Werdet voll Geistes!
Danksagend allezeit für alles Gott und dem Vater in dem Namen unsres Herrn Jesu Christi, - ohne Unterschied, für Freude und Leid, für Erfreuliches und Bedrückendes, kurz für alles. Alles kommt von oben. Kinder Gottes sehen nicht horizontal, sondern vertikal, sie rechnen nicht mit dem, was von der Seite an sie herantritt, sei es durch unsre Mitmenschen oder durch Umstände und Verhältnisse. Wir nehmen alles von oben, auch wenn es von Menschen, ja selbst wenn es von andern Kindern Gottes kommt. Wir nehmen es unterschiedslos aus Gottes Hand, legen es vor den Thron nieder und lernen immer besser diejenigen lieben, die uns von oben her behandeln und nicht so würdigen, wie wir es zu verdienen meinen. Alles nehmen wir aus Gottes heiliger Hand zu unsrer Erziehung, und das macht dem Geiste Raum. Die Kreatur tritt in den Hintergrund, alles von der Kreatur Stammende aber in direkte Beziehung zu Gott, uns inniger denn je mit Gott verbindend. So gewinnt der Geist stetig Raum. Die wahre Freiheit und Erlösung besteht darin, dass uns Gottes Treue in den Vordergrund tritt und unser eigenes Tun und Lassen in den Hintergrund. Auf diese Weise kommt unser ganzes Wesen in die richtige Tonart und in die richtige Harmonie, so dass alles einheitlich zusammenklingt zur Verherrlichung Gottes. Es soll Weihrauch aus uns emporsteigen zu Gott. Dazu hat uns Gott geschaffen, und dazu hat uns die Gnade ergriffen. Dann hören sowohl Hochmut wie Schwermut und Verzagtheit auf, und durch das Herz geht ein stiller Gesang. In Beugung bringen wir Gott unsre Lieder. Menschenlob darf uns nicht mehr erheben, und Menschentadel darf uns nicht mehr niederdrücken, sondern es muss alles dazu beitragen, geisterfüllte Leute aus uns zu machen.
„Werdet voll Geistes,“ indem ihr dem Geiste Raum macht, indem ihr alles, was von aussen an euch herantritt oder aus der eigenen Gemütswelt in euch aufsteigt, beherrscht und in Schranken haltet. Dazu ist uns die Gnade gegeben. Selbstbeherrschung ist auch eine von den christlichen Tugenden. Es bedarf der Wachsamkeit nach innen und nach aussen, damit keine Verstimmung einreisst; sonst klingt die Harfe natürlich sofort auch verstimmt. Auch die Schwärmerei hört dann auf; denn sie ist ebenso wenig aus der Liebe wie der Hochmut. Hingegen entfalten sich Demut, Freimütigkeit und christliche Tapferkeit.