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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 10 -Jahrgang 1925
Lk 8,34-39 ; 13,11-13 ; 2.Kor 1,20 ; 2,14 - „Der Triumphzug Gottes in Christo“Lk 8,34-39 ; 13,11-13 ; 2.Kor 1,20 ; 2,14 - „Der Triumphzug Gottes in Christo“
Wenn wir diese Ereignisse im Lukas-Evangelium mit den angeführten Versen des 2. Korintherbriefes verbinden, so tun wir es in dem Gedanken des Triumphes des Herrn über die Welt, die Ihn verachtete und verwarf.
Die ganze Menge der Gadarener ersuchte Ihn, wegzugehen. Sein Bleiben war ihnen lästig, und so ging Er als ein Verworfener von ihnen hinweg. Aber obgleich hinausgeworfen, triumphierte Er doch und triumphiert Er heute noch.
Sehr bedeutungsvoll sind die kleinen Worte „durch uns“ in 2Kor 1,20 und 2,14. Es gibt einen „Triumphzug“ Gottes in Christo, aber er ist mit „uns“; und es gibt einen Geruch der Erkenntnis Gottes an jedem Orte, aber er ist „durch uns“. Paulus spricht hier von Sich und seinen Mitarbeitern, und Gott triumphierte in Seinen Knechten, wie Er es in uns und in unserer Schwachheit kann. In der ersten Stelle (2Kor 1,20) spricht Paulus von dem, was „Gott zur Herrlichkeit“ ist - aber auch dieses ist „durch uns“.
Wir sind bestimmt, Segen um uns zu verbreiten. Wir sind Segensempfänger und zugleich Segensbringer - Gesegnete, um zu segnen. Es ist nicht genug, nur zu betrachten, was wir von Gott empfangen haben, sondern wir haben auch zu erwägen, was Gott durch uns empfangen will, beides ist natürlich durch Christus.
Wenden wir uns nun zu den Ereignissen im Lukas-Evangelium. Jeder dieser beiden von dem Herrn Geheilten war bestimmt, an dem Orte ein Segen zu sein, wo er am besten bekannt war. Dort sollte jeder ein Zeugnis für den sein, dem er den Segen schuldete. So ist es auch mit uns. Der Sieg der Gnade Gottes über uns wird zu einem Triumphzug Gottes vor den Augen der Welt. In uns, den Besiegten, muß sie den Sieg Seiner Gnade anschauen, und so wird „durch uns Seine Erkenntnis an jedem Orte offenbart“, deren alles durchdringendem „Geruch“ sie sich nicht entziehen kann. Gott empfängt gleichsam den eigenen Sieg Seiner Gnade wieder in uns und durch uns.
Der Herr kam an einen Ort, wo der Feind in besonderer Weise seine Herrschaft ausübte. Wir können deshalb verstehen, daß die Gegenwart des Befreiers als ein Eindringen in den Bereich seiner Oberhoheit betrachtet und Er wegzugehen gebeten wurde. Der Mensch, der unter Satans Gewalt steht, sucht keine Befreiung, so schwer und bitter auch die Knechtschaft sein mag. Anstatt um Befreiung zu bitten, ersucht er den Herrn, fortzugehen. Aber Jesus in dem unumschränkten Rechte Seiner Gnade treibt die Teufel aus, und der Mann sitzt bekleidet und vernünftig zu Jesu Füßen.
Je mehr ich hierüber nachdenke, um so mehr jauchzt und jubelt mein Herz über die Herrlichkeit Seiner Gnade.
Hier sehen wir, was und wo ein Erretteter ist. Wir sehen keinen niedergeschlagenen, zerschmetterten Menschen zu den Füßen eines Gewaltigen, obgleich Er ein mächtiger Sieger ist, sondern einen Menschen zu Seinen Füßen in der Stellung der glücklichen Ruhe. Sein Dasein zuvor war ein lebender Tod - das Dasein eines Sklaven unter dem Druck und der Gewalt des Satans, hin- und hergetrieben nach seinem Willen. Jetzt war alles anders. Sein Befreier hatte alles in Ordnung gebracht, und der einst Gebundene hatte den rechten und besten Platz eingenommen, den Platz zu Jesu Füßen. Er ist „bekleidet“, ein Bild von seinem passenden Verhalten, passend für die, unter denen er lebt. Er ist „vernünftig“. Worüber? Über alles. Was mußte dieser jetzt „Vernünftige“ gedacht haben über die, denen das Verweilen des Herrn um ihrer Schweine willen lästig war und verlustbringend erschien? (Ein Bild von der Welt). Er ist „vernünftig“ - er hat jetzt ein rechtes Verständnis und ein richtiges Urteil über die Welt, über den Teufel (den Gott dieser Welt), der ihn einst gebunden hielt, und zugleich auch über den Herrn, Seinen Erretter, und über das, was er Ihm jetzt schuldig war. Nur noch in einem wird er unterwiesen - Ihm in der Ihm wohlgefälligen Weise zu dienen: „Kehre in dein Haus zurück und erzähle, wieviel Gott an dir getan hat.“ (Lk 8,39).
Ist nicht alles dieses voll Belehrung für uns? Hat derselbe Herr nicht auch „viel“ an uns getan? Sind nicht auch unsere Herzen und Gewissen vor Gott in Ruhe gesetzt? Was ist „vernünftig“ für uns? Ist es nicht, daß wir Gottes Sinn und Seine Gedanken über alles hier unten haben? Was sind Gottes Gedanken über diese Welt - und was sind Seine Gedanken über den Herrn Jesus, den die Welt verworfen hat? O, möchten wir sie immer bester verstehen!
