Und ich weinte sehr, dass niemand würdig erfunden ward, das Buch aufzutun und zu lesen noch hineinzusehen. Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der da ist vom Geschlecht Juda, die Wurzel Davids, aufzutun das Buch und zu brechen seine sieben Siegel.

Offenbarung 5,4-5

Es ist eine einzigartige Stelle in der Offenbarung, wo dem Seher die Tränen aus den Augen hervorbrechen. Jahre, vielleicht jahrzehntelang hat er gewartet auf der Insel Patmos und Gott gefragt: Ist keine Rettung mehr für die Gemeinden Kleinasiens? Und da öffnet sich noch einmal der Himmel, und Jesus Christus tritt noch einmal auf den Plan, Er, der Sein Amt in die Hände des Heiligen Geistes niedergelegt hatte, damit dieser hinfort die Gemeinde unterrichte und ihr das Zukünftige sage (Joh 16,13). Aber wir lesen in den Sendschreiben (Off 2 und 3), dass in den meisten Gemeinden der Heilige Geist betrübt worden war und nicht mehr Sein Amt weiterführen konnte. Alles ist in Frage gestellt. Da scheint es wieder licht werden zu wollen, wie es dort licht wurde, als Daniel wochenlang vor Gott lag, da Israel im trostlosesten Zustand sich befand, so dass er Jehova fragte: „Wann wird es licht?“ Aber es regt sich in den himmlischen Behausungen noch niemand, der das versiegelte Buch auftun könnte. Niemand wagte es, vor den Vater zu treten und aus Seiner Hand das Buch zu nehmen.

Da treten dem Seher die Tränen in die Augen. So ist es doch alles nichts, nichts als Rätsel, alles versiegelt, da ist keiner, der Licht bringen könnte! Und er weint. Da kommt die Antwort: „Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der aus dem Stamm Juda ist, die Wurzel Davids, das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel!“ Nun schaut er auf, der Weinende, und sucht nach dem Löwen. Aber es war weit und breit keiner zu sehen. Doch was sieht er da? Ein geschlachtetes Lamm (Vers 6). Das ist der Löwe aus Juda, das geschlachtete Lamm! Nicht mit Löwenmut und natürlichem Heldenmut, sondern durch Lammesweise und Lammesnatur hat der Herr, unser Heiland, die Welt erlöst, durch Leiden und Schweigen. Mit all unserm Mannesmut und all unserm eisernen Widerstand gegen die Sünde und gegen die Welt bringen wir nichts, gar nichts zustande, wir müssen trinken des Lammes Blut, dass auch wir Seine Art annehmen. Das Lamm hat überwunden, und Überwinder werden zu Überwindern durch des Lammes Blut.