe anständig und in Ordnung!“ (14,40). Störungen jedweder Art soll man meiden, dann Seine teuererkauften Jünger befinden sich in der heiligen Gegenwart des Herrn .
F. Btch.