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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 18 - Jahrgang 1933
1Pet 3,15 - Seid aber jederzeit bereit ...! (5)1Pet 3,15 - Seid aber jederzeit bereit ...! (5)
Wozu „bereit jederzeit“? Neun Punkte waren es bisher in den fünf schon erschienenen Lieferungen dieses Jahres, die uns bereit finden sollten jederzeit:
1. das Kommen des Herrn; 2. das Sterben; 3. das Leiden; 4. das Leben; 5. das Dienen; 6. das Gehorchen; 7. das Lieben; 8. das Beten; 9. das Glauben.
Wir werden nicht behaupten, daß wir in obigen Dingen schon vollendete „Täter“ (Jak 1,22) sind, aber wir wollen uns darin üben und „durch Gewohnheit geübte Sinne“ bekommen (Heb 5,14), um in diesen und anderen gottwohlgefälligen Gegenständen geistliche Fortschritte zur Ehre des Herrn zu machen. „Wachset aber in der Gnade und in der Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus ...!“ (2Pet 3,18)
Heute nun möchte ich, von der Weise in den letzten Lieferungen abgehend, eine ganze Reihe kurzweilig nacheinander mit einigen Worten behandelte, aber darum nicht weniger wichtige Punkte bringen, wonach ich dann demnächst auf die in der Titelstelle eigentlich gegebene Ermahnung mein besonderes Augenmerk zu richten gedenke, so Gott will! Er gebe uns Licht und Verständnis aus Seinem kostbaren Worte über dasselbe, denn „Dein Wort ist Leuchte meinem Fuße und Licht für meinen Pfad!“ (Ps 119,105)
Nun also: „Seid jederzeit bereit ...“
10. Zum Bekennen des Namens Jesu!
Ist das nicht eine ernste Sache? Ja, und weil sie das ist und weil dem Herrn so viel an unserem Bekennen Seines Namens liegt - ja, so viel, daß Er sagt: „Wer Mich bekennt vor den Menschen, den werde auch Ich bekennen vor Meinem Vater, der in den Himmeln ist“ (und das Gegenteil)! Mt 10,32 -, deswegen ist der Feind so arg darauf aus, das Bekennen des Namens Jesu zu verhindern. Von Gott, ja, allenfalls von Christus zu reden, das erlaubt er notgedrungen gleichsam, aber das Aussprechen des köstlichen Jesus-Namens sucht er mit aller Macht zu unterbinden, ist doch dieser Name, der des Retters aus Satans Macht, aus Sünde und Tod (Mt 1,21; 1Thes 1,10: „Jesus, der Retter vom zukünftigen Zorn“, Heb 7,25 u. a). ihm „ein Dorn im Auge“. Da müssen wir Gläubigen mehr noch als anderswo auf der Hut sein! Wäre Simon Petrus mehr auf der Hut gewesen, hätte er die Warnung des Herrn nicht in den Wind geschlagen, so hätte er Ihn nicht so schnöde verleugnet, als ihm die Ehrenanrede zuteil wurde: „Auch du warst mit dem Nazarener Jesus!“ (Mk 14,67) So fühlte er nur die Schande vor der Welt, nicht die „Ehre bei Gott“ heraus und - verleugnete den Herrn, den er im Innersten doch liebte.
Prüfen wir uns, Geliebte, ob wir „jederzeit bereit“ sind, den Herrn und Seinen Namen zu bekennen! Und dazu noch eins: Nie werden wir freudigen Herzens und bereitwilligen Geistes Seinen Namen bekennen können, wenn wir uns durch eigene Schuld auf falschem Boden oder in ungöttlicher Verbindung oder gar in persönlichem Sündetun befinden! Das lehrt uns die Geschichte von Petrus Verleugnung auch, ebenso die von Davids Sünde (2Sam 11; Ps 51)!. Darum, wenn wir, was so nötig ist, den Namen des Herrn Jesus wollen bekennen können, „jederzeit bereit“ dazu, dann fort mit allen Hindernissen, an denen wir selber schuld sind, und auch mit aller Menschenfurcht! (Spr 29,25a)!
