Vergiss deines Volks und deines Vaterhauses.

Psalm 45,11

Vergiss,“ heisst es. Im Anschauen vergiss alles andre, jeden andern Namen, auch deinen eigenen. Königin wirst du nur, wenn du deinen Namen und den deines Geschlechts beiseite setzt, vergisst. Verlässt du deine vorigen Wege und deine alte Heimat, so macht der König dich Seiner Natur teilhaftig; du erfährst, was leben heisst. Dann erst kannst du auch den vollen Sinn deiner Taufe ausleben. Der biblische Sinn von Getauftwerden ist: sich in den Tod Christi hineinpflanzen lassen, allen Ehrgeiz, alle Hoffnungen, alle Wünsche und Neigungen, die ganze Welt, in der man bisher gelebt, in Sein Grab mit hinunternehmen, des Vaters Haus und den „eitlen Wandel nach väterlicher Weise“ (1Pet 1,18) verlassen, was man war, was man liebte, wofür man arbeitete, ehe man Christus kannte, vergessen. Dieses aber empfangen wir durch den Heiligen Geist. Durch die mächtige Wirkung Gottes werden wir mit Christus eins gemacht in der Gleichheit Seines Todes und ebenso in der Gleichheit Seiner Auferstehung (Röm 6,5). So werden wir gelöst von der alten Schmach. Wenn sich eine Jungfrau dem Mann, der um sie wirbt und dem ihr Herz gehört, verlobt, so bricht sie mit ihrer Vergangenheit; schon seine Anfrage, sobald sie eine Stätte findet, löst sie aus den alten Verhältnissen.

Darum noch einmal: Stehe still und lausche dem, was Er dir zu sagen haben mag! Vielleicht kannst du schon jetzt unter der Gestalt des Verachteten einen Schein Seiner Herrlichkeit und Majestät erblicken, wie er bisher noch nicht in dein Herz gekommen war. Ertönt dir des Bräutigams Stimme, so gehörst du dir selber nicht mehr an; Er wirbt um dich, und du hast Ihm eine Antwort zu geben.

Da hat Er sich vor mich gestellt,

Der wunderbare Siegesheld;

Da hat Er mich im Geist erschaut

Als Seine Ihm Verlobte Braut;

Da schrieb Er mir das Wort hinein

In meines Herzens tiefsten Schrein.

Mein Heiland rief am Kreuz mit Macht:

Es ist vollbracht! Es ist vollbracht!