Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 15 - Jahrgang 1930
Lk 8,3 - „Die Ihm dienten...“Lk 8,3 - „Die Ihm dienten...“
Über jene Frauen, die dem Herrn Jesus „mit ihrer Habe dienten,“ ist in den „Handreichungen“ schon mehrfach geschrieben worden (siehe Jahrbuch 12, Seite 253ff. und Jahrbuch 13, Seite 127ff.)!, und ich beabsichtige nicht, die behandelten kostbaren Punkte zu wiederholen. Mir liegt vielmehr am Herzen, aus dem betr. Schriftabschnitt (Lk 8,1-3) ein allgemein gültiges besonderes Merkmal derer hervorzuheben, die der Herr als Gefäße des Dienstes benützt, oder man kann auch sagen, deren Dienst der Herr als Ihm wohlgefällig annimmt. Zweifellos möchten manche Ihm dienen, auch vielleicht gern mit ihrer Habe, in irdischer oder geistlicher Hinsicht, aber sie fühlen sich nicht froh und befriedigt in ihrem Dienste, und zwar offenbar, weil Er ihnen nicht die ersehnte Befriedigung zuteil werden läßt, und dies vielleicht deswegen nicht, weil ihr Dienst, so gut er auch gemeint ist, Ihm nicht wohlgefällig ist.
Dies letztere nun wiederum kann verschiedene Gründe haben, doch scheint mir, daß einer besonders zu beachten ist, und das ist der, auf den ich glaube, hinweisen zu sollen: Die Dienenden sind innerlich nicht in der Verfassung, in der Er sie sehen will, wenn sie einen Ihm angenehmen Dienst, worin er auch bestehe, ausüben wollen. Dabei ist es an sich belanglos, wer die Dienenden sind, ebenso, wie schon gesagt, worin ihr Dienst besteht. Hier sind es „Weiber“, und zwar mehrere mit Namen genannte und viele andere, und ihr Dienst, ihr kostbarer, vom Herrn angenommener und in Seinem Wort bestätigter, Ihm wohlgefälliger, bestand in äußeren Hilfeleistungen, aber ebensogut hätte es sich um Männer handeln können und um Dienste geistlicher Art, und die Schrift hätte dieses ebenso anerkannt wie jenes. Doch daß es Frauen waren, und zwar jene, und daß sie in so praktischer Weise Ihm und der ganzen Reisegesellschaft dienten, war dem Heiligen Geiste eine genügend erwähnenswerte Tatsache, wenn Er dabei beschreiben konnte, welches der Zustand jener Dienenden war. Und das tut Er ausgiebig. Und gleich drängt sich mir ein Vergleich auf: Warum nahm der Herr diesen Frauendienst so wohlgefällig auf, während Er kurz darauf den wenigstens ebenso gutgemeinten der Martha tadelt? (Lk 10,38-42) War der letztere weniger nötig als jener, der doch auch „nur“ äußerlich war? Ach, daß wir uns abgewöhnten, solche Wertunterschiede zu machen! Nein, nein, ob äußerlich oder innerlich - der Dienst an sich mochte gleich wertvoll sein, ob er in irdischen oder geistlichen Dingen bestand, aber der Herzenszustand der Dienenden ist dem Herrn das Entscheidende. Martha tat einen Dienst, der gut gewesen wäre, wenn sie sich - in ihrem Selbstbewußtsein! - nicht mit der so innigdemütigen Maria verglichen hätte. Bei solchem Vergleichen kommt der sich Vergleichende stets vor sich selber am besten weg, aber vor dem Herzenskenner?? Da wird der innere Unwert jenes offenbar! Wie trügerisch ist doch unser Herz, Geliebte. Lernten wir doch besser, uns zu mißtrauen, wieviel wohlgefälliger würde unser Dienst Ihm sein, der nur gereinigte Gefäße gebrauchen kann und will!