Genug von diesem Punkt 10! Der liebe Leser denke dem aber weiter nach! „Seid aber jederzeit bereit ...“
11. Zum Vergeben! Über dies Gebiet sollte man mehr sagen, als es in diesem engen Rahmen geschehen kann, aber möchten meine wenigen Worte die Notwendigkeit des Vergebens so unterstreichen, daß die, welche es angeht, nicht eher darüber hinwegkommen, bis sie danach gehandelt haben - denn, Geliebte, es ist doch so ernst, was Mt 18,21.22-35 (vgl. Mt 6,14.15) geschrieben steht! Ich glaube, Unversöhnlichkeit, Mangel an Vergebenkönnen, an Sündenbedecken (1Pet 4,7) u. dgl. ist nicht nur eins der tiefsten Hindernisse für das Gebet und dessen Erhörung (vgl. Mt 5,23ff. u. a)., sondern es ist auch eins der Mittel, und vielleicht das am sichersten wirkende, zur Zerreißung manches Liebesbandes, so in der Ehe, in Verwandtschaften, in Freundschaften und nicht zuletzt in der Gemeinde des Herrn. Darum ermahnen die Apostel so besonders nachdrücklich zum Vergeben, und zwar zu einem solchen, das dem entsprechend sei, wie Christus uns vergeben hat (vgl. Eph 4,32; Kol 3,13). Das ist natürlich viel mehr als das in der fünften Bitte des ja auch nicht gerade für uns Glieder der Gemeinde des Herrn gegebenen „Vaterunsers“! An uns Höchstbegnadete werden auch höchste Anforderungen gestellt: unser Maßstab ist Christus! Aber wie oft mögen Gläubige der Jetztzeit nicht einmal dem niederen Maßstab entsprechen! Ich glaube, wir haben alle Ursache, uns manchmal zu schämen ob unseres Nachtragens und Nichtvergeben- oder - wenn schon - dann doch Nichtvergessenkönnens! - Gewiß gibt es ein „Sündenbehalten“ (Joh 20,23 u. a)., wozu ein hohes Maß von Geistlichsein gehört (vgl. Jahrb. 1, Frage 26 u. a)., aber das hat mit Unversöhnlichkeit nichts zu tun, die eine schwere, böse Sünde ist. Geliebte, hat der Herr uns soviel vergeben, und vergibt Er, der uns durch Sein Wort fortgesetzt die Füße wäscht (Joh 13) uns nach 1Joh 1,9 ständig wieder und wieder, wie sollten wir da doch „jederzeit bereit“ sein, „uns gegenseitig zu vergeben, wenn einer Klage hat wider den anderen“ (Kol 3,13), also in rein persönlichen Dingen! Wieviel „Wurzeln der Bitterkeit“ (Heb 12,14.15) unterwühlen und zerstören die Gemeinschaft in so mancher christlichen Gemeinde - und wenn man die den Weinberg zerstörenden „Füchse“ (Hld 2,15) betrachtet, so sind es oft gegenseitige Unversöhnlichkeiten, und zwar häufig um Dinge, die an sich „nicht der Rede wert“ sind. Aber gerade diese, die „kleinen“ Füchse, sind meist am hartnäckigsten.
Mit Spr 17,9, Röm 12,19 und Eph 4,26 will ich auch diesen Gegenstand verlassen; der Herr aber gebe uns Gnade, „jederzeit bereit“ zu sein zum Vergeben! „Seid aber jederzeit bereit ...“
12a. Zum „Sich-freuen mit den sich Freuenden“ und
12b. „zum Weinen mit den Weinenden!“ (Röm 12,15) Ist das leicht? Ich glaube, eigentlich nicht! Und zwar glaube ich persönlich, daß das letztere noch leichter ist als das erstere, denn zu diesem gehört „nur“ Mitgefühl, zu jenem, d. h. zu dem Sichmitfreuen, gehört aber nicht nur Mitgefühl, sondern auch ein hohes Maß von Uneigennützigkeit, und diese ist eine große, seltene Tugend, die zu lernen ist an dem Herrn Jesus Selbst (Phil 2)! und dann auch an Seinem menschlich größten Nachfolger Paulus.
