Christus unsre Gerechtigkeit.
m Das erste nun von den drei Stücken, in die die Weisheit, welche Jesus in uns ist, sich zerlegt, ist Gerechtigkeit. „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch alles übrige zufallen.“ Das ist göttliche Weisheit, die nur durch Christus uns zukommen kann, Gerechtigkeit, nicht bloss Rechtfertigung, sondern Gerechtigkeit im weitesten Sinne, Gott Gott sein lassen; vor Gott uns fürchten und Gott die Ehre geben. Es gilt, unsre Rechnung vor Gott in Ordnung zu machen. Auch in die Gnade, auch in die Vergebung der Sünden, in den Gnadenstand und in die Kindschaft hinein kann man einen nagenden Wurm, kann man fremdes Siechtum schleppen, wenn es einem noch nicht ernstlich darum zu tun war, es Gott, nicht den Menschen, um jeden Preis recht zu machen. In diesem allen auflösenden Mächten verfallenen Geschlecht, wo jeder etwas sein will, wo Gleichheit und Freiheit und Gemeinschaftlichkeit, Güter und Interessen oft nur begehrt werden, damit einer über den andern sich erhebe, in dieser Zeit müssen die Kinder Gottes ihren Gott wieder etwas gelten lassen und wissen, sie stehen in der Gerechtigkeit und auf dem Boden, wo sie es Gott recht machen wollen und nicht den Menschen.
Woher kommen die Sorgen: Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? Woher? Weil man nicht nach der Gerechtigkeit trachtet, nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit. Als ob Gott, der Vater im Himmel, der da weiss, was uns fehlt, uns etwas fehlen lassen könnte, wenn es uns darum zu tun ist, es Ihm recht zu machen und Ihm die Ehre zu geben. - Gerechtigkeit! O wie gross wird Christus dann denen, die angefangen haben, es ihrem Gott recht zu machen! O wie treten da die Kreaturen, die kleinen Dinge des Lebens in den Hintergrund! Wenn nur mein Gott mir das Lächeln Seines Angesichts schenken kann, wenn Er mir nur bezeugen kann, dass Er zufrieden ist; wenn ich noch so vieles ungeschickt mache, wenn Er, der Herzenskündiger, nur einmal sieht: es ist mir darum zu tun, es meinem Gott recht zu machen, da kann Er uns auf die Spur von allem bringen. Erst wenn man es Gott in allem recht machen will, geht einem das Licht auf, wie viel Unlauterkeit, Feigheit, Gleichgültigkeit und Kreaturenliebe in uns verborgen war; das alles kommt jetzt an die Oberfläche. Mit allem wird aufgeräumt, wenn Gott wieder auf den Plan treten kann in Christus Jesus, der uns gemacht ist zur Gerechtigkeit, dessen Kreuz uns sagt, dass kein Mensch vor Gott gerecht ist, dass keine menschliche Tugend vor Gott tugendhaft und dass keine menschliche Keuschheit vor Gott keusch ist. Alles menschlich Edle und Gute, so hoch wir es gestellt haben und soviel es wahrhaft wert sein mag in einer zerrütteten Gesellschaft, kommt da ins Gericht. Es kommt zu kurz. Wir kommen zu kurz, auch die Besten unter uns, wenn wir uns unter diesen Massstab stellen. Nur einer hat es Gott recht machen können in allem, nur in einem hat Gott keinen Makel gefunden, nur über einen konnte Gott wiederholt das Wort ausrufen: Das ist Mein geliebter Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe. Das war Jesus Christus. Da haben wir die Gerechtigkeit.