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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 16 - Jahrgang 1931
Mt 16,6.11.12; Mk 8,15; Lk 12,1 - Hütet euch vor dem Sauerteig! (4)Mt 16,6.11.12; Mk 8,15; Lk 12,1 - Hütet euch vor dem Sauerteig! (4)
Die „Sadduzäer“ - was waren das für Leute?
Nun, im Neuen Testament, welches für uns in diesem Aufsatz ja allein maßgebend ist, kommen sie nicht annähernd so oft vor wie die „Pharisäer“. Während letzteres Wort über 100mal im Neuen Testament steht, ist von jenen nur rund 14mal die Rede (d. h. so oft finden wir das Wort „Sadduzäer“). Ihr Name bedeutet wahrscheinlich „die Gerechten“ (Pharisäer „die Abgesonderten“), wenn man ihn nicht von Zadok, dem Hohenpriester Davids, ableiten will; welche Meinung die richtige ist, ist schwer festzustellen, ich neige seit einiger Zeit aus mehreren hier nicht näher zu erörternden Gründen zu ersterer Bedeutung. Daß das Hohepriestertum zur Zeit des Herrn Jesus und später besetzt war von Vertretern des Sadduzäismus (siehe Apgsch. 5,17)!, ist wahrlich kein Ruhm, sondern eine Schmach, eine Verunehrung des als geheiligt geltenden Priestertums, Zadok würde sich bedankt haben, solche Nachfolger zu haben! „Die Gerechten“ - das im Gegensatz zu dem, was sie wirklich waren - begründet in etwas schon die ernste Verurteilung, die ihnen ebenso wie den Pharisäern seitens Johannes (des Täufers) zuteil wurde, indem er sie, die heuchlerisch zur Taufe der Buße kamen, „Otternbrut“ nennt (Mt 3,7). Und der Herr Selber nennt sie „ein böses und ehebrecherisches Geschlecht“ (16,4). Sie waren in Seinen Augen ebensowohl wie die Pharisäer „Heuchler“ (vgl. Mt 16,1ff. mit Lk 12,54ff.)!. Sie leugneten alles, was ihrem natürlichen Sinn als unglaublich und widersprechend schien. So standen sie zur Schrift, daß sie - die vornehme, wenn nicht gar aristokratische Sekte, die sich das Leben leicht machte und nicht durch die Skrupel (Bedenken usw). der Pharisäer in dem Ausleben ihrer Selbstsucht und Weltliebe gehemmt war - sich über alles hinwegsetzten, was sie sich nicht erklären konnten. Sicher anerkannten sie das Gesetz in seinen großem Grundzügen (vgl. den Beginn des Gespräches Mt 22,23ff.24)!, wenn auch nicht so buchstäblich wie der Pharisäismus, sie hatten auch sozusagen Schriftgelehrte (siehe Apgsch. 4,1 und 5 „ihre“)!, sicher hatten sie einen gewissen Gottes-, ja, vielleicht sogar auch einen oberflächlichen Messiasbegriff (vgl. ihre Zeichenforderung Mt 16,4)!, aber durch ihre Leugnung der Auferstehung (daneben auch der Engel, der Vorsehung, der sonstigen übersinnlichen Dinge, auch des Geistes, der Inspiration der Schriften [vgl. Apgsch. 23,8] usw). wurde ihre Messiashoffnung, wenn sie eine hatten, problematisch, ja, widersinnig. Ihre ganze religiöse Bedeutung hatte nur den Zweck der Bekämpfung des Pharisäismus. Sie gingen mit diesem wohl zusammen, als es sich um die Beseitigung des Herrn Jesus handelte - in dieser Hinsicht kann man auch von ihnen, diesen so heterogenen (gegensätzlichen) Parteien sagen, daß sie, wie Herodes und Pilatus nach Lk 23,12, „Freunde“ wurden, aber nur für diesen Zweck, sonst nicht (vgl. Apgsch.
23,6-8.9)! -, im übrigen bekämpften sich diese beiden Gruppen wie Feuer und Wasser, was schon Mt 22,34 zeigt, wo Luther so gut übersetzt: „das Maul gestopft“; offenbar war es dem Pharisäer eine große Genugtuung, daß der Herr die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, und er hoffte vielleicht, den großen Rabbi noch auf die Seite des Pharisäismus zu ziehen. Da die Pharisäer den Sadduzäern, die außerdem aus verschiedenen Gründen beim Volk noch viel weniger beliebt waren als die (auch national jüdischer als die Sadduzäer gesinnten) Pharisäer, zahlenmäßig und durch ihre positivere Stellung zu den Schriften auch moralisch überlegen waren, so traten die Sadduzäer viel mehr zurück, und nur zuweilen kam es zu Zusammenstößen zwischen ihnen und dem Herrn . Daß sie diesen und Seine Auferstehungslehre lächerlich zu machen versuchten, bekam ihnen recht schlecht, und diese Abfuhr hat ihnen sicher noch mehr von dem beim Volk erschütterten Ansehen genommen, aber dennoch waren sie mit ihren kritischen Ideen eine Gefahr für alle die, welche, allein auf die Schrift gegründet, ihren Weg durch alle die widerstreitenden Ansichten und Lehren finden und als „des Herrn Zeugen“ einmal der Verbreitung Seiner Lehre und Seines Lebens und Sterbens Bahn machen sollten: den Jüngern des Herrn Jesus! War der Pharisäismus - um seines religiösen Eifers menschlich angesehen, vielleicht sympathischer als der stolze, hohnlächelnde, selbstbewußte, auch äußerlich wohllebende, kaltberechnende Sadduzäismus - gefährlich durch sein Scheinleben, durch seine Karikatur des wahren Lebens ebenso wie durch seine Zusätze zur Schrift, seine Traditionen, die der alleinigen Schrift (Gottes Willen) geradezu spotteten, so war es der Sadduzäismus nicht minder durch seine unbedenkliche Freigeisterei, die anfangend mit zerstörender Kritik am Worte Gottes alles, worauf der Glaube ruht, schonungslos zersplitterte, zertrat, zerriß und dadurch die Grundlagen des Glaubens nicht nur ins Wanken brachte, sondern vernichtete.
Sauerteig jenes - Sauerteig dieses! Beides - die Lehren jener, die Lehren dieser: Sauerteig, vor dem sich zu hüten, den Seinen ans Herz zu legen der Herr sich bemüht. Und Sein Wort ist wahrhaftig, Sein Wort ist ewig: Es gilt auch diese Warnung uns Heutigen! Ich denke, daß manches von dem, was ich geschrieben, von uns ohne weiteres auf unsere Zeit übertragen werden kann, d. h. ohne daß ich noch allzuviele Anwendungen machen müßte, doch möchte ich, wenn Gott will, in der nächsten Lieferung noch einige besondere Vergleiche ziehen zwischen dem Sauerteig des Sadduzäismus und seiner Lehre damals und dem von heute, d. h. dem heutigen Liberalismus (Freigeistertum) gegenüber der Schrift und dem Willen Gottes, wie er uns geoffenbart ist im Sohn. - Der Herr gebe uns Gnade, daß wir „stehen vollkommen und völlig überzeugt in allem Willen Gottes“ (Kol 4,12), Ihm zum Lobe, bis Er kommt!
F. K.
Fortsetzung folgt, s. G. w.
Erstellt: 25.04.2024 21:41, bearbeitet: 25.10.2024 13:46