Als Kinder des Gehorsams stellet euch nicht gleich wie vorhin, da ihr in Unwissenheit nach den Lüsten lebtet.
Bildet euch, sagt unser Schriftwort, in ganz neuem Sinn, nicht in neuen Lüsten, wie ihr in eurer Unwissenheit getan habt, da ihr durch Augen und Ohren allerlei Fremdes, Befleckendes aufgenommen habt, so dass ihr in Fleischesausbildung hineingeraten seid. Bildet euch nicht nach den vorigen Lüsten, nicht nach Hoffart und Fleischeslust. So haben wir es früher getrieben. Wohl uns, wenn das aufgehört hat! Wo eine wirkliche Bekehrung stattfindet, da hört die Fleischesausbildung auf, und man findet von Tag zu Tag mehr Kraft, sich in ein neues Vorbild hineinzubilden. Da steht Christus vor uns, und wo wir irgend etwas an uns und in uns bemerken, was mit diesem Bild nicht stimmt, gehen wir unters Blut und lassen Gott keine Ruhe, bis dieser verderbliche Zug einem neuen Zug des Bildes Christi, in das wir uns hineinbilden, Platz gemacht hat. Dazu ist der Geist Gottes gekommen, und dazu ist das Blut des Lammes geflossen. Wenn das Weizenkorn stirbt, so bringt es viel Frucht; so wachsen aus dem gestorbenen Christus Leute hervor, die Sein Bild tragen und die von allen Dingen gelöst werden, die ihnen früher ihren Stempel aufgedrückt hatten. Solche können von ihren Mitmenschen nicht mehr gereizt werden; sie stehen unter dem Eindruck des Bildes Christi und bilden sich immer mehr in dieses Bild hinein, indem sie dem Geist Gottes gehorchen und sich je länger je mehr des Bildes, auf das sie früher so stolz gewesen sind, schämen. Mit allem Hochmut und Ehrgeiz räumt der Geist Gottes auf. Es gibt im Weltall nur einen, in dessen Bild gestaltet zu werden sich der Mühe lohnt, das ist Christus, das Lamm Gottes - das Urbild.
„In eurer Unwissenheit.“ Ihr habt früher nichts Besseres gewusst und gekannt - jetzt aber ist durch die Predigt des Evangeliums etwas Neues in euren Gesichtskreis gerückt worden. Durch Christus tritt uns eine neue Welt entgegen, und in diese neue Welt sind wir durch den Glauben und Gehorsam eingetreten. Der Glaube kommt zuerst, denn der Teufel sorgt dafür, Unglauben und Misstrauen in unser Herz zu säen, indem er uns zuraunt: „Bilde dir nur nichts ein, du bleibst doch, wie du bist!“ „Nein, ich bilde mir nichts ein, aber ich glaube an die Kraft des Wortes Gottes.“ Das Wort Gottes hat eine umgestaltende Macht, und die offenbart sich überall, wo jemand im unverrückten Glauben zielbewusst auf die Gnade vertraut zur Umwandlung. - „Nicht in Unwissenheit.“ - Du hast jetzt von der Macht der Gnade gehört, also vertraue dich ihr auch an! Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn man die Gnade missbraucht - als wenn man die Gnade an sich herantreten lässt und dennoch bleibt, wie man ist, der alte unartige, unbesonnene, träge Mensch. Die Gnade bildet uns, wenn wir uns dazu hergeben. Früher habt ihr in eurer Unwissenheit gar nicht geahnt, dass es eine Macht gibt, die aus all dem Zeug, das euch so lange schon gebunden hält, herausbringt, sei es auch nur aus der Gebundenheit in der Phantasiewelt. Die Gnade hört nimmer auf, und die Gnade ist allen Menschen rettungbringend erschienen und reicht hinein in alle Gebundenheiten der Schwermut, Geisteskrankheit, fixen Ideen, Wahngedanken. Wo das Wort Gottes rein und lauter mit Geistesmacht verkündigt wird, ist die Gnade auf dem Plan.