Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Inhaltsverzeichnis
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 22 - Jahrgang 1937
Die Hoffnung der Herrlichkeit GottesDie Hoffnung der Herrlichkeit Gottes
Als das Volk Gottes sich dem Götzendienst hingegeben hatte, wandte sich Moses fürbittend an Gott, um Gnade und Hilfe für dasselbe zu erlangen. Und Gott entsprach seiner Bitte. Die reiche Gnade, die sich in Gottes Antwort enthüllte, machte Mose kühn, und er bat: „Laß mich doch Deine Herrlichkeit sehen!“ (2. Mose 33,18)
Obgleich Gott Mose eine große Vertrautheit im Verkehr mit Ihm gestattete und mit ihm wie ein Mann mit seinem Freunde redete, so fühlte Mose doch, daß über diesen huldvollen Verkehr hinaus ein Schleier lag, hinter dem Gottes wunderbares Wesen voller Herrlichkeit verborgen war.
Gerade diese ihm gestattete Vertrautheit und die gnadenvolle Erhörung seiner Bitte ließ ihn etwas von der Größe dieser Herrlichkeit Gottes ahnen und wünschen, sie unverhüllt zu schauen. Er bittet deshalb: „Laß mich doch Deine Herrlichkeit schauen!“
Wir wissen, daß der Tag kommt, der Gottes Herrlichkeit enthüllen wird, und unser Glaube schaut danach aus. Zu jener Stunde aber war die Zeit hierfür noch nicht gekommen.
Gott stärkte Mose den Glauben, weiter mit dem Volke zu ziehen. Wohl handelte Gott in Geduld und Gnade mit dem halsstarrigen und widerspenstigen Volke; Er Selbst aber blieb in Seinem wirklichen Wesen hinter Seinem Wirken und Walten verborgen.
An einem späteren Tage (4Mo 14) sprach Gott Selbst von Seiner Herrlichkeit. Das Volk hatte sich wieder dem Götzendienst hingegeben und den Einzug in das Land verweigert und dadurch seine eigenen Segnungen aufgegeben. Moses tat von neuem Fürbitte für dasselbe. Die Antwort, die er von Gott erhielt, lautete: „Ich habe vergeben nach deinem Worte, doch aber, so wahr Ich lebe, soll von der Herrlichkeit Jehovas erfüllt werden die ganze Erde.“ (V. 21) Damit gab Gott zu verstehen, daß Er einen Weg finden werde, den durch die Sünde verdorbenen Menschen aus Seiner Gegenwart zu entfernen und zugleich doch die Gedanken Seines Herzens über denselben zu vollführen.
Die Menschen haben - so sagt der Römerbrief (Kap. 1 und 3) - die Herrlichkeit des unverweslichen Gottes verwandelt in das Gleichnis eines Bildes von verweslichen Menschen und von Vögeln und von vierfüßigen und kriechenden Tieren (Röm 1,22). Das war der Gottesbegriff in dem verfinsterten Herzen des Menschen. So weit ist der Mensch von Gott entfernt, daß ihm jeder Begriff von der Herrlichkeit Gottes fehlt. Er meinte, daß Gott ihm selbst ähnlich sei, und sank in seinen Begriffen über Gott tiefer und tiefer, bis er beim Gewürm ankam. Selbst das Volk Israel machte sich ein vierfüßiges Tier als Abbild von Gott.
Es mag gesagt werden, daß nicht alle Menschen solche Götzendiener sind, und die Juden zur Zeit der Apostel konnten geltend machen, daß, wenn auch ihre Väter solche gewesen waren, sie selbst es nicht seien. Denen, die solches sagen, gilt der Urteilsspruch Gottes: „Es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes.“ (Röm 3,23) Der Mensch mag solchen erniedrigenden Götzendiensten den Rücken kehren und sich mit theologischen Dingen usw. befassen, aber er bleibt der mit Sünden befleckte Mensch und erreicht nicht, was der Herrlichkeit Gottes entspricht.
Dann offenbart Gott (im Römerbrief) Sich dem Glauben in Seiner göttlichen Gerechtigkeit. Das Blut Jesu Christi ist der Zeuge Seiner Gerechtigkeit. Es ist das Zeichen des dahingegebenen Lebens, und zwar in Verbindung mit dem Gericht Gottes über die Sünde. Der gefallene Mensch, der der Herrlichkeit Gottes im Wege stand, wurde durch den stellvertretenden Opfertod Christi beseitigt. Den aber, durch Dessen Tod dieses erreicht wurde, hat Gott unserer Rechtfertigung wegen aus den Toten auferweckt. So sehen wir nicht nur den sündigen Menschen im Tode beseitigt, sondern auch gleichzeitig den neuen Menschen, mit dem Gott Seine Herrlichkeit verbinden kann.
Die himmlischen Heerscharen feierten Jesu Geburt, indem sie sagten: „Herrlichkeit Gott in der Höhe.“ In dem Kindlein, das zu Bethlehem geboren wurde, erschien der Eine, der der Träger all der Herrlichkeit Gottes werden sollte.
In Seinem Leben hier auf Erden entsprach alles der Herrlichkeit Gottes. Mitten unter den Menschen, die die Herrlichkeit Gottes nicht erreichten, verherrlichte Er Ihn. Nicht allein Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit, auch Gottes Liebe wurde vollständig ans Licht gebracht.
Als der auferstandene Mensch steht Christus nun für uns in Gottes heiliger Gegenwart. Moses konnte Gottes Herrlichkeit nicht sehen, aber Der, welcher für uns starb und für uns auferstand, steht jetzt auch für uns vor Gottes Angesicht, und das ist unsere unaussprechliche Freude. So sehen wir Gottes Herrlichkeit im Angesicht Christi (2Kor 4,6). Gottes Natur und Wesen sind uns in Ihm enthüllt, und der Glaube lebt schon jetzt in dem Licht der Herrlichkeit Gottes.
Was wir jetzt im Glauben und in der Hoffnung haben, das wird Gott in Kürze öffentlich kundtun. Alles, was Ihm ein Ärgernis ist, wird Er im Gericht beseitigen und alle Seine Ziele in Erfüllung bringen. Er wird Sich mit all dem umgeben, was Ihm Selbst entspricht. Die Heilige Stadt wird das Gefäß Seiner Herrlichkeit sein, das Licht und die Freude der ganzen Erde. Die ganze Erde wird voll werden der Herrlichkeit des Herrn.
Wenn unsere Herzen sich der Herrlichkeit Gottes erfreuen, dann fühlen wir, wie unwürdig es eines Kindes Gottes ist, sich der Herrlichkeit des Menschen zu rühmen, noch irgendwelche Hoffnung darauf zu setzen. Des Menschen Sünde und sein Stolz haben alles befleckt und sind Gott ein Greuel. Möchten wir uns immer mehr von dem am Kreuz gerichteten Menschen wegwenden und uns im Glauben rühmen der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes!
A. d. Engl. übers. v. A. Brachmann.
Erstellt: 24.05.2024 23:14
Quelle: www.clv.de