Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 11 -Jahrgang 1926
Krankheit und HeilungKrankheit und Heilung
Ein Wort an die Gläubigen unserer Tage.
Wenn ich als Christ und Arzt es unternehme, über dieses Thema zu schreiben, tue ich das aus einer tiefen Betrübnis heraus. Es geht mir in diesen Zeilen nicht um die Ehre meines Berufes, sondern um die Ehre Jesu Christi. Und die wird ganz gewiß oft verletzt, wo es sich um das Verhalten eines Christen bei Krankheit und ihrer Heilung handelt.
Da ich ja diese Zeilen für Gotteskinder schreibe, brauche ich nur zu streifen, daß Krankheit, Trübsal und Leiden erst durch die Sünde in die Welt gekommen sind. Doch ist das so zu verstehen, daß im einzelnen Falle die Krankheit nicht etwa durch eine besondere Sünde des Betreffenden hervorgerufen sein muß. Das kann wohl der Fall sein, muß es aber nicht. Krankheit ist in der Hand des Fürsten dieser Welt ein Mittel zur Versuchung; man denke an Hiob. Krankheit ist aber auch ein Mittel in Gottes Hand zur Bewährung, zur Offenbarmachung Seiner Herrlichkeit usw. (Hiob, Joh 11,4). Auch zur Zucht läßt Gott Krankheit an uns herantreten (1Kor 11,30); wir kennen das grausige Beispiel des Hymenäus und Alexander, von dem Paulus 1Tim 1,20 spricht. Auch im Alten Testament finden wir dieses Zuchtmittel zur Warnung angeführt. Bis zu einem gewissen Grade ist Krankheit bei der Welt wohl auch „natürliche“ Folge vorausgegangener Einwirkungen, so wie es uns natürlich scheint, daß ein Stein, der unserer Hand entgleitet, zur Erde fällt.
Betrachten wir einmal den Herrn Jesus. Mit heilender Hand zog Er durch Städte und Dörfer. Und von den Aposteln lesen wir, wie Gott durch Zeichen und Wunder mitwirkte und das Wort der Predigt bestätigte. Da kommt auch uns das Verlangen, die Leibesnot des Nächsten zu lindern. Und dieses Verlangen kommt ganz gewiß von dem Meister, der selbst Barmherzigkeit übte. Aber wie helfen wir? Den Hungernden speisen, den Durstigen tränken, den Nackten kleiden, das können wir heute so wie vordem. Doch ist es damit nicht immer getan. Von „Blättern zur Heilung der Nationen“ spricht die bildliche Ausdrucksweise des letzten Buches der Bibel (Off 22,2), und nach derartigen Dingen verlangt wohl manchen, der krank auf seinem Lager ruht. Was aber nehmen wir, um es dem Nachbar zu bringen? Wen wollen wir um Rat bitten bei den Schmerzen des Bruders oder bei eigener Pein?
Auch in die geschlossenen Ohren wird es hineingeschrien, was die Menschen da haben: Ton, Kräuter, Tees, Salze, Wasser, Lustkuren, Tröpfchen, Kügelchen und Plätzchen, Allopathie, Homöopathie, Elektrohomöopathie, Biochemie, Magnetismus, Augendiagnose, Diagnose aus Harn und aus Haaren, aus den Linien des Kopfes oder der Hand. Vielleicht lächelst du, wenn ich hier einiges aufzähle aus der Fülle von Schlagworten, die du reichlich vermehren kannst, wenn du die Anzeigen irgend einer politischen oder unpolitischen, unchristlichen und christlichen Zeitung aufschlägst. Und doch ist es nicht zum Lächeln. Nein, in allem Tun eines Gläubigen wird der Name des Herrn Jesus verherrlicht oder - verlästert.
Damit wir nun nicht unbedacht unsern Herrn betrüben, müssen wir einmal über diese Dinge ernsthaft nachdenken, um zu einer begründeten Meinung kommen zu können. Es liegt mir ganz fern, jemand für ein bestimmtes Heilsystem gewinnen zu wollen. Das wird am Ende dieser Zeilen ganz klar werden. Nein, dann könntest du dir lieber die Flugschrift eines beliebigen Heilkünstlers auf der Straße in die Hand drücken lassen. Der wird dir mehr versprechen, als ich das kann. Ganz nüchtern wollen wir zusammen einmal sehen, was wir bei Krankheit zu tun haben.
