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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 13 - Jahrgang 1928
„Taufformel“ (Aus einem Briefe)„Taufformel“ (Aus einem Briefe)
... Von einer Anordnung des Herrn sollten wir nicht als von einer Formel reden. Den Aposteln waren die Worte des Herrn sicher keine Formel, obwohl nicht daran zu zweifeln ist, daß sie die Taufhandlung genau nach
Seiner Anweisung vollzogen. Der Herr hatte befohlen, zu taufen „auf den Namen des Vaters usw.“ (Mt 28,19). Ist es denkbar, daß die Jünger, als sie zehn Tage später zum ersten Male tauften, dieses nicht getan haben sollten?
Ich weiß wohl, daß von gewissen Seiten gelehrt wird, der Herr habe diesen Befehl im Blick auf das kommende Reich gegeben. Diese Stelle sei jüdisch und enthalte die jüdische Missionstaufe. Auch in Deutschland liehen einige Brüder dieser Lehre ihr Ohr. Die weitere Folge war, daß man ungefähr ein Dutzend Bücher des Neuen Testamentes als jüdisch erklärte und sie für die Gemeinde ausschaltete. Da gingen doch manchen die Augen auf, und sie wandten sich von solcher philosophischen Schriftauslegung ab. Israel und die Gemeinde müssen unterschieden werden, aber wir dürfen nicht ins Extreme gehen.
Andere wieder meinen, die Anweisung des Herrn , zu taufen „auf den Namen des Vaters usw.“ mit der Begründung ablehnen zu können, daß es sich in Matthäus um die Taufe „aller Nationen“ handle und wir es mit dieser Nationen-Taufe nicht zu tun hätten. Solche Erklärungen sind so gezwungen und tun dem Worte Gewalt an, daß man ohne weiteres sie übergehen kann. Wenn der Herr vor Seinem Weggange Seinen Jüngern befahl, zu allen Nationen zu gehen, so hob Er damit die Beschränkung auf, „nicht auf einen Weg der Nationen“ (Mt 10,5) zu gehen, und wies sie an, nun die Botschaft des Evangeliums unbeschränkt allen Völkern, allen Menschen zu bringen und die, welche durch das Evangelium Jünger wurden, zu taufen „auf den Namen des Vaters usw.“
Gewiß werden die Juden auch an einem späteren Tage noch diesen Befehl des Herrn in Matthäus 28,19 ausführen. Wo aber heute und unter welchen Völkern das Evangelium auch verkündigt werden mag, da gilt auch noch diese Anordnung des Herrn in Bezug auf die Taufe. Sonst hätte der Herr ja den Jüngern etwas zu tun geheißen und gar nicht gemeint, daß sie es tatsächlich nach Seinem Weggange tun sollten.
Zu taufen war in jenen Tagen nichts Neues. Außer der Taufe Johannes des Täufers gab es noch jüdische und sogar auch heidnische Taufen. Aber dieser Auftrag des Herrn in Matthäus war die Einsetzung einer ganz neuen
Taufe, einer Taufe, die sich auf Seine Autorität - auf Ihn Selbst - gründete. Und diese Taufe, die sich, wie gesagt, auf Seine Autorität, auf Seinen Namen gründete, sollte ausgeführt werden: „Im Namen des Vaters usw.“ Dies war das Kennzeichnende in der vom Herrn angeordneten Taufe und stand dadurch im Gegensatz zu allen anderen Taufen jener Tage.
Es ist m. E. nichts als philosophische Klügelei, „auf“ oder „in dem Namen des Herrn “ zu taufen. Seine Vorschrift für die Ausführung der von Ihm angeordneten Taufe nicht zu beachten ist ein Beiseitesetzen Seines Wortes. Man beruft sich auf die Apostelgeschichte, weil die sogenannte Taufformel dort nicht gefunden wird. Und weil sie bei den Taufberichten nicht extra erwähnt wird, sagt man kurzerhand, sie sei nicht gebraucht worden. Welch flacher, haltloser Beweis! Es ist so, als wenn man sagen würde, weil bei den vielen Gemeinden in der Apostelgeschichte nicht gesagt wird, daß sie das Brot brachen, hätten sie es nicht gebrochen. Die Apostelgeschichte ist doch nicht das Buch, in welchem uns die Lehre über die Taufe oder den Taufakt gegeben wird. In diesem Buche macht uns der Heilige Geist Mitteilungen von dem Werke des Herrn und den Taten der Apostel und berichtet von einer Anzahl Personen, die getauft wurden. Unter anderem teilt sie uns auch mit, daß eine Anzahl Gläubige in Ephesus, die schon auf die Taufe Johannes' getauft waren, nochmals getauft wurden, und zwar mit der Taufe, die von dem Herrn Jesus angeordnet war, die sich nicht auf Johannes, sondern auf den Namen des Herrn Jesus gründete. Wie gesagt, die Apostelgeschichte gibt uns keine Beschreibung der Taufhandlung an sich, sondern nur, daß die Taufhandlungen in der Autorität Seines Namens vollzogen wurden. Und wenn sie in Seinem Namen vollzogen wurden, so mußten sie so vollzogen werden, wie Er sie angeordnet hatte, „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“.
