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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 16 - Jahrgang 1931
3Mo 23,37-44 - Die Feste Jehovas - Das Laubhüttenfest (11)3Mo 23,37-44 - Die Feste Jehovas - Das Laubhüttenfest (11)
Das Laubhüttenfest.
Nun kommen wir zum letzten der Feste, dem Laubhüttenfest. Es folgt auf den großen Versöhnungstag. In seiner Bedeutung ist es ähnlich dem Jubeljahre, denn beide lenken unsere Gedanken auf die Zeit der vollkommenen Segnung und Freude, die Gott für Sein Volk noch aufbewahrt hat. Während das Jubeljahr uns jene wunderbare Zeit der Segnungen zeigt, die den Heiligen zuteil werden, weist das Laubhüttenfest (gleich den anderen Festen) insonderheit darauf hin, was jene Zeit, in welcher der Ratschluß Seiner Liebe erfüllt sein wird, für den Herrn bedeutet. Dieser Punkt tritt in den Vorschriften für das Laubhüttenfest besonders hervor. In 3. Mose 23 fällt uns eine bemerkenswerte Unterbrechung in diesen Vorschriften auf, Vers 34-36 lesen wir: „Am fünfzehnten Tage dieses siebenten Monats ist das Fest der Laubhütten sieben Tage dem Jehova. Am ersten Tage soll eine heilige Versammlung sein, keinerlei Dienstarbeit sollt ihr tun. Sieben Tage sollt ihr Jehova ein Feueropfer darbringen; am achten Tage soll euch eine heilige Versammlung sein, und ihr sollt Jehova ein Feueropfer darbringen: es ist eine Festversammlung, keinerlei Dienstarbeit sollt ihr tun.“
Nun findet die Unterbrechung statt, auf die wir hinwiesen, denn mit dem nächsten Vers beginnt eine Zusammenfassung des ganzen Inhaltes des Kapitels mit den Worten: „Das sind die Feste Jehovas, die ihr ausrufen sollt als heilige Versammlungen, um Jehova darzubringen Feueropfer, Brandopfer und Speisopfer usw. ...“ (V. 37) Obgleich die Vorschriften für das Fest hier scheinbar abgeschlossen waren, fehlt doch jede Erwähnung, warum das Fest den Namen „Laubhüttenfest“ führen soll. Weiter ist zu beachten, daß für den achten Tag des Festes ein besonderes Wort gebraucht wird, um den Charakter desselben zu zeigen. In Vers 36 wird von diesem achten Tag gesagt, daß er eine „Festversammlung“ - ein „Schlußfesttag“ (Menge-Bibel) sein soll.
Der Schlußfesttag.
Das hebräische Wort ist von einem Wort abgeleitet, das etwas bezeichnet, was zu einem Abschluß gebracht ist. Der Hauptgedanke, der in diesem achten Tage des Festes hervortritt, ist, daß alle in den Festen vorbildlich dargestellten Vorsätze Gottes nun vollkommen vollendet sind. Im Anfang unserer Betrachtung lernten wir in Verbindung mit den Worten „Feste Jehovas“ und „heilige Versammlungen“, daß es der Vorsatz Gottes war, ein Volk zu Sich zusammenzurufen, um in seiner Mitte zu wohnen. Und jetzt, bei der Erwähnung dieses letzten Tages des Laubhüttenfestes finden wir dieselben Ausdrücke wiederholt. Dies alles trägt dazu bei, uns zu zeigen, daß dieses Fest uns zu dem Zeitpunkt führt, wo Gottes Ratschluß zur Vollendung gekommen ist. Sein wunderbares Liebeswerk ist beendet, so daß Er hinfort in Seiner Liehe ruhen und in alle Ewigkeit unter dem Lobpreis Seines Volkes wohnen wird.
Eine andere Sache ist indessen noch zu erwähnen. Vers 39 und 40 lesen wir, daß an diesem selbigen fünfzehnten Tage des siebenten Monats das Volk Zweige von schönen Bäumen nehmen solle, um sich Zelte daraus zu machen, in welchen sie für die Dauer des Festes wohnen sollten. Es ist auffallend, daß keine Erwähnung hiervon zuvor gemacht wurde. Alle anderen Züge des Festes wurden hervorgehoben und festgestellt, so daß man annehmen konnte, der ganze Gegenstand sei damit abgeschlossen. Etwas Ähnliches finden wir in Verbindung mit dem Gesetz des Friedensopfers. Der Name dieses Opfers steht in Verbindung mit der Tatsache (in der es sich auch von allen anderen Opfern unterscheidet), daß der Opfernde selbst von dem Opfer genießen durfte und dadurch in eine wunderbare Gemeinschaft mit Jehova gebracht wurde, denn er hatte mit Jehova teil an derselben Sache.