Dieser Mann wurde zu seinen Verwandten und Freunden gesandt, um ihnen in seiner eigenen Person die Gnade und die Kraft des Herrn in seiner Befreiung zu zeigen. Sein Zeugnis war der Aufmerksamkeit wert, und obgleich Jahrhunderte vergangen sind, ist es heute noch unserer Beachtung wert.
Sein Verlangen war, jetzt für immer bei dem Herrn zu sein. Er bittet, „daß er bei Ihm sein dürfe“. Kannst du sein Auge sehen, wie er den Herrn anschaut und bittet: „Darf ich bei Dir bleiben?“ Aber er durfte es nur für eine oder einige Stunden. Der Herr hatte eine besondere Aufgabe für ihn: er sollte an diesem Orte als ein lebendiges Zeugnis dessen, was Gott an ihm getan hatte, zurückgelassen bleiben. Kannst du dir den Blick vorstellen, mit dem dieser Mann dem abfahrenden Boote nachschaute, das Seinen Herrn hinwegtrug? War das ein Blick, ähnlich dem Blick der Jünger, wie diese gen Himmel schauten, als ihr Herr emporgehoben wurde und die Welt, die Ihn gekreuzigt hatte, verließ? So folgte auch sein letzter Blick seinem Herrn. Wie muß sein Herz voll Anbetung gewesen sein, wie bereit, Seinen Willen - seines Herrn letzten Auftrag - zu tun! Mußte er sich nicht sagen: „Wenn Er mich auch hier zurückgelassen hat, so tat Er es doch nicht, ohne mir zu sagen, warum; und gewiß, ich habe genug zu erzählen, und selbst, wenn ich nicht viel Redegabe habe, so habe ich doch viel zu zeigen: ich kann in dem, was ich bin, allen zeigen, welche großen Dinge Er an mir getan, und Er wird darin verherrlicht werden“?
Im 13. Kapitel findet der Herr eine Frau, die vom Satan niedergebeugt und unfähig war, sich aufzurichten. Ebenso wie bei dem vom Teufel Besessenen erweist Er auch dieser Barmherzigkeit, ohne darum gebeten zu sein. Er löste sie von ihrer Schwachheit, und sie verherrlichte Gott. Aber hat Er nicht auch dich erlöst und dein Herz aufgerichtet? Kannst du dich nicht „freuen“ und „frohlocken“ (Ps 32,11) und Gott verherrlichen? - Fragst du: Wie kann ich Gott verherrlichen? Sieh dir jenen schönen Vers an: „Jede Zunge soll bekennen, daß Jesus Christus der Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters“ (Phil 2.11), und du hast die Antwort. Wenn du der Welt, die nur sich selbst lebt, mit Freuden zeigst, was Er für dich getan hat und daß du jetzt Ihm angehörst und Er das Recht hat, über dich zu verfügen (wie Er es für passend erachtet), so bekennst du Jesus als deinen Herrn, zur Herrlichkeit Gottes, des Vaters, und zur Niederlage des Feindes.
O, laßt uns darüber nachdenken. Laßt uns mit Ernst erwägen, daß es möglich ist, daß Gott durch solche, wie wir sind - verherrlicht werden kann. Aber es geschieht nur da, wo ein aufrichtiges Herz ist. Wird Er wirklich verherrlicht durch uns? Eines ist sicher: nur zu dem Zwecke sind wir noch hier gelassen. Er hätte uns am Tage unserer Bekehrung, als unser Herz voll Freude und unser Mund voll Rühmens war, heimnehmen können, aber Er tat es nicht, Er ließ uns noch hier, damit wir mit diesem Herzen voller Freude und den Lippen voll Lob in dieser Welt ein Zeugnis für Ihn sein möchten von Seinem Siege über den Feind und Seiner Gnade für eine verlorene Welt: „Gott zur Herrlichkeit durch uns.“ Welch ein herrlicher Abschluß! Satan überwunden! Christus hoch erhoben! Gott verherrlicht! Und alles dieses wird in uns geschaut! Wie herrlich wird Gott Sein Werk vollenden!
Der Herr richte unsere Herzen auf, so wie Er dieses Weib aufrichtete, damit auch wir „Gott verherrlichen“. Dies ist unsere Aufgabe heute. Wir mögen mit Freuden an den kommenden Tag denken, „wenn Er verherrlicht werden wird in Seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben“ (2Thes 1,10), - aber der kommende Tag ist nicht alles; es ist nicht dieser Tag. Sicher wird Gott durch Christus in uns an dem kommenden Tage verherrlicht werden für die ganze Ewigkeit: „Ihm sei die Herrlichkeit in der Gemeinde auf alle Geschlechter von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ (Eph 3,21). Aber Gott wurde durch den Herrn verherrlicht in Seinem Wege und Wandel hienieden - vollkommen verherrlicht -, und Sein Weg ist heute unser Weg. Er will jetzt Gott verherrlichen in uns und durch uns, dieses muß lebendig vor unserer Seele stehen. Wenn Christus mir alles ist, bin ich nichts. Wenn Er mein Herr ist, sage ich freudig „nein“ zu meinem eigenen Willen und überlasse mich Seinem Walten, zu tun, was Er will. Nur so, wenn wir unseren Willen aufgeben und Seinen annehmen, beweisen wir, daß Sein Wille „gut, wohlgefällig und vollkommen ist“. (Röm 12,2).
Möge der Herr unsere Herzen ermutigen, auf Seinem Pfade - dem Wege des Willens Gottes - zu wandeln und nichts so sehr zu fürchten, als verstrickt zu werden und zu verleugnen, was Er für uns getan hat. Er wird am meisten dann „durch uns“ verherrlicht werden, wenn wir Ihn in unserem Herzen am meisten bewundern und anbeten.
A. - v. d. K.