Werdet voll Geistes!
Ganz buchstäblich ist es natürlich nicht zu nehmen, wenn es in der gestern angeführten Stelle heisst (Apg 2,41): „Sie waren täglich und stets beieinander.“ Immer kann man nicht beieinander sein, und deswegen kommt in unsrer Epheserstelle als zweites: „singend und spielend dem Herrn in euren Herzen, danksagend allezeit für alles.“ Das Geistesleben, das du empfangen, wird genährt, du wirst oder bleibst voll Geistes, wenn Lobgesang der Grundton deines Herzens bleibt, wenn du dich darin übst, Gott und dem Vater im Namen unsres Herrn Jesu Christi für alles zu danken, was dir zustösst, für lichte und für dunkle Stunden, für Süsses und Bittres, für Freude und Leid. Der Lobgesang, wie ihn David in Psalm 103 erhebt: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was Er dir Gutes getan hat; der dir alle deine Sünden vergibt und heilet alle deine Gebrechen,“ darf durch keine Erfahrung des Erdenlebens geschwächt oder unterbrochen werden. Ein Herz, aus dem allezeit Anbetung und Danksagung zu Gott aufsteigt, kann der Heilige Geist ganz erfüllen. Da ist kein Raum mehr für fremde Geister, weder für Übermut noch für Schwermut. In den Psalmen haben wir sichere Anleitung, um den rechten Ton zu finden für unsre Lieder. Wir fliegen dann nicht zu hoch in falsche geistliche Höhen. Es kommt nichts Geschraubtes, nichts Gekünsteltes in unsre Zeugnisse und Lieder. Andrerseits kommen wir dann auch nicht zu tief hinab in Schwermut und Zagen hinein.
Es gibt so viele verstimmte Leute. Wenn sie nur jemand nicht ganz freundlich ansieht oder wenn sie etwa einen Vermögensverlust erlitten haben oder dergleichen, sofort ist die Verstimmung da. Geh doch ins Heiligtum, zum Wort Gottes, liebe Seele! Lerne deine Harfe an der Harfe der Psalmensänger, z. B. Davids, stimmen! Du darfst wohl dann und wann einmal einen Trauerpsalm singen in Beugung und Busse, aber nicht Lieder wehleidiger Traurigkeit. Wenn wir unsre Lieder wirklich Gott singen, so hat der Heilige Geist Raum, frei zu zirkulieren. Wir besingen dann nicht unsre eigenen Taten - nicht Heldentaten, wir besingen weder uns selbst noch unsre Leistungen.
Gross ist unsres Gottes Güte,
Seine Treu, täglich neu,
Rühret mein Gemüte.
Sende, Herr, den Geist von oben,
Dass mein Mund alle Stund’
Werd’ zu Dir erhoben!