Obwohl dies so ist, finden wir doch keine Erwähnung dieses charakteristischen Zuges des Friedensopfers im ganzen 3. Kapitel des 3. Buches Mose, wo das Opfergebot zuerst gegeben wird. Das Kapitel beschäftigt sich ausschließlich damit, zu zeigen, wie das Teil, welches Jehova gehört, Ihm dargebracht werden soll; und nicht eher, als bis das Sünd- und Schuldopfer ausführlich behandelt ist, wird der Gegenstand des Friedensopfers in Kapitel 7 wieder aufgenommen, wo wir lernen, was das Teil des Opfernden (am Friedensopfer) ist. In dieser Weise belehrt uns der Heilige Geist, daß die Herrlichkeit Gottes in der Erfüllung Seiner Vorsätze immer das Erste für uns sein muß, während unsere Segnungen erst danach als eine Folge der Erfüllung Seines Ratschlusses für uns in Betracht kommen dürfen.
Die Feier des Schlußfesttages.
Ehe wir uns mit seiner Bedeutung 1. für Seine Gemeinde und 2. für Israel beschäftigen, laßt uns die Bemerkung in 3. Mose 23,39 beachten, daß dieser Schlußtag gefeiert werden sollte, nachdem der Ertrag des Landes eingesammelt war. In Verbindung hiermit lesen wir in 5. Mose 16,13: „Das Fest der Laubhütten sollst du dir sieben Tage feiern, wenn du den Ertrag von deiner Tenne und von deiner Kelter einsammelst.“ Hieraus sehen wir, daß die Ernte zwei Abschnitte umfaßt.
Die geistliche Bedeutung dieser beiden Teile der Ernte lernen wir aus anderen Schriftstellen kennen. Wo die Schrift im vorbildlichen Sinne von der Frucht des Kornfeldes redet, stellt es Gottes Volk dar. Der Herr Jesus vergleicht Sich Selbst mit einem Weizenkorn und die Errettung der Sünder mit der vielen Frucht, die durch das eine in die Erde gefallene Weizenkorn hervorgebracht wird (Joh 12,24). Und wiederum werden in dem zweiten Gleichnis in Mt 13,38 die Söhne des Reiches in dem guten Samen dargestellt. - Bezüglich der Kelter sehen wir den Herrn als den, der am Tage der Rache die Weinkelter tritt und dessen Gewand mit dem Blute derselben gefärbt ist (Jes 63,3). Wenn wir nun das 14. Kapitel der Offenbarung betrachten, so finden wir dort die beiden Teile der Ernte, des Kornes und des Weines, nebeneinander gestellt, und über die Bedeutung beider kann kein Zweifel sein. Zuerst sammelt der Sohn des Menschen Selber die Kornernte ein und darauf symbolisch ein Engel, der die Trauben der Erde in die große Weinkelter des Zornes Gottes wirft.
Es ist somit klar, daß das Einernten des Kornes und des Weines die Sammlung der Heiligen zur Seligkeit und die der Gottlosen zum Gericht darstellt. So wird auch das
Laubhüttenfest (welches erst dann stattfindet, wenn beide Ernten beendet sind) seine wirkliche Erfüllung finden, wenn Gott Seine Erlösten an den Platz der Segnung gebracht und die Verwerfer Christi gerichtet hat. Auch in der Betrachtung der früheren Feste finden wir dieses bestätigt. Wir gehen nun auf die zweifache Bedeutung des Laubhüttenfestes näher ein.