Welches der Dienst ist, den du und ich zu tun haben, ist ja, wie gesagt, an sich einerlei. Die Schrift sagt: „Je nachdem ein jeder eine Gnadengabe empfangen hat, dienet ...“ (1Pet 4,10) Aber der Zustand der Dienenden ist nicht einerlei. Auf unseren Herzenszustand kommt alles an. Eine Gabe hat jedes Kind Gottes, aber nicht die Gabe, die der Mensch sich doch nicht selber nehmen kann (Joh 3,27), gibt das Recht zur Entfaltung derselben, sondern diese ist vielmehr abhängig von der Wirklichkeit des Lebens in uns. Im Hause Gottes sollten z. B. grundsätzlich die Männer beten, freilich, aber nicht der Grundsatz gab ihnen das
Recht, im einzelnen Falle ihren Mund aufzutun, sondern ihr innerer Zustand mußte und muß ihrer grundsätzlichen Berufung entsprechend sein; heilige Hände aufzuheben mußten und müssen sie imstande sein - heilige Hände aus einem heiligen Herzenszustand heraus! (1Tim 2,8; 3,15) Biblische Grundsätze sind wohl gut und unentbehrlich für uns, ohne sie sind wir haltlos! Aber sie müssen mit heiligem Leben gefüllt sein, sonst sind sie an sich tot und wertlos!
Werfen wir noch einen Blick auf jene Weiber, „die Ihm dienten“! Sie alle hatten etwas erlebt mit dem Herrn und durch Ihn! Sie waren geheilt von Gebundenheiten Satans, leibliche und geistige Mächte Satans hatten aus ihnen weichen müssen infolge der göttlichen Machtwirkungen des Herrn Jesus, ihr Leben, ihre Herzen waren durch den Glauben gereinigt (vergl. Apg 15,9), und ihr neues Leben legte Zeugnis ab von der erfahrenen reichen Gnade. Wie könnte aber der Herr je Dienste annehmen von Menschen, die nicht Leben aus Ihm haben, wenn sie auch sonst noch so befähigt sein mögen?! Der Befähigungsnachweis liegt nicht in einem vor Menschen abgelegten Examen, sondern in der Bestätigung durch Seinen Heiligen Geist, der uns leitet. Doch auch solche, die längst Sein Eigen sind, können ihre Berechtigung zum Dienst, d. h. ihre Bevorrechtigung leicht einbüßen, eben wenn ihr Herzenszustand nicht dem entspricht, was vor Ihm, dem Herzenskenner, gilt. Es muß an und in uns zu sehen sein, daß die Macht des Feindes gebrochen ist und daß er nichts mehr über uns zu sagen hat. Die „sieben Dämonen“ müssen gleichsam ausgefahren sein. Die „Sieben“ ist die Zahl der göttlichen Vollkommenheit in Seinen Wegen und in Seinem Verhalten mit den Menschen, und darum bedeutet (für mich) das Ausgefahrensein der „sieben Dämonen“ gewissermaßen der gottgemäße Herzenszustand solcher, deren Dienste Ihm wohlgefällig sind. „Die Ihm dienten“, waren solche „reinen Herzens“! Deren Dienste Ihm angenehm sind, sind solche, deren Herzen Wohnstätten Seines Lichts und Seiner Liebe sind, die als mit Christo Gestorbene und Auferstandene in Seiner heiligen Gegenwart zuhause sind, die sich unter Seinen Augen wohlfühlen. Die Dienste solcher sind Ihm köstlich. Möge Er uns zu solchen gebräuchlichen Gefäßen „geheiligt, nützlich dem Hausherren“ machen (2. im. 2,21). Denn nur gereinigte Gefäße sind beauftragte Gefäße!
