Da nun Jakob von seinem Schlaf aufwachte, sprach er: Gewisslich ist der Herr an diesem Ort, und ich wusste es nicht; und fürchtete sich und sprach: Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nicht andres denn Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels.
Jakob erwachte. Aber wir wollen es nicht machen wie er, der gar nicht daran dachte, dass Gott ihm in der Nacht begegnen könnte: „Gewisslich ist der Herr an diesem Ort, und ich wusste es nicht.“ Was haben wir gesündigt an Gott und an Seinen Dienern, die Woche um Woche uns das Wort Gottes verkündigt haben mit grosser Treue und vieler Not! Warum mit vieler Not? Weil sie eine schläfrige, träumende Gemeinde vor sich hatten. Gott schickt uns Sein Wort nicht, dass wir so wieder hinausgehen, wie wir gekommen sind. „Er sandte Sein Wort und machte sie gesund“ (Ps 107,20). Manche hören das Wort Jahr für Jahr, aber auf ihrem Herzensacker wachsen Dornen und Disteln mit auf, nämlich die Sorgen, Furcht und Angst, Leidensscheu, die Sucht, ein bequemes Leben zu haben, und dadurch wird das Wort Gottes erstickt. Wenn wir innerlich still sind, so kann Gott mit uns reden. Möchte niemand unter uns erst zu spät aufwachen und sagen: Gewisslich war der Herr an diesem Ort, und ich wusste es nicht!
Da haben wir eine Erweckung. Es wird heute so viel von Erweckungen geredet; wenn einmal die Kinder Gottes aufgewacht sind, dann kann der Herr auch andre erwecken. Wenn die Kinder Gottes nicht schlafend und träumend durchs Leben gehen, sondern unter einem geöffneten Himmel, dann kann der Herr überall herrliche Erweckungen schenken.
Jakob war erschüttert von der Heiligkeit dieses Ortes, denn eigentlich heisst es: „Wie erschreckend ist dieser Ort!“ Was war denn zum Erschrecken? Gott mag noch so barmherzig sein, sobald einem sündigen Menschenkind, das noch nicht im Geist wandelt, der Herr nahetritt, so erschrickt es und sinkt zusammen. Johannes sank auf Patmos zusammen in der Gegenwart des Herrn, und Er musste ihm erst die Hand auflegen und ihn stärken, um das zu sehen, was kommen sollte.
O wie wenige werden sich doch der Gegenwart des Herrn wirklich bewusst! Man kann sich durch Jahre hindurch so daran gewöhnt haben, das Wort zu hören, ohne sich darunter zu beugen, ohne im Geist und in der Wahrheit anzubeten, dass man dann mit seinem ganzen ungebrochenen Wesen, mit seiner ganzen Weltlichkeit in die Gegenwart Gottes hereintritt und nicht von ferne daran denkt, dass so die freie Bewegung des Geistes gehindert wird. Wer eine Begegnung mit seinem Gott sucht, der bereite sich auch darauf vor: er gehe in die Stille und lasse den Herrn mit sich reden und besinne sich, wie er zu Ihm steht. Wie wichtig ist es, dass Kinder Gottes in solchen Zeiten sich zusammentun und zusammen einstehen, dass der Herr den Himmel öffne und wesenhafter Segen herabkomme, dass es mit den „Traumgesichten“ ein Ende habe und ein jedes „zittern“ lerne vor dem heiligen, gegenwärtigen, lebendigen Gott!
Liebe Freunde, was wollt ihr tun angesichts des weit geöffneten Himmels, wollt ihr hineingehen und in Verbindung kommen mit dem gnädigen Gott? Man kann nicht sagen, dass Jakob hineingegangen ist. Wie wäre es ganz anders gekommen mit ihm, wenn er einfach getan hätte, wozu ihn sein Gott aufgefordert! Hier wäre der Ort und die Stunde gewesen für Jakob, zu handeln, wie wir im Lied singen:
Ist dann die Nacht vorbei,
Leuchtet die Sonn’,
Weih’ ich mich Dir aufs neu’
Vor Deinem Thron;
Baue mein Bethel Dir
Und jauchz’ mit Freuden hier:
Näher, mein Gott, zu Dir,
Näher zu Dir!