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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 10 -Jahrgang 1925
Lk 22,19 ; 1Kor 11,24.25 - „Dies tut zu meinem Gedächtnis!“Lk 22,19 ; 1Kor 11,24.25 - „Dies tut zu meinem Gedächtnis!“
Sicher ist es, daß sehr viele Kinder Gottes nach Möglichkeit sonntäglich das köstliche „dem Herrn gehörende Mahl“, das „Herrenmahl“ (1Kor 11,20) nach den Gedanken Gottes zu feiern bemüht sind, und wer von den teuren Lesern der „Handr.“ dies noch nicht tut, sondern nach Menschensatzungen sich richtet und somit das Mahl einer Partei, nicht das des Herrn, feiert, der sei hierdurch herzlichst ermuntert, die Rechte und den Willen des Herrn ernstlich zu prüfen, um sich demgemäß zu verhalten, und zwar aus Liebe zu Dem, der uns geliebt und Sich Selbst für uns gegeben hat! (Eph 5,2). Das Feiern des biblischen Abendmahles ist eine Frage nicht unseres „Bedürfnisses“, sondern unserer Liebe zum Herrn! (Joh 14,21ff.)!
Aber wenn auch sehr viele in dieser Hinsicht den Willen Gottes erkannt haben und mit Freuden demselben nachkommen, auch nicht ohne Not beim Mahl des Herrn fehlen, so ist es doch noch eine große Frage, ob auch alle das „Brotbrechen“ (nach Apg 2,42 u. 20,7) Feiernden es tun, um nach des Herrn Jesus klar ausgesprochenem Wunsche Seiner zu gedenken! Gewiß haben manche der Gläubigen Sein wunderbar liebliches Wort: „Dies tut zu Meinem Gedächtnis!“ noch nicht so recht verstanden; aber warum eigentlich nicht? ist es etwa mißverständlich und nicht klar genug? - Andere aber haben es wohl verstanden, jedoch durch die Lange der Zeit sind sie matt geworden im
Befolgen dieses Wortes, und ihre Anbetung läßt, wie die derer, die des Herrn Jesus Wunsch noch nicht recht begriffen haben, wenig davon erkennen, daß allein der herrliche Herr in Seinem einstigen Leiden und Sterben vor ihrem inneren Auge steht. Es ist manchmal fast so, als hätte der Herr gesagt: „dies tut zu eurem Gedächtnis oder zum Gedächtnis dessen, was ihr durch Mich und Meinen Tod bekommen habt und geworden seid!“ Mit anderen Worten: die Segnungen Seines Todes für uns, die uns wahrlich unser ganzes Leben lang beschäftigen sollten, und die bei der Feier des Herrenmahles gewiß nicht übersehen zu werden brauchen, stehen auch in jener einen bis anderthalben Stunde (wöchentlich)! so sehr im Vordergrund des Interesses vieler Gläubigen, daß derjenige, dessen Liebe alles für uns wirkte, wenn schon nicht vergessen, so doch nicht so betrachtet wird, wie Er ein Recht hat, nach jenem Seinem „in der Nacht, da Er verraten ward“ ausgesprochenen Herzenswunsch zu erwarten.
Woher kommt dies? Woher kommt es, daß wir Seinen leisen Vorwurf von Gethsemane: „also nicht eine Stunde vermochtet ihr, mit Mir zu wachen?“ (Mt 26,40) auch auf die Stunde des Herrenmahles anwenden könnten? Kommt es etwa daher, daß man unter dem Drange des täglichen Lebens unsere Segnungen zu wenig bewundert, ja, gar vergißt, was wir in Ihm sind, so daß man jene stille, friedevolle Stunde des Herrenmahles als willkommene Gelegenheit des Gedenkens an unsere Segnungen betrachtet? Dies sollte gewiß nicht so sein!
