Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 12 -Jahrgang 1927
1Pet 1 - „Worte an Fremdlinge“ (1)1Pet 1 - „Worte an Fremdlinge“ (1)
Petrus hatte den Fremdlingen nicht nur ihr herrliches Erbteil gezeigt, das unverwelklich in den Himmeln für sie aufbewahrt wird, sondern auch, daß sie selbst zur Erreichung des herrlichen Zieles „durch Gottes Macht bewahrt“ würden. Daß Gottes Macht dazu gehörte, um vor dem mächtigen und listigen Feinde bewahrt zu werden, das hatte Petrus erfahren, als er einst sich selbst und seiner Kraft und Treue vertraute und die warnende Stimme des Herrn: „Der Satan hat euer begehrt, euch zu sichten wie den Weizen“, nicht beachtete.
Auch wir haben es so not, uns beständig bewußt zu halten, daß keine geringere Macht als „Gottes Macht“ dazu gehört, uns zu bewahren. Wir ersehen daraus, welche Finsternisgewalten uns umgeben und wie unmöglich es ist, ihnen in unserer Kraft zu begegnen.
Gottes Macht bewahrt uns nun nicht in der Weise, daß Er es dem Feinde nicht mehr erlaubt, uns anzutasten, oder daß Er die sündhaften Neigungen unseres trotzigen und verzagten Herzens von uns nähme, nein, diesem allen bleiben wir ausgesetzt; denn wenn wir den verderblichen Einflüssen der List und Macht des Feindes entrückt wären, welchen Sinn hätte es dann noch, vom „Bewartwerden“ zu reden?
Aber Gottes Macht bewahrt uns! Wie köstlich ist es, und wie dankbar dürfen wir für dieses Wort sein, welches Gott für uns hat niederschreiben lassen! Es macht uns stark und glücklich inmitten der Prüfungen und Leiden. Wir wissen: „Der Herr ist treu, der uns befestigen und vor dem Bösen bewahren wird“ (2Thes 3,3). Von Seiner Macht umgeben, können wir kühn den Weg des Glaubens gehen, Er, der uns ohne Straucheln zu bewahren vermag, wird uns ganz, Geist, Seele und Leib, tadellos bewahren bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus. Treu ist, der uns ruft; der wird es auch tun (1Thes 5,23.24).
Wenn wir nun, solange wir hier sind, den Angriffen des Feindes ausgesetzt bleiben, so ist es wichtig, zu wissen, wie Er uns bewahrt. Wir lesen (1Pet 1,5): „Die ihr durch Gottes Macht durch Glauben bewahrt werdet zur Errettung“. Das kleine Wort „durch Glauben“ zeigt die Art und Weise, wie Seine Macht uns bewahren will. Er will uns durch Glauben bewahren, indem Er uns den Glauben bewahrt. Er errettete uns mittels des Glaubens (Eph 2,8), und mittels des Glaubens bewahrt Er uns fort und fort zur „Errettung“. Das war für die Gläubigen aus dem Judentum eine besonders wichtige Belehrung. Ihr Volk wandelte einst den Weg durch die Wüste, durch die sichtbare Führung der Wolken- und Feuersäule; sie aber hatten den Weg zur Herrlichkeit durch Glauben und nicht durch Schauen zu wandeln (2Kor 5,7).
Ob Petrus, als er diese Worte schrieb, „bewahrt durch Glauben“, an seine eigene Geschichte dachte? (Man kann ja durch den ganzen Brief Anklänge seines eigenen Lebens finden). Er war nicht bewahrt worden, weil er sich selbst vertraute. Aber der Herr hatte ihm gesagt: „Ich habe für dich gebetet, auf daß dein Glaube nicht aufhöre“ (Lk 22,32). Gottes Macht wirkt und tritt nicht unabhängig von unserem Glauben für uns ein. Durch die Kraft Seines Geistes hält Er unseren Glauben lebendig und in Tätigkeit. Es ist der Glaube, der die Allmacht Gottes erfaßt, und durch ihn offenbart Gott Seine Macht in unserer Schwachheit.
