Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 21 - Jahrgang 1936
2Kor 5 - Einige Worte über 2Kor 52Kor 5 - Einige Worte über 2Kor 5
Am Ende des vierten Kapitels finden wir die Ausdrücke der „äußere“ Mensch und der „innere“ Mensch. Der eine steht in Verbindung mit der Erde, der andere mit dem Himmel und der Herrlichkeit. Der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit Christi hatte Paulus geleuchtet und zur Annahme des Heils in Christo geführt. Die Wege des Todes, die er jetzt in der Nachfolge des Herrn ging, dienten dazu, ihm das vergängliche Wesen des äußeren Menschen immer mehr zu zeigen, während der innere Mensch Tag für Tag erneuert wurde. Das schnell vorübergehende Leichte der Drangsal, so nennt Paulus die Wege der Leiden, konnte mit dem Verfallen des äußeren Menschen jeden Augenblick, wenn Gott es wollte, zu Ende kommen. Was würde alsdann geschehen? Ein über die Maßen überschwengliches ewiges Gewicht von Herrlichkeit würde sein Teil werden. Das veranlaßt ihn, nicht das anzuschauen, was man sieht, sondern das, was man nicht sieht; „denn das, was man sieht, ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, ewig“ (2Kor 4,18). Das Ewige ist dort, wo Christus ist. Wenn unser Herz aber an irdischen Dingen hängt, können wir nicht mit ungeteiltem Herzen beten: „Komm, Herr Jesus!“
Nachdem der Apostel von der schnell vorübergehenden Drangsal geredet hat, kommt er im fünften Kapitel auf den Leib und dessen Zustand zu sprechen. Von dem Leibe sagt er, daß derselbe nicht eine dauernde Wohnung, sondern eine Hütte ist, die zu jeder Zeit abgebrochen werden kann. Im Gegensatz hierzu besitzt der Gläubige einen Bau im Himmel, welcher, da er von Gott ist, ewig ist. Mit dem Worte „wir wissen“ drückt er aus, daß die Gläubigen die völlige Gewißheit haben, diese himmlische Heimstätte zu besitzen, wenn ihre irdische zerstört wird. Paulus nennt den Leib ein „irdisches Haus“, weil derselbe aus der Erde und für die Erde gebildet ist, Über diese Dinge war Paulus in völliger Gewißheit, und deshalb konnte er sagen: „So sind wir nun allezeit gutes Mutes.“ Dieser Bau, von dem er redet, ist der verherrlichte Leib, ein Haus aus dem Himmel. Es kommt aus dem Himmel, weil alles, was dem auferweckten Staub Gestalt und Beschaffenheit verleihen wird, aus dem Himmel kommt, wenn der Herr erscheint.
Der dritte Vers ist eine Andeutung auf Adam, als er gefallen war. Die Folge seiner Sünde rief bei ihm das Empfinden seiner Nacktheit hervor. Diese Nacktheit versuchte er mittels Feigenblättern zu bedecken, mußte sie aber trotz derselben vor Gott zugestehen. Seine selbsterfundene Bedeckung war vergeblich. Die Gläubigen aber werden von Gott sowohl dem inneren als dem äußeren Menschen nach als Sein Werk bezeichnet, denn beide sind von Ihm geschaffen.
Es ist auch wichtig, zu bemerken, daß hier zwei verschiedene Worte „entkleidet“ und „nackt“ gebraucht werden. Das erstere bezieht sich auf den Zwischenzustand in der Zeit, wenn die Seele von dem Leibe getrennt ist. Das letztere aber beschreibt den Zustand der Unbekehrten vor Gott, weil sie an dem dem Bilde Christi gleichförmig gemachten verherrlichten Leibe kein Anrecht haben. Der Apostel sehnt sich nicht danach, entkleidet zu werden, d. h. zu sterben, sondern überkleidet zu werden mit dem verherrlichten Leib, mit der Behausung, die aus dem Himmel ist. Sollte er aber sterben, so war er sich seiner Auferstehung gewiß. Doch möchte er lieber, wenn das Sterbliche von dem Leben verschlungen würde, das er schon in Christo besaß. Der Empfang des Heiligen Geistes war ihm eine Bürgschaft, daß Gott Sein Werk vollenden würde. Deshalb fügt er hinzu: „So sind wir nun allezeit gutes Mutes.“
Manche Christen sagen: Wenn die Zeit für mich kommt, wo ich von diesem Leibe ausheimisch sein werde, dann werde ich bei dem Herrn einheimisch sein. Das ist gewiß wahr. Das sehnende Herz des Apostels empfand aber das Noch-ausheimisch-sein vom Herrn, und dies ließ ihn sagen: Solange wir einheimisch in dem Leibe sind, sind wir von dem Herrn ausheimisch. Wohl war er in der Kraft des Glaubens „gutes Mutes“, aber sein Herz sehnte sich, ausheimisch von dem Leibe und einheimisch bei dem Herrn zu sein - seine Lust war, abzuscheiden und bei Christo zu sein. Die Wirkung des Sehnens nach dem Herrn war das inbrünstige Verlangen, ganz gleich, ob einheimisch oder ausheimisch, dem Herrn wohlgefällig zu sein.
