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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 9 -Jahrgang 1923/24
4Mo 28 - „Das Morgen- und Abendlamm“4Mo 28 - „Das Morgen- und Abendlamm“
Es ist wunderbar, wie Gott Sich herabläßt, uns im Alten Testament in Vorbildern und im Neuen Testament in Tatsachen zu zeigen, wie köstlich der Wert des Opfers Christi für Ihn ist.
Das erste Opfer, welches im dritten Buche Mose erwähnt wird, ist das Brandopfer. Dieses zeigt uns den Herrn, wie Er freiwillig Sich Selbst Gott opfert. Das Opfer, welches Er darbrachte, war zur Sühnung für andere, und als solches stieg es als ein „lieblicher Geruch“ zu Gott empor. Damit, daß es Ihm ein lieblicher Geruch war, sagt uns Gott, daß Er Seine Freude und Befriedigung darin gefunden, und zwar auch in bezug auf uns, für die das Opfer dargebracht wurde. Denn wir lesen von dem, der seine Hand auf den Kopf des Brandopfers legte, daß es „wohlgefällig für Ihn sein werde, um Sühnung für ihn zu tun.“ (3Mo 1,4).
Diese köstliche Tatsache, daß das Opfer Christi ein „lieblicher Geruch“ für Gott ist, wird uns in einer besonderen Weise in 4Mo 28 in dem Morgen- und Abendopfer vor Augen geführt. Immer wieder wird uns dort gesagt, daß es Ihm ein Opfer „lieblichen Geruches“ ist (4Mo 28,6.8.13.24.27). So sehen wir aus diesem und dem nächsten Kapitel, daß Christus Gottes immerwährende Wonne und Freude ist.
So wie jeder Tag des Waltens Gottes über Israel mit dem Morgenopfer begann und jeder Tag mit dem Abendopfer endete, so beginnt Gott jeden Tag über Sein Volk mit Christo, dem „lieblichen Wohlgeruch“, und schließt jeden Tag Seines Waltens mit Christo. Dieses anzuschauen, gibt unserem Herzen eine wunderbare Ruhe. Diese Opfer waren die Höhepunkte jedes Tages.
In einer besonderen Weise bringt Er diese Seine Wonne an Christus in dem vermehrten Opfer am Sabbath (V. 9) zum Ausdruck, und ebenso geschah dieses im Anfang eines jeden Monats (V. 11) und bei ihren Festen (V. 19.27 usw).
Das erste, was immer Ihm dargebracht werden mußte, war Christus, das Opfer „lieblichen Geruches“. An jedem Tage mußte Gott das Lamm dargebracht werden: das Lamm am Morgen und das Lamm am Abend. Das läßt uns erkennen, daß Christus, so wie Er Sich Selbst Gott geopfert hat, der immerwährende Ruheplatz der Wonne und der Befriedigung des Herzens Gottes ist. Gott allein vermag die Herrlichkeit und die Vollkommenheit des Herrn Jesus in Seinem Opfertode zu erfassen. Aber Er will, daß wir es wissen sollen, daß in dem „lieblichen Geruche“ Seines Opfers wir angenommen sind. Deshalb will auch Gott, daß wir beständig Christus vor Ihn bringen und so Teilhaber seien an Seiner Freude über Ihn. Beachte die Worte in Vers 2 und 3 unseres Kapitels. „Meine Opfergabe ...“, „dies ist das Feueropfer, das ihr Jehova darbringen sollt.“ Wenn Israel sich Gott nahte, so sollte es in dem Bewußtsein geschehen, daß sie in dem Brandopfer Ihm das darbrachten, was Ihn vollkommen befriedigte und was Ihm „ein lieblicher Geruch“ war. Und Gott will, daß auch wir wissen sollen, daß Christus in Seinem vollendeten Werke allein es ist, in dem Gott Seine Befriedigung gefunden hat, und daß wir in Ihm angenommen worden sind.
Wie fangen wir unsere Tage an? Gott beginnt sie mit Christus. Wie enden wir sie? Gott endet sie mit Christus. Wenn der Tag sich schließt, müssen wir uns da nicht fragen, was sein Inhalt war? Wie leer lassen wir oft den Tag dahingehen. Wenn wir nur auf eine Tagesreise in dem Gang durch diese Wüste blicken, wieviel Mangel und Fehlen muß da schon oft Sein Auge bei uns sehen. Und doch steht ein Thron der Gnade uns zur Hilfe bereit. Aber ach, vielleicht war der Tag nicht einmal mit dem Morgenlamm, mit dem Brandopfer des „lieblichen Geruches“ für Gott begonnen!