Wohin kommt man, wenn man die Worte, die uns auf die Autorität der Person hinweisen, von der die Taufe ihren Grund und Charakter empfängt, zur Taufformel stempeln will? Nach einer solchen Auffassung wären die Juden am Pfingsttage getauft „auf den Namen Jesu Christi“ (Apg 2,38),
Kornelius „in dem Namen des Herrn “ (Apg 10,48), die Ephesus-Jünger „auf den Namen des Herrn Jesus“ (Apg 19,5), die Römer „auf Christum Jesum“ (Röm 6,3), die Galater „auf Christum“ (Gal 3,27).
Ist es ganz gleich, ob da steht „im Namen des Herrn “ oder „Jesu Christi“ oder „Christum Jesum“? Wissen wir nicht, daß die Schrift genau ist und die Verschiedenheiten der Namen nicht zufällig sind, sondern ihre tiefe Bedeutung haben? Wie kann man dann so leichthin sich aus diesen Namen einen herausgreifen, ihn zur Taufformel machen und sagen, es muß „im Namen des Herrn “ getauft werden? Oder kann sich jeder wählen, wie und in welchem Namen er getauft werden will? Sicher haben diese Verschiedenheiten der Namen in ihrem Zusammenhange ihre besondere und tiefe Bedeutung. Aber alle bezeichnen die eine Person, die für diese Taufhandlung Autorität ist. Nehmen wir Seinen Namen für die Ausführung in Anspruch, so muß sie auch nach Seiner Anordnung „im Namen des Vaters usw.“ ausgeführt werden.
Stellen Sie sich vor, lieber Bruder, Sie hätten zu jener Zeit gelebt, und der Herr hätte Sie beauftragt, in dem Namen des Vaters usw. zu taufen, und einige Tage danach hätten Sie dieses zu tun gehabt, und zwar an Menschen, die wohl die Johannestaufe, aber nicht die von Christo eingesetzte Taufe kannten, würden Sie nicht gleich wie Petrus diese auffordern, sich in dem Namen des Herrn taufen zu lassen, und würden Sie, wenn Sie dann die Handlung ausführten, sie nicht so ausführen, wie der Herr (in dessen Namen sie taufen) es Ihnen persönlich wenige Tage zuvor geheißen hatte: „Im Namen des Vaters usw.“?
Man mag mit einem gewissen Recht sagen, daß das Matthäus-Evangelium den Reichscharakter trägt, aber in dieser Sache ist die Frage nicht für uns, welchen Charakter das Evangelium trägt, sondern ob der Herr Seinen Jüngern bei der Einsetzung der Taufe tatsächlich geboten hat, die Taufe „im Namen des Vaters usw.“ zu vollziehen. Wenn daran kein Zweifel ist, so kann auch kein Zweifel daran sein, daß die Taufen sowohl in der Apostelgeschichte als auch weiterhin nach dieser Anweisung des Herrn vollzogen wurden. Denn die Jünger besaßen damals das Matthäus-Evangelium noch gar nicht und konnten deshalb auch von dem Reichscharakter desselben nichts wissen; es wurde erst ungefähr im Jahre 50 geschrieben. Der Reichscharakter des Matthäus-Evangeliums konnte sie deshalb auch gar nicht hindern, nach den Worten des Herrn zu taufen. Sie besaßen aber klar und deutlich die Anweisung des Herrn „und taufet sie im Namen des Vaters usw.“, und wer konnte daran zweifeln, daß Sie nach diesem Worte des Herrn gehandelt hätten?! Zu einer solchen widersinnigen Annahme fehlt jeder Grund. Wenn wir nach dem Worte des Herrn taufen: „Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes,“ so stehen wir auf sicherem Schriftgrunde und nicht auf dem Grunde philosophischer Vernunftschlüsse. v. d. K.