verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 22 - Jahrgang 1937
2Kön 18-20; 2Chr 29-32; Jes 36-39 - Hiskia (3)2Kön 18-20; 2Chr 29-32; Jes 36-39 - Hiskia (3)
Das eine und andere aus seiner Lebensgeschichte.
(Fortsetzung).
Die geschichtliche Reihenfolge der Ereignisse im Leben Hiskias muß anders gewesen sein, als wie sie in 2. Könige und Jesaja und in 2. Chronika gegeben ist. - 2Kön 20,6: „Und Ich will zu deinen Tagen fünfzehn Jahre hinzufügen, und von der Hand des Königs von Assyrien will Ich dich und diese Stadt erretten; und
Ich will diese Stadt beschirmen um Meinet- und um Davids, Meines Knechtes willen“, zeigt, daß Hiskias Krankheit mitten in die Zeit fiel, da Sanherib heranzog. 29 Jahre regierte Hiskia; die letzten 15 Jahre waren ein Gnadengeschenk Jehovas. Somit befiel ihn die tödliche Krankheit im 14. Jahre seiner Regierung, in welchem Jahre Sanherib gegen alle festen Städte Judas heraufzog und sie einnahm. (2Kön 18,13)
Darf die Vermutung ausgesprochen werden, daß die Krankheit auf Hiskias Geist und Gemüt drückte (wie wir es aus persönlicher Erfahrung kennen), so daß dadurch die Verzagtheit über ihn kam und er dem Assyrer Abbitte tat wegen der früheren Tributverweigerung und ihm den Vorschlag einer nachträglichen Auflage machte, die zu erfüllen er sich bereit erklärte und auch zahlte? Der ganz anders geartete Bericht in 2Chr 32,1-8 fände so seine ganz natürliche Erklärung. Hiskias Krankheit und die Botschaft: „Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht genesen!“ mußte „nach dieser Treue“ (2Chr 32,1) niederschmetternd sein! Wie folgerichtig sein kurzes Gebet, begleitet von vielen Tränen: „Ach, Jehova! Gedenke doch, daß ich in Wahrheit und mit ungeteiltem Herzen vor Deinem Angesicht gewandelt und getan habe, was gut ist in Deinen Augen.“ (2Kön 20,3) Hätte Hiskia angesichts des Todes eine solche Sprache führen können, wenn für sein Tributzahlen nicht ein entlastender Grund vorhanden gewesen wäre? Und hätte Jehova sofort gnädiglich auf sein Gebet geantwortet: „... Ich habe dein Gebet gehört, Ich habe deine Tränen gesehen; siehe, Ich will dich heilen; am dritten Tag wirst du in das Haus Jehovas hinaufgehen ...“? Die Heilung erfolgte auf Anordnung Jesajas durch Anwendung eines gewöhnlichen Hausmittels. Der „dritte Tag“ gemahnt zu sehr an den Grundsatz der Auferstehung, als daß wir ihn übersehen könnten. Wir kommen noch darauf zu sprechen.
Der Bericht der Chronika bis 32,23 weist nur Bewundernswertes an Hiskia auf. Mit Energie und weiser Erwägung unternimmt er alles, was dazu dienlich ist, eine Belagerung auszuhalten, und ermutigt Kriegsoberste und Volk zum Vertrauen auf Jehova.
Scheint es nicht, als ob diese nach der Tributzahlung ins
Gegenteil umgeschlagene Haltung Hiskias Sanheribs Mißtrauen wachgerufen hätte, so daß es in dem Bericht der Chronika anschließend, Vers 9, heißt: „Nach diesem sandte Sanherib seine Knechte nach Jerusalem ...“, und in dem Bericht 2Kön 18,17: „Aber (trotz des gesandten Silbers und Goldes) sandte der König von Assyrien von Lachis den Tartan ... mit einem großen Heere wider den König Jehiskia nach Jerusalem ...“? Und da Sanherib trotz seiner forschen Verhöhnung Jehovas das Empfinden hatte, wie man zu spüren meint, einem Grundsatz und einer Energie gegenüberzustehen, die ihm heimliche Angst einflößten, und da er gleichzeitig durch Nachrichten über einen Gegenzug des äthiopischen Herrschers beunruhigt wurde, so wiederholt er brieflich seine Schmähungen.
Wie einfach die Haltung Hiskias beide Male! Trotz seiner Gegenmaßnahmen das erstemal unterschätzt er die Gefahr nicht und erwartet Hilfe nur von Jehova und ist insonderheit über die Schmähung des Namens Jehovas betrübt und erhofft Ahndung. Die Antwort läßt auch nicht auf sich warten und enthüllt die Erfüllung seiner Wünsche. Wie einzig schön das Tun eines völlig aufrichtigen Herzens das zweitemal, mit dem Brief in das Haus Jehovas zu gehen, ihn vor Jehova auszubreiten und Jehova zu bitten, um Seiner Selbst willen der Schmähungen Sanheribs zu gedenken. Und wieder kommt sogleich tröstende, erhebende Antwort und die Befreiung29.