Vielleicht seufzt du, wohin nehme ich meine Zuflucht? Zu Ihm, in dem Gott Sein Wohlgefallen, auch in bezug auf uns, gefunden hat! Vielleicht ist der Tag vorübergegangen, Fehltritte und Wege des eigenen Willens, die andere nicht geschaut haben, haben Seine Augen gesehen. In Beugung und Bekenntnis nehmen wir unseren schuldigen Platz vor Gott ein. Aber, indem wir uns vor Ihm beugen, lassen wir (so wie an jedem Abend im Lager Seines geliebten, fehlenden Volkes) den Wohlgeruch des Brandopfers zu Gott emporsteigen. Und in diesem Opfer „lieblichen Geruches“ wissen wir uns einzeln und gemeinsam von Ihm angenommen. Welche Gnade! Er will, daß unsere Seele ihren Ruheort dort haben soll, wo Er ihn hat.
Da, wo Gott mit Wonne ruhet,
Bin auch ich in Ruh' gesetzt.
Mit einer uns unfaßbaren Liebe bezeugt Seine Gnade uns jeden Morgen neu und jeden Abend neu den „lieblichen Geruch“ des Opfers des Geliebten, in Dem Er uns begnadigt hat und in dem wir Ihm angenehm gemacht worden sind. (Eph 1,6).
Manche von uns beginnen den Tag mit Gebet und schließen ihn mit Gebet, und wer wollte etwas dagegen sagen? Aber deine Gebete werden ein schmerzvolles Bekennen und ein hoffnungsloses Klagen sein, wenn du es noch nicht erfaßt hast, daß du durch das vollkommene Werk Jesu Christi auf immer begnadigt und angenommen vor Gott stehst. Dies ist es, was uns in dem Morgen- und Abendopfer so deutlich vor Augen geführt wird. Wenn ich nicht die Gewißheit meiner persönlichen Annahme in meinem Herzen trage, bevor ich mich Gott im Gebet nahe, welchen Wert hat dann mein Christentum?
Hier liegt oft der Grund der zweifelnden Gedanken, ob Gott auf das, was wir bitten, antworten wird. Man geht mit sich und seiner Armseligkeit zu Gott, aber nicht mit Christus. Ich bin nichts und habe nichts. Wie würdig aber ist Er! Wird Gott uns etwas vorenthalten, was zur VerHerrlichung Seines Sohnes dient, der Ihn auf Erden verHerrlichte? Selbst wenn mir auf das, was wir in Seinem Namen bitten, nicht die Antwort erhalten, die wir erwarteten, so nimmt Er uns doch die Last von der Seele, und Er läßt uns Ihn schauen, in welchem Er Sein Wohlgefallen gefunden, und wir wissen, daß Er alles so führt, daß Sein Herrlicher Name an unserem Leibe hoch erhoben werde, und so werden unsere Gebete nach Phil 4,6.7 in Lob und Dank ausklingen.
Wenn es Gottes Wille ist, daß wir alle unsere „Zeiten“ mit Christo anfangen und mit Christo beschließen, so ist darin auch enthalten, daß unsere Herzen allezeit und völlig in Ihm ruhen sollen; wie der Psalmist sagt: „In Deiner Hand sind meine Zeiten“ (Ps 31,15). Dann werden die Opfer des Lobes durch Ihn Gott dargebracht werden (Heb 13,15), so wie Er es will, daß wir sie Ihm „darbringen zu ihrer bestimmten Zeit“ (4Mo 28,2b). Tun wir dieses? Dann erfahren wir die Wahrheit des Wortes in unseren Seelen: Du machst jauchzen die Ausgänge des Morgens und des Abends (Ps 65,8), denn der Grund unseres Jauchzens ist Christus.
Das, was wir im Alten Testament betrachtet haben, können wir mit den Worten des Neuen Testamentes beschließen: „Wandelt in Liebe, gleichwie Christus uns geliebet und Sich Selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“ (Eph 5,2). Und dieser Wohlgeruch steigt ununterbrochen zu Gott auf. Gott sagt uns dieses, damit wir es wissen sollen. Warum?
A. (v. d. K).