Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Der auferstandene Heiland und seine Jünger
Joh 21,2-3 - 21. AprilJoh 21,2-3 - 21. April
Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der da heisst Zwilling, und Nathanael von Kann in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und andre zwei seiner Jünger. Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich will hin fischen gehen. Sie sprechen zu ihm: So wollen wir mit dir gehen. Sie gingen hinaus und traten in das Schiff alsobald; und in derselben Nacht fingen sie nichts.
Ich will aus diesem Kapitel in der Zeit zwischen Ostern und Pfingsten, in der wir jetzt sind, eure Blicke richten auf einige Punkte in dieser lieblichen Geschichte. Sie haben einen eigentümlichen Reiz und tiefen Sinn, die Begegnungen des Herrn mit den Seinen nach Seiner Auferstehung, und es liegt viel Bedeutungsvolles darin. Da tritt uns vor allem entgegen der alte Petrus, immer noch derselbe, den der Herr gewarnt hatte. „Der Geist ist willig“ (nicht Gottes Geist, sondern des Petrus Geist), willig vorauseilend, mutig, feurig, „aber das Fleisch ist schwach.“ Es kommt nichts dabei heraus als bittre Tränen mit einer furchtbaren Katastrophe. Die Katastrophe lag nun hinter ihnen, und Petrus war noch immer der gleiche, rasch, sich selber gürtend und die andern mitreissend in seine Arbeit hinein, wo immer erst wieder der Herr kommen musste und auf den Trümmern ihres Eifers eingreifen und sich offenbaren. „Ich will hin fischen gehen,“ sprach er Vers 2. Er war ja bestimmt, vorauszugehen in der Gemeinde, aber wie viel muss der Herr an Seinen Werkzeugen arbeiten, bis das, wozu Er sie bestimmt hat, in göttlicher Weise zum Ausdruck kommen kann! Er war ja bestimmt, Fischer zu bleiben und Menschenfischer zu werden, aber er versteht sich auf das Alte nicht mehr und kann das Neue auch noch nicht. Er ist noch der Alte und noch nicht neu geworden. Sie arbeiten eine lange Nacht, und als eine Stimme erschallt am Morgen: „Kinder, habt ihr nichts zu essen?“ da müssen sie antworten: Nein, nichts. Ich weiss ja nicht bestimmt, aber wir können uns den Herrn kaum anders vorstellen, jeden Moment bereit, hervorzutreten und sichtbar zu werden, aber sie hatten noch nicht gelernt, Ihn für ihr Fischerwerk, ihr Gehen und Stehen, Tun und Lassen anzurufen. Es war ihnen immer wieder eine Überraschung, wenn Er kam; sie waren nicht gefasst darauf und erkannten Ihn nicht. Jetzt fragte Er: Habt ihr nichts zu essen, Mir nichts zu bieten? Was ist bei all eurer Arbeit herausgekommen für Mich? Denn nicht wahr, liebe Leser, wenn wir Kinder Gottes sind, dann haben wir es doch darauf abgesehen, dass unsre Arbeit etwas abwerfe für Ihn? Wir leben ja nicht mehr auf eigene Rechnung, für unser Interesse bei dem Fischen, auf dem Markt des Lebens, es soll etwas abwerfen für Ihn, ein Zeugnis Seines Wohlgeruchs werden für Ihn; auch das Lesen dieser Andachten kann nur dann seine Bestimmung erfüllen, wenn wir im täglichen Leben das eine grosse Ziel haben: unser Tagewerk soll etwas abwerfen für Ihn.