Wie wichtig ist es für uns, zu beachten, daß wir durch Gottes Macht bewahrt werden durch Glauben. Wenn wir im Glauben wandeln, blicken wir nicht auf die Schwierigkeiten noch auf die Macht des Feindes, auch nicht auf die eigene Schwachheit, sondern auf den allmächtigen und lebendigen Gott.
Als die „große Menge“ der Feinde über Josaphat kam, wußte er, daß er gegen diese nicht bestehen könne, aber Sein Glaube erfaßte Gott, und er bekannte: „In Deiner Hand ist Kraft und Macht; und niemand vermag gegen Dich zu bestehen.“ (2Chr 20,6). Und so lebendig ergriff sein Glaube das Wort seines Gottes, daß er statt der Waffen Sänger bestellte, die angesichts der Feinde Jehova Lob sangen in heiligem Schmuck (2Chr 20,21.22). Und was geschah?: Als sie mit dem Lobgesang begannen, begann Jehova Seine Macht zu offenbaren.
Auch Hiskia wußte am „Tage der Bedrängnis“ (2Kön 19,3), daß er dem König von Assyrien gegenüber verloren sei. Sein Glaube aber wandte sich an Jehova. Er breitete den Brief der Feinde vor Jehovas Augen aus, und Jehova offenbarte in Hiskias Schwachheit Seine Macht und bewahrte ihn und das Volk durch Glauben.
Das ist uns zum Vorbilde und zur Ermunterung geschrieben, damit auch wir am „Tage der Bedrängnis“ den im Glauben erfassen, der gesagt hat: „Ich will dich nicht versäumen noch dich verlassen“, so daß wir kühn sagen mögen: „Der Herr ist mein Helfer und ich will mich nicht fürchten; was wird mir ein Mensch tun?“ (Heb 13,5.6).
So werden wir „durch Gottes Macht bewahrt zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit geoffenbart zu werden“. Damit weist uns Petrus auf das Endziel unserer Errettung, die Herrlichkeit, hin. Er sieht die Errettung (die Herrlichkeit) nicht in weiter Ferne, sondern schon so nahe gerückt, als in der letzten Zeit, als bereit, offenbart zu werden durch die Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus.
Das Wort „Errettung“ in der Schrift umfaßt mehr als die zukünftige Herrlichkeit, es umfaßt die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft und findet in diesen ihre praktische Auswirkung, so daß z. B. Petrus in bezug auf die Errettung in der Gegenwart die Gläubigen ermahnt, zu „wachsen zur Errettung“ (1Pet 2,2). „Errettung“ umfaßt das ganze Gebiet der Erlösung: die Errettung der Seele, die Errettung aus der Gewalt der Finsternis, der Sünde, des Todes usw. bis hin zum Vollendungs-Zustand.
Mußten die Herzen der Gläubigen über eine solche Fülle von Gnaden, wie der Heilige Geist sie in den Versen 4 und 5 enthüllte, nicht frohlocken? Dieses
Frohlocken sollte nicht verstummen, „wenn sie auch jetzt eine kleine Zeit, wenn es nötig sei, betrübt würden durch mancherlei Versuchungen“ (V. 6).
Damit berührt der Apostel den Gegensatz, der zwischen der „zukünftigen Herrlichkeit“ und den „Leiden der Jetztzeit“ besteht (Röm 8,18). Das Glaubensfrohlocken in der Jetztzeit ist noch mit der Betrübnis durch mancherlei Versuchungen verknüpft, aber die Betrübnis hindert die Seele nicht, Gott zu frohlocken.
Es ist etwas wunderbares, daß ein Kind Gottes in den dunkelsten Stunden betrübt sein und zugleich frohlochen, weinen und zugleich jubeln kann. Das ist etwas, was die Welt nicht kennt und auch nicht versteht. Haben wir nicht Zeiten erfahren, in denen wir niedergeworfen wurden, aber nicht umkamen, als Traurige gesehen wurden, die sich zugleich freuten, wo unser Auge weinte und die Augen des Herzens Ihn sahen und der Mund in heiliger Freude frohlockte?
