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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 6 -Jahrgang 1918/19
Lk 12,4-7 ; 22-24 - „Furcht, Sorge und Hoffnung“Lk 12,4-7 ; 22-24 - „Furcht, Sorge und Hoffnung“
Der Herr Jesus tut dreierlei in diesem Abschnitt: Er beseitigt die Furcht, Er nimmt die Sorge weg, und Er gibt eine lebendige Hoffnung ins Herz.
Die Art und Weise, wie der Herr die Furcht beseitigt, ist sehr lehrreich. In V. 4 sagt Er: „Ich aber sage euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht!“, und weiter V. 7: „Selbst die Haare eures Hauptes sind alle gezählt“. So viel Aufmerksamkeit, wie der Herr uns erzeigt, kann selbst eine Mutter nicht ihrem Kinde erweisen. Oder hast du je gesehen, daß eine Mutter die Haare ihres Lieblings zählte? Er aber trägt uns in den Armen Seiner Macht mit einer immerwährenden Liebe. Seine Sorge um uns geht bis ins kleinste: „Selbst die Haare unseres Hauptes sind alle gezählt“. Welche Aufmerksamkeit, welche Sorge und Liebe! Möchten wir mehr erkennen, wie unvergleichlich groß Gottes Liebe zu uns ist. Er kann uns nicht mehr und kann uns nicht weniger lieben, als wie Er uns liebt. Seine Liebe ist vollkommen! Weißt du, daß du von Ihm mit einer solchen vollkommenen, nie endenden Liebe geliebt bist? Weißt du, daß du ein Freund Christi bist und daß Er dich Seinen Freund nennt? Zu einem Freunde ist man freundlich; und Er erweist uns Seine Freundlichkeit. Gewiß, Er ist auch unser Freund - aber hier wird uns mehr gesagt; wir sind Seine Freunde. (Joh 15,13). Er ist nicht nur mein Freund, sondern ich bin auch Sein Freund. Präge es tief in dein Herz! Wir sind Seine Freunde! Kannst du noch Furcht haben? Sein Freund zu sein beseitigt alle Furcht. Und um was dreht sich meistens unsere Furcht? Ist es nicht um den Leib? Er aber sagt: „Fürchtet euch nun nicht!“ Laßt uns deshalb statt Furcht Glauben zu Ihm haben!
Sodann nimmt Er die Sorge weg (V. 22.30.32). Und wie nimmt Er die Sorge weg? Er zeigt uns den Vater! Wir mögen erlöst sein und doch nichts wissen von der Verwandtschaft, die zwischen Gott und uns besteht. Jemand mag die Vergebung der Sünden haben und aus Gnaden gerettet sein und dann dabei stehen bleiben, so daß er nichts kennt von der Verwandtschaft, die der Glaube verwirklicht. Wir kommen entweder durch Adoption oder durch Geburt in eine Familie. In Gottes Familie sind wir hineingeboren. Nach Seinem eigenen Willen haben wir den Platz als Kinder Gottes empfangen. Und weil wir Kinder sind, hat Er uns den Geist Seines Sohnes gegeben. Wir dürfen gen Himmel schauen und „Abba, Vater!“ sagen. Wie redest du Gott an? Nennst du Ihn den „ Allmächtigen“ oder „Jehova“ oder „ Vater“? Wenn du Ihn als Vater anredest, so zeigt das, daß du den Heiligen Geist empfangen, in welchem du „Abba, Vater!“ rufst. Wohl können wir die Stellung als Kind nicht verlieren, aber durch Ungehorsam können wir die Gemeinschaft verscherzen. Wir sind geheiligt, abgesondert zum Gehorsam, wie Christus gehorsam war. Gehorsam ist die Grundbedingung für den Genuß der Gemeinschaft mit dem Herrn. Wie kommt es nun, daß Kinder Gottes oft so viele Sorgen haben? Daher, weil sie wohl wissen, daß sie einen Vater haben, aber Sein Herz nicht kennen. Sie blicken immer wieder auf Menschen und fühlen sich von ihnen abhängig, aber wer sich von Gott abhängig weiß, der ist unabhängig von Menschen. Wenn wir des Vaters Herz und Liebe kennen, so haben wir keine Sorgen mehr, sondern unumschränktes Vertrauen zu Seiner unumschränkten Liebe.
Gebet ist der Ausdruck unserer Abhängigkeit von Gott. Dies wird uns so köstlich in dem Worte gesagt: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasset durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kund werden!“(Phil 4,6). Wir können nicht des Vaters Herz kennen und dabei Sorgen haben; das ist unmöglich, wenn wir Seine Liebe kennen, die sich nicht vermehren noch vermindern kann. Du sorgende Seele, du hast einen Vater im Himmel! Schwinge dich auf zu Ihm; rufe: „Abba, Vater!“ Bist du ein Kind Gottes, so kannst du täglich sagen: Ich weiß, mein Vater sorgt für mich, ich bin eines Seiner geliebten Kinder. Komme was da will, ich falle in die Arme meines Vaters. Wie auch der Sturm tobt und das Schiff schwankt, ich bin geborgen in den Armen meines Vaters im Himmel. So nimmt der Herr Furcht und Sorge von unserem Herzen. Er nimmt uns die Furcht, indem Er uns zu Seinen Freunden macht - und die Sorge, indem Er uns den Vater zeigt.
Weiter gibt der Herr uns eine köstliche Hoffnung in das Herz (V. 36). Drei Dinge finden wir hier, welche Er im Herzen bewirkt: Ihn zu erwarten, Seinetwegen zu wachen und für Ihn zu arbeiten.