Dann aber gibt er noch einen zweiten Grund an, Ihm wohlzugefallen: „Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, auf daß ein jeder empfange, was er in dem Leibe getan hat.“ Der Richterstuhl Christi übt einen mächtigen Einfluß auf unser Leben zum Wohlgefallen des Herrn aus.
Wir sind Gottes Werk (Eph 2,10). Und Gottes Werk kann nicht in das Gericht kommen. Deshalb spricht der Apostel nicht vom „Gericht“, sondern vom „Offenbarwerden“. Das Offenbarwerden des Gläubigen wird auf das vollkommenste zeigen, daß er Gottes Werk ist, denn es findet erst dann statt, wenn er schon in dem verherrlichten Leibe - dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig gemacht ist. Obgleich nicht das Werk Gottes, noch die Person des Gläubigen ins Gericht kommen kann (Joh 5,24), so werden doch die Handlungen des Gläubigen offenbar werden. Das ganze Leben des Gläubigen wird sich im vollen Lichte des Richterstuhles aufrollen, und wir werden all unser Tun sehen, wie Christus es gesehen und beurteilt hat.
Die Gottlosen sowohl als auch die Gerechten werden offenbar werden, wenn auch nicht zur gleichen Stunde. Aus dem Buche der Offenbarung sehen wir, daß ein Zeitraum von tausend Jahren dazwischen liegt. Für den Ungläubigen bleibt dann nur die Verdammnis übrig, und deshalb fügt der Apostel hinzu: „Da wir nun den Schrecken des Herrn kennen, so überreden wir die Menschen.“ Wir aber wissen, daß der Richter auf dem Richterstuhl der ist, welcher alle unsere Sünden an Seinem eigenen Leibe trug. Alles, was als das Werk des Geistes sich erweist, wird Belohnung empfangen; und alles andere wird Verlust für uns sein.
Das Offenbarwerden vor dem Richterstuhl Christi geht dem Offenbarwerden der Heiligen mit Ihm in Herrlichkeit voraus. Aus Off 19,7.8 ersehen wir, daß das Weib des Lammes sich für die Hochzeit bereitet hat, ehe der Herr aus dem Himmel herniederkommt. Die Hochzeit ist die Vereinigung der wahren Braut mit Ihm, nachdem die Hure (Babylon) gerichtet worden ist. Die wahre Braut ist in feine Leinwand gekleidet, die symbolisch die Gerechtigkeiten der Heiligen darstellt.
Um in den Himmel einzugehen, müssen wir die Gerechtigkeit Gottes haben. Wenn wir aber mit dem Herrn aus dem Himmel kommen, werden wir mit all den Gerechtigkeiten bekleidet sein, die am Richterstuhl Christi uns zugeteilt werden konnten für alles, was wir durch die Gnade Gottes in der Kraft des Geistes für Ihn getan haben. In dem Lichte des Richterstuhles soll unser Leben sein!
Außer diesem aber fügt der Apostel noch einen dritten Beweggrund an, dem Herrn zu leben und Ihm wohlgefällig zu sein. Er sagt: „Die Liebe Christi dränget uns,“ Die Liebe Christi legte ihm eine Verpflichtung auf. Er urteilte, daß, wenn Christus für alle, die im Tode lagen, gestorben ist, daß dann diejenigen, die durch Christum leben, jetzt dem leben sollen, der für sie gestorben und auferweckt worden ist. Der Tag ist nahe, an dem der Herr verherrlicht werden will in Seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben (2Thes 1,10). Jetzt aber, vor diesem Tage, ist es das köstliche Teil derer, die Leben durch Christum haben, sich zu beeifern, Ihm wohlgefällig zu sein.
T. H. R.