verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Inhaltsverzeichnis
verschiedene Autoren
Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 12 -Jahrgang 1927
Lk 2,34 - „Gesetzt zum Fall und Aufstehen“Lk 2,34 - „Gesetzt zum Fall und Aufstehen“
Der Lobpreis Gottes aus Simeons Mund erfüllt Joseph und Maria mit Verwunderung. Was aber mußte Marias Herz empfinden, als Simeon, indem er sie segnete, die Leiden Christi berührte. Er ging in der Freudenzeit der Geburt Jesu nicht an der Verwerfung und den Leiden Christi vorüber. Er sagte ihr, daß Jesus zum Fall und Aufstehen zu einer Entscheidung vor das Angesicht des Menschengeschlechts gesetzt werden würde.
Warum hören wir so selten, daß die Weihnachtszeit Entscheidungszeit für Menschen wurde? Ist es nicht, weil allgemein in der Weihnachtszeit die Seelen so wenig auf eine solche Entscheidung für den Herrn und Heiland hingewiesen werden und man sich vielmehr mit seelischen Affekten begnügt? Man geht an den Tiefen des Heilsplans vorüber, und das tiefe Erfaßtwerden von der Botschaft Gottes, wie wir es bei Joseph und Maria sehen, wird deshalb nicht bewirkt. Es kommt nicht zu einem sich-persönlich-an-den-Herrn-Wenden. „Dieser ist gesetzt zu einem Fall und Aufstehen.“ Es liegt in keines Menschen Macht, an dem Heiland Jesus Christus urteilslos, ohne einen bestimmten Eindruck von Ihm empfangen zu haben, vorüberzugehen. Wie der Magnet das Eisen, so ziehen auch die Gnadenstrahlen Jesu die Seelen der Menschen an sich, und darum sollte auch die Weihnachtszeit nicht mit Reden ausgefüllt werden, in denen das absolute Evangelium fehlt.
Welch ernste Predigt ist es, daß an Ihm die einen fallen, um nie wieder aufzustehen, und die anderen aufstehen, um nie wieder in Not und Tod dahinzufallen! Die Predigt in der Weihnachtszeit muß „unseren Fall“ behandeln, muß nachweisen, daß wir in Adam alle gefallen, daß aber die Folgen dieses Falles durch Gottes Liebe abwendbar sind, wenn es zu einer Entscheidung für den Heiland Jesus kommt, d. h., wenn wir uns Ihm hingeben und durch den Glauben Sein von Ihm mit Seinem Blute rechtmäßig erkauftes Eigentum werden. Christus ist uns gesetzt, damit wir uns von diesem Fall durch das, was Er auf Golgatha zu unserer Erlösung vollbracht, zur vollen Freiheit der Kinder Gottes erheben können. Laßt es uns mit Ernst bezeugen, daß den, der an dem Fall Adams in Seinen Folgen noch nicht genug hat, um auch noch auf den Eckstein Christus zu fallen, niemand wieder aufheben kann. Er lehnt die einzige Hilfe ab, die es für ihn noch geben konnte und die ein göttliches Erbarmen vergeblich anbot.
Kein wahrer Christ und Zeuge des Evangeliums kann an dem Ernst der Tatsache vorübergehen, daß unsere Mitmenschen und auch unsere Lieben verloren sind, wenn sie in der Gnadenzeit an dem Felsen aller Hoffnung „Christus“ sich nicht aufrichten. Dies sollte uns mit heiligem Eifer erfüllen, den Namen des Herrn zu bekennen und zu bezeugen, daß Seine Person zum Fall und Aufstehen vieler gesetzt ist, um die Entscheidung bei den Menschen für Zeit und Ewigkeit auszulösen.
Laßt uns auch nicht Anlaß zu einer falschen Vorstellung von der Nachfolge Jesu geben. Christ sein heißt, mit Ihm den Widerspruch einer gerichtsreifen Welt zu erdulden und das Schwert nicht zu scheuen, welches selbst einer Maria durch das Herz dringen mußte nach Gottes heiligem Willen.
Zur Weihnachtszeit machen die Menschen gewissermaßen Halt vor Christus und gleichen einem Strom, der sich an Christus bricht und zweiteilig weiterfließt. Und gerade deshalb ist es in dieser Zeit unsere heilige Pflicht, den Menschen Christus zur Entscheidung vor die Seele zu stellen. Ist es möglich, die herrliche Errettung des Herrn erfahren zu haben und dann zu schweigen? Ob Leiden oder Freuden, Vorteil oder Nachteil, Lob- oder Scheltwort unser Teil sein mögen, wir müssen bekennen; man kann nicht leben ohne Odem, man ist nicht Christ, ohne daß man Ihn bekennt! Man kann den Odem nicht zurückhalten, wenn er da ist, ihn nicht in der Brust verschließen. So unmöglich ist es auch, innerlich leben und loben und äußerlich leblos sein und schweigen zu wollen.
Um den Herrn zu bekennen hängt viel davon ab, wie wir uns an Ihm emporrichten. Was vermögen wir? Nur in Seiner Kraft, gestützt von Seinem Arme können wir dieses tun. Und nur in der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus vermögen wir in dieser so ernsten Zeit mit Ihm und für Ihn zu leiden. Auch zum Leiden sind wir nur befähigt, wenn wir an Ihm aufstehen, wie Maria es konnte. Wie still ertrug sie den Schwertstich! Auch sie lernte, daß in dem Tragen der Leiden ein Segen liegt. Und ein nach Gottes Willen getragenes Leid macht uns die Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne um so köstlicher.
So ist die Weihnachtszeit so recht dazu angetan, uns von den vergänglichen Dingen dieser Zeit abzuziehen und die Liebe Gottes und das Wort des Herrn in unseren Seelen lebendig wirken zu lassen.
E. v. d. K., H.
Erstellt: 31.03.2024 22:09, bearbeitet: 21.10.2024 01:57