Es ist sicher ein unrechter Standpunkt, wenn eine gläubige Kranke zum gläubigen Arzt sagt: „Herr Doktor, ich komme zu Ihnen, aber ich weiß noch nicht, ob ich Ihren Rat annehmen soll oder ob ich nur auf den Herrn mein Anliegen werfen soll.“ Diese Frage hätte schon vorher beantwortet sein müssen. Der Gang zum Arzt sollte zur Voraussetzung haben, daß man sich innerlich darüber klar ist, ob man menschliche Hilfe in Anspruch nehmen soll oder nicht.
Jedenfalls besteht diese Frage, und wir müssen jedesmal uns darüber klar werden. Prinzipiell spricht nichts dagegen, solche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wenn der Herr sagt, daß die Schwachen eines Arztes bedürfen (Mt 9,12), so ist das ein Anerkennen des ärzlichen Standes. Und wenn der Mensch sich „die Erde soll untertan machen“ (1Mo 1,28), so schließt dieses Wort ja das Streben nach Beherrschung der Heilkräfte der Natur auch in sich.
Jedoch mag auch im einzelnen Fall der Herr es Seinem Kinde ans Herz legen, nur auf Ihn zu schauen. Und in diesem Glauben wird es geheilt werden. Aber die Entscheidung darüber, ob dieser Weg des nackten Glaubens eingeschlagen werden soll, hat doch gewiß nur der Betreffende selbst. Ihm selbst zeigt der Herr den Weg, nicht einem anderen, der vielleicht in vielen Dingen sonst sein Lehrer sein mag.
Hüten wir uns ja, unsere Meinung einem anderen aufdrängen zu wollen oder auch uns zum Knecht der Meinung eines anderen zu machen! Das gibt Feuer, die nur einen Augenblick hochschlagen und dann in sich zusammensinken. Nein, jeder steht und fällt seinem Herrn. Machen wir uns nicht zum Vormund für andere!
Und wenn nun jemand Menschenhilfe sucht, wohin soll er sich wenden? Da möchte ich einmal erst die Zustände, die im Bereiche unseres Vaterlandes auf dem Gebiete der Heilkunst bestehen, kurz schildern. Auf der einen Seite sehen wir den angehenden Arzt viele Jahre mit angespannter Vorarbeit und schwierigen Prüfungen zubringen, oder sehen, wie die staatlich ausgebildete Hebamme sich neuen Kursen wieder unterziehen muß, um ihre Praxis weiter ausüben zu dürfen. Aus der anderen Seite darf jeder Mensch, ohne daß eine Ausbildung oder auch nur Unbescholtenheit von ihm verlangt wird, eine Heilpraxis eröffnen. Er muß das nur dem Kreisarzt mitteilen. In welchem Maß das geschieht, ist den Lesern vielleicht noch unbekannt. Jeder Mensch, auch jeder arbeitsscheue Mensch, jeder Betrüger hat hier ein freies Feld der Wirksamkeit.
Da heißt es für Gläubige: Prüfen! Und das geschieht so selten. Aber wir Christen sollten auch darin uns von der Welt unterscheiden.
Für die Errettung unserer Seele kann nie Heilung aus uns selbst kommen. Die konnte nur der Heiland uns bringen. Bei körperlichen Leiden dagegen macht der Körper selbst seine Kräfte mobil, und er erreicht auch aus sich, gewiß in den meisten Fällen, eine Wiederherstellung der Gesundheit.
Auch trotz unpassender Maßnahmen kann ein Kranker gesund werden und wird es oft. Noch ehe wir selbst von einer Störung im Körper Kenntnis genommen haben, stemmt sich der Körper mit seinen Abwehrkräften dagegen. Und das ist doch sehr viel mehr, als wir Menschen mit aller Weisheit und Torheit erreichen können.
Der Körper hilft sich selbst, ja er muß sich selbst helfen. Denn wir Menschen können doch gar nicht viel mehr, als daß wir die Heilkräfte des Körpers leiten oder unterstützen und daß wir Schädlichkeiten erforschen und fernhalten. Ja, selbst der Chirurg, der doch einen kranken Teil mit dem Messer fortnehmen kann, braucht die dem Körper innewohnende Kraft. Denn sonst würden die Wunden, die er schaffen muß, ja immer bestehen bleiben, nie vernarben.
