Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 7 -Jahrgang 1920
Psalm 104 ; Off 22,17 - „Drei Lichter“Psalm 104 ; Off 22,17 - „Drei Lichter“
Dieser kostbare Psalm 104 hat Jehova zum Mittelpunkt, der auf die Erde schaut und die Geschicke der Erde letzten Endes in Seiner Hand hat. „Es muß alles gehen, wie Er es will;
Schweig, sei still, schweig, sei still“, so heißt es am Schluß eines Liedes.
Die Verse 19-21 zeigen uns ein Licht, das kalte Licht des Mondes, von welchem keine erwärmenden und heilenden Strahlen ausgehen können. Dieses Licht des Mondes wird mit der Nacht in Verbindung gebracht, mit der Finsternis, die Kälte in sich birgt. Diese Nacht und Finsternis wiederum steht in Beziehung zu den Tieren des Waldes, zu den jungen Löwen, die nach Raub brüllen und Speise fordern (nicht darum bitten).
In den Versen 22 und 23 geht ein anderes Licht auf, die Sonne. Mit ihrem Aufgang vollzieht sich eine Änderung. Zunächst verschwinden die wilden Tiere, die Bestien; sie ziehen sich zurück in ihre Höhlen. Dafür geht der Mensch an sein Tagewerk und vollendet seine Arbeit bis zum Abend.
Die aufgehende Sonne bewirkt mit ihren wärmenden, alles durchdringenden Strahlen eine ganz neue Situation.
Das sind Bilder, kostbar ernste Bilder!
Zurzeit leben wir in der Nacht. Der Mond herrscht und regiert. Sein Licht vermag keine Wärme und keine Lieblichkeit hervorzubringen. Statt dessen regen sich die „Tiere des Waldes“, die „jungen Löwen“, die „Bestien“. - Die Bestie „Mensch“ hat sich enthüllt und ihre Wirksamkeit angetreten. Das „Bitten“ ist verschwunden. Um so mehr wird „gebrüllt“ und „gefordert“. Wir leben jetzt in der Zeit des Forderns, in der Zeit des Raubens, in der Zeit der Gewaltakte, in der tiefen, dunklen, kalten Nacht.
Alles jedoch hat seine Zeit, auch die Nachtzeit ist begrenzt; es bleibt nicht so.
Nach Maleachi 4 wird die Sonne aufgehen, die Sonne der Gerechtigkeit mit Heilung in ihren Flügeln (V. 2).
Mit ihrem Aufgehen gibt es eine Situationsänderung; alles wird anders, alles wird neu. Die „Brüller“, die „Forderer“ verschwinden in ihren Höhlen. Mit der „Bestie“ - „Mensch“ wird abgerechnet. Die Übermütigen und die Täter der Gesetzlosigkeit werden zu Stoppeln, weder Wurzel noch Zweig wird ihnen gelassen werden (Mal 4,1).
Die wärmenden Strahlen der Sonne bringen Heilung und Gesundung auf der ganzen Erde. Der Mensch erscheint (die Bestie ist verschwunden), er geht an sein Tagewerk, an seine Arbeit, und vollendet sie bis zum Abend. Die herrliche Zeitperiode des Tausendjährigen Reiches ist angebrochen. Jes 11 ist zur Wahrheit geworden. Welch eine Zeit der Herrlichkeit und Freude, die Zeit des Tages und der völligen Gesundung! Das Licht der Sonne regiert. -
Nun redet aber die Schrift noch von einem anderen, von einem dritten Lichte, von dem glänzenden Morgenstern (Off 22,16.17). Dieses Licht hat eine Art vermittelnde Stellung, es ist das Licht vor dem Lichte.
Gleich nach, gewissermaßen noch in der dunklen Nacht erscheint dieser hellglänzende Morgenstern. Er zeugt von dem nahenden Ende der Nacht und dem bevorstehenden Aufgehen der Sonne.
Wir sind beglückt über dies kostbare Bild und hören in dem eben angeführten Worte, wer dieser glänzende Morgenstern ist. - Wir wissen auch, daß, nachdem die Nacht ihren tiefsten und dunkelsten Punkt erreicht hat, der Morgenstern bald aufgehen muß.
Bald, bald kommt jener Augenblick. Er bedeutet Wonne und Entzücken für die Erlösten des Herrn, für Sein mit Seinem Blut erkauftes Volk.
Welch ein Augenblick wird das sein! Sie werden weggenommen, diese Erlösten und mit Blut Erkauften. Man wird sie suchen, wie man einst Henoch gesucht hat (Heb 11,5), man wird sie nicht finden, wie man einst Henoch nicht gefunden hat. Ja, welch ein Augenblick! - Die Bestien werden über die zurückgelassene Habe der Erlösten herfallen und werden rauben und sich in unseren früheren Hütten festsetzen.
Nicht lange währt ihre Freude. Der erschienene Morgenstern zeugt ja auch von der bald aufgehenden Sonne, welche den Bestien und Brüllern und Forderern keinen Raum mehr läßt.
Das Suchen nach den Erlösten, das Rauben ihrer zurückgelassenen Habe gibt ihnen ungewollt eine leise Vorahnung des Entsetzens über die schon heraufsteigende Sonne der Gerechtigkeit, die mit ihnen abrechnen wird.
Wir, Sein Volk, sind dabei längst beglückt, hochbeglückt eingeführt in die himmlischen Örter im Vaterhaus bei Dem, den jetzt unsere Seele liebt.
Rufen wir im Blick auf den nahenden glänzenden Morgenstern: „Komm, Herr Jesu!“
Kaufen wir aber auch die noch so kurz vor uns liegende Zeit aus, daß Sein Reich gebaut wird, daß das kostbare Evangelium noch verkündigt werden kann, und sorgen wir dafür als rechte Haushalter, daß bei dem Aufgehen des Morgensternes, bei der Ankunft unseres geliebten Herrn die Beute für die Brüller, für die Forderer, für die Bestien nicht so groß wird!
Sind wir treu und gewissenhaft auch in bezug auf den uns anvertrauten Besitz?
Mehr, vielmehr noch könnte geschehen. Viel, viel ist noch der Arbeit.
W. W.
Erstellt: 28.03.2024 20:49, bearbeitet: 01.10.2024 22:08
Quelle: www.clv.de