Wenn du auf Ihn wartest, laß mich fragen: Wie wartest du auf Ihn? Wartest du so wie die Knechte in diesen Versen? Er Selbst ist es, der in Person wiederkommt. (Joh 14,2.3). Erwartest du den Herrn, ehe der Tag endet? Wenn es so ist, dann wartest du von Herzen auf Ihn Selbst; wenn nicht, so glaubst du nur der Lehre von Seiner Wiederkunft, aber dein Herz wartet nicht auf Ihn Selbst. Der Herr spricht hier nicht von den Dingen und Ereignissen, welche geschehen sollen, sondern von Seiner Wiederkunft in Person. Wartest du auf Ihn wie die Gläubigen in Thessalonich?(1Thes 1,10). Sie erwarteten nicht ein Ereignis, das geschehen sollte, sondern Ihn, den Sohn, aus den Himmeln. Gingen sie zu Bett, so erwarteten sie Ihn in der Nacht, und standen sie auf, so erwarteten sie Ihn am Tage. Wenn du nicht so auf Ihn wartest, so wartest du nicht auf Ihn, du glaubst nur an eine Lehre. Wie oft sind wir vielmehr mit dem Ereignis Seiner Wiederkunft und den großen Vorgängen, die dann stattfinden werden, beschäftigt, als damit, daß Er Selbst in Person wiederkommt. Aber für das Herz, das Ihn liebt, ist Er - Sein persönliches Kommen - mehr als alle Ereignisse. Was wir so nötig haben, ist, daß unsere Liebe, unser Herz zu Ihm Selbst zurückgeführt wird. Wenn Paulus in Seinem Briefe von dem unverweslichen Erbteil und unserer Seligkeit spricht, so sagt er: „ihr frohlocket“, wenn er aber von Ihm spricht - der Offenbarwerdung des Herrn Jesus Christus - so wallt sein Herz über, und er sagt: „mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude frohlocket ihr“. (1. Petrus 1,4-8). Keine Worte können das beschreiben. Persönlich stieg Er einst hinauf - persönlich kommt Er herab. Liebe ich Ihn, so sind nicht die Ereignisse mir das Größte, sondern Er Selbst, dann heißt es weniger in meiner Seele: Sein Kommen ist nahe, sondern vielmehr: Er Selbst - der Herr ist nahe.
Sein Wunsch ist, daß wir Ihn erwarten möchten. Auf dem letzten Blatt der Bibel stellt Er siebenmal Seine eigene Person vor die Herzen der Seinigen (Off 22,7.12.13.16.18.20). Redet das keine Sprache zu unserem Herzen? Mahnt es uns nicht eindringlich, persönlich in unserem Umgang, Handel und Wandel jenen Knechten zu gleichen, die auf ihren Herrn warten? Es ist unser heiliges und gesegnetes Teil zu jeder Zeit, beim Aufstehen oder Niederlegen, unseren Herrn zu erwarten. Es gibt nichts Besseres, was uns an diesem Abend geschehen könnte, als daß der Herr vom Himmel käme. Das ist die gesegnete, frohe und lautere Hoffnung, die vor uns steht.
Eine Lehre allein berührt weder das Herz noch das Leben, aber die Person des Herrn beeinflußt uns bis ins kleinste.
Ein Herz, das dem Herrn anhängt, wartet nicht nur auf Ihn, sondern steht auch wachend und wirkend für Ihn da. Sind wir solche wie die, die auf dem Wachtturm stehen? ( Hab 2,1). Sind wir Wachende in der Nacht? Wachend über jedes Wort Seines Mundes? Wachend in den Anläufen des Feindes? Wachend, bereit zu sein, wenn der glänzende Morgenstern erscheint? Der Morgenstern ist für die Gemeinde. Die Sonne erwartet Israel.(Off 22; Mal 4). Wir warten auf den Morgenstern, der vor dem Aufgang der Sonne erscheint. Möchte Er uns wachend finden und nicht schlafend oder lau oder in Verkehr mit Bösem.
Und nicht allein dieses. Er will auch Werke der Liebe finden, wenn Er kommt. Das ist dem Herrn keine Freude, wenn du mit eingeschlagenen Armen dasitzt und sagst: Ich warte und wache. Wenn du mit Verlorenen zusammen sein kannst, ohne dich zu bemühen, sie zu retten, so hat der Herr kein Gefallen an dir und so handelst du nicht wie einst Paulus. Wo er nur ein Ohr fand, da war er bereit, ihnen zu sagen, was der Herr für ihn getan hatte. Wir können nicht alle predigen, aber jeder hat seine Aufgabe. Wenn wir jemand liebhaben, so achten wir auf die Gelegenheit, ihm einen Dienst der Liebe zu erweisen. Wer ein Herz für den Herrn hat, wird ohne Schwierigkeit etwas für Ihn zu tun finden. Wenn du zu Seinen Füßen sitzt, auf Seinen Arm dich stützt und dein Haupt an Seine Brust lehnst, wirst du bald herausfinden, was Er will, daß du für Ihn tun sollst. Da sind Jung-Bekehrte, sie bedürfen in der Wahrheit befestigt und gegründet zu werden; da sind Sünder, ihnen muß vom Heiland erzählt werden; da sind bekümmerte Seelen, jeder sollte fähig sein, zu ihnen zu sprechen. Erzähle ihnen, wo und wie du Vergebung der Sünden empfingest und gerettet wurdest, und sage ihnen, wie sie es erlangen können. Wenn du ein Herz für Christum hast, weil Er deine Furcht hinweggenommen, deine Sorge vertrieben und eine lebendige Hoffnung dir ins Herz gegeben hat, so wirst du gehorsam auf Ihn warten, in Liebe um Seinetwillen wachen und in Hingabe für Ihn wirken, bis Er kommt.
Möge der Herr auch diese Zeilen dazu dienen lassen. daß Er uns immer mehr kostbar werde zum Preise Seines Namens!