Möchten wir doch lernen, bescheiden und demütig zu werden, bescheiden und demütig zu denken über alles, was der Mensch leisten kann!
Über den Weg zum Vater sagt der Sohn Gottes: es gibt nur einen Weg. Menschen glauben, viele Wege gehen zu können; jeder könne nach seiner Fasson selig werden. Zur Gesundung unseres Leibes jedoch können meist verschiedene Wege gegangen werden.
Fanatische Menschen aber sagen grundsätzlich: Nur ein Weg! Ein Mensch mit offenen Augen jedoch wird das Gute nehmen, wo er es findet, und sich nicht zum Sklaven eines einzigen Heilmittels oder Systems machen. Aber Menschen, die man dann ganz sicher nur als Unverständige oder ihren-Vorteil-Suchende bezeichnen kann, schreien: Nur Lehm! oder: Nur Wasser! oder nur dies und jenes. Und sie versprechen bedingungslos Erfolg. Sie kennen gar keine Grenzen in ihrem Wirken.
Das mögen sie nun ja auch ruhig tun. Darüber wäre gar kein Wort zu verlieren. Aber dann wird es bedenklich, wenn Kinder Gottes sich mit solchen Dingen einlassen. Denn sie übernehmen meist in gleicher Weise wie jene diese hochtrabenden Behauptungen. Sie meinen, nun auch alles heilen zu können und überall helfen zu müssen. Auch sie kennen nun keine Grenzen mehr in ihrer Heilkunst. Waren sie bisher ruhige, besonnene Menschen, jetzt werden sie erregt, wenn ihnen jemand mit einer anderen Meinung entgegentritt. Dachten sie früher gering über sich, mit ihren Arzeneischätzen glauben sie jetzt alles meistern zu können. Der Geist des Hochmuts hat im Herzen des lieben Gotteskindes seinen
Einzug gehalten und wird dafür sorgen, daß er in solch übertölpelten Herzen weiter Raum gewinnt auch auf anderen Gebieten des Lebens. Nicht das ist betrübend, daß es so viele Schreier und Kurpfuscher gibt, sondern daß Gotteskinder sich von ihnen den Geist der Welt ausdrängen lassen.
Und bist du noch so sehr überzeugt von der Wirksamkeit deiner Mittel, du kannst es nie beweisen, daß deine Mittel es waren, die geholfen haben. Wenn ein anderer behauptet, die Krankheit hatte gerade ihren Höhepunkt überschritten, der Körper hat sich selbst gewehrt oder Gott hat der Krankheit ein Ziel gesetzt, wie willst du beweisen, daß die Hilfe in deinen Medikamenten lag?
Sieh, da kommen wir zu dem zweiten Gegenstand, den ein Gotteskind so leicht außer acht läßt, wenn es von einem weltlichen Heilkünstler ins Schlepptau genommen ist. Gläubige scheuen sich gar nicht, auszusprechen: „Wir haben jenes Mittel eingegeben, das hat geholfen“. Und wenn nun jemand einwendet: „Habt ihr nicht auch gebetet?“, so setzen sie doch noch immer aus Liebe zu ihrem Heilsystem die Heilung auf das Konto ihrer Maßnahmen.
Ist es nicht im höchsten Grade bedauerlich, daß ein Kind Gottes so sehr vergißt, den Wert des Gebetes hochzuhalten, obwohl der Herr Jesus an so vielen Beispielen uns klarmacht, wieviel ein Gebet vermag, wenn es ernstlich ist? Wenn Gott uns Krankheit schickt, um Seine Herrlichkeit an uns zu offenbaren oder uns zu vollenden, und sich wiederum in rechtzeitiger Hilfe offenbart, wie schön ist es dann, wenn wir Ihm danken für die Erhörung unserer Gebete! Ein unschönes Zeichen größten Mißverstehens unseres Gottes ist es aber, wenn solche Heilung nur zum Anlaß wird, daß Gotteskinder den Ruhm von Menschenwerk erheben.
Ja, noch einen Schritt weiter gehen oft Gläubige - ich schreibe das nach mehrfacher Erfahrung: Sie verlernen sogar, als obersten Gesichtspunkt festzuhalten, daß Gott wirkt, daß Gott Seine Hand im Spiele hat bei allem Geschehen.
