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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 23 - Jahrgang 1938
1Sam 19 – Eifersucht und Liebe, Gedanken zum 1. Buch Samuel1Sam 19 – Eifersucht und Liebe, Gedanken zum 1. Buch Samuel
„Keiner Waffe, die wider dich gebildet wird, soll es gelingen.“ (Jes 54,17)
Diese Verheißung durften im Laufe der Jahrhunderte ganze Völker und viele einzelne Gläubige erfahren. Saul versucht wieder, David an die Wand zu spießen, und wieder verfehlt der Speer das nahe Ziel. Die Macht der Musik scheint keinen Einfluß mehr auf Sauls Gemüt auszuüben. Während David in sein Spiel vertieft ist, durchziehen den König die Gedanken des Mordes. Saul hatte dem Dämon „Eifersucht“ Einlaß in seine Seele gewährt, und diese finstere Macht ergreift immer deutlicher Besitz von Sauls ganzer Persönlichkeit. Der Friede seiner Seele ist zerstört; es bedarf keines
äußeren Anlasses mehr, um den König in Wut zu versetzen. Saul ist der Sklave seiner Leidenschaft geworden.
Mitunter gewinnt für kurze Zeit die Vernunft Oberhand bei ihm. Saul hört auf die mahnenden Worte Jonathans, der ihn ernstlich warnt, nicht unschuldiges Blut zu vergießen (V. 4 u. 5). Doch dann erfährt er von neuen Erfolgen Davids, und die Mordgedanken kommen mit alter Gewalt über ihn.
Michal, Sauls Tochter, die der König dem David bereitwillig gegeben hatte, um ihn dadurch zu Fall zu bringen (Kap. 18,20.21), wird nun Davids Retterin. Michals Verhältnis zu David ist eine Darstellung des Wesens der natürlichen Liebe. Ihre Zuneigung gründete sich nicht auf wirkliche Herzensgemeinschaft oder gemeinsames Interesse. Sie liebte David, den schönen, imponierenden Helden (Kap. 18,20), aber seine Gottesfurcht war nicht nach ihrem Geschmack. Sie rettete sein Leben, als er in Gefahr war, und verspottete ihn am Tag des Sieges und der Freude. (2Sam 6,16). Sie log, um sein Leben zu retten; doch hätte ein wahres Wort denselben Zweck erfüllt. Aber sie hätte vielleicht dann dafür leiden müssen. Ein wirklicher Charakter zieht es stets vor, zu leiden, statt zu lügen.
Jonathan, Sauls Sohn, gehört zu jenen Freunden, die zu aller Zeit lieben und die sich am treusten in der Drangsal bewähren. Als David beim König und bei Hofe nicht mehr beliebt war, hielt Jonathan unbeirrt zu ihm. Der Königssohn war sich voll und ganz bewußt, daß David anstatt seiner auf den Thron kommen werde (Kap. 20,15) und daß Davids Tod ein äußerlicher Vorteil für ihn gewesen wäre. Saul war daher empört über die Torheit seines Sohnes und sagte es ihm in heftigen Worten: Solange „der Sohn Isais lebt, wirst du nicht feststehen, weder du noch dein Königtum“. (Kap. 20,31).
Aber Jonathan liebt David mit selbstloser Liebe. In Kapitel 23,17 tröstet er seinen verzagten Freund mit den hochherzigen Worten: „Fürchte dich nicht! denn die Hand meines Vaters Saul wird dich nicht finden; und du wirst König werden über Israel, und ich werde der zweite nach dir sein.“ Er freut sich, seinen Freund groß und mächtig zu sehen, und fügt sich dem Willen Gottes ohne ein Gefühl von Bitterkeit.
Der böse Geist aber zwingt Saul, seine nutzlose Verfolgung weiterzutreiben, und David, der tapferste Krieger des Landes, wird wie ein Rebhuhn in den Bergen umhergejagt. „Nur ein Schritt ist zwischen mir und dem Tode.“
David ist hier ein Abbild all der Kinder Gottes, die Verfolgung erleiden mußten. Elias mußte vor Isebel fliehen, Paulus schreibt: „Ich sterbe täglich“ - und wie viele Glaubenshelden nach ihnen irrten umher in Wüsten, Höhlen und Klüften der Erde. (Vgl. Heb 11,38).
Zum Nachdenken: Lieber der gejagte David sein als der geplagte Saul.
Erstellt: 25.05.2024 15:42, bearbeitet: 09.10.2024 02:40