Schon bei Punkt 7 wies ich auf die Stelle 2Kor 12,15 hin; hier geschehe es noch einmal, doch beachte man den ganzen Zusammenhang! Aber auch Mitgefühl lernen wir am besten zu den Füßen des Herrn! Wir müssen Ihn anschauen (2Kor 3,18) - wie Er in Nain „innerlich bewegt“ ist beim Anblick der Witwe, die ihren Sohn zu Grabe trägt (Lk 7), und wie Er in Bethanien am Grabe Lazarus' weint (Joh 11) -, um Sein mitfühlendes Herz zu sehen. Und aufs Herz kommt es beim Mitgefühl ja an, auf die Gesinnung des Herzens! Einem nur äußerlichen und nur „so, als ob“ scheinenden „Mitgefühl“, das keins ist, redet die Schrift nirgends das Wort! Ein paar herausgepreßte Tränen, ein wehleidiges Gesicht und sonstige Äußerlichkeiten können unter Umständen sogar verletzen, in nur seltenen Fällen wirken sie echt; man kann wohl seine Mienen verstellen, aber nicht das Herz. Und vergessen wir nie: „Gott sieht das Herz an!“ (Vgl. 1Sam 16,7) - Aber wie köstlich, wenn wirkliches vom Heiligen Geist hervorgerufenes Mitgefühl weint mit den Weinenden! Das tröstet, das erbaut, das richtet die Niedergebeugten auf, das ist göttlich und trägt seinen Lohn in sich. „Seid jederzeit bereit“ zum Weinen mit den Weinenden! - Aber ebenso bereit zu dem ersteren, Schwereren! Da sehen wir den Herrn auf der Hochzeit zu Kana, - der so oft mißverstandenen, dabei so voll wunderbarer Belehrungen durch den Herrn -, wie Er Sich mit den sich Freuenden freut, ja ihre Freude in der rechten Weise noch steigert (Joh 2), und wir sehen Seine Uneigennützigkeit, und unsere Herzen wünschen, auch so mitfühlend und uneigennützig sich mitzufreuen, wo wir selber gar nichts zum Freuen für uns finden und wo uns vielleicht gar nicht dazu zumute ist! Das ist das Geheimnis wahren Mitgefühls, so oder so, daß es sich in die Lage des anderen so versetzt, als sei es die eigene: „Einer trage des anderen Last, und also erfüllet das Gesetz des Christus!“ (Gal 6,2) Die Last kann eine Leidenslast sein, aber auch eine Freudenlast! Ja, seid jederzeit bereit, euch mitzufreuen oder mitzuweinen! Zum Bereitsein gehört hier der Wille zur Selbstverleugnung, und wenn jener und diese vorhanden ist, dann wird's ein rechtes Mitleiden und Mitweinen oder auch ein rechtes, echtes Sichmitfreuen, lediglich um des anderen willen - und so wird das Liebesgebot Christi erfüllt! Seine Gnade helfe uns zu diesem köstlichen, gesegneten „ jederzeit Bereitsein“!
Weiter! „Seid aber jederzeit bereit ...“
13. „Frieden zu suchen!“ (1Pet 3,11; Röm 12,18 u. a). Nur ganz kurz einige Worte! Man tut dir Unrecht, du begehrst auf, suchst dein Recht, wirst ungehalten, schreibst unfreundliche Briefe, drohst mit „Klage“ - ist das alles und vieles mehr etwa gottgewollt? Gewiß nicht! Paulus sagt den Korinthern: „Warum laßt ihr euch nicht lieber Unrecht tun? Warum laßt ihr euch nicht lieber übervorteilen!“ (1Kor 6,7; vgl. Phil 4,5: „Nachgiebigkeit“) Da haben wir den göttlichen Grundsatz! Sicher gibt es im einzelnen auch einmal andere Wege und Auswege, aber der Grundsatz bleibt, und nach ihm handelte der Herr Jesus. Auf solchem Grundsatz fußend, ist es dann leicht, „jederzeit bereit“ zu sein zum „Frieden suchen“ mit jedermann, oder soviel an uns ist, mit allen Menschen Frieden zu halten (Röm 12). Wer auf sein vermeintliches oder wirkliches Recht verzichten lernt, der lebt von sich aus im Frieden mit allen. Wer darauf aus ist, zu handeln nach der lieblichen Richtschnur: „Alles, was ihr wollt, daß die Leute euch tun, das tut auch ihr ihnen!“ (Mt 7,12), der vermeidet von sich aus Streit und Neid und sucht wirklich Frieden mit allen. Natürlich handelt es sich hier um äußerliche Angelegenheiten, denn um des Zeugnisses für den Herrn willen mag es ja zu Kämpfen und Leiden kommen, wo auch des Menschen Feinde seine eigenen Hausgenossen sein werden - Mt 10,36 -, aber im äußeren Leben kann man gut Frieden halten von sich aus mit allen, wenn man „jederzeit bereit“ ist, Frieden zu suchen und auf eigene Rechte Verzicht zu leisten. Laßt es uns erproben!