Wie das Kind in der Rechenstunde lernt, Beträge durch Subtraktion zum Verschwinden zu bringen, so meint mancher nach Art eines Rechenexempels das Geschehen im Leben des Menschen gestalten zu können. Und wo bleibt Gott? Muß Er dann nicht auch sagen wie bei Seinem Volke Israel: „Sie haben Mich hinter ihren Rücken geworfen“? (1Kön 14,9).
Er will Sich verherrlichen in unserem Leben durch Krankheit, und er wird erniedrigt!
Möchten wir doch aufwachen und dem Weltgeist die Gefolgschaft kündigen! Aber das ist für viele nicht leicht. Die Heilkunft ist für manchen ein heißgeliebtes Kind. Er will es nicht aufgeben. Und wie alles durch die Bibel scheinbar zu stützen ist, wenn man ihrem Geist Gewalt antut, so werden auch hier Stützen gesucht. Es schneidet mir ins Herz, wenn jemand, um nur ein Beispiel zu nennen, sagt: „Der Geistliche beurteilt alles“ (1Kor 2,15), also darf ich mir ein Urteil über Krankheit und Heilung erlauben, auch wenn ich keinerlei Sachkenntnis habe.
Wenn wir die Bibel durchsuchen, um Licht für unsere Frage zu bekommen, da sehen wir keine Empfehlung eines besonderen einheitlichen Weges. Wenige Beispiele nur möchte ich kurz nennen.
2Kön 20: Hiskia wird krank zum Sterben. Der Prophet sagt zu ihm: „Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben und nicht genesen“. Hiskia weint im Gebet vor Jehova. Nun muß der Prophet zurückkehren und verkünden: „So spricht Jehova; Ich habe dein Gebet gehört, Ich habe deine Tränen gesehen, siehe, Ich will dich heilen“; und Jesaja sprach: „Holet einen Feigenkuchen, und sie holten ihn und legten ihn auf das Geschwür, und er genas“. - Was hatte nun geholfen? Der Feigenkuchen?
Als weiteres Beispiel mag Joram uns dienen (2Chr 21,18). „Jehova plagte ihn mit einer unheilbaren Krankheit in seinen Eingeweiden.“ - Ob da ein Mensch wohl hätte Hilfe bringen können? Mit welchem Heilsystem? Ich glaube, du mußt schweigen.
Höre eine weitere Geschichte vom König Asa (2Chr 16,12): „Er erkrankte an seinen Füßen, so daß er überaus krank war; aber auch in seiner Krankheit suchte er nicht Jehova, sondern die Ärzte. Und Asa legte sich zu seinen Vätern“. - Die Kunst der Ärzte konnte den überaus kranken Mann nicht heilen. Aber es wird uns angedeutet, wo die Hilfe für ihn gelegen hätte. Doch leider suchte er Jehova nicht. Und er starb. - Ob wohl ein Heilkünstler unserer Tage ihn hätte heilen können? Ich glaube, wir antworten bescheiden mit einem Nein. Doch wendet vielleicht jemand ein: Das war im Alten Bund, wir Jünger Jesu aber leben nicht mehr im Alten Bund. Auch da können schon wenige Beispiele uns als Antwort genügen.
Paulus mußte einst, wie wir 2Tim 4,20 lesen, seinen Begleiter Trophimus krank in Milet zurücklassen. Warum hat Paulus seinen Gefährten nicht geheilt, ihm nicht die Hände aufgelegt, über ihm gebetet? War es Mangel an Liebe? Mangel an Glauben? O nein, es war ein Verstehen der Absichten Gottes, ein Harren auf Gottes Wink, ohne den er nicht eingreifen konnte.
Sehr lehrreich ist auch Pauli Wort an Timotheus (1Tim 5,23): „Trinke nicht länger nur Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein, um deines Magens und deines häufigen Unwohlseins willen“. Auch Timotheus wurde nicht einfach von seinem Leiden befreit, sondern ihm wird nur empfohlen, ein wenig Wein zu gebrauchen.
Es kommt mir nicht auf die Aufzählung aller Fälle von Krankheit in der Bibel an, sondern auf die Darstellung der Prinzipien. So mag nur noch ein Punkt beleuchtet werden.