Oder kommt es daher, daß man sich zu wenig darin übt, die Worte des Herrn genau zu beachten, so daß man glaubt, Ihm einen Dienst zu tun, wenn man sozusagen das Gegenteil von dem tut, was Er gewünscht und gesagt hat? Kann das Sein Herz erfreuen? Wenn geliebte Menschen uns bitten würden, in Zeiten der Trennung ihrer zu bestimmter Zeit besonders zu gedenken, ist es dann gleichgültig, ob wir ihren Wunsch erfüllen oder lieber an uns denken? Gewiß nicht! Und dabei hat es mit dem ja nicht oft, aber darum um so wirkungsvoller ausgesprochenen Wunsche des geliebten Herrn an uns unendlich mehr auf sich als mit dem von Menschen untereinander! Der Herr wußte, wie leicht auch die Seinen Seiner vergessen würden, wie leicht ihnen die Kostbarkeit der Tatsache des „Todes des Herrn“ aus dem Gesichtskreis entschwinden würde, wenn sie erst sich allein (menschlich geredet) überlassen sein würden, und darum läßt Er uns diesen Seinen innigen Wunsch noch so besonders eindrucksvoll durch die dem Paulus gegebene Offenbarung Seines Willens übermitteln vom Himmel her, d. h. als schon etliche Jahre vergangen waren, seit die geliebten Seinen Sein Wort: „dies tut zu Meinem Gedächtnis!“ aus Seinem holdseligen Munde ertönen gehört. Wie wichtig also mußte Ihm dieser Wunsch sein! Und wenn wir oft erfahren müssen, wie wenig die Seinen demselben nachzukommen sich auch nur bemühen, so verstehen wir erst recht, was Ihn bewog, diese Seine Sehnsucht nach der geistgewirkten Gegenliebe Seiner Erlösten uns durch die Feder des Paulus so ernst ans Herz legen zu lassen! Wieviel büßen wir doch ein, wenn wir Seinen Willen nicht völlig beachten! Das ist in allen Dingen so - und wir wissen das auch! -, warum beachten wir es so wenig bei der Feier der letztwilligen Verfügung des aus Gehorsam gegen Seinen Gott und Vater und aus Liebe zu uns, „da wir noch Seine Feinde waren“, in den Tod gehenden Herrn? Der Mensch pflegt doch sonst mit dem letzten Willen seiner Mitmenschen sehr sorgsam umzugehen, weil er weiß, daß er viel einbüßen oder verlieren würde, wenn er es nicht tut! Warum gehen wir mit dem letzten Willen Dessen, der „der zweite Mensch vom Himmel“ (1Kor 15,47) ist, und der liebte, wie nie ein Mensch geliebt, so wenig sorgsam um? Ist das in der Ordnung? Ob wir nicht dadurch auch viel verlieren?
Es wird zwar oft betont, daß wir beim Mahl des Herrn nicht zusammenkommen, um gesegnet zu werden, sondern um zu segnen, zu preisen, anzubeten und zu verherrlichen Den, der uns geliebt - gewiß! aber, Geliebte, werden wir etwa nicht gesegnet, wenn wir also zusammenkommen? Du sagt, das sei nicht die Frage, weil nicht der Zweck des Zusammenkommens. Nein, aber - werden wir nicht gerade doch gesegnet? Werden wir nicht, vielleicht gerade weil wir nicht um unsert-, sondern um Seinetwillen uns versammeln, wunderbar innerlich erquickt, und das um so mehr, als wir bestrebt sind, Ihn zu erquicken durch unsere Liebe zu Ihm? Sicherlich! Der wunderbare Grundsatz der Schrift aus Spr 11,25: „Die segnende Seele wird reichlich gesättigt, und der Tränkende wird auch selbst getränkt“ und aus Apg 20,35: „Geben ist seliger als nehmen“ kommt, wenn irgendwo, hierbei voll zur Anwendung. Gott bleibt nie unser Schuldner. Und noch einmal sei's gesagt: Wir mögen nicht zusammenkommen um unsertwillen, um unserer Segnungen willen, um beim Brotbrechen Segen zu empfangen - und das ist durchaus recht so -, aber wir werden gesegnet und erquickt, nicht allein bei diesem köstlichen Anschauen des Herrn selbst, sondern in unserem ganzen Leben; denn der Herr vergilt jede Liebe, die wir Ihm erweisen, reichlich. Und je mehr wir beim Mahl des Herrn Ihn betrachten, desto mehr werden wir in dieser heiligen Wechselwirkung gesegnet, indem je mehr Er durch uns erquickt wird, desto mehr Er uns erquickt.