Ein allgemeiner Blick auf das Laubhüttenfest läßt uns erkennen, daß es sich in diesem Feste um einen Abschluß voll Freude und Seligkeil handelt, und die Zahl der Tage, an welchen das Fest gefeiert werden sollte, zeigt, daß diese Freude eine ewige sein wird. Dabei ist zu beachten, daß das Fest ein Siebentage-Fest war und daß es doch noch einen achten Tag hatte, der der größte von allen war. Wir lesen: „Am fünfzehnten Tage dieses siebenten Monats ist das Fest der Laubhütten sieben Tage dem Jehova ... am achten Tage soll euch eine heilige Versammlung sein.“ (3. Mose 23,34-36) Mit Recht sagen wir, daß die Zahl „Sieben“ bildlich die Vollkommenheit und „Acht“ die Auferstehung darstellt. Und gerade, weil der achte Tag ein neuer erster Tag und somit die Auferstehung ausdrückt, ist derselbe auch ein Bild von dem, was ewig ist. Alles, was Gott neu macht, ist ewig. Christus stand aus den Toten auf, um niemals wieder zu sterben, und die neugeborene Seele hat ewiges Leben. Während so die sieben Tage des Festes uns bezeugen, daß es in seinem Charakter vollkommen ist, zeigt der achte Tag uns seine ewige Dauer.
Der letzte Tag des Festes.
Der achte Tag des Festes erinnert uns an das wunderbare Ereignis, welches uns in Johannes 7 berichtet wird: „An dem letzten, dem großen Tage des Festes aber stand Jesus und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu Mir und trinke. Wer an Mich glaubt, gleichwie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“ (V. 37.38)
Als Gott zuerst die Feste einsetzte, wollte Er der Mittelpunkt derselben sein - Ihm sollten sie gehören und für Ihn da sein. Wir haben schon früher darauf hingewiesen, daß die Feste in 3. Mose 23 immer „die Feste Jehovas“ genannt werden. In Joh 7,2 aber wird gesagt: „Es war aber nahe das Fest der Juden.“ Hier wird das Fest nicht mehr das „Fest Jehovas“ sondern das „Fest der Juden“ genannt. Als sie Gottes Haus zu einem Kaufhaus gemacht hatten, raubten sie den Festen den göttlichen Charakter, und sie sanken zu einer leeren Zeremonie herab. Dieser letzte Tag des Festes sollte das schöne Vorbild jener Zeit sein, da das Sehnen aller Herzen in dem Herrn gestillt sein und Er Selbst in der Vollendung aller Vorsätze Seiner Liebe ruhen würde. Dies alles verstanden die Juden nicht, Sie sahen nur die äußeren Vorschriften. Ruhelos, unbefriedigt schauten sie nach einer Befreiung aus, ohne zu erkennen, was ihnen in Wahrheit fehlte.
Können wir etwas von den Gefühlen ahnen, die das Herz des Herrn erfüllten, als Er jenes Fest der Juden sah? Seine Augen schauten in weiter Ferne den Tag, von dem der achte Tag des Festes ein Vorbild war. Er kannte den ewigen Ratschluß des Herzens Seines Vaters und die überströmende Freude jener Zeit, wenn alles erfüllt sein würde. Hier aber umgab Ihn eine wogende Menge, die von fern und nah zusammengekommen war, um an einem Feste teilzunehmen, das nur noch eine Zeremonie war, die nichts weiter in sich schloß als einen leeren Namen. Warum waren sie so blind, so verfinstert, so unbefriedigt? Weil sie Den ablehnten, in welchem alle Vorsätze und Verheißungen Gottes ihr Ja und Amen finden sollten. Darum rief Er an dem letzten, dem großen Tage des Festes: „Wenn jemand dürstet, so komme er zu Mir und trinke.“
Ewige Ruhe in der Herrlichkeit.
In diesem Feste sehen wir unsere ewige Ruhe bei dem Herrn in der Herrlichkeit. Was aber bedeuten die Zelte, in welchen das Volk wohnte? Diese Zelte mußten aus den Zweigen der Bäume hergestellt werden. Das Gebot in 3. Mose 23,40 nennt nur Palmbäume, dichtbelaubte Bäume und Bachweiden. In Nehemia 8,15 finden wir eine weitere Erwähnung von Oliven- und Myrtenbäumen, die als in den göttlichen Befehl eingeschlossen galten. Aus den Zweigen der Oliven-, Palmen- und Myrtenbäume, die mit den Bachweiden verflochten wurden, wurden die Laubhütten gemacht. Die Olive spricht von der Fülle der geistlichen Kraft, die Palme von triumphierendem Sieg und die Myrte von Freude und Glück. Was kann aber die Weide bedeuten? Kann es dort noch Leiden und Tränen geben, die die Freude zu stören vermögen? Sicherlich nicht! Aber die Erinnerung an die Vergangenheit wird bleiben, jedoch nicht mehr, um Schmerz hervorzurufen, sondern um die Freude der Gegenwart zu erhöhen und unsere Herzen in dankbarem Lobpreis und Anbetung überfließen zu lassen.