So ist es, wenn unser Glaube den lebendigen Gott erfaßt und Seine Macht uns in den Stunden der Gewalt der Finsternis aufrecht hält. Da erlebt der Glaubende seinen Gott. Er rühmt sich der Trübsale, durch die er, vom eigenen Willen und der eigenen Kraft gelöst, die Macht Gottes erfährt. In der Löwengrube erlebte Daniel Gottes Macht und des Königs Ohnmacht.
Wir sollen mit dem Frohlocken nicht warten, bis der Herr kommt. Gewiß, wir werden Ihm entgegengehen mit Jauchzen, und keine Träne wird sich dann, wie jetzt, mit unserem Frohlocken vermischen. Dann wird jede Träne von unseren Augen abgewischt, und kein Tod noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein (Off 21,4). Aber laßt uns unser Frohlocken nicht erst dem Herrn bringen, wenn Er kommt, sondern schon jetzt, wo wir, wenn es nötig ist, eine kleine Zeit betrübt sind durch mancherlei Versuchungen. Wenn die himmlischen Dinge unserer Seele Wirklichkeiten sind und unser Herz sich mit ihnen beschäftigt, so wird dieses Frohlocken bei uns gefunden werden!
Als die Kinder Israel, aus Ägypten gerettet, die Reise durch die Wüste antraten, stand die Güte Gottes in ihrer Erlösung und das Geführtwerden zur Wohnung Seiner Heiligkeit so vor ihrem Herzen, daß sie mit einem Triumphgesang in die Wüste gingen. Aber, ach, ihr Gesang verstummte bald, und statt des Frohlockens fingen sie an zu klagen und zu murren. Das ist uns zur Warnung geschrieben, so soll es nicht bei uns sein, die wir eine weit größere Errettung erlangt haben.
Gewiß, der Weg durch die Wüste ist nicht leicht. Beschwerden, Versuchungen, Kämpfe überall! Obwohl wir alle durch viel Trübsal ins Reich Gottes eingehen müssen, so sind die Trübsale doch nicht für alle gleich; der eine hat durch größere Prüfungen zu gehen als der andere. Es mag sein, daß du auf deinem Glaubenspfade durch solche Leiden zu gehen hast, daß dein Schmerz sich in den Worten des Herrn ausdrückt: „Meine Seele ist betrübt bis zum Tod“ (Mk 14,34). Wenn „der Fürst der Welt kommt“ (Joh 14,30), dann umfängt uns Nacht. Wie furchtbar sind solche Gethsemane-Stunden, in denen wir in die Hände der Feinde fallen, die Freunde uns verlassen und wir den Kuß eines Judas zu ertragen haben! Das alles ertrug der Herr vor uns. Deshalb, Er kennt den Weg und ist voll innigen Mitgefühls und barmherzig (Jak 5,11). Aber der Weg über Gethsemane und Golgatha führt zur Herrlichkeit.
Wenn du unter dem Weh der Leiden, unter der Last des Kreuzes hinsinkst, laß den Tränen ihren Lauf! Weine dich wie Maria zu den Füßen deines Heilandes aus! Weinen ist nicht klagen und auch nicht murren. Tränen sind ein Ausdruck des Schmerzes der Seele. Auch der Herr weinte, als Er das Weh der Schwestern über den Tod ihres Bruders teilte. Und von den „Tagen Seines Fleisches“ lesen wir, daß Er „sowohl Bitten als Flehen Dem, der Ihn aus dem Tode zu erretten vermochte, mit starkem Geschrei und Tränen dargebracht hat“ (Heb 5,7).
Kinder Gottes sind nicht Menschen, die empfindungslos über Leiden hinweggehen. Trübsale sind auch für sie Trübsale, und wenn Gott es für nötig findet, uns Wege der Betrübnis gehen zu lassen, so will Er, daß sie auch als solche von uns empfunden werden, damit, wenn wir durch sie geübt sind, sie die friedsame Frucht der Gerechtigkeit zu Seiner Ehre hervorbringen.
