Handreichungen - Jahrgang 1913-1938 - Themen Artikel
Handreichungen Band 18 - Jahrgang 1933
1Pet 3,15 - Seid aber jederzeit bereit ...! (9)1Pet 3,15 - Seid aber jederzeit bereit ...! (9)
Noch ein letztes Mal soll, wie gesagt, unser ernster und kostbarer Text uns beschäftigen, und zwar nunmehr nicht mehr die Stelle V. 15 selbst, sondern der nicht weniger bedeutsame Nachsatz: „Seid aber jederzeit bereit zur Verantwortung ..., indem ihr ein gutes Gewissen habt ...!“ (V. 16) Wahrlich, eine ernste Mahnung!
Ein gutes Gewissen! - Vor etlichen Jahren war an einem Orte eine
christliche Konferenz, auf der über „Geistesleitung“ gesprochen wurde. Ich hatte daselbst in besonderer Weise zu dienen. Nach den einzelnen
Vorträgen gab's des öfteren eine Art Besprechung, Fragen wurden gestellt
und beantwortet usw. Ich hatte eben einen Vortrag beendet, in welchem
ich nebenbei ziemlich ernst auf die Notwendigkeit, ein gutes Gewissen zu
haben, hingewiesen hatte. Da erhob sich ein jüngerer Bruder - übrigens
ein treuer, junger Mann, aus dem auch ein „treuer Zeuge“ geworden ist! -
etwa mit den Worten: „Br. K., Sie reden soviel vom Gewissen! Unser Thema
ist doch ‚Geistesleitung‘, und beim Gläubigen kommt's doch nicht mehr
aufs Gewissen an, sondern auf Geistesleitung!“ Ich erwiderte in kurzen
Ausführungen, die allen dienen sollten, etwa folgendes: „Wenn wir
Gläubigen nichts mehr mit dem Gewissen zu tun haben sollen oder wenn's
auf dieses nicht mehr ankommt (gegenüber der Geistesleitung) - warum
redet dann die Schrift, sprechen die Apostel, vornehmlich Paulus, noch
soviel vom Gewissen?“ Und darauf nannte ich etliche Stellen, die klar
zeigten, daß das Gewissen nichts Überflüssiges für die Gotteskinder ist. Ich glaube, dem teuren Bruder und anderen wurde damit gedient. Man kann
leicht in einer gewissen Übergeistlichkeit von Geistesleitung reden, wo
einfach dem Gewissen gefolgt zu werden braucht, vorausgesetzt, daß
dieses nicht verbildet oder verletzt ist. Deutlich genug zeigt uns die
Schrift, wie nötig es für uns ist, ein reines Gewissen zu haben. Geistesleitung (Röm 8,12-17) ist an ihrem Platze unerläßlich, und es ist
nicht so, daß sie zugunsten des Gewissens je entbehrt werden könnte,
aber auf Grund der Geistesleitung das Gewissen zu mißachten wäre nicht
nur ein schwerer, gewissermaßen taktischer Fehler, sondern auch durchaus
schriftwidrig: Gewiß ist dieses sozusagen göttliche Überbleibsel aus der Anfangsgeschichte der sündig gewordenen Menschheit (vgl. Adams
und Evas Verhalten nach dem Fall, 1. Mose 3)! bei dieser oft verderbt
oder gar „wie mit einem Brenneisen gehärtet“ (1Tim 4,2), aber dies
schließt nicht aus, daß das eben durch den Heiligen Geist erleuchtete
Gewissen der Gläubigen (Röm 9,1)! ein wichtiger Mahner und Helfer ist
auf dem Wege einer geheiligten Nachfolge des Herrn im Gehorsam gegen
Sein Wort. Jedenfalls sind unter den zirka 30 Stellen im Neuen
Testament, die vom Gewissen handeln, etliche, die, wie unsere Stelle,
den Ton legen auf das gute Gewissen der Gläubigen. Man vgl. bitte: 2Kor 1,12; 1Tim 1,5.19; 3,9 (1. Petrus 2,19); 1. Petrus 3,16.21! (
