Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 6 -Jahrgang 1918/19
Mt 6,6 - „Gehe in deine Kammer und bete“Mt 6,6 - „Gehe in deine Kammer und bete“
Wir durchleben ernste Zeiten. Mehr als je spüren wir es, daß der „Fürst der Gewalt der Luft“ die Welt regiert und „wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams“ (Eph 2,2). Niemals trug die Welt das Bild ihres Fürsten, des „Lügners“ und „Menschenmörders“, so offen zur Schau wie jetzt. Es ist eine ganz besondere Zeit - eine „Stunde der Gewalt der Finsternis“. In solcher Stunde sagte der Herr zweimal Seinen Jüngern: „Betet, daß ihr nicht in Versuchung kommet“ (Lk 22,39-53). Er selbst stand in „ringendem Kampfe“. Und wenn Er in ringendem Gebete war, wievielmehr sollten wir es sein. Wie ernst ruft uns heute alles zum Gebet! Haben wir Seine Stimme gehört? „Das Ende aller Dinge ist nahe gekommen. Seid nun besonnen und seid nüchtern zum Gebet“ (1. Petrus 4,7.8).
Es geht dem Ende zu. Nur noch wenige Schritte haben wir hienieden. Laßt uns nüchtern sein! Der Herr sagt: „Gehe in deine Kammer und, nachdem du deine Tür geschlossen hast, bete!“ Gewiß beugen alle Kinder Gottes ihre Knie, aber vielleicht sind es wenige, die sich, wie der Herr, zurückziehen zu „ringendem“ Gebet; wenige, die, wie einst Jona, zu Gott „rufen“ und „schreien“ (Jona 2,3); wenige, die so suchen, daß sie finden möchten; wenige, die anklopfen, um aufgetan zu erhalten; wenige, die „allezeit beten und nicht ermatten“ (Lk 18,1); wenige, die darin „beharren“, „wachen“; die da „stehen im Geiste“ (Kol 4,2; Röm 12,12; Eph 6,18), die „in den Gebeten ringen“ wie Epaphras (Kol 4,12). Gott ruft uns zum Gebet zurück. „Schließe die Tür“, sagt der Herr. Sei mit deinem Gott allein; da, wo niemand dich sieht, niemand dich hört, da, in deiner Kammer, öffne Ihm dem Innerstes, schütte Ihm dein Herz aus. Er hört deine Anliegen, deine Seufzer. Er sieht deinen Schmerz, deinen Eifer, deine Hingabe.
Allein vor Gottes Angesicht, unter Seinem alles erforschenden Auge, da ist dein Pniel (1. Mose 32,30). Was ist dir ein solcher Ort? Hast du einen solchen Platz? Der Herr ging auf den Berg, um zu beten (Mt 14,23). Hiskia wandte sein Angesicht gegen die Wand auf seinem Bette und betete (Jes 38,2). Daniel betete auf seinem Obergemach (Dan 6,11). Petrus ging auf das Dach (Apg 10,9). Und wohin gehst du, um zu beten? Tust du nach dem Worte des Herrn: „Gehe in deine Kammer ... bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist“? Du kannst nicht ohne Gebet durchkommen, oder du bist krank und das Leben am Erlöschen. Wie auch die Verhältnisse und Umstände sein mögen, Kinder Gottes müssen beten, sie können ohne Gebet, ohne das Wort Gottes nicht leben. Es ist ihnen gleich dem Essen und Trinken eine Lebensnotwendigkeit. Wie oft haben uns die Brüder im Felde dieses bezeugt. Obwohl sie kein Plätzchen hatten, wo sie die Tür schließen konnten, aber sie konnten nicht ohne Gebet sein. Wohl waren sie nicht allein; sie aßen und tranken, sie wachten und schliefen zusammen mit Kameraden, die Gott nicht anriefen, aber sie mußten beten. Gott hat eben keine stummen Kinder. Und wir in der Heimat - wie haben wir von dieser Gnade, mit Ihm allein zu sein, Gebrauch gemacht? Müssen wir bekennen, darin gefehlt zu haben? David betete abends, morgens und mittags (Ps 55,16.17). Wann betest du? Wie können wir Kraft haben für den Weg durch dies finstere Tal, wenn wir nicht beten? Wenn du dem Teufel im Glauben widerstehen willst, mußt du beten. Ohne den verborgenen Umgang mit Gott hast du keinen Sieg in den Stunden der Anfechtung über Sünde, Welt und Fleisch. Die vielen Glaubenshelden der Schrift, deren Leben der Heilige Geist uns zur Nachahmung zeigt, sie alle waren Beter. Denke an Abraham, David, Esra, Nehemia, Daniel, Johannes, Petrus, Paulus u. a. m. Welche Werkzeuge waren sie in des Herrn Hand, und welche Taten richtete Gott durch sie aus! Gott gibt sie uns als Beispiele. Möchten wir uns durch sie ermuntern lassen zu treuem Gebet im Verborgenen!
Wie besonders nötig ist es heute, zu beten „für alle Menschen, für Könige und alle, die in Hoheit sind“ (1Tim 2,2). Hierin ist viel gefehlt worden. Und weiter ermahnt uns Gott zu anhaltendem „Flehen für alle Heiligen“ und für die Diener Christi Jesu, damit sie im „Auftun ihres Mundes mit Freimütigkeit das Geheimnis des Evangeliums kundtun“ (Eph 6,18.19) und daß der Herr „Türen des Wortes auftue“ (Kol 4,3), „daß das Wort des Herrn laufe und verherrlicht werde“ (2Thes 3,1).
Sage doch niemand, daß ihm die Zeit zum Gebet fehle. Du hast Zeit für andere Dinge; Zeit zum Gespräch mit den Deinigen und mit Fremden; Zeit für Dinge, die dir nützlich oder angenehm sind; Zeit zu Dingen, die du lassen kannst - und keine Zeit zum Gebet? Wie schwach muß dein geistliches Leben sein! Wie viele Minuten gehen nutzlos dahin und werden zu Stunden, die mit Gott im Verborgenen könnten zugebracht werden. Da liegt das Geheimnis so vieler geistlichen Mattigkeit und Unfruchtbarkeit.
Der Herr schenke den Müdegewordenen Gnade, sich in Buße vor Ihm zu demütigen und wieder heilige Hände im Gebet aufzuheben ohne Zorn und zweifelnde Überlegungen (1Tim 2,8). Uns allen aber schenke der Herr Ohren und Herzen, auf jede Stimme Seines Wortes zu hören, denn: „Wer sein Ohr abwendet vom Hören des Gesetzes: selbst sein Gebet ist ein Greuel“ (Spr 28,9). v. d. K.
Erstellt: 28.03.2024 19:58, bearbeitet: 16.07.2025 14:48
Quelle: www.clv.de