Der Apostel sagt: „Die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es nötig ist, betrübt seid“. Die Betrübnis durch mancherlei Versuchungen ist nur für eine „kleine Zeit“.
Wenn wir auf der Reise sind, wie willig ertragen wir Mühen und Beschwerden, sie befremden uns nicht. Mit einer kleinen Kammer, die keine Bequemlichkeit bietet, sind wir zufrieden. Es ist ja nur für „eine kleine Zeit“; wir sind ja nicht daheim, sondern auf der Reise. - So ist auch das Betrübtsein jetzt nur für „eine kleine Zeit“. Bald ist das herrliche Ziel erreicht, und wir sind zu Hause. Wie tröstlich ist dies!
Im Anblick des Erbteils und der uns bewahrenden Macht frohlocken wir, die wir „jetzt eine kleine Zeit, wenn es nötig ist, betrübt“ sind „durch mancherlei Versuchungen“.
Hieraus ersehen wir, daß unser Pilgergang nicht eine ununterbrochene Reihe von Prüfungen ist, sondern daß diese nur über uns kommen, wenn es „nötig“ ist.
Und wer bestimmt dieses Nötigsein? Wenn wir es zu bestimmen hätten, wir würden Prüfungen für uns selbst kaum für nötig halten; aber sicher würden wir es für nötig finden, daß dieser oder jener einmal in den Schmelztiegel käme. - Gelobt sei Sein Name! Das „Nötig“ hat Er Sich vorbehalten. Er - der uns liebt, wie nie ein Mensch geliebt, und der uns besser kennt, als wir uns selbst kennen, Er bestimmt das „Nötig“, und Er bestimmt auch die Zeit und das Maß.
Er legt uns nicht mehr und nicht länger Last auf als „nötig“. „Ihr werdet Drangsal haben zehn Tage“, so ließ der Herr der Gemeinde in Smyrna schreiben (Off 2,10). Zehn Tage! Nicht einen Tag weniger und nicht einen Tag länger durfte sie dauern. Er macht keinen Fehler! Er weiß, was Er tut! „Gott ist treu, der nicht ‚zulassen‘ wird, daß ihr über Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, so daß ihr es ertragen könnt“ (1Kor 10,13). „Wenn Er betrübt hat, erbarmt Er sich nach der Menge Seiner Gütigkeiten. Denn nicht von Herzen plagt Er und betrübt Er die Menschenkinder“ (Klgl 3,32.33).
Wenn die Schrift von
Versuchungen spricht, so redet sie davon in dreiertei Weise: 1. von Versuchungen, die von Gott ausgehen, 2. von Versuchungen, die von Menschen ausgehen, Gott zu versuchen, und 3. von Versuchungen, die vom Satan ausgehen. Die erstgenannten Versuchungen, die von Gott ausgehen, sind zum Guten. Die zweiten sind böse und die dritten sind zum Bösen.
Die Versuchungen, mit denen Gott uns versucht, tragen immer den Charakter der Prüfungen, des auf-die-Probe-Stellens, so daß wir statt Versuchungen auch Prüfungen sagen könnten. Z. B. Gott versuchte Abraham, d. h. Er stellte seinen Glauben auf die Probe, als Er ihn nach Morija gehen hieß, seinen einzigen Sohn zu opfern (1. Mose 22).
Beispiele von Versuchungen, mit denen Menschen Gott versuchen, finden wir in der Geschichte Israels: „Sie versuchten Gott in ihrem Herzen, indem sie Speise forderten für ihr Gelüst“ (Ps 78,18). Der Herr verweigerte es, Gott zu versuchen, als der Satan Ihn dazu veranlassen wollte, sich von der Zinne des Tempels herabzustürzen, da geschrieben stehe, daß die Engel Ihn bewahren würden (Mt 4,5-7).