Petrus - immer der gleiche treue Mann, der zurückschaut auf seine dereinstige eigene Unwachsamkeit, nach welcher der Herr Selbst mit Seinem Blick (gleichsam an Stelle des Heiligen Geistes)! ihn von seiner Sünde überführt, während sein Gewissen ihn hinaustreibt in die Einsamkeit, wo seine Tränen der Reue ungehemmt fließen können (Lk 22,61.62; 24,34)! - Petrus weiß, warum er seinen Briefempfängern die Notwendigkeit des guten Gewissens ans Herz legt. Er denkt darüber nicht anders als der Apostel Paulus, der Apg 24,16 ausgesprochen hat, was uns allen stets eine gewichtige Mahnung bleibe! Ein nicht gutes Gewissen (vgl. Tit 1,15 u. a.)! ist ein gar schlechter Begleiter für uns im Blick auf die Bezeugung dessen, wozu wir „jederzeit bereit“ sein müssen: Zur Verantwortung über die Hoffnung, die in uns ist! Wer ein schlechtes Gewissen hat, vermag nicht gar gut über die kostbare Hoffnung zu reden. Wie könnte er wohl?! Sein Gewissen straft ihn ja beständig, während er zu reden sucht, und flüstert ihm gar zu: „Du Heuchler!“ Und der Heilige Geist gibt ihm keine Freimütigkeit, so daß das, was er sagt, gequält und wenig überzeugend herauskommt. Und das mag immer noch gehen, denn der Weg zu 1Joh 1,9 ist für jeden Gläubigen gangbar und nicht weit, so daß er durch Gottes Güte bald zurechtkommt wie David in 2Sam 12! Aber wie ist es, wenn nun die Welt, die so aufmerksam ist auf das Zukurzkommen der Gläubigen, die Welt, die mit Luchsaugen die Gläubigen beobachtet, um sie anzuschwärzen (was „der Verkläger der Brüder“ so gern unterstützt und hervorruft)! - wie ist es, wenn die Welt weiß, daß ein Gotteskind kein reines Gewissen haben kann, weil sie ernsten Verfehlungen des Betreffenden auf die Spur gekommen ist? O das ist furchtbar, und wir sollten „wachen und beten“ für uns und füreinander, daß wir vor solcher Schande bewahrt bleiben und uns selber bewahren nach 1Joh 5,18, da jene doch stets auf unseren herrlichen Herrn fällt! Welch ein trauriges Beispiel bietet uns hierfür der große König Salomo in 1Kön 11! Ob er noch zu seinen Lebzeiten wieder zurechtgebracht ist - wir wissen es nicht, aber wie ernst ist im Blick auf ihn Heb 13,7!
Wie anders, wenn wir vor der Welt „ein gutes Gewissen haben“! Selbst wenn sie es nicht glaubt und, indem sie „unseren guten Wandel in Christo verleumdet“ (V. 16c), uns „als Übeltäter“ verdächtigt - wenn wir nur vor Gott „ein gutes Gewissen haben“, dann sind wir glücklich im Herrn und bereit, nicht nur freimütig nach V. 15 zu handeln, sondern auch „wenn der Wille Gottes es so will“, nach V. 17! (Vgl. 2,19ff.)! Wie kostbar ist das!
Doch darüber will ich nicht mehr reden; es ist auch genug über diese an sich ja einfachen Dinge gesagt. Möchte es der Gnade des Herrn gelingen durch die Kraft des Heiligen Geistes, uns alle für diesen wichtigen Abschnitt 1. Petrus 3,15.16 innerlich so recht zu erwärmen, auch unser Gewissen zu schärfen für das, was des Gewissens ist (in diesem Zusammenhang), damit wir, Seine Geliebten, alle wirklich mehr zur Ehre und zum Preise unseres einzig herrlichen Herrn Jesus Christus hienieden wandeln, bis daß Er kommt! Zu solchem treuen, gesegneten Wandel gehört aber nicht zum wenigsten eben auch dies Wort, das uns nun längere Zeit hindurch beschäftigen durfte: „Seid aber jederzeit bereit ... zur Verantwortung gegen jeden, der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist, aber mit Sanftmut und Furcht, indem ihr ein gutes Gewissen habt ...!“ (1. Petrus 3,15.16) - „Christus Jesus, unsere Hoffnung“ (1Tim 1,1), sei ewig gepriesen! Amen.
F. K.