Otto Stockmayer
Schriften von Otto Stockmayer
Mt 19 - Was Gott zusammengefügt hat,das soll der Mensch nicht scheinen: nicht die Ehe, nicht die Kinder von ihrem besten Freund, nicht sich selbst vom Reich Gottes.Mt 19 - Was Gott zusammengefügt hat,das soll der Mensch nicht scheinen: nicht die Ehe, nicht die Kinder von ihrem besten Freund, nicht sich selbst vom Reich Gottes.
Vers 2: „Da traten zu ihm die Pharisäer, versuchten ihn und sprachen: „Ist's auch recht, daß sich ein Mann scheide von seinem Weibe um irgend einer Ursache?" Die armen Leute — anstatt auch für sich zu nehmen aus seiner Fülle und sich von ihren Vorurteilen und ihrem Höhenwahn heilen zu lassen, wollen sie dem Herrn eine Falle stellen, versuchen ihn und sagen: „Ist es einem Manne erlaubt . . .?" Der Herr antwortete ihnen: „Habt ihr nicht gelesen, daß der am Anfang den Menschen gemacht hat, der machte, daß ein Mann und e i n Weib sein sollte und sprach: Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen und werden die zwei e i n Fleisch sein." Vers 6 kommt zunächst die Frage: Gibt es nicht Ehen, von denen man nicht sagen könnte, Laß Gott sie zusammengefügt hat, sondern daß sie durch menschliche Kombinationen und fleischlichen Sinn zustande gekommen sind? Einerlei, mir auch eine Ehe zustande gekommen sein mag — ist sie einmal geschlossen, so sind die zwei e i n Fleisch und daher unzertrennlich. Seien sie auch aus irgend einem fleischlichen Interesse oder infolge menschlicher Kombinationen zusammengekommen — sind sie einmal verbunden, so werden sie in ihrer Ehe das Heil- und Zuchtmittel finden, das sie zurechtbringt, und wodurch der Herr sie erzieht wie durch nichts anderes. So kann das fleischliche Übereinkommen, das sie getroffen haben, das Mittel zu einer Reinigung und Lösung werden, wie sie auf anderem Wege kaum hätte erreicht werden können. Vers 7: „Da sprachen sie: Warum hat denn Moses geboten, einen Scheidebrief zu geben . . . ?" Der alte Bund hatte nicht die Macht, die der neue Bund hat, und es konnte da eine Ehe zur Hölle werden. Vers 8: „Er sprach zu ihnen: Moses hat euch erlaubt, zu scheiden von euren Weibern wegen eures Herzens Härtigkeit; von Anbeginn aber ist's nicht also gewesen." Das Gesetz konnte nicht mit dem Menschen fertig werden, aber die Gnade des neuen Bundes steht über der Herzenshärtigkeit, wo man sich ihr öffnet— und erst dadurch, daß man sich der Gnade öffnet, wird man wirklich ein Gnadenkind. Das wird man nicht durch die Taufe. Die Taufe gibt uns noch nicht die Macht, jeden Lebensweg aus Gottes Hand zu nehmen — ohne zu murren — als Erziehung für die Herrlichkeit. Die Ehe ist eine Hochschule, keine Kleinkinderschule. Der Herr kann aber — wo er nicht Gelegenheit zu einer Heirat gibt — tausend Mittel und Wege zur Reinigung und Lösung vom Alten gebrauchen. Jedes Zusammenleben mit anderen bietet Gelegenheit genug, sein Leben und seinen Willen herzugeben, nachzugeben und sich unterzuordnen. „Niemand lebt ihm selber und niemand stirbt ihm selber . . Da bleibt man dann aber lieber Junggeselle, um sich nicht in Schranken zu begeben, um sich keine Zucht aufzuerlegen, um sich frei zu bewegen und sich frei zu entwickeln. Was wird aber aus einem Menschenkinds, Las sich frei entwickeln kann, ohne mit anderen rechnen zu müssen? Das gibt eine krüppelhafte Entwicklung. Vers 12 am Ende gilt auch im allgemeinen vom Worte Gottes. Der Herr muß es erst ins Herz legen und in unserem Leben zur Kraft werden lassen. Vers 12. 13: „Es sind etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreichs willen . . ." Die können keine Kinder zeugen — um des Himmelreichs willen — um ganz nur für Gott zu leben. Das waren in alten Zeiten die Einsiedler. „Wer es fasten kann, der faste es." Es ist also eines der Worte, die nicht eine allgemeine Anwendung haben. Jeder sehe, was er davon brauchen kann für seinen speziellen Weg, seine persönliche Entwicklung. Nun kommt diesen verschrobenen Pharisäern gegenüber eine wohltuende Begegnung für den Herrn am anderen Pol. „So ihr nicht werdet wie die Kinder, so könnet ihr nicht ins Himmelreich kommen." Vers iz: „Da wurden Kindlein zu ihm gebracht . . . Lastet die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Himmelreich." „Und er legte die Hände auf sie und zog von dannen." Die Jünger meinen, der Meister hat genug mit den Großen zu tun — was muß man ihm da noch Kindlein bringen —, aber diese Großen, denen er nach der Meinung der Jünger seine ganze Kraft hätte widmen sollen, die müssen zuerst zu Kindern werden, um überhaupt Zutritt zum Reiche Gottes zu haben. Und es ist ein Problem, das nur die Gnade lösen kann, daß alte Leute wieder zu Kindern werden können, aber Gott kann es machen. Ihm sind alle Dinge möglich. Vers 16: „Und siehe, einer trat zu Jesu und sprach:
