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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 10 -Jahrgang 1925
Ps 91,6 - „Eine Seuche, die am Mittag verwüstet“Ps 91,6 - „Eine Seuche, die am Mittag verwüstet“
Auf einem Bahnhofe hörte ich einen Zeitungsjungen rufen: „Der Plauderer! Nur 10 Pf.!“ Das Wort „Plauderer“ blieb mir haften, und als der Zug seinem Bestimmungsort zufuhr, dachte ich, daß unter den Kindern Gottes manche sind, auf welche dies Wort angewandt werden könnte.
Wenn Satan einen Gläubigen veranlassen kann, ein Müßiggänger zu werden, wird er aus ihm bald einen Plauderer oder Schwätzer machen, und aus dem Schwätzer wird fast immer ein Verleumder. Diese Reihenfolge finden wir in 1Tim 5,13. Dort folgt dem Müßigsein das Umherlaufen in den Häusern und das geschwätzige und vorwitzige Reden der Dinge, die man nicht reden soll.
Wer kann das Böse aufzählen, das dadurch unter dem Volke Gottes angerichtet worden ist, und welch ein Hindernis sind solche dem Zeugnisse des Evangeliums! Es ist Zeit, zu erwachen und gegen dieses wachsende Übel auf der Hut zu sein. Solche „vertraulichen Zuflüsterer“ sollten wie die Pest gemieden werden! „Wer die Wahrheit tut, kommt zu dem Lichte.“ (Joh 3,21). „Hast du gehört, daß Bruder So-und-so gesehen worden ist, wie er aus einem öffentlichen Hause herauskam? Ich weiß nur, daß es Tatsache ist; aber es ist vielleicht besser, nichts darüber zu sagen. Jedenfalls erwähne meinen Namen nicht, denn ich möchte nicht in Ungelegenheit kommen.“ Wer unter uns hätte ähnliche Worte nicht schon gehört! Sehr oft denkt der Sprecher nicht daran, daß er Schaden anrichtet, weil seine Zunge gewohnt ist, von dem Feuer der Hölle in Bewegung gesetzt zu werden. Ein solcher Sprecher trägt keine Sorge für seines Gottes Ehre und besitzt keine Liebe für seines Bruders Seele. Wären Sorge und Liebe in seinem Herzen, so würden diese ihn zu dem Bruder selbst führen, um festzustellen sowohl die Wahrheit als auch den Zusammenhang der Sache, um ihn zu warnen, falls Warnung oder Ermahnung notwendig sein sollten.
Eine andere Sache: Ein junger Bruder oder eine junge Schwester sehen einen älteren Gläubigen auf Wegen der Sünde. Sie sind sich bewußt, daß sie nicht die passenden Persönlichkeiten sind, mit ihm darüber zu sprechen. Solche mögen, was sie wissen, denen mitteilen, die gekannt sind als solche, die über die Seelen wachen, aber sich hüten, darüber zu einem anderen zu sprechen. Dieses ist kein Klatschen, sondern in Wahrheit das Gegenteil. Geschieht dies wirklich um der Ehre Gottes willen, dann ist es wahrhaftig auch nicht notwendig, beizufügen: „Aber bitte nenne meinen Namen nicht.“ Wenn wir für die Ehre des Herrn stehen und eintreten, warum sollen wir dann mit unserem Namen ausweichen, wenn wir im Bewußtsein unserer eigenen Schwachheit unser Zeugnis von Gott gebraucht sehen möchten, unseren Bruder oder unsere Schwester zurechtzubringen?! Als Paulus an die Korinther schrieb, um sie wegen ihrer Partei-Streitigkeiten zurechtzuweisen, hielt er nicht damit zurück, zu sagen, wer es ihm berichtet habe: „Es ist mir von euch kund geworden, meine Brüder, durch die Hausgenossen der Chloe, daß Streitigkeiten unter euch sind.“ (1Kor 1,11).
Andere wiederholen bei jedem unbewiesenen Ärgernis oder Anstoß lang und breit: „Solange ich lebe, werde ich über nichts, ganz gleich, was ich sehe oder höre, reden. Ich halte meine Zunge im Zaume, ich werde mich nicht in Ungelegenheiten bringen.“ Eine solche Sprache kommt aus demselben Geiste der Selbstsucht hervor. Die Liebe vermag solche Irrtümer zu korrigieren, „die Liebe denkt nichts Böses, sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit“ (1Kor 13,5.6). Liebe wird niemals eine unbewiesene Nachrede gegen einen Bruder glauben noch sie verbreiten, letzteres selbst dann nicht, wenn sie sich als wahr herausgestellt hat. Andererseits wird Liebe den Bruder nicht in der Sünde gehen lassen, nur um in der eigenen Ruhe nicht gestört zu werden. „Besser offener Tadel als verhehlte Liebe. Treu gemeint sind die Wunden dessen, der liebt.“ (Spr 27,5.6). „Ein goldener Ohrring und ein Halsgeschmeide von seinem Golde: So ist ein weiser Tadler für ein hörendes Ohr.“ (Spr 25,12).
Zwei Dinge finden wir in der Schrift, Seite an Seite gestellt: Erstens: „Du sollst nicht als ein Verleumder umhergehen unter deinen Völkern. Du sollst nicht auftreten wider das Blut deines Nächsten. Ich bin Jehova.“ - Und zweitens: „Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen. Du sollst deinen Nächsten ernstlich zurechtweisen, daß du nicht seinetwegen Schuld tragest.“ (3Mo 19,16.17). Nur die Gnade Gottes kann uns befähigen, das eine zu unterlassen und das andere zu tun.4
H. - v. d. K.
4 Hierzu beachte auch die in diesem Hefte befindliche Frage 9 in ihrem zweiten Teile!↩︎
Erstellt: 02.04.2024 15:41, bearbeitet: 13.10.2024 21:13