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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 23 - Jahrgang 1938
Lk 10,38-42 – Fruchtbarer DienstLk 10,38-42 – Fruchtbarer Dienst
Jeder Christ, der es ernst meint, wird im Herzen die Sehnsucht haben, dem Herrn zu dienen. Doch wird er dabei immer wieder die eigene Unwürdigkeit und Untauglichkeit dazu verspüren. Deshalb steigt immer wieder die Frage auf: Wie werde ich tauglich zum Dienst?
Die Zubereitung zum Dienst zeigt uns Lk 10,38-42. Martha wollte dem Herrn dienen, aber nicht ihr Eifern und Sorgen und Mühen darum machte sie fähig dazu. Sondern Maria hatte das gute Teil erwählt. Sie setzte sich zu Jesu Füßen und hörte Seinen Worten zu, d. h. sie nahm sie tief in ihr Herz hinein. Wer geben will - und jeder Dienst ist Geben -, muß erst lernen, daß er nichts zu geben hat, und sich die Hände füllen lassen von Dem, der allein fähig ist, wirklich zu geben. Das lernen wir nur zu Jesu Füßen, wenn wir uns demütig unter Ihn stellen, vor Ihm stille werden und Sein Wort auf uns wirken lassen. Nur so deckt Sein Wort unser eigenes Wesen auf. Nur so kommt der ichgebundene Mensch unter den Einfluß Seiner Person. In Seinem Licht lernen wir uns selber hassen und werden so frei von uns selber. Denn nichts hindert so an wahrem Dienst als Ichgebundenheit.
Auch dies sehen wir an Maria im Gegensatz zu den anderen Jüngern. Als der Herr sie darauf vorzubereiten suchte, daß Er leiden und sterben und am dritten Tag auferweckt werden müsse, da sprach Petrus: „Gott behüte Dich, HErr! Dies wird Dir nicht widerfahren.“ (Mt 16,22) Und die Söhne des Zebedäus begehrten zu Seiner Rechten und Linken zu sitzen in der kommenden Herrlichkeit (Mk 10,37). Sie alle begriffen das Gesagte nicht (Lk 18,34), weil ihre Herzen mit sich selbst beschäftigt waren. Maria aber hatte des Herrn Worte tief bewegt und brachte das bei Seiner letzten Einkehr in Bethanien zum Ausdruck, indem sie das Fläschchen mit echter, kostbarer Narde über Sein teures Haupt ausgoß, das Er in kurzem beugen sollte unter das Gericht des heiligen Gottes, als Er hinging, Sein Leben auszuschütten in den Tod.
Nur wer frei ist von sich selbst, von den eigenen Gedanken, Wünschen und vom Selbstvertrauen, in dem ist Raum geschafft für den Herrn, so daß Er in Ihm Wollen und Vollbringen wirken kann nach Seinem Wohlgefallen. (Vgl. Phil 2,13). Nur so werden wir frei zum Dienst.
Was ist der Inhalt echten Dienstes? (Lies Mk 14,3-9). Es ist Christus! Erfüllt von Ihm, brachte Maria Ihm, was Er in ihr gewirkt hatte. Vor ihrem liebenden Herzen stand der Weg des Leidens und Sterbens, den ihr Herr ging, stand der unausforschliche Reichtum Seiner Liebe, und so brachte sie, bewußt oder unbewußt, mit dem Zerbrechen des Fläschchens zum Ausdruck, daß Er das kostbare Gefäß Seines Leibes im Begriff stand zu zerbrechen. So salbte sie im voraus Seinen Leib zum Begräbnis. (Mk 14,8).
Und wie glich selbst ihr Wesen Ihm! Denn sie vergaß bei ihrem Liebesdienst sich selbst, fragte nicht nach dem Urteil der Menschen, sondern ging auf in dem Dienst; kurz, sie glich darin Christus, der Sich Selbst entäußerte und Sich dahingab, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch. (Eph 5,2).
Wahrer Dienst gilt allein dem Herrn. Auch das zeigt uns Maria. Sie suchte nicht sich selbst, sie vergaß ihre Umgebung. Ihr Herz war allein gerichtet auf Den, den sie liebte. So sei es auch bei uns, auch wenn der Dienst anderen Menschen gilt! Wert hat er nur, wenn er dem Herrn geleistet wird als ein Ausdruck der Liebe zu Ihm. Mag er dann noch so unscheinbar sein, er hat Ewigkeitswert, denn er kommt aus Ihm und fließt zu Ihm zurück. Ob du einen Traktat überreichst oder den Ofen im Versammlungsraum heizest; ob du am Kochherd stehst oder eine Provinz regierst: geschieht es für Ihn, so ist es ein fruchtbarer Dienst. Doch wie leicht suchen wir dabei uns selbst! Wie leicht ist Ehrgeiz, heimliche Eigenliebe, Selbstgefälligkeit und Ruhmsucht bei aller Liebe zum Herrn in unseren Herzen tätig und vergiftet so, was der Herr an Hingabe gewirkt hat. Deshalb müssen wir immer wieder den Platz zu Seinen Füßen suchen und uns im Lichte Seines Wortes richten, damit wir „unser Leben“ verlieren und Sein Leben finden. (Vgl. Mt 10,39; Joh 12,25).
Dann wird sich auch die Frucht des Dienstes zeigen. Als
Maria den Herrn salbte, wurde das Haus von dem Geruch der Salbe erfüllt (Joh 12,3). Man darf bei dem Hause gewiß auch an das Haus Gottes, die Gemeinde des lebendigen Gottes, denken (1Tim 3,15). Wo das Eigenleben verloren, der Inhalt des Dienstes Christus und der Dienst nur Christus geweiht ist, da muß der Geruch Seiner Erkenntnis offenbar werden. Da sind wir Gott ein Wohlgeruch Christi, und zwar in denen, die errettet werden, und auch in denen, die verloren werden, den einen ein Geruch vom Tode zum Tode, den anderen aber ein Geruch vom Leben zum Leben (2Kor 2,15.16). Dann fragen wir nicht mehr nach Anerkennung oder gerechter Beurteilung durch andere. Wie kann das auch der tun, der sich verloren hat in Christus Jesus! Es genügt, wenn der Herr uns anerkennt. Solcher Dienst wird auch seinen Lohn haben, denn was Seinem Herzen köstlich ist, läßt Er nicht unbelohnt. Das zeigt Marias Erlebnis. Ihr Name wird genannt, so weit das Evangelium verkündigt wird.
Darum laßt uns immer wieder Seinen Worten stillhalten, auch wenn uns das zunächst bittere Erfahrungen mit uns selber bringt. Laßt uns unsere ganze Liebe auf Ihn richten, unser Leben Ihm ungeteilt weihen, dann wird unser Leben bald erfüllt sein vom Dienst für Ihn, der Sein Herz erfreut; Er verheißt: „Siehe, Ich komme bald, und Mein Lohn mit Mir.“ (Off 22,12a).
Frhr. v. Schleinitz
Erstellt: 25.05.2024 15:42, bearbeitet: 09.10.2024 02:55