Guter Meister ... Er aber sprach zu ihm: Was heissest du mich gut — niemand ist gut als der einige Gott." Es ist nur Einer gut, der lebendige Gott — und daß Jesus Gottes Sohn war in einem ausschließlichen Sinn, das war sa diesem Suchenden nicht lebendig. Hätte er das gewußt, so hätte ihn der Herr nicht zurückgewiesen — auch ohnehin beanspruchte der Herr nicht, gut zu sein. Er war ohne Sünde, aber damit war er noch nicht gut, noch nicht reif, noch nicht vollkommen. Er hat Gehorsam gelernt durch das, was er litt, und er hat gelitten bis zum Tod am Kreuz, war also Lehrschüler bis ans Kreuz hinauf, bis zur Vollendung. Sein Lebensabschluß war dann zugleich Vollendung, Erprobung bis aufs äußerste. „Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote", sagt der Herr zum reichen Jüngling. Er führte den jungen Mann auf dem Wege alles Fleisches durch Gesetz zum Evangelium. Vers 18., 19., 20: Der Jüngling sprach zu ihm: „Das habe ich alles gehalten von Jugend an." Offenbar fehlte es ihm an Selbsterkenntnis — aber er war ein aufrichtiger Mensch. Jesus faßte ihn an der wunden Stelle seines Lebens an, wie er es immer macht. An den wunden Stellen unseres Lebens und unserer Herzensstellung faßt er uns an und bringt uns zum Bewußtsein, was noch nicht durchgerichtet ist. Da muß dann durch gründliche Buße ausgeschaltet werden — durch Buße und Hingabe. „Willst du wirklich vollkommen werden, so verkaufe, was du hast . . . und komm und folge mir nach." Sammle dir keine Schätze mehr hier unten. „Unser Schatz ist im Himmel." Unsere Heimat ist droben im Licht, und dieser Heimat führt uns alles entgegen — Freude und Leid, wenn wir ihm nachfolgen. Komm — wenn du allem den Abschied gegeben, dich gründlich gelöst hast — dann werde mein Jünger wie die anderen und folge mir nach! Vers 20 hatte der Jüngling gesagt: „Was fehlt mir noch?" Jetzt hatte er die Antwort. Es fehlt dir, junger Mann, daß du noch nicht los bist von deinen Gütern. Dort ist der Knoten — dort ist deine Gebundenheit. Du bist innerlich nicht von deinen Reichtümern gelöst. Damit ist nicht gesagt, daß man alles hergeben muß, was man besitzt — aber es gibt Fälle, wo es gilt, die Hand abzuhauen, die einen ärgert, bis man frei ist, dem Herrn überallhin nachzugehen, wohin er führt. Und nun Vers 23: „Wie schwer ist es, daß ein Reicher ins Reich Gottes eingehe!" „Und weiter sage ich euch . ." Es ist eine Unmöglichkeit, und es bedarf eines Wunders göttlicher Gnade, um einen Reichen zu lösen und tüchtig zu machen fürs Reich Gottes. „Als das seine Jünger hörten, entsetzten sie sich sehr und sprachen: Ja, wer kann denn selig werden? Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist's unmöglich, aber alle Dinge sind möglich bei Gott." Die Armen haben ihre Unmöglichkeit, einzugehen ins Reich Gottes, so gut wie die Reichen. Die Herzenshärtigkeit ist die gleiche bei Reichen und Armen, wenn sie sich auch noch so verschieden äußert. Der natürliche Mensch kann nicht ins Reich Gottes eingehen. Es bedarf da einer neuen Schöpfung durch den Heiligen Geist — der Wiedergeburt. „Da antwortete Petrus": es war aber keine gute Antwort, die er gab — und sprach: „Siehe, wir haben alles verlaffen und sind dir nachgefolgt — was wird uns dafür?" Der Herr geht gnädig und barmherzig auf die Frage ein: „Jesus aber sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage euch ... in der Wiedergeburt" — da ist nicht von persönlicher Wiedergeburt die Rede, sondern von der Wiedergeburt der Schöpfung. „Es darf euch nicht bange sein, was einem jeglichen wird, der mir nachfolgt — ihr werdet keinen Schaden haben."