Nun also, wenn wir dies in dem letzten Absatz Gesagte billigen und beachten, müssen wir dann nicht zugeben, daß wir viel verlieren, wenn wir den letzten Willen und Wunsch des geliebten teuren Herrn Jesus nur mangelhaft beachten, also nicht in erster Linie Seiner Selbst in Seiner Liebe,
Seinem Gehorsam, Seinem Tode, Seinem Gericht am Kreuz gedenken, sondern mehr unserer und unserer durch Seinen Tod erlangten Segnungen? Ganz gewiß ist es so! Es kann gar nicht anders sein. Auch unsere herrlichsten himmtischen Segnungen, die kostbarsten Gaben sind nicht größer und köstlicher als der Geber Selbst. Gewiß brauchen wir unsere Segnungen bei der Feier des Mahles des Herrn nicht zu vergessen und können es auch nicht, aber wenn wir zu oft an sie denken und sie in unserer Anbetung (die dann kaum reine neutestamentliche Anbetung ist! Vgl. Joh 4,20-25)! den ersten Platz einnehmen oder immer nach kurzen Erinnerungen an den Herrn sie wieder in den Vordergrund treten lassen, so handeln wir so, als stellten wir die Gaben über den Geber! Wenn unser Herr gewünscht hätte, daß wir das Brot brechen und den Kelch trinken zum Gedächtnis unserer Segnungen durch Ihn, dann hätte Er wahrlich nicht zu sagen brauchen: „dies tut zu Meinem Gedächtnis!“ Aber Er wußte, wie schwer es uns fällt, von uns abzusehen und auf Ihn unsere Blicke, unsere Gedanken, unser Herz zu richten! Der Mensch, auch der innerlich erneuerte, sieht immer leichter auf das, was ihn angeht, als auf das der anderen (Phil 2,4.20.21)!, so hier auf das den Herr Selbst Betreffende. Der in das verheißene Land gekommene Israelit sollte sich in seiner Anbetung an das erinnern, was er vordem gewesen und wozu er durch Jehova nun gelangt sei (5. Mose 26) - das waren für ihn, den Teilhaber der irdischen Berufung, also auf dem Boden des Alten Testamentes, die Grundsätze der Anbetung, und in gewisser Weise sind sie auch vorbildlich für uns (Röm 15,4). Aber beim Mahl des Herrn handelt es sich nach dem Willen des Herrn nicht darum, in der Feier des Mahles unserer Segnungen, die wir durch Ihn haben, zu gedenken, sondern Seiner Selbst. Wir, die „Genossen der himmlischen Berufung“ (Heb 3,1, vgl. Eph.-Brf). Stehen doch anders da, als der ins irdische Land der Verheißung gekommene Israelit! Gleichwohl, wenn wir die Grundsätze der Anbetung kennen lernen wollen, so kann uns jener Abschnitt viel lehren - aber das Herrenmahl geht darüber weit hinaus. Das Mahl des Gedächtnisses des Herrn ist gleichsam in sich selbst die höchste und erhabenste Weise der Anbetung, es ist Anbetung im Vollsinne und weniger in Worten, sondern mit der Tat der Gegenliebe und in der Wahrheit dessen, was es heißt, mit jener Handlung des Brotbrechens und Kelchtrinkens den Tod des Herrn verkünden zu dürfen, bis Er kommt. Von mündlicher, also hörbarer Anbetung, wie überhaupt von dieser Art des Sichversenkens in Ihn, ist in den vom Abendmahl handelnden Stellen ja auch nicht die Rede, obwohl die Anbetung mit Herz und Mund in Gebet und Lied natürlich, wenn irgendwo, so hier ganz am Platze ist, sondern es ist die Handlung selbst, die zu
Seinem Gedächtnis vollzogen wird („dieses tut ...!“).6 Wenn aber zu Seinem Gedächtnis, so darf die mündliche Anbetung vor und nach der Handlung nicht im Gegensatz zu der Bedeutung der Handlung selbst stehen, also nicht zumeist eine Erinnerung an uns und unsere Segnungen in Ihm sein! Alles sollte einheitlich sein und dem einen Zweck dienen, der dem Herzen des geliebten Herrn Jesus so wichtig ist; dem des liebenden, anbetenden Gedächtnisses an Ihn Selber, der in Seiner heißen Liebe diesen Weg des Leidens und Todes ging.
Doch nun noch einmal die Frage: Was ist der Grund, daß viele derer, die das Herrenmahl feiern, sich so ungleich leichter und lieber, bewußt oder unbewußt, mit dem, was wir Gläubigen in Christo haben und sind, beschäftigen als mit Ihm Selber?