Ferner: „Seid aber jederzeit bereit ...“,
14. „Gute Werke zu betreiben.“ (Titus 3,1.8.14 u. a). Dieses Gebiet ist sehr reichhaltig, und ich kann es hier nur streifen. Wollte ich auch nur einiges berühren, so müßte ich mehrere Seiten schreiben. Darum hier nur kurz über eine Art von „guten Werken“ ein paar Stellen zur Ermunterung: Mk 14,7; Lk 16,9a; 1Kor 16,1.2; 2Kor 9,6-9; 1Tim 6,17-19; Apg 20,33-35; Spr 19,17; Ps 112; Ps 41,1; Spr 11,24.25 usw., usw. „Gute Werke zu betreiben“ ist für Gläubige unbedingt erforderlich, um nicht „unfruchtbar“ zu sein (Tit 3,14) - aber „gute Werke“ bestehen, wie angedeutet, doch nicht nur im Geben und Mitteilen - worüber ich übrigens schon in Lief. 2 beim „Dienen“ schrieb -, sondern in allem Werk und Wesen, das in der Nachfolge des Herrn Jesus zutage tritt, wenn der Gläubige danach trachtet, dem „guten, wohlgefälligen und vollkommenen Willen Gottes“ (Röm 12,2) zu entsprechen. So zeigen auch die übrigen (außer den obigen) im Titusbrief angeführten Stellen von den „guten Werken“, daß damit das ganze christliche Leben gemeint ist (1,16; 2,7 u. 14). Laßt uns lernen, „jederzeit zu jeglichem guten Werke bereit“ zu sein, denn nur durch einen solchen Wandel wird der Herr verherrlicht. (Vgl. Eph 5,8-10; Kol 1,10.11! u. a). Doch genug davon! Der Herr mache uns diese Aufgabe und Verantwortung für dieselbe recht groß, damit wir mit Freuden „ jederzeit bereit“ seien zu solchem „Wandel in guten Werken“ aller Art; denn nur hienieden können wir den Herrn ehren durch unser Verhalten, auf das soviel ankommt! (Lies noch Eph 4,20-24)!
Und nun zum Schluß noch einige Punkte, die ich aber nur noch (mit Schriftstellen) anführe, zu denen wir „jederzeit bereit“ sein sollten und durch Gottes Gnade auch können:
15. Zum Gleichgesinnt- und Niedriggesinntsein (Röm 12,16; 1Pet 3,8);
16. zum „ Überwinden des Bösen mit dem Guten“ (Röm 12,21);
17. zur „Unterwerfung unter die obrigkeitlichen Gewalten“ (Röm 13,1ff.; 1Pet 2,13ff.; Mt 22,21; - beide: Kaiser oder Regierung [Staat] und Gott haben ihre gerechten Forderungen an uns Gläubige, Gott aber gehört das Herz! und dazu lies noch Apg 4,19.20; 5,29); beachte auch stets 1Tim 2,1-4!
18. zum „Stillesein“ (und Harren) Ps 37 usw.;
19. zum „Wahrheit reden“ (Eph 4,25 u. a).;
20. zum „Wirken, solange es Tag ist“ (Joh 9,4; Eph 5,15-17) und so fort!
Noch vieles ließe sich nennen, und mancher könnte noch dies und das anfügen, aber ich will nun endlich mit dieser Aufzählung schließen, um dann, so Gott will, in der nächsten
Lieferung noch auf die Titelstelle in ihrem Zusammenhang und ihrer Bedeutung ein wenig einzugehen.
Möge es dem Heiligen Geiste, der uns in die ganze Wahrheit leiten will und der bemüht ist, den Sohn zu verherrlichen (Joh 16), gelingen, uns diese vielen Dinge, zu denen wir „jederzeit bereit“ sein sollten, recht wichtig und kostbar zu machen, damit wir „wandeln in der Wahrheit“ (3Joh V. 4), und zwar je länger, desto mehr und treuer bis hin zu dem vielleicht oder wohl nicht mehr fernen Ziel! Der Herr spricht: „Siehe, Ich komme bald und Mein Lohn mit Mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk sein wird.“ (Off 22,12) „Seid aber jederzeit bereit ...!“
(Fortsetzung folgt, s. G. w.)!
F. K.