Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 14 - Jahrgang 1929
1Kor 14,26-40 – „Die Gemeinde“1Kor 14,26-40 – „Die Gemeinde“
„Alles geschehe zur Erbauung. Alles aber geschehe anständig und in Ordnung.“ (1Kor 14,26.40)
Wir müssen immer mehr lernen, alle Kinder Gottes als Auserwählte in Christo vor Grundlegung der Welt anzusehen und sollten vielmehr über das, was Gemeinschaft mit den Kindern Gottes bedeutet, nachdenken. Wir als Gottes Gemeinde sind berufen, jetzt und auch in der Ewigkeit das Herz des Herrn zu erfreuen. Viele Kinder Gottes haben kaum darüber nachgedacht, was die Gemeinde ist. Es gibt Vorrechte, die der Herr den Seinigen gegeben hat, die mit der Gemeinde verbunden sind und die wir auch nur in Verbindung mit der Gemeinde genießen können, z. B. des Herrn Abendmahl, den öffentlichen Dienst des Wortes und selbst den Gesang. Gewiß, man kann allein singen, aber der wirkliche Gedanke des Gesanges ist, daß er mit anderen Gläubigen gemeinsam geschieht.
Alles, was in der Gemeinde geschieht, muß zur Erbauung geschehen. Wenn ich in irgend einer Weise danksage, so soll es zur Erbauung geschehen. Und wenn dies nicht geschieht, dann habe ich kein Recht, es zu tun. Das Zusammenkommen der Gemeinde ist etwas Feierliches; es ist das dem Himmel am naheliegendsten, was wir hier auf dieser Erde haben können. Wie sorgfältig sollten alle Dinge, die die Gemeinde betreffen, vorbereitet und gepflegt werden!
Das erste Mal, daß von dem Zusammenkommen der Gemeinde in Korinth geredet wird, ist in Kap. 11,20, und zwar in Verbindung mit dem Mahl des Herrn . Das 12. Kapitel redet dann von den Gaben. Im Kapitel 13 finden wir sodann, was größer ist als alle Gaben: die Liebe. Sie ist der Wertmesser für jedes Glied der Gemeinde; sie zeigt das Maß eines jeden in der Gemeinde an, denn der Apostel sagt: „Wenn ich ... nicht Liebe habe, so bin ich nichts.“ In Kapitel 14 haben wir dann den Dienst für die Auferbauung. Beachten wir wohl das Wort „Auferbauung“. Aller Dienst muß zur Auferbauung sein. In Kapitel 10,15 spricht der Apostel als zu „Verständigen“ - zu Gläubigen, die ihre Stellung, in welche sie durch die Gnade gelangt sind, kennen und die beurteilen sollen, was er sagt. Aber diesem Worte gegenüber finden wir in Kapitel 14,38 ein furchtbares Wort: „Wenn aber jemand unwissend ist, so sei er unwissend!“ Damit drückt er aus, daß, wenn jemand in Eigenwillen geht und verharrt, der Geist Gottes ihn allein lassen wird.
In Kap. 10 wird uns die Grundlage für die Gemeinschaft in den Belehrungen über den Tisch des Herrn gegeben. Alle, die in den Tagen der Apostel die Gemeinschaft verwirklichten, hatten mit ihren früheren Genossenschaften zu brechen. Die Juden mußten ihr Judentum aufgeben und die Heiden ihr Heidentum und in die christliche Gemeinschaft eintreten. Alle waren in eins zusammengebunden; alle hatten teil an den gleichen geistlichen Segnungen. Der Apostel belehrt in den Versen 14-26 die „Verständigen“ über die Grundlage dieser ihrer christlichen Gemeinschaft.
Im 16. Vers weist er zuerst auf das Blut hin. In dem Blute ist die Sühnung. Das ist das Erste, was wir schätzen lernen als das, was unseren Sünden begegnet. Und dann nennt er den Leib, die vollkommene Hingebung des Herrn Jesus in den Tod. Das vergossene Blut und der hingegebene Leib zeugen von Seinem Tode, welcher die Grundlage der Gemeinschaft ist. Wir befinden uns immer in der Gemeinschaft, nicht bloß an den Sonntagen, sondern alle Tage in der Woche. Und wir sollten an jedem Tage treu zu dieser Gemeinschaft Seines Blutes und Seines Leibes stehen und nicht durch unseren Wandel diese Gemeinschaft kompromittieren oder bloßstellen. Als solche, die jeden Tag der Woche in der Gemeinschaft des Todes Christi sind, kommen wir am ersten Tage der Woche zum Abendmahl des Herrn zusammen, um Sein zu gedenken und Seinen Tod zu verkündigen. In dem Abendmahl des Herrn kommt aber, wie wir in Kap. 11 sehen, das Brot zuerst, denn in dem Brote blicken wir auf Seinen Leib, der für uns ist, zurück und erinnern uns Seiner in Seinem Tode.