Wenn das oben schon Gesagte nicht der Grund ist, ist er dann vielleicht für manche darin zu suchen, daß sie fürchten, bei ihren Gedanken und ihrer Herzensbeschäftigung, bei ihrer leisen oder auch lauten Anbetung nicht genug Stoff zu haben, wenn sie sich „nur“ mit dem Herrn Selbst und Seinem Leiden und Sterben befassen sollen? Kommt es ihnen noch dazu vielleicht auch so vor, als sei dieser immer gleiche Stoff mit der Zeit doch zu eintönig, abgebraucht, - womöglich tot? Meinen sie, man müßte dem Herrn Neues bringen, das Alte sei zu gering für Ihn? Nicht wahr, solche Fragen stellen heißt schon sie verurteilen! Wie könnte das, was in den Ewigkeiten immer aufs neue den Gegenstand der Anbetung bilden wird: das Lamm (vgl. Off 5) und das, was dieses betrifft, jemals an Kostbarkeit verlieren, wenn man es wieder und wieder betrachtet! Verliert ein irdisches Schmuckstück, ein Diamant, durch immer neues Bewundern? Wird er blind und tot dadurch? Kann das sonntägliche immer neue und durch jeden neu hinzukommenden Teilnehmer verstärkte Bewundern der geliebten Person die Schönheiten derselben herabmindern? Ist es nicht vielmehr so, daß die sich im gottgemäßen Feiern des Herrenmahles übende Gemeinde Gottes, so zerrissen sie auf Erden jetzt auch ist, in eben dieser Feier selbst heute noch, also trotz ihres traurigen Zustandes, etwas tun kann, wodurch die Schönheit und Herrlichkeit ihres jetzt erhöhten Hauptes hienieden in das rechte Licht gerückt und gewürdigt wird? Ist doch gerade durch den Verfall der Gemeinde Christi Er so entehrt worden, daß wir nichts tun können, Seine Ehre wiederherzustellen - wir müssen warten, bis Er Selber es tut! Aber in Seinem Gedächtnismahl haben wir die köstlichste, bleibende Verbindungslinie zwischen dem einstigen hohen Stand Seiner Gemeinde hienieden in ihrer Vollkraft (z. B. Apg 2 u. 4) und dem dereinstigen neuen Zustand der Vollendung, wenn Er sie ohne Tadel dem Vater dargestellt hat! Denn in diesem Seinem Mahl, bei dem Er die Gäste bestimmt, eingeladen und empfangen hat, solche, die durch den Wert Seines Todes für Ihn gewonnen und durch Sein Blut gewaschen sind, da leitet Er durch Seinen Geist, der in ihnen ist, ihre Herzen allein auf Ihn Selber hin und macht sie dadurch fähig, das zu tun, was in der Herrlichkeit ihre liebste Beschäftigung sein wird: Ihn anzubeten und Seine Kostbarkeit zu erheben. Wenn wir hierin hienieden fehlen, so machen wir uns dessen mit schuldig, daß die Engelwelt, welche die Gemeinde beobachtet (Eph 3,10), nicht die rechte Verkündigung Seines Todes empfängt (1Kor 11,26), von den Gläubigen, welche des Herrenmahles Kostbarkeit noch nicht erkannt und allein durch uns und unsere Wortverkündigung davon Kenntnis bekommen sollen und können, ganz zu schweigen. Laßt uns das wohl beachten!
Und der andere erstere Grund, daß man fürchten könnte, nicht genügend Stoff zum Sinnen, zum Gedenken zu haben, wenn man sich nur mit Ihm Selber beschäftigt, ist doch, ernsthaft besehen, ganz und gar hinfällig! Ist es nicht köstlich, Sein Armgewordensein (2Kor 8,9) von der Krippe bis zum Tode zu betrachten? Gibt das nicht wieder und wieder Stoff genug? Ist Sein Leidensweg vor dem Synedrium wie vor Herodes und Pilatus, kurz Sein Leiden seitens der Menschen, nicht eine unerschöpfliche Quelle für sinnendes, anbetendes „Betrachten Dessen, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen Sich erduldet hat“ (Hehr. 12,3)? Und dann Gethsemane, dies ewig tiefe Geheimnis, und dann das Kreuz auf Golgatha - Sein Leiden als Schuldopfer (Jes 53)! und als Sündopfer, verlassen von Gott (Ps 22; Mt 26,45ff.; Mk 15,33ff)., von Gott zur Sünde gemacht (2Kor 5,21), Sein wunderbarer Gehorsam bis zum Kreuze hin (Phil 2,5ff). wie Sein Gehorsam am Kreuze (Heb 5,7.8) usw. - sind das nicht Gegenstände des anbetenden Betrachtens ohne Ende? Werden wir je damit fertig werden? Werden wir je aufhören können, diese Kostbarkeiten Seiner Liebe, diese