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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
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Handreichungen Band 9 -Jahrgang 1923/24
PhilemonPhilemon
Der kleine Brief an Philemon6 wird oft von Bibellesern übersehen. Derselbe enthält eine gar liebliche Geschichte und zeugt von der unendlichen Gnade Gottes. Paulus schrieb diesen Brief als eine Art Privatbrief an den lieben Bruder Philemon. Natürlich ist der Brief durch die Eingebung des Heiligen Geistes geschrieben. Paulus war in Rom und schickte diesen Brief an Philemon durch einen Sklaven, welcher dem Philemon gehörte. Aus diesem Briefe lernen wir, daß dieser Sklave Onesimus dem Philemon entflohen war. Er war ein unbrauchbarer Mensch und hatte wahrscheinlich auch gestohlen. In Rom war der entflohene Sklave mit dem Apostel Paulus zusammen, und dieser predigte ihm das Evangelium, und durch die Predigt des Evangeliums wurde der Sklave bekehrt. Dieses gibt uns einen Blick in die Tätigkeit des Apostels. Nur ein Sklave! möchte ein anderer gesagt haben; aber die Sklavenseele ist ebenso kostbar wie die Seele des Millionärs. Und nun ist der bekehrte Sklave auch willig, zu dem Herrn, den er betrogen hatte, zurückzukehren und sich ihm wieder zur Verfügung zu stellen. Das konnte allein die Gnade bewirken.
Der Brief an Philemon ist ein köstliches Zeugnis von dem, was die Macht der Gnade an den gläubigen Seelen zu tun vermag. Wie Onesimus ein armer Sklave war, so sind wir alle von Natur Sklaven der Sünde und haben eine Natur, die nicht anders als sündigen kann. Was wir brauchen, ist eine neue, eine göttliche Natur. Eine solche hatte Onesimus erhalten durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus. Paulus spricht von ihm, daß er ihn gezeugt habe in seinen Banden. Dieses bedeutet, er wurde wiedergeboren. Er nennt ihn seinen Sohn. Aber Onesimus wurde noch mehr als ein gläubiger Sünder, er wurde ein Kind Gottes. Unsere Gotteskindschaft beruht auf unserem persönlichen Glauben an den Herrn. Paulus nennt den Onesimus, der unnütz war, nun nützlich. So sind wir alle von Natur unnütze Menschen, aber die Gnade Gottes kann etwas aus uns machen. Paulus nennt Onesimus „einen geliebten Bruder“, als solcher sollte er von Philemon und der Gemeinde aufgenommen werden. Als Onesimus mit dem Brief zu seinem Herrn Philemon kam, hat dieser ihn ohne Zweifel aufgenommen als einen geliebten Bruder, und am ersten Wochentage, als die kleine Gemeinde das Mahl des Herrn feierte, da saß auch der Sklave als ein lebendiges Glied am Leibe Christi und nahm den Kelch aus der Hand des Philemon. Da war es eine selige Verwirklichung der Wahrheit, daß in der Versammlung, der Gemeinde Gottes, weder Freier noch Sklave ist, sondern alle eins sind. Ein anderes schönes Wort schrieb Paulus: „Wenn er dir etwas Unrechtes getan hat oder etwas schuldig ist, so rechne dies mir an“. Paulus will seine Schuld, die Schuld des Sklaven, auf seine eigene Rechnung geschrieben haben. Wie uns das an unseren Heiland erinnert! Er ist dort und sagt zu Gott: „Wenn er Dir etwas Unrechtes getan hat oder etwas schuldig ist, rechne dies Mir an“. Ja, wieviel schulden wir, aber Er hat alles recht gemacht. Es ist Sein Verdienst, welches alles ausgleicht. Gott sei Dank für Sein teures Evangelium.
G.
6 Vergl. Jahrbuch V, S. 54.↩︎
Erstellt: 01.04.2024 14:36, bearbeitet: 11.09.2024 19:53