Die letzten beiden Beispiele führten uns schon darauf hin. Wir vermißten hier die von Paulus im 1. Korintherbrief (Kap. 12) genannten Gnadengaben der Heilungen. Das zeigt uns, daß die Gaben der Heilung nicht unterschiedslos sich auswirkten an denen, die gerade krank waren, also auch nicht an unserem Timotheus und Trophimus. Das ist sehr wichtig.
Wenn nun heute Gnadengaben der Heilung wirksam werden sollen, wie leichtfertig wird da meist zuwege gegangen. Ohne Unterschied werden denen die Hände aufgelegt, die sich dazu melden. Es ist sicher schwer, ein grundsätzliches Wort dazu zu sagen, doch das ist sicherlich notwendig, daß wir hier nicht weniger zurückhaltend sind als die Apostel.
Paulus sagt dem Timotheus: „Die Hände lege niemandem schnell auf“ (1Tim 5,22), während in der allerersten Zeit, als das Evangelium in besonderer Weise durch Zeichen bestätigt wurde, noch ganz allgemein den Glaubenden verheißen wurde: „Schwachen werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden“. (Mk 16,18).
Beachtlich ist auch in der bekannten Jakobusstelle (Kap. 5,14), daß die Ältesten sie salben sollen, statt ihnen die Hände aufzulegen. Die Ältesten kannten die betreffenden Menschen genau, während heute diese Krankenheiler oft einer ganz anderen örtlichen Gemeinde oder überhaupt keiner Gemeinde angehören und die Betreffenden gar nicht oder nur ganz oberflächlich kennen, denen sie die Hände auflegen.
Überhaupt ist die Bibel sehr sparsam mit Äußerungen auf diesem Gebiet. Und an dem Jakobuswort ist auch weiterhin noch zu beachten, daß da von vorausgegangenen Sünden die Rede ist, die jene Krankheit zur Folge hatten, und vom Bekennen der Sünden.
Jedenfalls ist ein genaues Kennen der Verhältnisse und ein Erforschen des göttlichen Willens im einzelnen Fall wohl die schriftgemäße Voraussetzung für das Auflegen der Hände.
Wenn nun gläubigen Kranken irgendwo ein bestimmter Ort genannt wird, wo in besonderer Weise Gaben der Heilung wirksam sein sollen, so ist es gewiß nötig, auch daran zu denken, daß der Teufel gern die Gestalt eines Engels des Lichts annimmt (2Kor 11,14). Nicht alle Wunderheilungen gehen von Gott aus, sondern sie können auch von dem Fürsten der Finsternis kommen, der aber das Aussehen und die Sprache eines Kindes des Lichts annimmt. Da müssen wir sehr auf der Hut sein. Erfolge beweisen gar nichts, wenn auch die Menschen so gern sagen: „Es hat doch geholfen, also muß es doch gut und von Gott sein“. Nein, eine gründliche Erforschung des Geistes, der an solcher Stätte waltet, ist wohl unbedingt erforderlich, bevor man einen solchen Weg beschreitet.
Kehren wir nun also zu unserer Frage zurück: „Was soll ein Kind Gottes im Krankheitsfall tun?“ Es wird sich prüfen, ob die Erkrankung die Folge einer Sünde ist, und wird in solchem Falle diese Sünde vor Gott bekennen und richten. Erhält es keinen Wink vom Herrn, daß es den Weg des nackten Glaubens gehen soll, so wird es sich auch nach menschlicher Hilfe umtun. Und da ist ein wenig Vorsicht am Platze. Nicht der leistet am meisten, der den Mund am weitesten aufreißt. Denke daran, daß in unserem Lande jeder Mensch ohne irgendwelche Schulung eine Heilpraxis ausüben darf. Gehe zu dem, der genügend Kenntnisse und Erfahrung auf solchem Gebiete hat und der in seiner Arbeit zuverlässig und wahr ist. Am schönsten ist es natürlich, wenn der Betreffende gläubig ist. Ein unbedingtes Erfordernis dürfte das jedoch nicht sein. Bleibe bei allem dir der Unzulänglichkeit des menschlichen Tuns bewußt! Und ist Genesung eingetreten, so danke dem, der dir behilflich war, danke aber vor allem Dem, der ein Hörer der Gebete ist! Dann wird auch Krankheit in deinem Leben dienen zur Verherrlichung unseres Herrn Jesus Christus.
Dr. G. H.