verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 23 - Jahrgang 1938
Lk 22,53 – Gewalt der FinsternisLk 22,53 – Gewalt der Finsternis
„Dies ist eure Stunde und die Gewalt der Finsternis.“ (Lk 22,53).
Unser Herr Jesus Christus hatte gewirkt, Er hatte gepredigt, Dämonen ausgetrieben und Wundertaten getan. Das war Seine Stunde gewesen. Jetzt kam die Stunde des sündigen Menschen und der Gewalt der Finsternis. Auf Sein Wirken in Wahrheit und Liebe kam jetzt die tödliche Feindschaft des unbußfertigen Menschen und der Gewalt der Finsternis. Beide vereinten sich gegen den Herrn und brachten Ihn ans Kreuz. Der Mensch wurde das Werkzeug dieser finsteren Gewalten. Daß alles unter der Zulassung und nach Vorkenntnis Gottes geschah, ist eine Sache für sich. Unser Herr hatte als der gehorsame Mensch schwer durch diese Gewalten zu leiden, und unser Verständnis und Mitgefühl kann Ihm in diesem Stück nur wenig folgen.
Jesus hatte schon zuvor gesagt: „Der Fürst der Welt kommt und hat nichts in Mir.“ (Joh 14,30). Er nennt den Teufel den Fürsten der Welt. In Eph 2,2 lesen wir von „dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams“. Da an einer anderen Stelle der Herr von dem „Teufel und seinen Engeln“ spricht, so ersehen wir hieraus, daß der Teufel der Oberste einer Engelschar, ja, der Oberste eines Fürstentums ist, das in Feindschaft steht gegen den Sohn Gottes. Als „Fürst der Welt“ und „Fürst der Gewalt der Luft“ übt er die Herrschaft aus über diese Welt. Natürlich steht aber über dieser Herrschaft noch die Oberherrschaft Gottes.
Dieser Fürst der Welt kam und hatte nichts in unserem Herrn. Er besaß keine Macht über Ihn. In Ihm war keine Sünde. Er war der Heilige Gottes. Kein Angriffspunkt für Satan war „in Ihm“. Dennoch war die ganze Gewalt der Finsternis von außen „gegen Ihn“. Aber „Seine Treue und Sein Gehorsam“ behielt den Sieg. „Als Er die Fürstentümer und die Gewalten ausgezogen hatte, stellte Er sie öffentlich zur Schau, indem Er durch das Kreuz über sie einen Triumph hielt.“ (Kol 2,15). Das Wort spricht hier sogar von mehreren Fürstentümern und Gewalten21. Diese Mächte, von deren Größe wir uns keine Vorstellung machen können, zog Er aus, entwaffnete Er. Sie wurden bloßgestellt und sogar zur Schau gestellt, öffentlich vor der Schöpfung. So triumphierte unser Herr Jesus über sie durch Seine unerschütterliche Treue und Seinen Gehorsam bis zum Tode am Kreuze. Sein Sieg war endgültig.
Blicken wir nun auf uns, die Beute Seines Sieges, so sagt uns das Wort, daß wir wie alle Menschen einst wandelten nach dem Zeitlauf dieser Welt, „nach dem Fürsten der Gewalt der Luft“ (Eph 2,2). Aber - gepriesen sei Gott! - Er hat uns errettet „aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes Seiner Liebe“ (Kol 1,13). Die Tragweite dieser großen Errettung können wir jetzt noch gar nicht recht ermessen. Wir wissen aber: Das alles hat unser geliebter Herr getan am Kreuze. Und dafür bringen wir Ihm Anbetung dar. - Das Wort spricht auch davon, daß Gott an uns, den Glaubenden, mit einer überschwenglichen Größe Seiner Kraft gewirkt hat (Eph 1,19). Lediglich die Macht unseres Gottes und die Kraft des Kreuzestodes unseres Herrn Jesus Christus konnte uns Errettung bringen.
Als durch die Gnade Errettete leben wir noch in dieser Welt, in der die obenerwähnten Gewalten ihr Wesen haben. Wir sind wie Fremdkörper oder Fremdlinge darin. Jene Mächte suchen uns zu schädigen, wobei Menschen ihre Werkzeuge sein können. Der Apostel hat daher recht, wenn er schreibt: „Unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die Fürstentümer, wider die Gewalten, wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.“ (Eph 6,12). Wir sind diesen Mächten von uns aus nicht gewachsen. Nur die Waffenrüstung Gottes schützt uns. Sie besteht aus sieben Rüstungsteilen. Sie heißen: Wahrheit, praktische Gerechtigkeit, Evangeliumsbereitschaft, Glaube, Heilsgewißheit, Gottes Wort und Gebet.
Das Gebet erinnert uns daran, daß der Allmächtige hinter uns steht. Und dieses Bewußtsein bringt uns dazu, mit dem Apostel Paulus sagen zu können: „Ich bin überzeugt, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe, noch irgend ein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8,38.39).
Der Apostel hatte durch feindliche Fürstentümer und Gewalten sehr zu leiden, entweder unmittelbar oder mittels menschlicher Werkzeuge. Auch Kinder Gottes, besonders Knechte Gottes der Jetztzeit haben durch solche Leiden und Prüfungen zu gehen. Aber sie dürfen dabei auf die Aussprüche des Heiligen Geistes vertrauen, die ihnen sagen, daß sie „durch Gottes Macht durch Glauben bewahrt werden zur Errettung“ (1Pet 1,5). „Wenn Gott für uns ist, wer wider uns!“ Gottes Macht und Liebe schützt uns.
Es ist erschreckend, daß ein Teil der Engelwelt, Fürstentümer, Gewalten und Mächte in Auflehnung gegen Gott, gegen den Herrn Jesus und auch in Feindschaft gegen das Volk Gottes ist. Sind sie doch selbst auch nur Geschöpfe, geschaffen durch den Sohn (Kol 1,16). Auch die Engelwelt wird einst gerichtet werden. Mit heiliger Scheu nehmen wir Kenntnis davon, indem wir daran denken, daß auch wir, wie alle Menschen, der Finsternis angehörten und Finsternis, ja Feinde, waren. Während Gott aber uns aus Gnaden errettet hat durch Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, gibt es für die abgefallenen Engel keine Erlösung. (Vgl. Heb 2,16; 2Pet 2,4; Jud 6).
Groß, unfaßbar groß ist unsere Errettung, dreifach die Sicherheit unserer Bewahrung für Sein himmlisches Reich. Sie ist durch Gott den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist verbürgt: „Niemand kann sie aus der Hand Meines Vaters rauben.“ (Joh 10,29). „Niemand wird sie aus Meiner Hand rauben.“ „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden.“ (Joh 10,28; Mt 28,18). „Ihr seid aus Gott, Kinder, und habt sie überwunden, weil Der, welcher in euch ist, größer ist als der, welcher in der Welt ist.“ (1Joh 4,4). -
Vom Herrn geliebte Brüder, - groß ist unsere Errettung aus der Gewalt der Finsternis, groß die Sicherheit unserer Bewahrung, groß aber auch unsere Verantwortung.
O. D.
21 Aus diesem Grunde sind manche Ausleger der Meinung, daß hier nicht nur an Mächte „der Bosheit“ zu denken sei, sondern auch an solche Engelscharen, deren Wille war, daß der Mensch wegen seiner Schuld verderben solle, z. B. auch an Engel der Gesetzgebung (vgl. Apg 7,53). Anm. d. Schriftleitung.↩︎