Die Versuchungen, die vom Satan ausgehen, sind zum Bösen. Alle seine Versuchungen haben das Ziel, den Menschen zu verderben und in die Sünde zu verstricken. Wir sehen dies bei der Schlange, die Eva verführte (2Kor 11,3). Solche Versuchungen treten sowohl durch äußere Einwirkungen an uns heran, wie auch von innen durch die eigene Lust (Jak 1,13.14).
Von diesen letzteren Versuchungen können wir nie sagen, daß sie von Gott ausgehen. „Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht, denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, und Selbst versucht Er niemand. Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird“ (Jak 1,13.14). Gott kann uns nie zum Bösen versuchen, Er kann nie sündige Lust in uns hervorrufen.
Wenn die Schrift von Versuchungen von Gottes Seite redet, so geschieht es stets, wie gesagt, in dem Sinne von Prüfungen, zur Bewährung unseres Glaubens, um unsere Treue zu erproben und die Festigkeit unseres Glaubens zu erhöhen. Warum werden die Schüler immer wieder neu geprüft? Geschieht es nicht, um die Festigkeit des Gelernten zu erkennen und diese zu erhöhen?
Abraham wird in der Schrift „Freund Gottes“ genannt. Obgleich er Gott so nahe stand, wurde er doch von Ihm auf die Probe gestellt. Warum? Es war das Beste, was Gott ihm tun konnte. Der Herr hat auch uns Seine Freunde genannt, und Er stellt auch uns auf die Probe. Gott hatte Abraham nicht lieber, als Er uns hat. Was Er Abraham tat, das tut Er auch uns. Und es ist das Beste, was Gott uns zur Bewährung und zur Befestigung des Glaubens tun kann.
Bestehen wir die Probe, so wird unser Glaube gestärkt aus der Prüfung hervorgehen und zu größeren und herrlicheren Glaubensproben zu Gottes Ehre heranreifen. Bestehen wir sie nicht, so werden wir offenbar werden, und die Wurzeln unseres Unglaubens und unserer Treulosigkeit kommen ans Licht, und wir werden durch Selbstgericht und Bekenntnis vor dem Herrn davon geheilt und für neue Proben zubereitet.
An Hiob sehen wir, daß ein Mensch zur gleichen Zeit von Gott und auch vom Satan versucht werden kann; vom Satan zu dem Zwecke, Gott aufzugeben und sich selbst zu leben und der Sünde zu dienen; von Gott, um ihn zur Selbsterkenntnis und zu höheren Stufen des Segens zu führen.
Und aus der Geschichte Davids sehen wir weiter, daß Gott auch Versuchungen zum Bösen zuläßt und es nicht (wie bei Hiob durch Seine Gnade) verhindert, daß Satan sein Ziel erreicht und den Gläubigen zu Fall bringt. Hochmut und Eigenwille hatten in Davids Herz einen Platz gefunden. Wenn böse Dinge unser Herz gebunden halten, so kann es sein, daß sie für Gott in der Erreichung Seines Zieles weit größere Hindernde sind als ein offener Fall in die Sünde, so daß Gott uns der Macht Satans preisgibt, um durch Zucht unterwiesen zu werden (1Tim 1,20; 1Kor 5,5). Gott demütigt uns auf diesem schmerzlichen Wege, damit wir die Hindernisse für das Wirken Seines Geistes richten und beseitigen (2Sam 24).
Ohne die Zulassung Gottes widerfährt uns nichts. Als Satan Hiob antasten wollte, mußte er dazu erst von Gott die Erlaubnis haben. Gottes Zulassung wurde somit auch Seine Bestimmung. So drückten es auch die Jünger vor dem Herrn aus, als sie in bezug auf das Toben und Drohen der Feinde beteten: „Alles zu tun, was Deine Hand und Dein Ratschluß zuvor bestimmt hat, daß es geschehen sollte“ (Apg 4,28).
