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Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 7 -Jahrgang 1920
Neh 6,2 - „Im Tale Ono“Neh 6,2 - „Im Tale Ono“
Kennt der Leser, kennen wir dies Tal, das Tal Ono? Haben wir vielleicht schon das eine oder das andere Mal in unserem Leben Bekanntschaft mit diesem Tale gemacht? Ich fürchte!
Was sollte in diesem Tale von Ono geschehen? Eine Zusammenkunft der Feinde des Volkes Gottes (und darum der Feinde des Herrn, vergl. Apg 9,4)!, Sanballat und Geschem mit dem Knechte Jehovas, Nehemia, der beim Bau der Mauer Jerusalems war. Und diese von jenen beabsichtigte, scheinbar ganz unverfängliche, so praktisch gedachte (V. 6-8)!, dabei aber anscheinend von jenen schlau vorbereitete Zusammenkunft sollte das Werk Gottes, das jenen höchst unbequem war, stören, indem dem Leiter des Werkes Schaden zugefügt, vielleicht gar der Garaus gemacht werden sollte! Wie listig ist der Feind Gottes, der Satan, wenn er die Sache Gottes zerstören geht! Wie hat er seine Knechte, die seinen Willen ausrichten, genau instruiert, damit der Plan nicht fehlschlägt! Aber der teuflische, boshafte Plan scheiterte an Nehemias Eifer für den Herrn und Seine Sache und darum an seiner Wachsamkeit über sich selbst und über die Feinde. Er hatte ein ungeteiltes Herz für den Herrn (2Chr 16,9), und darum erwies Sich der Herr mächtig an ihm, leitete und bewahrte ihn gegen seine Feinde, ihn, der sich selbst gegen sie bewahrte (V. 3.8.9; vergl. 1Joh 5,18)!. Welch ein Vorbild ist uns hier der treue Knecht Gottes, dieser Nehemia, der in seinem ganzen Weg eine wunderbare Vorschattung des Herrn Jesu darstellt. Man vergleiche nur in diesem Kapitel die nächsten Verse mit Joh 2,13-22 oder Mt 16,21-23!
Es wird stets so sein: wo Entschiedenheit für den Herrn aus Liebe zu Ihm ist, da wird auch Entschiedenheit gegen Seine Feinde und ihre Absichten sein. Da werden die Absichten des Feindes erkannt, da stärkt Jehova Selbst die Hände und Herzen der Seinen (V. 9; Schluß)!, da schärft er den Verstand, um die Pläne des Feindes zu durchschauen und sich gegen dieselben zu verwahren und vor dem Verderber geschützt zu sein. Wie kostbar sehen wir das in dem Leben Josephs oder Moses oder auch Paulus' bestätigt! Und wenn selbst Gott es zuläßt, daß die Macht des Feindes die Seinen antasten darf, so sind wir darin mehr als Überwinder, wenn unsere Herzen ungeteilt auf Seiner Seite sind (vergl. Apg 7 u. Kap. 27 u. 28)!.
Aber nur keine Zusammenkunft mit dem Feinde und seinen Knechten im Tale Ono! Kein Parlamentieren mit ihm, um günstigere Lebensbedingungen von ihm - unserem Feinde!! - zu erlangen! Wir sind wie Nehemia und die Seinen umlagert von Feinden, aber hinein in unsere Reihen gehören sie nicht, sie haben kein Teil am „Bauen der Mauer“ - würden sie doch auch nur niederzureißen im Herzen haben! -, kein Teil am Werk des Herrn! Und doch, wieviel „Reichsgottesarbeit“ wird heute in unmittelbarer oder mittelbarer Verbindung, oft sogar Abhängigkeit von der Welt, der religiösen Welt, dieser erbittertsten Feindin des Volkes Gottes, getan! Hüten wir uns davor! - Aber mehr als dieses! Hüten wir uns vor einem vertraulichen oder auch nur neutralen Zusammentreten, gewissermaßen außerhalb der Mauer, mit den Feinden der Sache Gottes, etwa zwecks Beratung oder Besprechung; mit allen denen, denen nicht daran liegt, das Werk Gottes nach Seinen Gedanken zu tun, die Gemeinde des Herrn, das lebendige Haus unseres Gottes zu bauen! Wir leiden so leicht Schaden, wenn wir auf den Rat der Welt und weltförmiger Christen horchen! Das Tal Ono ist leicht und bald betreten, wo diese und jene, vielleicht sogar Gläubige, uns sagen: „Gar so genau müßt ihr es doch nicht nehmen, so ist das Wort nicht zu verstehen, nur nicht zu wörtlich, das ist gesetzlich, mehr Geist, mehr Allianzgesinnung, nicht zu einseitig!