verhüllten und doch so offenbaren Herrlichkeiten des Sohnes zu bewundern, uns darein zu versenken? Mangel an Stoff? Solch Mangel, daß man immer gar zu bald wieder bei den Segnungen Seines Todes anlangen müßte? Gewiß sollen und brauchen wir derer nicht zu vergessen, gewiß dürfen wir, die wir doch nicht unter Gesetz sind, auch beim Mahle des Herrn, besonders vielleicht zu Anfang, deren gedenken und dafür den Herrn preisen! Aber wer die Segnungen in den Vordergrund stellt und immer wieder auf sie zurückkommt, auch wer zum Vorlesen vor der Handlung des Mahles oder zum Besprechen vor oder (besser) nach dem eigentlichen Mahl Schriftworte nimmt, in denen die uns zuteil gewordenen himmlischen oder gar irdischen Segnungen vor allem betont sind - der hat nicht verstanden, wieviel unserem teuren Herrn daran liegt und liegen muß, daß Sein Schmerzensweg, Sein Todesleiden und die Bitternis Seiner Seele nicht vergessen werden. Der hat nicht begriffen, was es für das Herz des Herrn ist, wenn Seine Bluterkauften Geliebten Seinem Herzenssehnen nachkommen: „dies tut zu Meinem Gedächtnis!“ O, Geliebte, daß wir das doch mehr und besser lernten, was es Ihm ist, wenn wir Seiner gedenken, was Ihm unsere Liebe wert ist! Daß wir doch mehr würdigten, was es auch für den Vater ist, wenn wir Seines Geliebten, der die Wonne Seines Vaterherzens ist, gedenken und Ihn ehren, Dessen Ehre dem Vater über alles geht! Ihn ehren heißt aber auch, Seinen Herzenswunsch ehren, Sein letztes Vermächtnis würdigen, so wie es Ihm teuer und wert ist! Ihm wird es nie zuviel, wenn wir liebend Seiner gedenken in Seinem Leiden und Sterben, in Seiner Erniedrigung, Seinem Gehorsam, Seiner treuen Liebe - und uns sollte es zuviel werden? Uns sollte es etwas Altes, Gewohnheitsmäßiges, Totes werden, ja, werden können? Geliebte, was ist Er uns? Betrachten wir, was Er dem Vater ist und welch Wohlgefallen der Vater an Ihm hatte und hat, und lernen wir, daß es auch dem Vater nie zuviel werden kann, wenn wir Den betrachten, der alles für den Vater ist! Versenken wir uns in Worte wie Joh 10,17.18, so ahnen wir etwas von dem unveränderlichen, ewigen Liebesverhältnis zwischen dem Vater und dem Sohne im Hinblick auf des Letzteren Sterben. Wie unsagbar tief sind Seine Gedanken!
Noch einmal: Wenn es dem Vater nie zuviel wird, in Seiner Liebe an jene Stunden zu denken, da Sein geliebter Sohn also litt und starb, und wenn es unserem herrlichen Herrn Jesus nie zuviel wird, daß wir sonntäglich wieder und wieder Seiner in Seinem Tode gedenken, Seiner, der nie, in alle Ewigkeiten der Ewigkeiten nie wieder leiden und sterben muß - wie kann es uns dann je etwas Altes, gar Unnötiges, nicht so besonders Wichtiges werden, daß wir in liebendem Gehorsam gegen Sein Wort das Herrenmahl feiern nach Seinen Gedanken zu Seinem Gedächtnis?!
O, Er helfe uns, Seinen Bluterkauften, in Seiner Gnade durch Seinen stets Ihn verherrlichenden Geist dazu, daß wir immer besser Seine Liebe verstehen und ihr die Antwort geben unserer durch Ihn in uns gewirkten innigen Gegenliebe, indem wir dem Bedürfnis und dem Verlangen Seines Herzens entsprechen: „Dies tut zu Meinem Gedächtnis!“
F. K.
6 Es ist auch nicht richtig (wie es bei einigen Sitte
ist), bezüglich der Feier des Abendmahles zu sagen: „Wir kommen zur
Anbetung zusammen“. Das ist nicht der oberste Zweck dieses
Zusammenkommens, sondern der ist: Seiner zu gedenken!
Auch sollte man nicht reden vom Zusammenkommen zur Verkündigung des
Todes des Herrn. Dadurch wird gleichfalls die Hauptsache aus dem Auge
verloren. Die Schrift sagt vielmehr (durch Paulus), daß, „so oft wir
dieses Brot brechen und den Kelch trinken“ (also zu Seinem Gedächtnis),
wir damit „den Tod des Herrn verkünden, bis Er kommt“. Mit anderen
Worten: es ist die Handlung des Gedächtnismahles, die im Vordergrund zu
stehen hat, und mit ihrer Ausübung verkünden wir den Tod des
Herrn.
Lassen wir uns nicht die Hauptsache verrücken! F. K.↩︎