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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 5 -Jahrgang 1917
Eph 3,9-11.20-21; 1Kor 15,34; Gal 2,20; Eph 5,25 - Christus und die Gemeinde (1)Eph 3,9-11.20-21; 1Kor 15,34; Gal 2,20; Eph 5,25 - Christus und die Gemeinde (1)
Inmitten des weiten Bekenntnisses des Christentums befindet sich das, was unaussprechlich kostbar für Gott den Vater und für den Herrn Jesus Christus ist, nämlich Seine Gemeinde. Und obgleich die Gemeinde Gottes der große Inhalt der gegenwärtigen Zeitperiode ist, müssen wir doch bekennen, wie gering im allgemeinen das Verständnis unter den Gläubigen hierfür ist. Nicht, dass solche nicht wirklich gerettet und wahre Gläubige seien. Jemand mag gläubig sein, und doch sehr wenig von den Gedanken Gottes über Seine Gemeinde kennen. Er mag der Gemeinde Gottes angehören (denn alle wahren Gläubigen gehören Seiner Gemeinde an) und doch unwissend sein über Wesen und Bestimmung der Gemeinde Gottes. Die Gemeinde ist mit Christo dem Haupte in Herrlichkeit verbunden - „Sein Leib“. Sie ist die Wohnung des Heiligen Geistes. Ihre Berufung ist himmlisch. Alle ihre Segnungen und Hoffnungen sind himmlisch. Ihre Aufgabe hier unten ist, Christus darzustellen und die Reichtümer der Gnade Gottes zu offenbaren. Wenn sie vollendet ist, wird sie in die himmlischen Örter aufgenommen, und dann wird Gott mit der Welt in Gericht handeln. Welche Herrlichkeit, aber auch welche Verantwortlichkeit ruht auf einer solchen Körperschaft! Das uns umgebende tote Bekenntnis des Christentums beansprucht, Christi Gemeinde zu sein, aber es hat nichts damit gemein.
Vor dem Tode und der Auferstehung Christi gab es diese Gemeinde nicht - sie war schon da im Vorsatz Gottes vor Grundlegung der Welt (Und das ist sehr köstlich)!. Gegründet wurde sie tatsächlich am Pfingsttage durch die Herniederkunft des Heiligen Geistes. Alle, die an den Herrn gläubig waren, wurden durch den Geist zu einem Leibe vereinigt, und dieser Leib (von jenem Pfingsttage an) ist Seine Gemeinde. Christus in der Herrlichkeit ist das Haupt Seines Leibes, und alle wahren Gläubigen sind Glieder desselben. Durch den Heiligen Geist sind sie mit dem Haupte und auch miteinander verbunden. Er wohnt in dem Leibe, und durch Ihn strömt vom Haupte aus Leben und Kraft und Segen und Leitung dem Leibe zu.
Etwas Derartiges gab es nie zuvor in der Welt. Von der Zeit an, als die Sünde in die Welt kam und Gott die Verheißung des Schlangenzertreters gegeben hatte, gab es solche, die „durch Gnade mittelst des Glaubens“ gerettet waren, z. B. ein Abel, Seth, Henoch, Noah in der vorsintflutlichen Zeit, später Abraham und andere - Patriarchen, Propheten, Priester, Könige und viele andere, deren Namen wir nicht kennen. Von ihnen wird in Heb 11 gesagt, daß sie durch Glauben lebten und im Glauben starben und einer besseren Auferstehung entgegensahen. Aber nie waren sie zusammengefügt und vereinigt zu einem Leibe. Nie wurden sie als Gemeinde vereinigt und bewohnt vom Heiligen Geist.
Henoch wandelte mit Gott. Noah fand Gnade in den Augen des Herrn. Abraham glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. Isaak und Jakob wandelten als Fremdlinge. Joseph bewahrte durch Gnade seine Reinheit in den Umständen der furchtbarsten Versuchung. Moses war im engsten Verkehr mit Gott vierzig Tage und Nächte auf dem Berge. Josua leitete das Volk ins verheißene Land. Simson, Jephtha und andere waren Werkzeuge Gottes zur Befreiung Israels. Und wie viele solche Gläubige könnten wir noch nennen! Alle diese sind uns in der Schrift gezeichnet als einzelne Personen, als einzelne Knechte, die Ihm dienten - aber nie als Glieder Seines Leibes. Sie waren Männer des Glaubens.
Ihre Hingabe und ihr Gehorsam leuchtet aus den göttlichen Berichten heraus. Aber in allem, was von ihnen gesagt ist, nie kann ein solcher Gedanke gefunden werden, daß sie Glieder des Leibes Christi waren.
Ohne Zweifel waren sie lebendig gemacht durch den Geist. In dem Werte des Opfers des zuvorerkannten Lammes Gottes hatten sie Vergebung und Errettung, Sie alle haben teil an der ersten Auferstehung und teil an der himmlischen Herrlichkeit. Darüber gibt es keine Frage. Aber alles dies hat nichts mit der Gemeinde zu tun. Dieses alles: Leben, Gerechtigkeit, Auferstehung, Herrlichkeit teilt die Gemeinde mit den Heiligen des Alten Bundes; aber das, was mit der Gemeinde verbunden und ihr allein eigen ist, ist weit köstlicher und höher als alles dieses: Nämlich die tatsächliche, lebendige Einheit mit Christo, dem himmlischen Haupte und Einheit der Glieder miteinander - mit allen, die durch den seit Pfingsten herniedergekommenen Heiligen Geist „zu einem Leibe getauft“ worden sind. Gab es etwas derartiges je zuvor!?