Hätte Hiskia in das Haus Jehovas hinaufgehen können (2. Kön. 19,1 u. 14), wenn er nicht schon geheilt gewesen wäre?30
Wie kurz, wie zusammenhängend und zwischenfallos lautet der Bericht der Chronika! Kein Makel an Hiskia, bis alles vorüber und größter Wohlstand wieder eingekehrt war, der ihm zum Fallstrick wurde (2Chr 32,25-31)!. Der Bericht ist eine Rückschau aus weitem Abstand. Denn die Bücher der Chronika wurden erst nach der Rückkehr aus Babylon verfaßt, wie aus den Geschlechtsregistern des ersten Buches hervorgeht. So kam das der Absicht des Geistes entgegen, nur das Wesentliche, das dem Zweck der Bücher entspricht, zu geben: Inmitten der Bedrängnis durch die Macht des Feindes ist der treue Nachfahre Davids die Hilfsquelle des Volkes, der ruhende Pol, man möchte fast sagen, der Friede selber, wie es in Micha 5,4-5 von dem Messias heißt: „Und dieser wird Friede sein“ ... „Er wird uns von Assyrien erretten, wenn es in unser Land kommt und wenn es in unsere Grenzen treten wird.“ Hiskia ist in diesem Zusammenhang tatsächlich ein Vorbild auf den Messias hin. Und anschließend auch in dem, was in Vers 23 steht, daß Gaben für Jehova nach Jerusalem und Kostbarkeiten für Hiskia, den König von Juda, gebracht wurden und er in den Augen aller Nationen erhoben wurde. Siehe dazu Ps 72,10.11.15 und den Schlußsatz von Vers 17. Erstaunlicher Reichtum an jeder Art Gut wurde ihm von Gott gegeben, und seine Unternehmungen im zweiten Abschnitt seiner Regierungszeit, der 15 Jahre, sind durch dasselbe Wort gekennzeichnet wie die der ersten 14 Jahre: „Er hatte Gelingen in all seinem Tun.“
Die Söhne Korahs hatten in Psalm 85 die Worte geprägt: „Hören will ich, was Gott, Jehova, reden wird; denn Frieden wird Er reden zu Seinem Volke und zu Seinen Frommen, - nur daß sie nicht zur Torheit zurückkehren!“ War das nicht ein Wort, wie für Hiskia gesprochen? Und doch! War es eine Torheit gewesen, die von seiten Gottes Nachsicht erfuhr, vor dem Assyrer sich zu beugen, so war es eine viel größere, eine strafbare Torheit, zu vergessen, daß er nach seiner Genesung wegen der Betrübnis, in der seine Seele gewesen war, gesagt hatte: „Ich will sachte wallen alle meine Jahre“, und sein Herz sich erheben zu lassen. „Jehiskia vergalt nicht nach der Wohltat, die ihm erwiesen worden war.“ Die Erklärung hierzu finden wir in 2Kön 20. Daß Hiskia die Boten des Könige von Babel, der damals ein Vasall des assyrischen Herrschers war, anhörte, läßt vermuten, daß es sich um eine geheime Botschaft handelte, die Fragen betreffs des Verhältnisses der Abhängigkeit von der assyrischen Oberhoheit betraf. Hiskia war der bewunderte Monarch, der das Joch des Assyrers abzuschütteln gewußt hatte, dem mußte man schmeicheln, man mußte das Wunder, das im Lande geschehen war, gebührend herausstreichen - und indem Hiskia sich das gefallen läßt, mit seinen Schätzen, seinem Reichtum, seiner Wehrhaftigkeit prunkt, gibt er sich und nicht Gott die Ehre. Die Ankunft der Gesandtschaft gab nur den Anlaß, aufzudecken, was schon vorher im Herzen Platz gegriffen hatte. Darum überließ ihn Gott sich selbst (2Chr 32,31), damit durch ihn selber die Gelegenheit herbeigeführt würde, daß Er ihm durch Jesaja mitteilen lassen könnte, daß Er ihm darob zürne. Da kommt aber nun die Grundhaltung der Seele Hiskias wieder zum Vorschein: Aufrichtigkeit. Er demütigt sich und ist dankbar dafür, daß wenigstens die geschenkten 5400 Tage seines noch währenden Lebens in Frieden und Bestand verlaufen würden.
Ich bin mir wohl bewußt, daß mit der göttlichen Zahlensymbolik nicht gespielt werden darf. Dennoch drängt es sich mir auf, daß in den fünfzehn Jahren die Bedeutung liegt, welche die Zahlen 10 und 5 in der Schrift haben: 10 ist die Verantwortlichkeit des Menschen gegen Gott; 5 die menschliche Schwachheit und menschliche Verantwortlichkeit und menschliches Zeugnis Menschen gegenüber. In beiden fehlte Hiskia: Er gab Gott nicht die Ehre und gab Menschen, den Gesandten, gegenüber nicht das Zeugnis, das er hätte ablegen sollen.
F. Kaupp.
(Schluß folgt, s. G. w).
29 Ob Sanherib vor oder gleich nach Absendung des Briefes die Belagerung Jerusalem aufgehoben habe, um gegen Tirhaka zu ziehen (2Kön 19,9), und sie nach siegreicher Rückkehr wieder aufgenommen habe, kann für den Zweck unserer Abhandlung unerörtert bleiben.↩︎
30 Wenn Hiskia erst krank geworden wäre, nachdem Sanherib Jerusalem ein zweites Mal nach seiner Rückkehr von einem Zug gegen Tirhaka belagert hätte, dann wäre es nicht im 14. Jahre Hiskias gewesen, sondern im 15. oder 16.; und mit den 15 dazugegebenen hätte er mehr als 29 Jahre regiert.↩︎