Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 7 -Jahrgang 1920
Röm 12,2 - „Ein offenes Wort an die liebe Jugend“Röm 12,2 - „Ein offenes Wort an die liebe Jugend“
„Seid nicht gleichförmig dieser Welt“, so ermahnt der Apostel in Röm 12,2, welches Wort ich der lieben Jugend so gern weitergeben möchte in bezug auf eine so selten besprochene Angelegenheit; es ist die Verlobungs- bezw. Heiratsfrage.
Kaum ist das Mädchen der Schule entwachsen, macht sich ein fast unwiderstehlicher Drang bemerkbar nach Putz und dem „Gefallenwollen“. Woher kommt denn dieser Drang? Willst du, liebe junge Schwester, einmal 1. Mose 3,16b lesen? Dort findest du den Grund. „Nach deinem Manne wird dein Verlangen sein; er aber wird über dich herrschen.“ - Das Verlangen nach dem Manne, ein Stück Fluch, ist der Grund, warum du dich putzest und warum du gefallen möchtest.
Weißt du denn nicht, daß am Kreuz auf Golgatha wir vom Fluche losgekauft sind und Segensströme für dich flüssig geworden sind? Deshalb die Mahnung: „Seid nicht gleichförmig dieser Welt!“
Du liebe, junge Schwester bist erlöst, und damit ist eine
Linie gezogen in die Ewigkeiten der Ewigkeiten. Diese Linie geht auch durch die Zeit deines gegenwärtigen Lebens, in welcher du den Leib der Niedrigkeit trägst (Phil 3,21). Trotz deiner Frische und Jugendkraft ist es doch ein Leib der Niedrigkeit, das weißt du nur zu genau, nicht wahr? Wenn also die Erlösungslinie in die zukünftige Welt hineinreicht, berührt sie da nicht auch die gegenwärtige Zeit? Ganz gewiß, und dies so, daß dein ganzes Leben von deinem Gott (dem du erkauft bist durch das Blut deines Heilandes) geordnet und geregelt ist bis ins kleinste. Diese göttliche Ordnung und Regelung ist eine Tatsache, über welche du hochbeglückt sein darfst.
Wenn in dieser göttlichen Ordnung dir ein Mann von Ihm zugedacht ist, kann dann dieser Mann dir „durchgehen“? Welch eine törichte Frage! - Sei deshalb unbesorgt und lasse dir Psalm 32,8 von der Unterweisung, von der Belehrung auf dem Wege und dem ratenden Auge groß werden!
Einer Jungfrau, die dem Lamme folgt, dürfte es übel anstehen, und es sollte unter ihrer Würde sein, auch nur einen Finger krumm zu machen in bezug auf die Sucht nach einem Manne. Sie kann vielmehr ruhig warten, bis es an sie herantritt, darüber zu entscheiden, und dies in der Gegenwart Gottes und ihrer Eltern.
Sei besorgt und wachsam, teure, junge Schwester, daß du nicht den verkehrten Mann erhältst, den du dir erwünscht und der dir nicht nach der Ordnung Gottes zugedacht ist. Laß es dir sagen, es gibt viel, viel ungleiche Ehen, viel, viel unglückliche Frauen, auch viel, viel unglückliche Schwestern mit einem geschlagenen Gewissen, die dann nur zu sehr die Frucht der Sünde schmecken müssen: „er aber wird über dich herrschen“. Deshalb, liebe, junge Schwester, besser keinen Mann als den verkehrten. Glücklich wirst du nur sein, wenn du zur gegebenen Stunde den Mann erhältst, der von Gott für dich bestimmt ist; habe keine Angst, derselbe kann dir nicht genommen werden. „Seid nicht gleichförmig dieser Welt“, das gilt dir, lieber junger Bruder, in besonderer Weise. Lies, bitte, 1. Mose 3,17: „Weil du auf die Stimme deines Weibes gehört hast“. Adam war nicht wachsam. Das war sein Fehler! - Dieser Adamsfehler wird immer wieder gemacht, in diese Flucheslinie wird immer wieder verfallen.
Auch dir, lieber, junger Bruder, darf ich sagen, daß du am Kreuz vom Fluch losgekauft bist und Segensströme für dich fließen. Deshalb die Mahnung: „Seid nicht gleichförmig dieser Welt.“
Wie macht es denn die Welt? Ich denke jetzt an die sogenannte „anständige“ Welt.
Man geht spazieren, auch mit den Augen spazieren. Bei diesem Spaziergang sieht man etwas, ist berückt davon, und die Folge ist ein „Gebändel“. Um dieses „Gebändels“ willen muß dann notwendigerweise eine Verlobung kommen, dies oft nach Monaten oder Jahren, um dieser Verlobung willen schließlich, wohl oder übel, die Verheiratung. So entstehen die Ehen bei „der Welt“, und meist sind es unglückliche Ehen.
Ist diese Linie nicht auch in sogenannten religiösen oder gar auch gläubigen Kreisen zu finden? Leider, leider ja, und deshalb so viel ungöttliche und damit auch unglückliche Ehen.
Wie ganz anders macht es der besonnene und nüchterne junge Bruder! Mehr noch wie das junge Mädchen steht er auf dem Boden von Ps 32,8 in unbedingter Wachsamkeit bei Spaziergängen. Das Wort und der Begriff „Gebändel“ (Verhältnis)! sollte überhaupt bei ihm ausgeschaltet sein. Für ihn geht es in umgekehrter Weise wie bei der Welt, auch umgekehrt, wie es die religiöse Welt macht.
Der besonnene junge Bruder steht unter göttlicher Leitung und Zucht, er wandelt in der Gegenwart des Herrn. In dieser Gegenwart des Herrn prüft er zunächst gewissenhaft die Frage, ob er seine Eltern, die so viel an ihm getan haben, genügend unterstützt hat. Wenn er Mann geworden ist und glaubt vom Herrn geleitet zu sein, sich verheiraten zu sollen, so ist dazu eine Lebensgefährtin nötig. Deshalb läßt er sich vom Herrn die Augen öffnen und erbittet sich dieselbe von seinem Gott. Unter Beobachtung von Ps 32,8 wird dies nicht schwer fallen. Hat er dann in der Gegenwart des Herrn die Entscheidung getroffen, so erfolgt die Verlobung, welcher in Bälde die Heirat folgen dürfte.
Wo solche Linien beschritten werden, dürfte es zu einer Ehe führen, die zur Quelle der Segnung und Freude werden dürfte, im Gegensatz zu tausend anderen Ehen, in welchen dauernd Unstimmigkeiten zu finden sind und damit die Freude des Lebens getrübt ist und indirekt der Bau des Reiches Gottes und das Werk des Herrn aufgehalten wird.
Laß dir deshalb, lieber junger Bruder, liebe junge Schwester, sagen: „Seid nicht gleichförmig dieser Welt!“
W. W.
Erstellt: 28.03.2024 20:49, bearbeitet: 01.10.2024 22:14
Quelle: www.clv.de