“ usw., oder auch: „Du darfst dich nicht gar zu sehr von den ethisch-sozialen, religiösen und kirchlichen Bestrebungen deiner Umgebung ,emanzipieren', manche philosophisch hochgebildete Männer und Frauen unserer Zeit haben sehr gute Gedanken, und wenn sie auch nicht ,gläubig in deinem Sinne' sind - nun, gar zu eng muß man nicht sein, wer nicht wider uns ist, der ist für uns, Paulus wurde auch allen alles, mehr Eingehen auf die Gedanken der ,Religiösen unserer Zeit', mehr Toleranz!“ usw. oder gar: „,Alles ist euer' sagt auch Paulus, warum nicht Konzerte, feine Vergnügen, auch mal ein kleines ,feines' Tanzvergnügen im engsten Kreise ,unter uns' oder ,ein aufklärend arbeitendes' Kino5 besuchen - man kann alles in der rechten Freiheit des Christenmenschen ,genießen' (so?), was Gott (?) hat werden und wachsen lassen! Wir sind doch frei, wir können ganz gute Christen bleiben und brauchen darum doch nicht zu vermuckern, nicht weltfremd zu werden!“ usw. Mein teurer Leser, das ist so eine kleine Blütenlese aus den Gärten des Tales Ono! Verstehst du? Wie wichtig ist es doch, sich warnen zu lassen vor der Niederung Ono! Da ist Sumpfluft! Da ist der Feind so geschäftig, uns, wenn er irgend kann, unter frommem Gewande, sogar mit (falsch angewandten) Schriftworten die Absichten Gottes zu verschleiern, uns in das Wesen der Welt zu verstricken und uns so, geistlich verstanden, den Garaus zu machen, damit wir nicht mehr fähig sind, das kostbare Werk Gottes zu treiben nach Seinen Gedanken und Seinem Wohlgefallen (Röm 12,1.2).
Und noch eins! Laßt uns wohl bedenken, daß das Tal Ono nahe bei Jerusalem ist, und die Grenzlinie zwischen dem Gottwohlgefälligen und dem, was Ihn verunehrt, ist schnell überschritten, wenn wir nicht wachsam sind. Innerhalb der Mauern Jerusalems - da ist unsere Sicherheit, draußen lagert der Feind! (Vergl. z. B. Lk 22,54ff)!
Hüten wir uns! „Unser Widersacher, der Teufel,“ geht bald „als brüllender Löwe“, bald aber auch - und so besonders heute - als „Engel des Lichts“ (2Kor 11,13-15)! verkleidet durch die Reihen der Kinder Gottes, um sie zum Betreten des Tales Ono in dieser oder jener Weise zu veranlassen, wo ihre Kraft gebrochen, ihre Gewißheit erschüttert, ihre Freude (am Herrn) gelähmt, ihre Glaubensenergie geschwächt, ihre Liebe zum Herrn und untereinander untergraben, ihre Gebetsmacht unterbunden, ihre Hoffnung verdunkelt, ihr Zeugnis vermischt und verwischt werden soll. „Dem widerstehet standhaft im Glauben!“ (1. Petrus 5,9). Mitpilger auf der schmalen Bahn, richtet den Blick auf Jesum! (Vergl. Heb 12,1-3).
Er, unser Meister, Hirte und Hohepriester bewahre uns treu, Er gebe uns wie einst dem Nehemia durch Gnade ein festes Herz (Heb 13,9), damit wir in der Kraft Seines Geistes arbeiten, solange es Tag ist, da doch die Nacht nahe ist; damit Er geehrt werde durch unseren, wenn auch schwachen, so doch gottgewirkten Dienst; und damit Er, wenn Er kommt, in Gnade sagen kann zu jedem von uns: „Wohl, du guter und treuer Knecht, über weniges warst du treu, über vieles werde Ich dich setzen, gehe ein in die Freude deines Herrn!“ (Mt 25,21.23).
F. K.
5 O, über den erlaubten, ja frei gepredigten Schmutz der heutigen Zeit! Gott erbarme Sich unseres armen darin versinkenden Volkes! F. K.↩︎