Aber während wir noch hier unten sind, ist es der Wille unseres Vaters, daß wir das Fest feiern und die Freuden der vielen Wohnungen in Seinem Hause schon vorausgenießen. „Euer Herz werde nicht bestürzt“, sagte der Herr Jesus, als Er zu Seinen Jüngern von den vielen Wohnungen sprach. Er will, daß wir in der Kraft des Geistes jetzt schon das Siegeslied mit einem freude- und friedeerfüllten Herzen singen. Und wenn unser Pilgerpfad durch Leiden geht, so läßt Er sie uns mit Palmzweigen umsäumen und rufen: „In diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch Den, der uns geliebt hat.“ (Röm 8,37)
Was nun Israel betrifft, so weist das Laubhüttenfest auf die Zeit ihrer tausendjährigen Segnungen hin. Die Merkmale in beiden Fällen sind dieselben, nur daß für Israel die Erfüllung statt im Himmel auf der Erde sein wird. Auf den ersten Blick könnte es fast scheinen, als ob das Urbild hier versage, weil ja eine tausendjährige Segnung nur tausend Jahre und nicht ewig währt. Aber vielleicht ist dies ein weiterer Grund, weshalb von dem Feste als von einer siebentägigen Dauer geredet wird, der dann noch ein achter Tag folgt, welcher der größte von allen ist. Die sieben Tage würden den irdischen Abschluß kennzeichnen und der achte Tag den neuen Himmel und die neue Erde. Zwischen diesen liegen dann: Satans letzter Angriff, die Nationen zu verführen und wider Gott zu versammeln - sein endgültiger Sturz und der große weiße Thron mit dem Endgericht aller derer, die kein Teil hatten an der ersten Auferstehung. Aus Sacharja 14,16-19 ersehen wir klar, daß das Laubhüttenfest während der tausend Jahre gehalten wird und daß Gott die Nationen strafen wird, die sich weigern, nach Jerusalem hinaufzugehen, um das Fest zu feiern, und dies scheint mit den Ereignissen zusammenzuhängen, die dem Tausendjährigen Reiche folgen.
Eine unbestimmte Zeitperiode.
Nun sind wir mit unserer Betrachtung über die Feste Jehovas zum Schluß gekommen, aber wir befinden uns noch immer im siebenten Monat des Jahres. Wie ist es nun mit den übrigen fünf oder mehr Monaten des Jahres? Ein nochmaliger Hinweis auf die Zeichnung im Januarheft gibt uns die Antwort. Wir sehen dort, daß der achte Tag des Laubhüttenfestes einmündet in den Anfang eines großen Kreises, der mit den Worten „Zu Ewigkeit“ bezeichnet ist. Dies ist es gerade, was das Vorbild uns sagen will. Die übrigbleibenden Monate bezeichnen eine unbestimmte Zeitperiode. Wir haben früher darauf hingewiesen, daß das jüdische Jahr nach Mond-Monaten von 29½ Tagen gerechnet wurde und daß es zuweilen aus zwölf und zuweilen aus dreizehn Monaten bestand, je nachdem es erforderlich war, um ein Sonnenjahr zu bilden, so daß ungefähr jedem dritten Jahre ein Monat hinzugefügt werden mußte. Dies ist der Grund, weshalb der restliche Teil des Jahres nach dem Laubhüttenfest von unbestimmter Länge ist, und gerade dadurch wird die unbegrenzte Dauer der Ewigkeit so passend dargestellt, in welche der letzte große Tag des Laubhüttenfestes einmündet.
Der ewige Ratschluß Gottes.
Wir haben gesehen, wie sich der Ratschluß Gottes in den mannigfachen Vorgängen in dieser Welt bis zu seiner Erfüllung am Ende der Zeit auswirkt. Gott gebe, daß diese Betrachtung jedes Herz dahin führen möge, in vollem Verstehen und wahrer demütiger Anbetung mit dem Apostel einzustimmen: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christo, wie Er uns auserwählt hat in Ihm vor Grundlegung der Welt, daß wir heilig und tadellos seien vor Ihm in Liebe.“ (Eph 1,3.4)
A. J. H.; übers. v. A. v. d. K.