Wohl hatte Gott ein „Volk“, abgesondert von den Nationen, bestimmt für irdische Segnungen - aber wie verschieden von Seiner „Gemeinde“ und der „himmlischen Berufung“! Längst zuvor, ehe Gott Israel absonderte zu Seinem Volk auf dieser Erde, ehe die Nationen der Erde da waren, aus denen heraus Er Abraham berief, ja „ehe die Berge eingesenkt wurden“, „als Er die Erde noch nicht gemacht hatte“, war die Gemeinde schon da in den Plänen und Vorsätzen Gottes. Im Epheserbriefe (1,13) lesen wir: „Wie Er uns auserwählt hat in Ihm vor Grundlegung der Welt.“ In diesem Briefe gibt Gott uns eine Fülle von Offenbarungen über Seine Gemeinde. Und womit beginnt Er? Nicht mit dem Bunde, den Er David machte - nicht mit der Erlösung durch das Blut des Lammes - nicht mit der Berufung Abrahams - oder der Schöpfung der Welt - Er führt uns zurück zu Seinen Gedanken, Plänen und Vorsätzen vor Grundlegung der Welt. Ewig, wie der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, so wird uns hier der „ewige Vorsatz“ Gottes gezeigt, „den Er gefaßt hat in Christo Jesu, unserem Herrn“. Zur Vollendung dieses Seines ewigen Ratschlusses, dazu mußte die Schöpfung aller Dinge dienen „... Gott, der alle Dinge geschaffen hat, auf daß jetzt den Fürstentümern und den Gewalten in den himmlischen Örtern durch die Gemeinde kundgetan werde die gar mannigfaltige Weisheit Gottes nach dem ewigen Vorsatz, den Er gefaßt hat in Christo Jesu, unserem Herrn“ (Eph 3,9-11).
Welch hohen Stand hat die Gemeinde empfangen! Nach dem göttlichen Ewigkeitsplane ist sie bestimmt, in Christo in ewigen Zeiten Seine Herrlichkeit zu entfalten. Dem aber, der über alles hinaus zu tun vermag ... Ihm sei die Herrlichkeit in der Gemeinde in Christo Jesu, auf alle Geschlechter des Zeitalters der Zeitalter hin (Eph 3,20.21). Muß sich nicht unser Herz beugen und müssen wir nicht mit Ehrfurcht anbeten über die Gnade, die unserer so gedacht hat?! Wie demütigend ist es, so wenig Verständnis und Interesse für die Gemeinde Gottes unter den Gläubigen zu finden. Das, was Gott beschäftigte vor Grundlegung der Welt - das, was Gott für die Gegenwart zu so hohen Aufgaben bestimmt hat - das, worin in ewigen Zeiten Seine Herrlichkeit gesehen werden soll - das beschäftigt uns so wenig! Sollte nicht jeder Gläubige zum Nachdenken kommen, sich zu prüfen und zu fragen: Wie weit gehe ich praktisch in den Ratschluß Gottes ein - wie weit verwirkliche ich in meiner Person, in meinem Verhalten - in meinem Dienst Gottes Gedanken über Seine Gemeinde? Aus
Gnaden gehören wir Seiner Gemeinde an, soll nicht auch in unserem Zusammenkommen das, was Seine Gemeinde ist, sichtbar werden? Den Korinthern mußte der Apostel sagen: „Etliche sind in Unwissenheit über Gott, zur Beschämung sage ich's euch“ (1Kor 15,34). Solchen mag die Gemeinde Gottes belanglos und unwesentlich erscheinen, eben weil sie Gottes Gedanken nicht kennen. Ihr Stand und Wandel geht über den persönlichen Pfad, persönliche Aufgaben und persönliche Verantwortlichkeit nicht hinaus. Daß sie auch einverleibt einem Körper (der völlig von der Welt abgesonderten Gemeinde) und verbunden mit dieser Körperschaft sind zu einem gemeinsamen Wege, gemeinsamen Aufgaben, gemeinsamer Verantwortlichkeit, gemeinsamen Segnungen, das ist ihnen unwichtig. Mit den Offenbarungen Gottes über Seine Gemeinde in der Hand sind sie in Unwissenheit über Seine Gemeinde. Sie stimmen ein mit Paulus, wenn er von dem Herrn sagt: „Der mich geliebt und Sich Selbst für mich hingegeben hat (Gal 2,20), aber „der die Gemeinde geliebt und Sich Selbst für sie hingegeben hat“ (Eph 5,25), das sagt ihnen nichts Besonderes. Wenn jemand heute zum Stande der alttestamentlichen Heiligen oder dem des Volkes Israel zurückkehren wollte, so würden wir ihm sagen: Weißt du nicht, daß Gott größere und höhere Dinge geoffenbart hat? Und so möchten auch wir diesen teuren Mitverbundenen, denen es genügt, gleich den alttestamentlich Heiligen (als die Gemeinde noch nicht geoffenbart war) einzeln, für sich persönlich ein gottseliges Leben zu führen und dem Herrn zu dienen, sagen: Weißt du nicht, daß Gott Seine Gemeinde noch auf Erden hat - eine sichtbare, lebendige, wirkende Körperschaft, die berufen ist, zusammenzukommen zu hohen Aufgaben, und von der du ein Teil bist? Möge jeder seinen Stand, sein Verhalten, seine Verbindung prüfen, ob er sich auf dem Grunde der Gemeinde Gottes befindet!
Fortsetzung folgt).