Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Betrübet nicht den Heiligen Geist!
Eph 4,30 - 11. JuniEph 4,30 - 11. Juni
Betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung.
Gedenkt, liebe Leser, nun noch vor dem Angesicht Gottes dieses Schriftwortes! Der Heilige Geist ist der Baumeister des Tempels Gottes, des Leibes Christi, der Gemeinde. Er soll sie führen zum vollkommenen Mannesalter in Christus. Er arbeitet zielbewusst auf den Tag der Erlösung. Hat der Heilige Geist immer bauen können? Ist die Gemeinde geblieben im Kontakt mit den Zielen des Geistes? Wie lang hat es gedauert, ehe die Kirche Christi von der Rechtfertigung zur Heiligung schritt! Und wie lang wird es dauern, bis sie von der Heiligung zur Erlösung (1Kor 1,30) fortschreitet - wie lang, bis sie Busse darüber tut, dass sie den Heiligen Geist betrübt hat? Sobald Er betrübt wird, stellt Er Seine Arbeit ein, kann Er nicht weiterbauen. Der Geist wird eure Übertretung nicht vergeben (2. Mose 23,21). Ihr möget sogar für die Sünde, den Heiligen Geist betrübt zu haben, Vergebung im Blut Christi finden, aber zu bauen fängt der Geist nicht wieder an, bis ihr tiefer in die eigentliche Bedeutung der Erlösung eingedrungen seid und erfasst habt, dass letztere nicht nur „in Vergebung der Sünden“, sondern auch in „Macht über die Sünde“ besteht. Buchstabiert die Anfangsgründe (Grundwahrheiten) der Erlösung so lange, bis ihr bei jeglicher Sünde einen so unerträglichen Schmerz im tiefsten Innern empfindet, dass es euch je länger je mehr zur Unmöglichkeit wird, den Heiligen Geist Gottes zu betrüben; dann wird Er euch in ganz andrer Weise als bisher die Schrift öffnen.
O welche schreckliche Veränderung ist mit der Gemeinde Christi vorgegangen durch das Betrüben des Heiligen Geistes! Anstatt Seines Amtes zur Auferbauung der Kirche walten zu können, sieht Er sich genötigt, Sein für die Welt empfangenes Amt auf die Gläubigen zu übertragen. „Wenn Er gekommen ist,“ sagte der Meister, „wird Er die Welt überzeugen von der Sünde . . .; von Sünde, weil sie nicht an Mich glauben.“ Und nun muss Er an den Gliedern der Gemeinde auch wieder Seines Strafamts walten, um ihnen ihre Schuld Christus gegenüber zum Bewusstsein zu bringen. Kann man sich da wundern, dass ein Jahrhundert nach dem andern vergeht, ohne dass die Gemeinde zu dem Mass des vollen Wuchses der Fülle Christi hingelangt?