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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 7 -Jahrgang 1920
Lk 2,7 - „Kein Raum“Lk 2,7 - „Kein Raum“
Ist es so verwunderlich, daß für Ihn kein Raum in Bethlehem war, daß die liebevolle Mutter mit einer Krippe im Stalle vorlieb nehmen mußte, um „ihren erstgeborenen Sohn“ darein zu betten? Wie ist es denn heute? Alle Jahre feiert die Christenheit die „heilige Weihnacht“, und doch sind derer, die Ihm, zu dessen Ehre das Fest gefeiert werden soll, Raum machen in Herz und Haus, nur wenige, und nur weniger Leben und Lieben zeugt davon, daß Er den Platz bei ihnen inne hat, der Ihm gebührt, den eines Herrn, ja des Herrn, der unbedingt „in allem den Vorrang hat“ (Kol 1,18). Wie ist es darin bei uns, Geliebte? Was ist Er uns? Hat Er bei uns ein für allemal Raum gefunden - nicht ein Plätzchen in der Ecke, sondern den ersten, den besten Platz? „Daß Christus durch den Glauben in euren (unseren) Herzen wohne, indem ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid!“ (Eph 3,17; vgl. Kol 1,27).
Nein, es ist uns, wenn wir die kalte, berechnende, selbstsüchtige Welt kennen, die sich stets gleich bleibt, nicht verwunderlich, daß Er keinen Raum fand damals auf Bethlehems Fluren. Aber - war nicht auch die Zeit Seines Kommens im Fleisch so ungünstig? Warum, HErr, kamst Du gerade in jenen Tagen, da alles in Bethlehem überfüllt sein mußte? - „Als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott Seinen Sohn, geboren von einem Weibe“ (Gal 4,4). - Ja, aber warum, teurer HErr, kamst Du in jenem geringen Städtchen zur Welt, wo doch schwerer als irgendwo Raum sein mußte in den Tagen der Schätzung? - „Und du, Bethlehem, Land Juda, bist keineswegs die geringste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird ein Führer hervorkommen, der Mein Volk Israel weiden wird“ (Micha 5,1; Mt 2,6). O, habe Dank, HErr, für Dein erfülltes Verheißungswort, aber warum doch hast Du Dir so arme (irdische) Eltern erwählt, die sich gefallen lassen mußten, „keinen Raum“ zu finden, da Du doch der König bist und der ewige Sohn? - „Denn ihr kennet die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, daß Er, da Er reich war, um euretwillen arm wurde, auf daß ihr durch Seine Armut reich würdet“ (2Kor 8,9). „Fürchte dich nicht, Maria, denn du hast Gnade bei Gott gefunden, und siehe, du wirst im Leibe empfangen und einen Sohn gebären und du sollst Seinen Namen Jesus heißen! Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden, und der HErr, Gott, wird Ihm den Thron Seines Vaters David geben ... Der Heilige Geist wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden“ (Lk 1,30-35).4 „Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf Seiner Schulter; und man nennt Seinen Namen: Wunderbarer, Berater, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Friedefürst“ (Jes 9,6). - Wie köstlich ist Dein Wort, o HErr! Ja, Du in Bethlehems Krippe einst, „Du bist der Sohn Gottes, Du bist der König Israels“ (Joh 1,49), Ehre sei Dir - Du bist aus königlichem Geschlecht auch in Deiner Menschheit! Aber - unter vielen noch eine tiefe Herzensfrage, bewegt es mich doch so, daß Du, herrlichster, lieblichster Heiland, „keinen Raum“ fandest unter denen, die die Deinigen sein sollten (Joh 1,11)! Warum doch kamst Du, der Du vorher wußtest, wie es Dir schon bei Deiner Fleischwerdung hienieden ergehen würde und später immer wieder bis hin zum Kreuz, zum Fluchholz (Gal 3,13) - warum kamst Du zu uns hernieder, warum ließest Du uns böse Menschen nicht sterben und verderben, wie wir es verdient hatten, wir waren doch und sind doch Deiner nimmer wert!? - „Also hat Gott die Wilt geliebt, daß Er Seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“; „Gott ist Liebe; hierin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart worden, daß Gott Seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, daß wir durch Ihn leben sollten.“ „Christus hat uns geliebt und Sich Selbst für uns hingegeben.“ (Joh 3,16; 1Joh 4,8.9; Eph 5,2). O, Preis sei Dir, teuerster Herr Jesu! Preis sei Dir, o Gott und Vater, daß Du Ihn, Deine Wonne, uns gabst, uns zu versöhnen, „die wir Deine Feinde waren“ (Röm 5,8-10)! Ja, solche Liebe, die göttliche Liebe, war fähig, hinabzusteigen in die Niedrigkeit der Krippe im Stalle, denn echte Liebe ist zu jedem Opfer bereit! Dank Ihm, daß Seine Liebe uns das Geheimnis Seiner Selbstentäußerung (Phil 2,5ff). löst! Wie groß ist das Geheimnis: „Gott ist geoffenbart im Fleisch!“ (1Tim 3,16).
Und war denn auch einst kein Raum in der „Herberge“ für Den, den Seine Liebe herniedertrieb, uns zu erlösen, so möge mein Herz, unser Herz, die wir Seine Liebe schmecken und sehen, Sein Zelt hienieden sein, und aus diesem Raum heraus möge wie einst aus dem Stalle von Bethlehem „die Liebe, ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist“ (Röm 5,5), herausleuchten, um den Menschen zu bezeugen, daß Heil und Leben, Licht und Liebe, Freude und herrliche Hoffnung das Teil derer ist, die da wissen: „Er hat uns zuerst geliebt“ (1Joh 4,10)! „Stille Nacht, heilige Nacht,
Gottes Sohn, o wie lacht
Liebe aus Deinem holdseligen Mund,
Da uns schlug die rettende Stund',
Christus, in Deiner Geburt!“
F. K.
4 Vgl. Frg. 19 in Jahrb. Vl! F. K.↩︎
Erstellt: 28.03.2024 20:49, bearbeitet: 01.10.2024 22:07