Der Grund, weshalb teure Kinder Gottes voneinander getrennt stehen, ist oftmals, daß Gläubige den Bedingungen der Gemeinschaft nicht getreu sind, indem sie sich Dinge erlauben, die mit dem Tode Christi und dem Worte Gottes in Widerspruch stehen. Wenn wir diesem Tode, welcher die wirkliche Grundlage der Gemeinschaft ist, treu bleiben wollen, so können wir in solchen Dingen nicht mit ihnen zusammengehen.
Wenn wir zusammenkommen, so haben alle Dinge zur „Erbauung“ und „anständig“ und „in Ordnung“ zu geschehen. Wir mögen in einer Versammlung sein, in welcher in Treue gewacht wird, daß alles in der rechten, gottgemäßen Weise geschieht; es kann aber auch sein, daß wir uns in einer Versammlung befinden, in welcher viele Schwierigkeiten bestehen, die hindernd wirken, z. B. daß Glieder derselben unverträglich und im Widerspruch stehen mit dem, was Gemeinschaft ist. Dann sollte jeder sich um so mehr prüfen und für sich darauf achten, in Übereinstimmung mit der Gemeinschaft zu sein, deren Grundlage der Tod Christi ist. Wir dürfen uns nicht von dem Bösen überwinden lassen, sondern das Böse mit dem Guten überwinden. (Röm 12,21)
Für besondere Stunden und Umstände wird uns auch besondere Gnade gegeben. So wie die Stunde es erfordert, wird uns auch Gnade zum Mitarbeiten dargereicht. Gott gibt jede Gnade zu der Zeit, wenn wir sie bedürfen. Der Tod unseres Herrn Jesus Christus ist die Grundlage unserer Gemeinschaft, und wenn wir uns dieser Grundlage entsprechend verhalten, so wird auch ein vollkommenes dem Worte Unterworfensein bei uns gefunden werden. Viele Segnungen sind mit der Gemeinde verbunden. Wenn alle in der Wahrheit des Todes des Herrn wandeln würden, so würde jeder einzelne durch sein Fernbleiben von der Versammlung vermißt werden! Jeder sollte vermißt werden, denn jeder soll zum Segen der Versammlung beitragen, und wenn einer fehlt, muß sein Beitrag zu der geistlichen Kraft der Versammlung vermißt werden, es sei denn, daß er der Versammlung nicht zum Segen war, weil sein Verhalten nicht in Übereinstimmung mit dem Tode Christi, der Grundlage der Gemeinschaft, war.
Eine Sache ist es besonders, über die ich trauere, und zwar diese, wenn die Jugend von der Versammlung fernbleibt. Es ist leicht zu sagen, daß sie die Wahrheit der Gemeinde noch nicht versteht, aber die Tatsache ist, daß sie nicht durch die Wärme der Gemeinde gefesselt war. Wenn Ältere fernbleiben, so ist das gewiß schmerzlich, aber sie beweisen damit, daß sie nicht gelernt haben, und von ihnen ist das Wort wahr: „Wenn jemand unwissend ist, so sei er unwissend.“ Wenn aber junge Geschwister fortbleiben, so glaube ich, hat auch die Gemeinde in besonderer Weise sich zu prüfen, warum sie die Jugend nicht fesseln konnte. Aber ebenso ernst ist es auch für die Jugend selbst, und wenn sie zurückbleibt, so wird sie bald die Narben davon tragen, daß sie die Stätte verlassen hat, wo Gottes Geliebte abseits vom Bösen mit dem Herrn in ihrer Mitte zusammenkommen. Wir sollten auch auf die Gaben der Jugend achten, damit sie zur Entwicklung kommen, und ihr behilflich sein, in der Wahrheit zu wachsen. Möchten wir besser verstehen, was mit dem Tische des Herrn gemeint ist, um die Wahrheit der christlichen Gemeinschaft zu verwirklichen und mit ihr in Übereinstimmung zu sein und ebenso die Freude und die Vorrechte, die mit ihr verbunden sind, zu würdigen!
Gy. (A. v. d. K).