Die „mancherlei Versuchungen“, von denen Petrus hier spricht, waren Prüfungen, die zur Bewährung ihres Glaubens dienen sollten. Prüfungen sind auch nicht Züchtigungen, obgleich Prüfungen gleichfalls zu unserer Erziehung dienen. Gott belehrt uns nicht bloß, Er will, daß das, was wir durch Sein Wort und Seinen Geist gelernt haben, auch in unserem Leben sichtbar dargestellt wird. Die Frucht des Geistes: Liebe, Freude, Friede, Sanftmut usw. soll von uns getragen werden (Gal 5,22). Damit diese Frucht hervorkomme, erzieht Er uns wie ein Gärtner den Baum, an dem Er das Messer nicht spart. Das unfruchtbare Holz und die Schößlinge des Fleisches müssen dem Tode überliefert werden.
Ist die Ehre und Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus das Begehren unserer Seele, so werden die „mancherlei Versuchungen“ unserem Herzen „lauter Freude“ sein (Jak 1,2). Denn diese Versuchungen oder Prüfungen kommen uns wie Freunde auf dem Wege des Sterbens zu Hilfe, damit „das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde“, in der Bewährung unseres Glaubens (2Kor 4,10.11).
Die mancherlei Versuchungen, die den Fremdlingen (denen Petrus schrieb) widerfuhren, gingen von dem brüllenden Löwen aus. Ihr Glaube wurde „durch Feuer erprobt“.
Petrus ermahnt sie: „Geliebte, laßt euch das Feuer der Verfolgung unter euch, das euch zur Prüfung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes“ (1Pet 4,12). Die Trübsale, die Verfolgungen, die Lästerungen (Kap. 4,4), die Scheltworte (3,9), die Leiden um der Gerechtigkeit und des Gutestuns willen (3,14.17) usw., diese waren das Feuer, und ihr Glaube das Gold, welches durch das Feuer bewährt werden sollte.
So wie das Gold zu seiner Läuterung ins Feuer muß, so müssen auch wir in das Feuer der Trübsale, Leiden und Verfolgungen, damit unser Glaube bewährt und viel köstlicher als das Gold, das vergeht, erfunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre Jesu Christi (V. 7).
Über diesem Feuer aber wacht sorgsam das Auge des Schmelzers. Sein Blick ist unverwandt auf das Gold gerichtet. Keine Mutter kann mit solcher Sorgfalt auf ihren Liebling achten, wie Er auf uns, wenn Er es für „nötig“ findet, uns in das Feuer der Prüfung zu führen. Wie achtet Er auf die Flamme, sie zu löschen, sobald die Schlacken entfernt und der Glanz des Goldes hervorkommt.
Auch das Feuer ist in Seiner Hand. Wir sind kein Spielball der Menschen noch der „Weltbeherrscher dieser Finsternis“, noch irgend eines Geschickes oder Zufalles. Um uns ins Feuer zu bringen, muß auch der Satan erst (wie bereits gesagt) Erlaubnis einholen. Er durfte Hiob nicht eher antasten, bis er diese von Gott empfangen hatte, und nicht allein Erlaubnis, Gott setzte ihm auch die Grenzen fest, wie weit er gehen durfte, und diese konnte er nicht überschreiten.
Nie ist Gott uns näher, als wenn wir im Feuer der Prüfungen sind. Nie empfanden die drei Männer Gottes Nähe so wie im Feuerofen (Daniel 3). Er ließ durch das Feuer die Stricke verbrennen, womit die Feinde sie gebunden hatten. Das war die Grenze, weiter durfte es nicht gehen. Gott erlaubte dem Feuer nicht einmal, einen Geruch an ihren Kleidern zu hinterlassen. Wie groß ist unser Gott! Und wiederum, nie waren die Engel Gottes Daniel so bewußt nahe wie in der Löwengrube. Löwen umgaben ihn, aber Engel standen zwischen ihm und ihnen. Er hatte eine Nacht in Gesellschaft der Engel (Daniel 6). Und wie köstlich empfand Paulus das Nahesein des Herrn, als alle ihn verlassen hatten und er allein vor Nero stand. Was sprechen die wenigen Worte: „Der Herr aber stand mir bei!“ (2Tim 4,16.17). Er enttäuschte ihn nicht! v. d. K.
Forts. folgt, s. G. w.!