Ein kleines Bild möge klar machen, was ich mit dem eben Geschriebenen meine! Denke dir Hauseltern, die zum Nachmittag Gäste hatten! Sie haben alles verfügbare Trinkgeschirr benutzt; dann sind Tassen und Kannen in die Küche gewandert, wo sie des Gereinigtwerdens zu harren haben. Da kommt noch ein verspäteter Gast! Auch ihm soll noch Kaffee gereicht werden, aber siehe, keine reine Tasse ist mehr da. Meinst du, die Hausfrau könnte nun denken: Ach, es kommt doch nicht so genau darauf an, der Gast ist ja ein guter Freund des Hauses, er kann eine gebrauchte Tasse nehmen? Gewiß nicht! Das gehört sich nicht! Die Hausfrau weiß, was sie zu tun hat, ehe sie dem neuen Gast, und wenn er auch noch so befreundet ist, eine Tasse Kaffee einschenkt - denn eine schmutzige Tasse kann nicht die Aufgabe erfüllen, zur Ehre des Hauses zu dienen, ehe sie nicht gereinigt ist. Eine schmutzige Tasse hat keinen „Auftrag“, sie muß warten, bis sie gereinigt ist, dann kann sie wieder die Aufgabe, die ja sonst nur ihr zukommt, erfüllen! Ein leicht verständliches Bild, nicht wahr?! Ja, nur gereinigte Gefäße sind beauftragte Gefäße! Sie mögen bestimmte Aufgaben haben, die vielleicht nur sie erfüllen können, aber sie dürfen es nur, können es gleichsam moralischerweise oder geistlicherweise nur dann, wenn sie „geistlich gerichtet“ sind; und wenn dieses, dann sollen sie ihren Dienst auch tun ihrer Gabe gemäß, aber anders nicht. Darum ist es so sehr wichtig, daß wir als in Christo Geheiligte „uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes und die Heiligkeit völlig erweisen in der Furcht Gottes“ nach 2Kor 7,1, und es ist nicht minder wichtig, daß wir es genau nehmen mit den „kleinen Füchsen, die den Weinberg verderben“ (Hld 2,15) und kurze Rechnung mit unserem Gott halten nach 1Joh 1,9, denn sonst können wir nicht nach Seinem Willen dienen als beauftragte Gefäße und darum auch nicht als gesegnete Werkzeuge, deren Dienst Er anerkennt, indem Er „die Ihm dienen“ in Sein Buch einträgt! Möchte es uns im neuen Jahr ernst sein mit unserer Aufgabe, Ihm gemäß unserer Gabe dienen zu dürfen, wenn wir Gereinigte und somit Beauftragte sind! Er ist ja nicht und nie auf uns angewiesen, Er könnte uns leicht in die Ecke und beiseite setzen, wenn wir nicht dem entsprechen, was Er von uns erwarten kann, und besonders auch dann, wenn wir Seiner heiligen Winzerarbeit uns nicht beugen, d. h. uns von Ihm nicht reinigen lassen nach Joh 15,2, damit wir „mehr Frucht“ bringen können. Denn Er bedarf unserer doch nicht. Sind wir in unseren Herzen nicht, was Er erwartet, sind wir nicht Menschen der inneren Wirklichkeit, in denen Sein Leben, Sein Bild zu sehen ist, leben wir uns selbst und den Wünschen unseres Fleisches, den Begierden des „alten Menschen“, den Einbildungen unserer von dem Feind als „Engel des Lichts“ (2Kor 11,14) leicht beeinflußbaren Seele, so ist es Ihm ein Kleines, uns „wegzunehmen“, damit wir Ihm und Seinem herrlichen Dienst keine Schande bereiten! Darum, Geliebte, sehen wir zu, daß wir „sorgfältig wandeln“ (Eph 5,15), „laßt uns die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anlegen!“ (Röm 13,12). Laßt uns bedenken, welch ein Vorrecht es ist, zu denen gehören zu dürfen, „die Ihm dienten“ und die Ihm dienen, und laßt uns nie vergessen, daß nur gereinigte Gefäße beauftragte Gefäße sind! So laßt uns durch Seine Gnade mit unserem ganzen Leben und Sein, mit unseren Kräften, Gaben und Fähigkeiten, mit „Herzen, Mund und Händen“ Ihm zur Verfügung stehen, so wie jene glückliche Frauen, die Ihm mit ihrer Habe dienten, nachdem Er an ihnen allen Großes getan hatte! Hat Er nicht auch an uns Großes getan? Ist Seine Liebe nicht unserer tiefsten gottgewirkten Gegenliebe würdig? Und wenn ja, nicht dann aber auch ganz? nicht dann aber auch so, daß wir wohl zusehen und danach trachten, Ihm einen Dienst zu tun, den Er als Ihm wohlgefällig anerkennt, weil er Seiner Natur entspricht?! Denn Er sagt den Seinen, Seinen bluterkauften Berufenen: „Seid heilig, denn Ich bin heilig!“ (1Pet 1,15)
Er gebe uns Gnade nach Heb 12,28, Ihm in einem solchen Herzenszustand zu dienen, daß Sein Name in und durch uns verherrlicht werde allezeit!
F. K.